SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.05.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Einzelne markante Gewitter, teils mit Starkregen, teils mit stürmischen Böen.
Langsam wärmer und entsprechend vor allem ab Freitag vereinzelt Unwetter nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … liegen wir auf der Vorderseite eines elliptischen Höhentiefs mit
Kern über Großbritannien in einer südwestlichen Strömung mit der insgesamt noch
recht kühle, in den Süden aber sukzessive wärmere Luft gelangt. Allgemein ist
die Luft recht labil, aber unterschiedlich feucht, was abends gebietsweise
Schauer und Gewitter, teils aber auch Aufheiterungen zur Folge hat. Die Schauer
und kurzen Gewitter (meist in der Kategorie gelb) sind vor allem in einem
Streifen von NRW bis Thüringen zu finden, wo sie unter der Vorderseite eines von
Westen hereinschwenkenden Troges getriggert werden. Auch im Südosten regnet es
unter der Trogvorderseite, wobei hier die Nähe zur wärmeren Luft weiter südlich
eine Rolle spielt. Im Grenzbereich zu Österreich könnte es auch einzelnen
Gewittern mit Starkregen langen. Ansonsten scheint teils die Sonne in der
trockneren Luft.

In der kommenden Nacht wandert das Höhentief zur Nordsee und der Trog überquert
große Teile Norddeutschland ostwärts. Dahinter stellt sich eine fast glatte
Westströmung ein, in der die Hebung nachlässt. Mit Abzug des Troges hört es im
Südosten wieder auf zu regnen, eingangs der Nacht eventuell mit Gewittern.
Ansonsten reicht es für einige Wolkenfelder, aber auch für einige größere
Wolkenlücken und teils gering bewölkten Himmel.

Schauer und einzelne Gewitter ziehen sich nach Norddeutschland zurück, wo sie
sich dank des Troges aber zäh halten können. Sie bleiben der Marke „gelb“, da
weder Starkregen noch großartige Böen > Bft7 sonderlich wahrscheinlich sind.
Die Nacht wird milder, als die Vornächte, da die Ausgangswerte etwas höher sind
und die klaren Regionen nicht allzu groß, sollte kaum noch Bodenfrost auftreten.
Relativ kühl bleibt es aber bei Minima von 10 bis 3°C.

Mittwoch … zieht das Höhentief von der Nordsee nach Jütland, wobei wir unter
eine zyklonale westliche Strömung gelangen, in der der nächste Randtrog zum
Abend den Westen erreicht. Die Druckunterschiede zwischen einer in Ansätzen
vorhandenen Hochdruckzone über dem Südwesten und der Mitte sowie dem etwas
niedrigeren Druck im Nordosten bleiben schwach. Lediglich vorübergehend frischt
der Wind gebietsweise auf, wahrscheinlich ohne warnwürdig zu werden.

In den Süden gelangt wärmere Luft mit Temperaturen in 850 hPa > 10°C und die
aufkommende Trog-Hebung lässt ganz im Süden wieder dichte Bewölkung und etwas
Regen oder ein paar Schauer aufziehen. Mangels Labilität, die durch
WLA zuvor limitiert wurde, sollte es zu Gewittern nicht reichen.

Im Norden ist am Rand des Tiefdrucksystems, das von Südskandinavien bis Polen
reicht, die von Westen einströmende maritime Polarluft (instabil, moderat
feucht) wetterbestimmend und so entwickeln sich Schauer und einzelne, kurze
Gewitter. Diese können etwas kräftiger ausfallen, da Scherung (0-6 km) im
südlichen Norddeutschland vorhanden ist und dort somit stürmische Böen möglich
sind.

Im Küstenbereich ist die Scherung geringer, dort sind die Zellen langsamer
unterwegs und Starkregen kann ein Thema werden. In der Mitte Deutschlands
verläuft der Tag zwischen dem Hebungsgebiet im Süden und den Schauern im Norden
ruhig, meist niederschlagsfrei und recht sonnig.
Im Norden bleibt es kühl mit 15 bis 19°C, sonst wird es etwas wärmer mit maximal
19 bis 24°C und den höchsten Werten am Oberrhein.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Trog mit Schauern und kurzen
Gewittern über den Norden ostwärts, von Westen her beruhigt sich das
Wetter rasch wieder. Der Süden liegt im Übergangsbereich zu Warmluft über
Südeuropa unter dichteren Wolken und etwas Regen.
Dazwischen tut sich nicht viel bei teils geringer Bewölkung. Vor allem im
Nordwesten, wo es unter der sich kräftigenden Hochdruckzone längere Zeit
aufklart, besteht die Gefahr leichten Bodenfrostes. Örtlich bildet sich darüber
hinaus auch Nebel.

Donnerstag … zieht der nächtliche Trog ab, es folgt aber ein weiterer
Troganteil, der zusammen mit einem flachen Bodentrog eine gewisse Schauerneigung
und leichten Druckgradienten über dem Norden am Leben erhält. In der weiter
kühlen Luftmasse (T850 2 bis 5°C) gibt es ein paar schlappe Schauer, aber keine
Gewitter. Dazu weht teils mäßiger Westwind mit einigen steifen Böen an den
Küsten.

In den mittleren Landesteilen überwiegt Hochdruckeinfluss, der hinter
dem abziehenden Trog von der Höhe durch einen flachen Keil über
Westeuropa gestützt wird. Hier scheint häufiger die Sonne und es
bleibt meist niederschlagsfrei. Die Divergenzachse der Hochdruckzone verschiebt
sich Tagesverlauf aber nach Norden, was dort Wind und Schauer weiter abnehmen
lässt. Im Gegenzug kommt die Luftmassengrenze über Frankreich und dem Alpenraum
zögernd nach Norden voran.

Somit wird die Luft im Süden, speziell zwischen Schwarzwald und Alpenrand immer
feuchter und wärmer. PPW steigt bis nahe 30 mm und CAPE über 500 J/kg. Der schon
aus der Nacht heraus auftretende Regen wird konvektiver und geht in einzelne,
teils kräftige Gewitter über. Dabei ist vor allem Starkregen, aber auch
kleinkörniger Hagel möglich.

In der Nordhälfte gibt es meist 15 bis 21°C, sonst ist bei 20 bis
25°C Schluss.

In der Nacht zum Freitag schwenkt ein neuer Trog nach GB, wobei dieser
Tuchfühlung mit einem Höhentief westlich der Iberischen Halbinsel aufnimmt. Die
durch WLA antizyklonal gekrümmte Höhenströmung dreht dabei auf Südwest und die
feucht warme subtropische Luftmasse breitet sich nach Norden aus. Die
Tiefdruckzone weitet sich von Frankreich her zu uns hinaus und zusammen mit
kurzwelligen Trögen wird Hebung ausgelöst, die im Südwesten einzelne kräftige
Schauer und Gewitter zur Folge hat. Im Norden und Osten geht die Nacht unter
Hochdruckeinfluss ruhig und sehr kühl (min loc ca. 5°C) über die Bühne. Dafür
liegen die Minima am Oberrhein teilweise bei 15°C.

Freitag … macht der Höhentrog über GB und der Biskaya kaum Boden nach Osten
hin gut, was für uns weiter die antizyklonale SW Strömung bedeutet, in der aber
kurze Wellen Hebung auslösen. Bodennah bleibt der Druckgradient gering und die
sehr warme (T850 10 bis 15°C), feuchte (PPW bis 30 mm) und instabile (ML Cape
größer 1000 J/kg) Luftmasse breitet sich über die Südwesthälfte aus.
Dort bilden sich im Tagesverlauf teils kräftige Schauer und Gewitter, lokal mit
Starkregen, kleinkörnigem Hagel und stürmischen Böen oder Sturmböen. Vereinzelt
sind auch unwetterartige Entwicklungen, vor allem durch Starkregen und Hagel
nicht ausgeschlossen, nach einer überregionalen Unwetterlage sieht es derzeit
aber nicht aus.
Im Nordosten hält sich der Einfluss, der allerdings weiter im Rückzug
begriffenen Hochdruckzone über Südskandinavien und dem östlichen Mitteleuropa.
Dort scheint teils anhaltend die Sonne bei 18 bis 24°C, in der Südhälfte wird es
sommerlich warm und schwül bei 24 bis 28°C.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren insgesamt ähnlich mit Abweichungen bei der Konvektion.
Vor allem ab Freitag werden die Unsicherheiten größer. ICON hat im letzten Lauf
deutlich progressiver simuliert, als in den Vorläufen. Angesichts der höheren
Temperaturen und des damit steigenden Energieinhalts der Luft, werden die
Gewitter kräftiger und wohl lokal schon unwetterträchtig. Angesichts der
Luftmasse und der eher moderaten Zunahme der Scherung wird es wohl noch nicht zu
einer überregionalen Unwetterlage reichen, die aber über Pfingsten, eventuell an
mehreren Tagen, nicht eben unwahrscheinlich erscheint …

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner