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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.06.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Keine
Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … Von Südwesten hat sich ein Höhenrücken von Südfrankreich bis nach
Deutschland vorgeschoben. Im Seegebiet zwischen Schottland und Island liegt ein
abgeschlossenes Tiefdrucksystem. Von ihm ausgehend reicht eine teilweise
okkludierte Kaltfront bis in den Westen Deutschlands und sogar bis
Nordfrankreich. Diese kommt durch den Einfluss des Rückens zunehmend unter
Absinken und verliert immer mehr an Antrieb. Auch im Südosten liegt noch eine
Front, die ebenfalls zunehmend unter Absinken gerät und auch rasch nach Südosten
Richtung Balkan und Italien abzieht. Letzte Regenfälle klingen jetzt rasch ab.
Die von ICON-D2 simulierten Starkregen Signale waren ohnehin viel zu hoch
prognostiziert. Sie wird sich ebenfalls zusehends Auflösen und kaum noch zu
Niederschlägen führen.

In der Nacht zum Samstag gehen die Auflösungserscheinungen beider Fronten weiter
und es bleibt somit nur noch wechselnde bis starke Bewölkung davon übrig. In der
teils noch feuchten Luft bildet sich hier und da nicht warnwürdiger Nebel.

Samstag … gelangt Deutschland zunehmend zwischen den weiterhin leicht
progressiven Rücken und einem breiten Trog über dem nahen Atlantik. Dabei stellt
sich landesweit eine west-südwestliche Höhenströmung ein, die nach Süden hin
schwach und deutlich antizyklonal, nach Nordwesten hin flott und leicht zyklonal
ausfällt. Darunter hält sich Azorenhochkeil CENK wie ein Fels in der Brandung,
obwohl das etwas zu martialisch ausgedrückt ist, weil es nämlich überhaupt keine
Brandung gibt. Oder anders ausgedrückt, fette zyklonale Brecher sind nicht zu
erwarten, obwohl sich Zentraltief ExALEX von Westen her langsam der Norwegischen
See nähert und somit auch dem Vorhersageraum etwas dichter kommt. Immerhin hält
sich im Norden die nach Südwesten zurückhängende und weitgehend stationäre
Kaltfront, die neben einigen Wolken auch einzelne meist schwache Schauer
(Inversion bei 700 hPa, T dort nur wenig unter 0°C => keine Eisphase) induziert.
Neben dem Küstenraum und der Norddeutschen Tiefebene könnte davon auch der
nördliche Mittelgebirgsraum betroffen sein. Allerdings soll hier kein falscher
Eindruck entstehen, das Samstagswetter im Norden und in der Mitte ist alles
andere als unfreundlich oder gar unwirtlich. Neben den Wolken und den schwachen
Schauern zeigt sich auch immer mal wieder die Sonne, am häufigsten
wahrscheinlich in Küstennähe. Allerdings wird es dort aufgrund des noch frischen
Meerwassers und teils auflandiger Windkomponente mit 18 bis 23°C am wenigsten
warm, während sonst 23 bis 28°C angepeilt werden mit den höchsten Werten im
Osten. Im Süden ist die Samstagsgeschichte ganz schnell erzählt. Die Sonne
scheint von einem locker bewölkten, nach Südwesten hin z.T. sogar wolkenlosen
Himmel. Einzig über den ostbayerischen Mittelgebirgen, vielleicht auch noch am
östlichen Alpenrand entwickeln sich aus der noch etwas feuchteren und labil
geschichteten Grenzschicht heraus ein paar dickere Quellungen, die aber über 700
hPa nicht hinauskommen. Für Schauer dürfte das allenfalls nur noch ganz
vereinzelt reichen. Reichen wird es in den meisten Regionen auf alle Fälle für
einen Sommertag mit Maxima zwischen 25 und 29°C, für die „30“ allerdings wird es
trotz steigender 850-hPa-Temperaturen auf bis zu 13°C (noch) nicht langen.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich weiterhin eher wenig an der Großwetterlage.
Zwar kippt der Höhenrücken noch etwas nach Südosten, eine substanzielle
Veränderung hat das aber nicht zur Folge. Nach Norden und Nordwesten hin sowie
bedingt auch in der Mitte verläuft die Nacht an bzw. in der Peripherie der sich
zäh wie Leder haltenden Kaltfront mehr oder weniger bewölkt, aber meist trocken.
Weiter südlich ist der Himmel gering bewölkt oder klar, dazu hier und da ein
paar flache Nebelfelder.

Sonntag … scheint es so, als würden die Basisfelder eine Kopie der Verteilung
vom Samstag darstellen. Hochkeil, Kaltfront, Trog-Rücken-Muster, alles noch da
und zunächst nur wenig anders konfiguriert als tags zuvor. Am ehesten ändert
sich die Qualität der alternden Luftmasse, die durch den täglichen diabatischen
Eintrag und die damit verbundene Erwärmung der unteren Schichten allmählich
labiler wird. Auf der anderen Seite ist über Teilen Norddeutschlands aber auch
eine Abnahme des Wasserdampfgehaltes erkennbar. Kurzum, gebietsweise wird etwas
ML-CAPE generiert, die vor allem im Nordwesten und in der Mitte in einzelne
Schauer umgesetzt werden kann. Ob es auch für ein Gewitter reicht, ist trotz
leichter Anhebung der Inversion fraglich. Diese Aussage gilt übrigens auch für
den Süden, wo in Alpennähe sowie über dem Schwarzwald und der Alb ebenfalls CAPE
generiert wird, das tagsüber aber noch so stark gedeckelt ist, dass Gewitter
unwahrscheinlich erscheinen. So steht unter dem Strich eine sonnige bzw. nur
locker bewölkte Süd- einer heiter bis wolkigen Nordhälfte gegenüber. Während im
Nordwesten sowie im äußersten Norden 19 bis 24°C auf dem Zettel stehen, erwärmt
sich die Luft im großen Rest des Landes auf 24 bis 29°C, an Hoch- und Oberrhein
lokal auf 30°C.

In der Nacht zum Montag wird es synoptisch wieder interessanter, wenn nämlich
der o.e. Trog vom nahen Atlantik unter Verkürzung seiner Wellenlänge und
zunehmender Schärfe auf den Vorhersageraum zusteuert. Vorderseitig lässt sich
ein sehr gut definiertes PVA-Maximum ausmachen, das offensichtlich insbesondere
im Süden eine größere Wirkung entfacht. Dort wird nämlich vom Elsass und der
Schweiz her eine recht feuchte und labil geschichtete Warmluft eingesteuert, in
der es zu schauerartigen Regenfällen und Gewittern mit Starkregengefahr kommt.
Dass im Süden etwas passiert, zeigen eigentlich alle Modelle. Unsicher sind
derzeit noch die zeit-räumlichen Details sowie die genaue Intensität. So lässt
z.B. ICON die ganze Geschichte bis zur östlichen Mitte ausgreifen, während sich
IFS auf die Gebiete südlich der Donau beschränkt.
Nach Norden hin werden mit Trogannäherung ebenfalls Schauer, vielleicht sogar
einzelne Gewitter ausgelöst, allerdings ist dort die Starkregengefahr deutlich
niedriger als im Süden.

Montag … liegt Deutschland unter einer west-nordwestlichen Strömung, die durch
einen breiten, aber relativ flachen Rücken zunehmend antizyklonaler wird. Im
Bodendruckfeld stellt sich dieser Prozess in Form einer Hochbrücke dar, die sich
vom Azorenraum zum nördlichen Mitteleuropa erstreckt und weiter nach Osten
ausweitet. Ein über Polen nach Osten abziehender Trog lässt am Montag im Norden
und Nordosten bis in den Erzgebirgsraum hinein die Schauertätigkeit aufleben,
während sich im Süden des Landes sowie auch am Alpenrand zunehmend
Hochdruckeinfluss durchsetzen wird und dort eine Wetterberuhigung einleiten
Wind. Bei 850 hPa Temperaturen, die sich zwischen 3 und 10 Grad bewegen wird es
im Norden mäßig warm, im Süden dagegen sommerlich warm sein.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Prognosen scheinen bis Sonntag recht sicher zu sein. Wie die Trog- Passage
in der Nacht zum Montag genau ablaufen wird und die zu erwarteten Niederschläge
in Raum und Zeit von Statten gehen werden ist noch eher unsicher. Danach scheint
sich wieder Hochdruckeinfluss einzustellen und die Prognosen werden wieder etwas
sicher.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer