S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.05.2022 um 10.30 UTC

Anfangs zum Teil noch kräftige Schauer und Gewitter. Zum nächsten Wochenende
dann allmählich Wetterberuhigung und leichte Abkühlung.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 28.05.2022

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Dienstag
schwenkt ein Teil eines LW-Troges von den Britischen Inseln als Randtrog
nordostwärts, bei zunehmend negativer Achsneigung. Ein Teil des Haupttroges
hängt zunächst südlich der Britischen Inseln zurück und zieht unter
Abschnürungstendenz ins westliche Mittelmeer. Daher ist mit dynamischer
Unterstützung am westlichen baroklinen Teil des abziehenden Rückens eine
schleifende Frontalzone v.a. im Süden/Südosten erkennbar, in der Kurzwellen in
der mittleren und oberen Troposphäre ablaufen. Das könnte zu konvektiv,
durchsetztem Dauerregen im Süden und Südosten führen.

Dagegen sind im Nordwesten, am Mittwoch mit einem weiteren markanten LW-Trog von
Westen auch generell im Norden einzelne Gewitter der Marke dynamisch getriggert
zu erwarten. Dementsprechend sollte dort der Wind das Kriterium für markante
Gewitter sein. Die Tageshöchstwerte gehen im Vergleich zum Wochenbeginn zurück
(850 hPa-Temperatur so bei 4 bis 10 Grad, von Nordwest nach Südost.)

Am Donnerstag zieht ein Randtrog des sich amplifizierenden LW-Troges über
Skandinavien über die Nordhälfte Deutschlands hinweg, während der Südwesten in
den Randbereich eines Hochs mit Zentrum über der Biskaya kommt. Von daher kommt
es in der Nordhälfte zu weiteren einzelnen Schauern oder auch kurzen Gewittern.
In der Südhälfte lassen die Niederschläge dagegen im Tagesverlauf nach und die
sonnigen Abschnitte nehmen zu.

Am Freitag amplifiziert sich der LW-Trog von Skandinavien bis ins nördliche
Mitteleuropa und vergrößert seine Wellenlänge noch. Damit wird dessen
Ostverlagerung verlangsamt (Gruppengeschwindigkeit der Welle lässt nach).
Derweil sorgt ein südlicher Trogvorstoß eines LW-Troges weit stromauf auf dem
Atlantik für den Aufbau eines veritablen Rückens mit negativer Achsneigung von
den Britischen Inseln bis nach Grönland. Damit wäre es dann auch mit der
vorübergehenden Glättung der Frontalzone über dem Nordatlantik vorbei. Für
Deutschland würde das beschriebene Szenario eine Wetterteilung zwischen Nord-
und Südhälfte bedeuten, d.h. im Norden wechselhaft und kühler mit Schauern,
vereinzelt auch Gewittern, dazu auch steife bis stürmische Böen aus westlichen
Richtungen. Im Süden wird es wieder etwas wärmer und sonniger, dazu gibt’s in
der weiterhin etwas feuchteren Luftmasse, etwa südlich der Donau liegend,
zumindest an den Alpen vereinzelt Gewitter mit Starkregengefahr.

Am Samstag weitet sich der westeuropäische Rücken Richtung Großbritannien hin
aus. Das Bodenhoch verlagert sich mit seinem Zentrum zur Nordsee und Schottland.
Gleichzeitig zieht der LW-Trog von Skandinavien zum Baltikum und Nordrussland.
Somit wird der Einfluss dieses Tiefdruckgebildes auf das Wetter in Deutschland
immer schwächer. Lediglich im äußersten Nordosten sowie am Alpenrand könnte es
noch zu letzten schauern kommen. Bei (850 hPa Temperaturen um 5 Grad) werden
Höchstwerte zwischen 19 Grad im Nordosten und 23 Grad im Südwesten erwartet.

In der erweiterten Mittelfrist stellt sich aller Voraussicht nach die
Großwetterlage Hoch Britische Inseln (HB) bzw. Hoch Nordmeer antizyklonal
(HNa)ein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue IFS-Lauf weist bis zur Wochenmitte eine gute Konsistenz auf. Die
Glättung der Frontalzone ab Wochenmitte wird auch von anderen Globalmodellen wie
ICON oder GFS ähnlich simuliert. Ab Freitag nimmt die Konsistenz etwas ab, im
neuen IFS-Lauf wird die GWL Hoch Britische Inseln (HB) favorisiert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Wie weiter oben bereits beschrieben, sind sich die Globalmodelle IFS, GFS und
ICON bis etwa zur Wochenmitte einig. Uneinigkeit kommt in dem Moment auf, wo die
zunächst zonal geglättete Frontalzone zum Ende der Woche erneut ins Schlingern
kommt. Dabei muss man sagen, dass aktuell die Tendenz auszumachen ist, dass sich
über den Britischen Inseln ein blockierendes Hochdruckgebiet bilden dürfte.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bezüglich der gruppierten Cluster zeigt sich folgendes Bild. Für den Zeitschritt
t+120 bis t+168 h sind Haupt- und Kontrolllauf im Modus NAO positiv, lediglich
die Abschnürung und Austrogung über dem westlichen Mittelmeer wird anders
behandelt. Cluster drei sieht dagegen bereits den Übergang zum Atlantischen
Rücken (AtR).

Im Zeitschritt t+192 bis t+240 h liegen Haupt- und Kontrolllauf bereits im Modus
AtR, mit Tendenz zu NAO negativ, wohingegen das erste majoritäre Cluster zwar
AtR favorisiert, aber eine weiterhin glattere und nach Norden verschobene
Frontalzone aufweist. Weniger Member signalisieren Variationen des Europeen
Blocking oder auch weiterhin NAO positiv, allerdings als Übergangsvarianten mit
amplifizierter Frontalzone.

Bei den Rauchfahnen zeigt sich folgender Sachverhalt:

Im Norden ist die Tendenz so, die 850-hPa-Temperatur sinkt nach dem Peak am
Montag (ca. 11 Grad) bis Freitag stetig auf etwa 3 bis 1 Grad bei nicht allzu
großem Spread beim Haupt- und Kontrolllauf. Danach bleibt die beschriebene
Tendenz von Haupt- und Kontrolllauf gleichbleibend bis noch etwas nach unten,
wobei der Spread nach oben enorm ist (bis ca.12 Grad!). Beim Niederschlag sind
erwartungsgemäß über den gesamten Zeitraum veritable Signale für leichte
Niederschläge enthalten. Beim Geopotenzial in 500 hPa ist ähnlich wie bei der
850 hPa-Temperatur ein stetiger Abfall zu vermerken, der zum Wochenende
allerdings einen enormen Spread nach oben aufweist.

Im Süden (in Richtung Alpen) fällt die 850 hPa-Temperatur nach Montag auch ab,
aber nicht so stark (auf etwa 6 bis 3 Grad zum Freitag hin, Haupt- bzw.
Kontrolllauf). Danach steigt die 850 hPa-Temperatur wieder leicht an. Der
Member-Spread ist geringer als im Norden. Bezüglich Niederschlag bestehen starke
Signale von Montag bis Mittwoch für 6-h-Niederschlag über 10, Dienstag teils bis
20 l/qm. Danach nehmen die Niederschlagssignale deutlich ab. Beim Geopotenzial
in 500 hPa ist der Abfall bis Wochenmitte mit geringem Spread drin, danach
steigt das Geopotential deutlich (Hauptlauf) bzw. gemäßigt (Kontrolllauf) an,
bei größer werdendem Spread nach unten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI liefert kaum Hinweise auf ungewöhnliches Wetter.

Niederschlag:

Anfangs treten im Bereich der Alpen und im Schwarzwald Hinweise auf markante
Mengen auf.

Gewitter:
Vor allem am Montag, Dienstag und teils auch noch am Mittwoch werden hohe
Wahrscheinlichkeiten für Gewitter im markanten Bereich simuliert

Wind:
Am Dienstag werden im Nordseeumfeld Böen der Stärke 8 bis 9 erwartet.
Am Donnerstag ist mit Böen 8 bis 9 in der gesamten Nordhälfte zu rechnen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, GEFS, ICON, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer