SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.05.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Am Abend vor allem in der Mitte und im Osten sowie in Bayern teils schwere
Gewitter mit Großhagel, Starkregen über 25 mm in kurzer Zeit und schweren
Sturmböen oder orkanartigen Böen. Am späteren Abend auch in Süddeutschland
lokale Unwetter. In der 2. Nachthälfte Abzug der Gewitter.
Am Samstag im Nordosten noch vereinzelt Gewitter, aber auch außerhalb der
Gewitter exponiert stürmische Böen.
Am Sonntag ganz im Südwesten aufkommende teils markante Gewitter. Unwetter nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … zieht ein Gewittertief vom westlichen Niedersachsen rasch
ostnordostwärts. In seinem Warmsektor und an der Kaltfront des Tiefs ziehen
kräftige Gewitter ostnordostwärts, wobei schwere Gewitter, teils auch extreme
Gewitter dabei sind. Ursache ist eine feuchtlabile Luftmasse mit Cape-ML-Werten
zwischen 500 und 1200 J/Kg und PPWs zwischen 30 und 40 mm, die durch die
Vorderseite eines heranschwenkenden atlantischen Kurzwellentroges gehoben wird.
Die Achse des Troges erreicht bereits um 06 die Oder und das Bodentief mit einem
Kerndruck von fast 1000 hPa die Küste Polens.
Über Deutschland liegt es um 21 UTC an der Elbe südöstlich von Hamburg und um 00
UTC über Vorpommern. Wegen der hohen Scherungswerte (Deep-Layer-Shear teils bei
20 m/s) können auch Tornados dabei sein. An der Nordflanke des ostwärts
ziehenden Tiefs zeichnet sich ein Band mit 2 bis 3stündigem, durchaus auch
ungewittrigem Starkregen ab. Rückseitig dieses Tiefs kommen auch ohne Zutun der
Konvektion durch den kräftigen Gradienten Böen bis Sturmstärke zustande. Bis in
die Frühstunden des Samstags sind im Nordosten und Osten noch Windböen und an
der Küste sowie im östlichen Bergland stürmische Böen möglich.
In der zweiten Nachthälfte setzt eine rasche und nachhaltige Stabilisierung ein.
Zwar bringt dann im Norden der hereinschwenkende Trog noch etwas Labilität mit
sich, wodurch vor allem in Küstennähe ein paar Schauer zustande kommen. Auch an
den Alpen kann es in der labilen Luft, die dort gestaut wird, noch für Gewitter
reichen, wobei die Unwettergefahr bis Samstagfrüh zusehends geringer wird. Im
Westen und Südwesten können sich dort, wo es zuvor viel geregnet hat, flache
Nebelfelder bilden.

Samstag … gelangt Deutschland nach Abzug des Troges in den Genuss eines
flachen Rückens. Damit setzt sich landesweit stabilere und trockenere (mit einem
Flüssigwassergehalt zwischen 15 und 20 mm) Luft durch. Eine Ausnahme stellt noch
der Alpenrand dar, wo sich Reste leicht labiler Luft halten. Aber auch dort
sollte es mangels dynamischer Unterstützung nicht mehr für konvektive
Umlagerungen reichen. Die 2. Ausnahme bildet der Nordosten, wo im Randbereich
des Troges bis Mittag noch isolierte kurze Gewitter möglich sind. Im
Tagesverlauf schiebt sich aber von Westen ein Hochkeil herein. Zwischen diesem
und dem nach Litauen abziehenden Tief bleibt vor allem im Norden und Nordosten
ein kräftiger Gradient bestehen, so dass mit tagesgangbedingter Hilfe verbreitet
Windböen, an der See, in freien Lagen und in den Kamm- und Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge stürmische Böen zustande kommen. Bis zum Abend sollte
auch dort der Wind abnehmen.
Während über den Norden und die Mitte, bedingt durch die Nähe zur Frontalzone,
teils kompaktere Wolkenfelder hinweg ziehen, sind im Süden, abgesehen vom
Alpenrand, längere sonnige Abschnitte zu erwarten. In tieferen Lagen
Süddeutschlands werden bis 26, sonst in der Mitte und im Süden 20 bis 25 und im
Norden 15 bis 19 Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag wölbt sich, gestützt durch über dem Nordmeer ansetzende
Warmluftadvektion, der Rücken über der Nordsee noch etwas auf, was über
Mitteleuropa eine antizyklonale nordwestliche Strömung ergibt. Das durch diesen
Rücken gestützte schwache Hoch, das aus dem Hochkeil hervorgegangen ist,
verlagert sich nach Deutschland, so dass sich, abgesehen vom Nordosten, eine
schwachgradientige Lage ergibt. Mit Ausnahme des Südwestens stellen sich dann
einstellige Temperaturminima ein. Dort, wo es zuvor viel geregnet hat, können
sich flache Nebelfelder bilden.

Sonntag … verlagert sich der Rücken unter weiterer Verstärkung nach
Deutschland. Da nach wie vor der Rücken leicht überströmt wird und diese
Strömung durch kurzwellige Fluktuationen geprägt ist, gelangt in den äußersten
Südwesten und Süden Deutschlands wieder labilere und feuchtere Luft, was bei
stark gedeckeltem CAPE den Flüssigwassergehalt dort auf etwa 30 mm steigen
lässt. Mit orografischer Unterstützung können sich über dem südwestdeutschen
Bergland und aus den Alpen heraus einzelne starke Gewitter entwickeln, Unwetter
(durch heftigen Starkregen und (schwere) Sturmböen) sind vorerst nur wenig
wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen.
Im großen Rest des Landes dauert das Absinken im Bereich des sich mit seinem
Schwerpunkt nunmehr zur Ostseeküste verlagernden Bodenhochs an. Während der
Norden noch von Wolkenfeldern gestreift wird, sind ansonsten abgesehen vom
unmittelbaren Alpenrand längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Die Folge ist
ein leichter Temperaturanstieg auf 22 bis 27, im Küstenbereich und im Nordosten
auf 15 bis 21 Grad.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der Rücken mit seiner Achse zum östlichen
Deutschland, so dass erneut eine südwestliche Strömung resultiert. In diese
eingelagert greift ein markanter Kurzwellentrog auf Ostfrankreich über.
Vorderseitige Hebung erfasst dann den Westen und Südwesten, so dass auf den
westlichen Mittelgebirgsraum und den Südwesten einzelne und zum Teil heftige
Gewitter übergreifen, die mit Starkregen und bedingt durch den im 850 hPa-Niveau
auf 40 kt zunehmenden Oberwind, mit Sturmböen einhergehen können. Dabei nimmt
auch die niedertroposphärische Scherung wieder zu, was organisiertere Strukturen
hochreichender Konvektion verspricht. Ob es dann bereits wieder auch ohne
tagesgangsbedingte Unterstützung für unwetterartige Entwicklungen reicht, ist
noch nicht sicher, kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Im weitaus größten Teil Deutschlands hält sich die stabil geschichtete gemäßigte
Luftmasse. Im Nordosten sind bei klarem Himmel noch einmal einstellige
Temperaturminima möglich.

Montag … Während der Höhenrücken nach Polen wandert, schwenkt der
Kurzwellentrog an seiner Westflanke zum östlichen Deutschland. Das zugehörige
Randtief eines Nordmeertiefs zieht von der Belgisch-Französischen Grenze nach
Norddeutschland und seine Warmfront erreicht den Osten Deutschlands.
Gleichzeitig zieht seine Kaltfront von Benelux nach Westdeutschland. Im
Warmsektor gelangt erneut ein Schwall schwülwarme Luft in die Südhälfte
Deutschlands mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 10 und 16 Grad mit den höchsten
Werten ganz im Süden. Dazu ist die Luft recht labil mit Cape-ML-Werten zwischen
400 und 750 J/Kg. Die Modelle simulieren außer im Nordosten in der Fläche meist
Regenmengen zwischen 2 und 9 l/qm, örtlich, vor allem im Mittelgebirgsraum auch
10 bis 20 l/qm. Kleinräumig ist auch Starkregen über 25 l/qm dabei. Die
Scherungswerte sind teils mäßig, die Deep-Layer-Shear teils auch kräftiger. So
sind etwa in der Südhälfte im Tagesverlauf wieder kräftige Gewitter unterwegs,
die örtlich eng begrenzt auch wieder unwetterartig sein können.
Im Norden fällt der Regen auch flächig ohne Gewitter.
Den meisten Sonnenschein bekommt noch der Osten ab, während sonst die Wolken
vorherrschen. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 20 Grad an der See und 27
Grad in Südostbayern.

Modellvergleich und -einschätzung

Aktuell ist bis in die Nacht hinein Nowcasting angesagt, ehe am Wochenende
Wetterberuhigung angesagt ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden