SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.06.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Zunächst ruhige Hochdrucklage. Am Sonntagabend und in der Nacht zu Montag im
Süden aufkommende Gewitter mit Starkregen, lokal Unwetter. Am Montag im Norden
kurze Gewitter, im Stau der Alpen und des Bayerischen Waldes anfangs noch
Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland am Südrand eines breiten Troges der sich von
Grönland über Island bis zu den Britischen Inseln und der Nordsee erstreckt.
Südlich davon liegen wir im Einflussbereich eines Keils von der Iberischen
Halbinsel über unseren Vorhersagebereich hinweg bis nach Nordrussland. Diese
Konstellation stützt einen Bodenhochkeil vom ostatlantischen Hoch bis zum
Baltikum. Über der Mitte und dem Westen liegt die Kaltfront eines Tiefs nördlich
von Schottland. Da aber allgemein der Hochdruckeinfluss dominiert ist sie kaum
wetteraktiv und macht sich nur durch etwas stärkere Bewölkung über der
nördlichen Mitte bemerkbar.
Aufgrund des dominierenden Absinkens bleibt die Nacht ruhig und warnfrei.
Gebietsweise können sich auf feuchtem Untergrund flache Nebelfelder bilden, die
aber wahrscheinlich nicht warnrelevant sein werden.

Sonntag … kommt es im Bereich der Frontalzone über den Britischen Inseln zu
einer Austrogung. Der dabei entstehende Trog verlagert sich mit seiner Achse bis
zum Abend etwa auf eine Linie von der westlichen Nordsee bis ins zentrale
Frankreich. Der Trog wird jedoch von Kaltluftadvektion (KLA) überlaufen und ist
daher wenig wetterwirksam. Trogvorderseitig hat sich ein schwacher Bodentrog
ausgebildet, in den auch die Kaltfront eingelagert ist. Die Front löst sich im
Tagesverlauf auf und hinterlässt lediglich etwas durchbrochene Bewölkung.

Über dem Westen und dem Südwesten sorgt die südwestliche Höhenströmung für die
Zufuhr von feuchtlabiler Luft. ICON6 prognostiziert für die Gewitterzutaten
MU-CAPE meist unter 500 J/kg, PPW 23 bis 28 mm, selbst Scherung ist in
Süddeutschland wenn auch nur im geringen Maße vorhanden. Es fehlt allerdings
komplett der dynamische Antrieb, da das Absinken überwiegt. Auch die
Vorhersagetemps zeigen, dass die mittlere Troposphäre ab etwa 700 hPa sehr
trocken ist. Erst am Abend ist genügend Feuchtigkeit vorhanden, dass durch
orografische Auslösung im südwestlichen Bergland die ersten Gewitter entstehen.

Daher ist es am Sonntag meist heiter oder wolkenlos und die
Tageshöchsttemperaturen steigen südlich einer Linie von der Eifel bis zur
Uckermark erneut auf 25 bis 31 Grad mit den höchsten Werten am Oberrhein.
Nördlich der Linie werden 19 Grad bis 24 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag erfasst der Randtrog den Nordwesten. Da er nach wie vor
von KLA überlaufen ist, hat er keine Wetterwirksamkeit. Allerdings wird auf
seiner diffluenten Vorderseite Hebungsantrieb generieret und das führt dazu,
dass sich die im Schwarzwald entstandenen Gewitter sich bis zum Montagmorgen bis
nach Niederbayern und dem Bayerischen Wald hin ausbreiten. Sie sind teilweise
mit mehrstündigem Starkregen bis in den Unwetterbereich verbunden.

Weiterhin simulieren die Modelle auch im Einflussbereich des Troges im
Nordwesten Schauer und Gewitter. Sie gehören jedoch zur Kategorie
Kaltluftgewitter, bei denen meist die gelbe Warnstufe ausreichen sollte.

Montag … schwenkt der Trog über den Norden und die Mitte ostwärts und erreicht
bereits am Abend Polen. Sein Hebungsantrieb sorgt vor allem am Erzgebirge sowie
an den Alpen für weitere Konvektion, die nicht von langer Dauer ist. Von daher
sind markante Wettererscheinungen durch Starkregen eher die Ausnahme. Gegen
Abend lassen auch die Stauniederschläge an den Alpen nach.

Rückseitig des Troges kündigt sich ein neuer Höhenkeil an, mit der die
Höhenströmung auf Nordwest dreht und die am Boden für Druckanstieg und den
Vorstoß des Bodenhochkeils in Richtung Osten sorgt.
Dadurch frischt auch der Nordwestwind im Nordosten auf. Warnwürdige Böen sind
aber nur im Gebirge und an der Küste zu erwarten.

Vor allem südlich der Mittelgebirge zeigt sich häufig die Sonne, im Südwesten am
längsten. Daher können am Oberrhein 25 Grad erreicht werden, sonst 20 bis 24
Grad und an der Küste teilweise nur 16 Grad.

In der Nacht zum Dienstag erreicht die Achse des Höhenkeils die Nordsee und
stützt den Bodenhochkeil über Deutschland. Das sorgt für Absinken und somit für
Wolkenauflösung und daher kann sich vor allem in den Tälern der Mittelgebirge
Nebel bilden.

An der Küste kann es aufgrund der Nähe zur Frontalzone noch ein paar Schauer
geben. Die Tiefsttemperaturen sinken fast überall auf einstellige Werte ab.

Dienstag … dominiert das antizykonal geprägtes Geopotentialfeld den Südwesten
Europas. Dieses stützt die langgezogene, vom Atlantik bis nach Osteuropa
reichende Hochdruckzone. Die bis dahin im Alpenraum befindliche Kaltfront ist
nun vollständig aufgelöst und von Südwesten her setzt zunehmend WLA ein. Die
10-Grad Isotherme (850 hPa) erreicht dabei bis zum Abend etwa die Mainlinie.
Nördlich davon ist es bei Höchstwerten von unter 20 Grad deutlich kühler als
entlang des Oberrheins mit verbreitet mehr als 25 Grad. Verstärkt wird dieser
Effekt außerdem durch die deutlich längere Sonnenscheindauer im Südwesten und
Süden. Der Wind spielt keine große Rolle, auch eventuelle Gewitter im alpinen
Bereich sind aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Im Nordosten können einzelne
Schauer im Tagesverlauf nicht ausgeschlossen werden.
In der Nacht zum Mittwoch sinken die Temperaturen bei einem wechselnd bewölkten
Himmel auf 12 bis 7 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Die anderen verfügbaren Modelle zeigen eine ähnliche Entwicklung wie die
deutschen Modelle. Vorhersage- oder warnrelevante Unterschiede sind nicht zu
erkennen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich