S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.05.2022 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft bei unterdurchschnittlichen Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 29.05.2022

Am Mittwoch liegen Deutschland und Mitteleuropa unter einer westlichen Strömung
mit der ein Trog über uns nach Osten schwenkt. Unter seiner Vorderseite kommt es
im Südosten noch zu Regenfällen, die im Tagesverlauf nachlassen, während
gleichzeitig von Westen her die nächsten Tiefausläufer übergreifen und vor allem
in der Nordhälfte neue Regenfälle auslösen. Nach Südwesten setzt sich der
Einfluss einer Hochdruckzone durch, was dort längeren Sonnenschein zur Folge
hat. Bei Zufuhr teils recht kühler, bestenfalls aber mäßig warmer Meeresluft
steigen die Temperaturen auf 18 bis 23°C.
Am Donnerstag kräftigt sich der Hochkeil über dem nahen Nordostatlantik, was die
Strömung bei uns auf Nordwest drehen lässt. Dabei verstärkt sich der
Hochdruckeinfluss von Südwesten her und nur der Norden liegt im Zustrom kühler
Meeresluft und im Einflussbereich der nordeuropäischen Frontalzone. Bei geringem
Gradienten spielt der Wind im Südwesten kaum eine Rolle, dafür frischt er im
Norden und Osten in Böen zeitweise stürmisch auf. Mit Sonnenunterstützung gibt
es im Süden bis 25°C, unter den Wolken im Norden werden die 20°C eher nicht
geschafft.
Am Freitag verstärkt sich der Keil westlich von uns weiter, was mit einer
allgemeinen Meridionalisierung der Strömung über Europa verbunden ist, da
stromab über Nordosteuropa kalte Luft nach Süden strömt, verbunden mit einer
Austrogung über Nord- und Osteuropa. Der Hochschwerpunkt im Bodendruckfeld
dürfte südwestlich der Britischen Inseln zu finden sein. Für uns bedeutet das
die Passage der, wahrscheinlich stabilen, Kaltfront eines Tiefs über der Ostsee
mit Regenfällen und kräftig auffrischendem Wind von Norden her. Im Nordosten
sind dabei auch Sturmböen nicht ausgeschlossen. Postfrontal gelangt
Meereskaltluft teils mit T850 <0°C nach Norddeutschland, wogegen es über
Süddeutschland präfrontal nochmal sommerlich warm sein kann. Hier wären am
ehesten einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen.
Am Samstag wölbt sich der westeuropäische Höhenrücken bis ins Nordmeer auf, was
uns in eine nordwestliche Strömung gelangen lässt und zudem in den Aktionsradius
des großen Troges über Nordosteuropa. Bis auf den Südwesten hat die Kaltfront
uns dann wahrscheinlich überquert. Dahinter gelangt kühle Luft über die Nordsee
und Südskandinavien nach Deutschland. Weitere Kurzwellentröge sorgen für Hebung
und Schauer sowie einzelne Gewitter. Ganz im Norden ist teils schon mit 16 bis
17°C das Ende der Fahnenstange erreicht, im Südwesten sind bis 23°C möglich.
Am Sonntag dehnt sich der Trog mit Schwerpunkt über Nordwestrussland über
Mitteleuropa nach Südwesten aus, während der blockierende Höhenrücken über
Westeuropa und dem Nordmeer sich noch etwas nach Nordosten ausweitet. Wir liegen
aber eher unter dem Einfluss des Troges und bei Zufuhr teils feuchter und kühler
Luftmassen kommt es zu weiteren Regenfällen oder Schauern und einzelnen
Gewittern, die aber nicht sonderlich intensiv sein sollten. Bei 850er
Temperaturen von 0 bis 5°C kommen die Maxima der Lufttemperatur nicht weit über
die 20°C hinaus.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich die Andauer der Blockadesituation an.
Der Höhentrog zerfällt zwar, die Reste in Form kleiner Höhentiefs sollen uns
aber weiter beeinflussen. Insgesamt dürfte es damit kühl und wechselhaft
weitergehen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist zunächst gut. Vor allem zum nächsten
Wochenende lässt sie aber nach. Die Blockinglage hatten auch die Vorläufe im
Programm, aber mit deutlich nach Osten verschobenem Höhenrücken und somit für
uns antizyklonaler als im aktuellen Lauf, der unter dem Trog doch ziemlich
unbeständig und kühl aussieht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen betrachteten Globalmodelle fahren einen ähnlichen Kurs,
grundsätzliche Alternativen werden demnach nicht geboten. Für Mittwoch und
Donnerstag sehen ICON und GFS etwas antizyklonaler aus und beschränken die
Wetterwirksamkeit der – in diesen Modellen auch schwächeren Tiefausläufer – noch
mehr auf Norddeutschland.
Auch in der Folge mit der Kaltfront am Freitag und der Troglage danach ähneln
sich die Modelle, abgesehen von einigen kleineren Unschärfen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Kurven in den Rauchfahnen über Deutschland beginnen schon zu Beginn der
Mittelfrist aufzufächern. Das Gros der Lösungen folgt zwar dem Hauptlauf, einige
Member lassen die Frontalzone aber schon im Verlauf der Woche weiter südlich
verlaufen und haben den sich kräftigenden Hochdruckeinfluss am Donnerstag nicht
auf der Karte. Entsprechend zeigt sich am Freitag und Samstag eine Bifurkation
der 850 hPa Temperaturen vor allem über der Mitte und nach Südwesten. Die
meisten Lösungen stützen aber den unbeständigen und wechselhaften
Wetterabschnitt sowie die Troglage am kommenden Wochenende.

Die 4 Cluster im ersten Zeitschritt zeigen alle mehr oder weniger die
antizyklonale West- bis Nordwestlage über Mitteleuropa.
Im Hauptmittelfristzeitraum zeigen die 5 Cluster allesamt eine
Meridionalisierung der Strömung, wobei sich die Lage des Keils (Westeuropa vs.
NE Atlantik) und die Ausdehnung des korrespondierenden Langwellentroges stromab
unterscheiden. Vor allem Cluster 2 ähnelt des gestrigen Lösungen mit eher
hochdrucklastigem Wetter bei uns, ansonsten überwiegt meist der Trogeinfluss,
wobei der Hauptlauf in Cluster 3 (10 Member) liegt.

Alles in allem deutet sich mittelfristig unbeständiges Wetter mit
unterdurchschnittlichen Temperaturen an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Konstellation in der Mittelfrist spricht nicht für sonderlich markantes
Wetter. Zunächst sind vor allem über der Nordhälfte bei insgesamt windigem
Wetter einzelne stürmische Böen, an den Küsten Sturmböen gering wahrscheinlich.
Dazu kommen einzelne Gewitter des Typs Kaltluft.
Die geringe Wahrscheinlichkeit für kurze und nicht gerade kräftige Gewitter
bleibt am Wochenende unter dem Trog, dafür sollte Wind dann kaum noch ein Thema
sein.

Im EFI sind für Donnerstag und Freitag Windsignale über der Nordosthälfte zu
erkennen. Die Probabilistik (ECM EPS) weist für den Nordosten sogar geringe
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen 9 Bft im Binnenland und 10 Bft an der Ostsee
aus.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, Ifs samt den zugehörigen EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner