S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.05.2022 um 10.30 UTC

Anfangs Hochdruckeinfluss, am Montag wärmer und gewittrig. Danach ab Dienstag
wechselhaft mit Schauern und kühler. Ab Donnerstag wieder Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 26.05.2022

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Sonntag wölbt sich ein
Rücken über dem westlichen Mittelmeer weiter in Richtung Britische Inseln auf.
Dadurch dreht die relativ glatte Höhenströmung bei uns weiter auf West-Nordwest.
Am Boden stützt der Rücken ein flaches Hochdruckgebiet bei uns und das sorgt für
recht ruhiges und trockenes Wetter. Lediglich am Alpenrand können die Ausläufer
eines Tiefs über im Südrussland noch zu etwas Regen oder Regenschauern führen.
Im Südwesten ist es heiter oder sogar wolkenlos und hier können die
Tageshöchsttemperaturen Werte über 25 Grad ansteigen.

Am Montag überquert uns der Rücken ostwärts und vom Atlantik schwenkt ein
Langwellentrog in Richtung Britischen Inseln. Dadurch steilt sich die
Höhenströmung bei uns auf und somit wird von Südwesten her recht warme Luft bis
in den Nordosten geführt. Auf der Vorderseite des Trogs schwenkt ein Randtrog
über den Westen hinweg in Richtung Nordosten. Das führt zu einer Verstärkung
eines kleinen Tiefs über Frankreich, dass sich im Tagesverlauf über
Westdeutschland hinweg bis Tagesende in die Nordsee verlagert. Mit diesem ist
ein Frontensystem verbunden, dessen Warmfront schon in der Frühe auf den
Südwesten übergreift. Die Kaltfront erreicht den Westen erst in der zweiten
Tageshälfte. Unter Umständen kann sich davor noch eine Konvergenz entwickeln und
daher muss im Südwesten ab dem Nachmittag mit kräftigen Gewittern, teils
unwetterartig durch heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen, gerechnet werden.
Hinzu kommt es, bedingt durch die Gradientzunahme aufgrund des Durchzugs des
Tiefs, auch auf den Bergen zu Sturmböen.

Am Dienstag wird der Langwellentrog über den Britischen Inseln von Westen her
regeneriert und der alte Trog überquert als Randtrog den Nordwesten und Norden.
Die Kaltfront überquert uns rasch ostwärts und auf der Rückseite wird kühlere
Meeresluft zu uns geführt. Es wird unbeständig mit Schauern und vor allem an den
Alpen muss auch wieder mit Gewittern gerechnet werden. Ein Sommertag wird auch
im Südwesten nicht mehr erreicht.

Am Mittwoch erreicht der langwellige Trog den Westen Deutschlands und schnürt
sich über Norditalien ab. Das Trogresiduum im Norden liegt am Tagesende über dem
Osten Deutschlands. Dadurch wird es wechselnd bis stark bewölkt und vor allem im
Norden kann es Regen oder Regenschauer, im Süden in Alpennähe auch kräftige
Schauer oder Gewitter geben.

Hinter dem abgezogenen Resttrog erreicht am Donnerstag von Westen her ein Rücken
unser Vorhersagebiet. Dies stützt im Süden am Boden den Vorstoß eines Keils des
Azorenhochs. Das sorgt im ganzen Land für Wetterberuhigung und wieder
ansteigende Temperaturen.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag stellt sich hinter dem Rücken eine
recht glatte Westströmung ein. Dadurch, dass die Frontalzone weiter nach Norden
verschoben wurde, erreichen die in der Westströmung ablaufenden Wellen vor allem
den Norden Deutschlands, während es im Süden teilweise recht freundlich ist.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle Lauf des IFS steht bis Mittwoch in recht guter Übereinstimmung mit
seinen Vorläufen. Am Mittwoch lässt der neue Lauf mit Übergreifen des Trogs auf
Deutschland die kalte Luft deutlich weiter nach Süden vorstoßen. Bei den
Vorläufen wird das durch ein rascheres Übergreifen des nachfolgenden Keils
inklusive der darin befindlichen wärmeren Luft kompensiert. Ab Freitag zeigen
die Vorläufe eine südwestliche Strömung und sind somit etwa wärmer, als der
aktuelle Lauf des IFS.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen globalen Modelle stimmen bis Mittwoch recht gut mit dem IFS überein.
Sie lassen, wie auch die IFS-Vorläufe, die kalte Luft im Trog am Mittwoch und
Donnerstag nicht so weit nach Süden vorstoßen. Daher überquert das nördliche
Trogresiduum den Norden deutlich rascher ostwärts und so stellt sich auch die
nachfolgende Zonalisierung schneller ein als bei IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalysen zeigen für Sonntag und Montag 5 Cluster, wobei der aktuelle
Lauf sich in Cluster 1 befindet. Die Cluster werden außer einem klimatologischen
Szenario Positive NAO zugeordnet.
Im anschließenden Zeitraum werden sogar 6 Cluster gerechnet, alle aus dem
Szenario Positive NAO. Der aktuelle IFS Lauf wird dem Cluster 1 zugeordnet. Die
Clusterlösungen unterscheiden sich im Wesentlichen in der Konturierung der Tröge
und der Rücken über West- und Mitteleuropa. Ein alternatives Szenario, welches
konträr zu dem aktuellen IFS Lauf wäre, ist nicht zu erkennen.

Dagegen zeigt der Trendbereich ab Freitag nächster Woche teilweise recht
konträre Lösungen und der aktuelle Lauf ist hier dem Cluster 4 zugeordnet. D.h.
die Aussagen für den Trendbereich sind nur mit großer Vorsicht zu genießen!

Die Rauchfahnen zeigt beim Temperaturverlauf nach einem Maximum am Sonntag und
Montag ein deutliches Absinken der Temperatur zum Dienstag hin, allerdings
verbunden mit einem deutlich stärkerem Spread. Tendenziell kommt es bis zum
Wochenende zu einem leichten Temperaturanstieg, allerdings verbunden mit einem
sehr großen Spread von fast 20 K (zwischen 17 Grad und -2 Grad). Die
Niederschlagssignale sind am deutlichsten von Montag bis Mittwoch, danach setzt
sich Wetterberuhigung durch. Die 2m-Temperatur im Meteogramm befindet sich bis
Montag deutlich im warmen Bereich (über 75%). Mit Kaltfrontdurchgang sinken die
Höchstwerte bis Mittwoch in den Bereich des M-Climate Medians. Danach steigen
die Höchsttemperaturen wieder an, allerdings verbunden mit einem deutlichen
Spread.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI stuft die Entwicklung am Sonntag und Montag als im Vergleich zur
Modellklimatologie zu warm ein. Ansonsten liefert EFI keine Hinweise auf
ungewöhnliches Wetter.

Niederschlag:
Die Ensembles liefern vor allem am Montag und Dienstag im Bereich der Alpen
Hinweise auf markante Niederschlagsmengen. An den Folgetagen gibt es für den
Alpenraum allenfalls schwache Signale für markante Niederschlagsmengen.

Gewitter:
Vor allem am Montag gibt es eine recht hohe Gewitterwahrscheinlichkeit vor der
Kaltfront im Südwesten und Süden. An den Folgetagen beschränken sich die
Gewitter zunächst auf den Bereich südlich der Donau und im weiteren Verlauf nur
noch auf den Alpenraum.

Wind:
EPS liefert am Dienstag mittlere Wahrscheinlichkeiten für markante Böen im
Nordseeumfeld. Ansonsten sind die Signale für markante Böen an der See und auf
den Bergen eher schwach.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich