S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.06.2022 um 10.30 UTC

Anfangs vor allem im Süden und Westen kräftige Gewitter, zur Wochenmitte hin
Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 09.06.2022

Am Sonntag, zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, liegt Deutschland
unter einem Rücken, der sich vom Mittelmeerraum ausgehend bis zur Nordsee
erstreckt. Der Rücken wird im Westen von einem Trog, der sich von einem
Höhentief westlich der Britischen Inseln nach Süden zur Iberischen Halbinsel
erstreckt, flankiert. Dadurch liegt Deutschland in einer südwestlichen
Höhenströmung mit der warme und feuchte Luft zu uns geführt wird. Dabei steigen
die Temperaturen in 850 hPa im Südwesten auf Werte bis über 15 Grad an. Dagegen
hält sich im Norden noch die kühlere und trockenere Luft mit Temperaturen (in
850 hPa) von 8 bis 12 Grad. Der Trog im Westen stützt ein flaches Bodentief über
dem Westen mit einer eingelagerten Luftmassengrenze. In der feucht-labilen Luft
im Südwesten können sich im Tagesverlauf kräftige Gewitter entwickeln, die mit
Hagel und Starkregen bis in den Unwetterbereich verbunden sind. Dagegen ist der
Nordosthälfte Deutschlands heiter oder sogar wolkenlos und trocken. In weiten
Teilen des Südens und des Ostens sind sommerliche Temperaturen bis in den hohen
20er Bereich zu erwarten.

Am Montag verlagert sich die Achse des Rückens nach Osten und auch das Höhentief
erreicht am Tagesende die westliche Nordsee. Der begleitende Trog liegt dabei
mit seiner Achse über Frankreich. Am Abend erreicht den Westen die Kaltfront
eines Bodentiefs über den Britischen Inseln. In der davorliegenden weiterhin
feucht-labilen Luft können sich wieder Schauer und Gewitter entwickeln. Der
Schwerpunkt der Gewitteraktivität beschränkt sich jedoch auf den Raum etwa
südlich der Donau und auf Teile von Sachsen. Die Gewitter sind vor allem mit
Starkregen verbunden und können örtlich auch unwetterartig ausfallen.

Am Dienstag verlagert sich das Höhentief über die Nordsee hinweg in Richtung
Skagerrak. Der dazugehörige Höhentrog erreicht unseren Vorhersagebereich,
verliert aber zunehmend an Kontur. Die Kaltfront kommt weiter nach Osten voran
und liegt am Abend über dem Osten und Südosten. Dadurch wir die feucht-labile
Luft von etwas frischerer Meeresluft verdrängt und hält sich nur noch im Osten
und Südosten. Dort kann es erneut zu Schauern und Gewittern kommen, allerdings
abgeschwächter als an den Vortagen. Sommerliche Temperaturen sind nur noch im
Berliner Raum und der Lausitz zu erwarten.

Am Mittwoch schnürt sich über Italien ein Cut-Off Tief ab und das nördliche
Trogresiduum überquert den Norden ostwärts in Richtung Baltikum. Dahinter hat
sich von der Bretagne bis Richtung Skandinavien ein neuer Rücken aufgebaut. Das
sorgt am Boden für Druckanstieg und damit für Wetterberuhigung und vor allem im
Südwesten für viel Sonne. Lediglich im Osten kann es noch einzelne Schauer
geben.

Am Donnerstag liegt die Achse des Rückens diagonal von Südwesten nach Nordosten.
Nur auf der Rückseite des Keils wird durch WLA etwas Hebung generiert, was vor
allem im Norden für leichten Regen sorgt. Sonst ist es heiter und im Südwesten
auch wolkenlos und die Temperaturen steigen vor allem im Süden und der Mitte
wieder auf über 25 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag dominiert zunächst noch der Keil unser
Wetter, allerdings greift schon im Tagesverlauf von Westen her eine Kaltfront
auf uns über. Am Samstag folgt ein Randtrog der vor allem den Norden und die
Mitte erfasst. Dahinter zonalisiert die Strömung und es sieht nach einem raschen
Wechsel von flachen Keilen und kurzen Höhentrögen aus.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Dienstag besteht eine recht gute Übereinstimmung zwischen dem aktuellen Lauf
des IFS und seinen Vorläufen. Danach allerdings zeichnet sich seit dem gestrigen
12UTC-Lauf eine etwas andere Entwicklung ab. Das Höhentief, dass von vielen
Läufen davor auf einer Zugbahn in Richtung Südosten prognostiziert wurde,
überquert nun den Norden in Richtung Baltikum/Polen. Den nachfolgenden
Höhenrücken haben wieder alle Läufe, wenn auch mit unterschiedlicher
Konturierung, im Programm.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Modelle zeigen im Wesentlichen eine ähnliche Entwicklung. Nur am
Mittwoch und Donnerstag lässt das GFS das Höhentief einige Zeit über
Norddeutschland rotieren. Bei ICON verlagert es sich, wie beim IFS, über
Dänemark rasch ostwärts. Beim GFS hingegen verlagert es sich langsam nach Norden
und dann nach Westen um schließlich von dem nachfolgenden Trog eingefangen zu
werden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalysen zeigen für Sonntag und Montag 3 Cluster, wobei der aktuelle
Lauf dem Cluster 2 zugeordnet wird. Die einzelnen Clusterlösungen unterscheiden
sich bei uns nur marginal. Auch im Zeitraum Dienstag bis Donnerstag werden 3
Cluster gerechnet, wobei der aktuelle Lauf sich in Cluster 1 befindet. Die
Cluster 1 und 2, die immerhin 42 Einzelläufe repräsentieren, simulieren die
Höhentiefpassage, während das bei Cluster 3 nicht stattfindet. Im weiteren
Verlauf simulieren alle Cluster den Rücken, der ab Mittwoch bei uns für
Wetterberuhigung sorgt.
Im Zeitraum Freitag bis Sonntag werden wiederum 3 Cluster gerechnet, wobei der
aktuelle Lauf sich in Cluster 2 befindet. Cluster 1 mit deutlich mehr Members
zeichnet eine recht stark aufgeprägte Frontalzone knapp nördlich von uns,
während der Cluster 2 und mit Einschränkungen auch Cluster 3 einen Rücken über
Westeuropa zeigen und dem entsprechen bei uns Wetterberuhigung.
Insgesamt gesehen stützen die Ensembles den aktuellen Lauf, allerdings ist die
weitere Entwicklung ab Donnerstag nächster Woche recht unsicher.

Betrachtet man eine Rauchfahne aus der Mitte von Deutschland, so fällt der
starke Temperaturanstieg am Freitag auf. Das Temperaturniveau bleibt bis Montag
auf einem recht hohen Niveau über 10 Grad, ehe es im weiteren Verlauf absinkt.
Erst zum übernächsten Wochenende hin steigen die Temperaturen wieder leicht an.
Der aktuelle Lauf befindet sich eher im oberen Bereich der Temperaturkurve.
Die stärksten Niederschlagssignale werden für Sonntag gerechnet, wobei das auf
die Gewitterlage zurückzuführen ist. Im EPSgramm für Hamburg ist der Sonntag
dann der erste Tag der Zeitreihe mit Niederschlag.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Für Sonntag gibt EFI für den Westen Signale für markanten Niederschlag. Für die
Folgetage gibt es keine Hinweise auf markante Niederschlags- oder
Windereignisse.

Gewitter:
Die Modelle liefern für Sonntag starke Signale für Gewitter in der
Südwesthälfte. Am Montag reduziert sich die Gewittertätigkeit auf den Süden
(eher südlich der Donau) sowie auf Sachsen. Am Dienstag sind vor allem an den
Alpen noch Gewitter zu erwarten.

Niederschlag:
Die Ensembles signalisieren am Sonntag im Süden und teilweise auch im Westen
eine mittlere Wahrscheinlichkeit für markante Niederschlagsmengen. Am Montag
konzentriert sich das dann auf den Alpenraum.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich