S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.05.2022 um 10.30 UTC

Anfangs im Norden Hochdruckeinfluss, im Süden teils kräftige Gewitter mit
Starkregen, ab Sonntag deutlicher Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 07.06.2022

Am Freitag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, liegt
Deutschland auf der Vorderseite eines Troges mit zwei Drehzentren über Irland
und westlich der Iberischen Halbinsel. Über Westeuropa und der Nordsee befindet
sich noch ein flacher Keil und somit befinden wir uns in einer südwestlichen bis
westlichen Höhenströmung. Dadurch wird eine wärmere Luftmasse mit Temperaturen
von über 10 Grad in 850 hPa in die Mitte und den Süden geführt. Weiterhin wird
der flache Rücken von flachen kurzwelligen Troganteilen umlaufen und am Boden
dehnt sich ein bodennahes Tief von Frankreich zunehmend auf den Südwesten aus.
Dies sorgt vor allem im Südwesten und Süden, zusammen mit der Orografie, für die
erforderlichen Hebungsantriebe und daher kommt es zur Auslösung von Schauern und
Gewittern, die teilweise recht kräftig ausfallen können. Im Norden bleibt es
dagegen meist trocken und teilweise auch wolkenlos. Vor allem in der Mitte und
im Süden werden verbreitet sommerliche Werte erreicht.

Am Samstag erreicht der westeuropäische Trog die Iberische Halbinsel. In der
Folge erreicht die Achse des Rückens den Westen Deutschlands. Am Boden weitet
sich der Keil des Hochs über der westlichen Nordsee weiter nach Norddeutschland
aus. Über der Mitte und dem Süden gibt es keine klaren Luftdruckgegensätze. In
der Höhe kann es durch Umlaufen des Rückens durch kurzwellige Anteile leicht
zyklonal werden. Weiterhin verlagert sich die wärmere und feuchtere Luftmasse
etwas weiter in Richtung Mitte. Im Tagesverlauf kommt es daher im Südwesten und
Süden, auch getriggert durch die Orografie, erneut zu Schauern und teils auch
wieder zu kräftigen Gewittern. Dagegen herrscht über dem Norden
Hochdruckeinfluss. Am Temperaturniveau ändert sich gegenüber dem Vortag nichts.

Am Pfingstsonntag verlagert sich das Höhentief aus dem Seegebiet südlich der
Britischen Inseln in Richtung Frankreich. Dadurch breitet sich am Boden auch das
Tief weiter nach Osten, zu uns, aus. Weiterhin erreicht uns ein Frontensystem
mit einer Warmfront, die bis zum Abend den Nordosten erreicht. Rückseitig dringt
eine Kaltfront ostwärts vor und erreicht bis zum Abend die Mitte Deutschlands.
Von daher ist es im Süden und in der Mitte wechselhaft mit Schauern und
teilweise auch kräftigen Gewittern mit Starkregen bis in den Unwetterbereich. Im
Nordosten dagegen ist es noch heiter bis wolkenlos. In der Südosthälfte ist
nochmals ein Sommertag möglich.

Am Pfingstmontag wird das Höhentief über Benelux und dem Nordosten simuliert.
Das Bodentief weist ein Zentrum über dem Nordosten Deutschlands auf und das
Frontensystem hat unseren Vorhersagebereich bereits weitgehend überquert.
Lediglich über dem Nordosten und Norden liegt noch die Okklusion. Hinter der
Kaltfront wird etwas kühlere Luft nach Deutschland geführt und hat die
feuchtwarme Luft bis auf Reste im Süd- und Nordosten verdrängt. Von daher
besteht auch nur noch dort die Chance auf einen Sommertag. Es ist meist
wechselnd wolkig mit Schauern, im Nord- und Südosten auch mit teils kräftigen
Gewittern.

Am Dienstag liegt das Höhentief über der Mitte Deutschlands und es herrscht
allgemein wechselhaftes Wetter mit gelegentlichen Schauern vor. Die Chancen auf
einen Sommertag sind im Nordosten am größten. Über dem Norden liegen noch die
Reste der Okklusion und daran kann es auch nochmal kräftige schauerartig
verstärkte Regenfälle geben. Aus den Alpen heraus muss in der zweiten
Tageshälfte wieder mit teils kräftigen Gewittern gerechnet werden.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch zieht das Höhentief weiter nach Süden
ab und rückseitig wölbt sich vorderseitig eines weiteren Langwellentrog über dem
Atlantik über Westeuropa erneut ein Rücken auf, der sich bis Freitag nach
Deutschland verlagert. Diese Entwicklung stützt ein flaches Hoch bei uns mit
recht ruhigen Wetterverlauf und wieder ansteigenden Temperaturen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle Lauf stimmt mit den Vorläufen bis Sonntag recht gut überein.
Unterschiede gibt es ab Montag, da der aktuelle Lauf die Tiefdruckrinne
inklusive der Front etwas langsamer passieren lässt als die Vorläufe. Ab
Dienstag geht es dann etwas auseinander. Der Vorlauf verlagert das Höhentief
rasch ostwärts, während der aktuelle Lauf eine Zugbahn über den Süden hinweg in
den Mittelmeerraum prognostiziert. Am Mittwoch haben dann alle Läufe wieder eine
leichte Stabilisierung durch einen (recht unterschiedlich konturierten) Keil
über Westeuropa auf dem Programm.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Sonntag besteht eine recht gute Übereinstimmung zwischen dem IFS, GFS und
ICON. Unterschiede treten dann vor allem ab Montag auf, wobei sich die Zugbahn
des von allen Modellen simulierten kleinen Höhentiefs stark unterscheidet. Wie
oben beschrieben verlagert IFS das Höhentief bis Dienstag nach Deutschland,
während bei ICON das Höhentief schon am Montag sich in Richtung Mittelmeerraum
verlagert. GFS ist im Prinzip auf derselben Schiene wie IFS, allerdings befindet
sich das Höhentief deutlich weiter im Westen. Den darauf anschließenden Vorstoß
des Höhenkeils von Westeuropa in Richtung Nordosten simulieren sowohl IFS als
auch GFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalysen berechnen für Freitag und Samstag 4 Cluster, die sich jedoch
bei uns kaum unterscheiden. Alle Cluster werden dem Klimaszenario Blocking
zugeordnet. Im anschließenden Zeitraum Sonntag bis Dienstag wird der aktuelle
Lauf des IFS dem Cluster 2 zugeordnet. Dieser Cluster zeichnet sich durch einen
sehr deutlich ausgeprägten Rücken aus, der Mitteleuropa von West nach Ost
überquert. Diesen Rücken haben alle Cluster am Sonntag im Programm, allerdings
zumeist nicht so deutlich ausgeprägt wie beim Cluster 2 simuliert. Nur im 6.
Cluster wird der Rücken schon am Montag durch einen durchziehenden Trog im
Norden „abgehobelt“.

Die Rauchfahne zeigt von Donnerstag bis Sonntag einen Anstieg der Temperatur.
Die Kaltfrontpassage am Sonntag sorgt für einen Rückgang des Temperaturniveaus
um mehr als 5 K. Allerdings nimmt auch der Spread am Montag deutlich zu und die
Temperaturkurve des aktuellen IFS Laufs befindet sich niedrigen Bereich der
Rauchfahne. Die stärksten Niederschlagssignale werden von Sonntag auf Montag
simuliert. Insgesamt konzentrieren sich die Spitzen der Niederschlagssignale
eher auf die zweite Tageshälfte, ein Indiz für die konvektive Struktur der
Niederschläge.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI zeigt vor allem am Samstag und Sonntag im Süden Signale für einen warmen
Witterungsabschnitt. Hinsichtlich Niederschlag und Wind gibt es keine markanten
Signale.

Gewitter:
EFI CAPE shear gibt für Freitag und Samstag für Süddeutschland deutliche Signale
für anormale Werte des Wasserdampfflusses. Auch Wetterinterpretation und die
MOS-Wahrscheinlichkeiten zeigen in Süddeutschland den Schwerpunkt der
Entwicklung. An den Folgetagen konzentrieren sich die Gewitter eher auf den
Alpenraum und das Alpenvorland.

Niederschlag:
Die Wahrscheinlichkeiten für über 30 mm/24h gibt es für Sonntag und Montag vor
allem im Alpenraum. Die Wahrscheinlichkeiten dafür liegen allerdings zwischen 10
und 20%.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich