S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.05.2022 um 10.30 UTC

Meist sommerlich warm, zeitweise mit Gewittern und Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 19.05.2022

Am Sonntag wird vor einem Trog über dem Atlantik sehr warme Luft nach Norden
geführt, was einen Höhenrücken stützt, der sich vom zentralen Mittelmeer, über
Deutschland nach Norden bis Nordwesten aufwölbt. Dies wiederum steht mit einer
Hochdruckzone vom Nordmeer bis zum Balkan in Verbindung. Kurzwellige Tröge, die
über Westeuropa nach Nordosten ablaufen, führen zu Druckfall über Frankreich und
dem Aufbau einer Tiefdruckrinne, die sich auch in den Südwesten Deutschlands mit
instabiler und feuchter Luft ausdehnt. Der überlagerte Rücken sollte Konvektion
noch weitgehend unterdrücken, lediglich orografisch getriggert sind im Süden und
Westen vereinzelte Gewitter mit Starkregen nicht ausgeschlossen. Die
Temperaturen weisen eine hohe Bandbreite auf. Bei knapp über 5°C in 850 hPa und
auflandigem Wind sind an der Ostsee keine 20°C drin, am Oberrhein wird dagegen
die 30°C Marke ins Visier genommen.
Am Montag wird der Höhenrücken nach Nordosten gedrängt und von Südwesten schiebt
sich, forciert durch kurzwellige Troganteile über Westeuropa, die Tiefdruckrinne
nach Deutschland hinein. Diese wird aber gleichzeitig durch die rückwärtige
Entwicklung immer schmaler, da sich über Südwesteuropa beginnt ein neuer Rücken
zu formieren. Bei steigender Feuchte breitet sich instabile Luft bis nach
Norddeutschland aus und es kommt zu schauerartigen Regenfällen und Gewittern,
die gebietsweise mit Starkregen verbunden sein dürften. Außer ganz im Norden, wo
aus dem Hoch eine trockene und nur mäßig warme Luft ausströmt, ist mit
sommerlichem Temperaturniveau zu rechnen.
Am Dienstag wird vor einem Sturmtief über Nordostatlantik massiv warme Luft nach
Norden gesteuert, was den Höhenrücken ausgehend von Spanien bei uns regeneriert.
Dabei verlagert sich eine Hochzelle von Skandinavien zum Ostseeraum und die
Rinne bei uns wird langsam zugeschüttet. Die Regionen, wo das genau passiert,
sind unsicher, es verbleibt jedenfalls genug feuchte Luft um weitere Schauer
oder Gewitter, bzw. Regenfälle mit Starkregenpotential auszulösen. Die
Südwesthälfte bleibt sommerlich warm, in die Nordosthälfte gelangt am Rand des
Ostseehochs weniger warme und teilweise trockene Luft.
Am Mittwoch kräftigt sich der stark amplifizierte, bis ins Nordmeer reichende
Höhenrücken weiter. Seine Achse dürfte knapp westlich Deutschland liegen.
Derweil zieht das Bodenhoch mit seinem Schwerpunkt gen Polen, von wo aus, sicher
auch getriggert durch einen Trog über Osteuropa, kühlere Festlandsluft mit T850
von 1 bis 3°C nach Ostdeutschland einströmen kann. Etwas Feuchte verbleibt vor
allem im Süden und Westen, allerdings trocknet es auch dort ab und der durch das
Absinken bedingte starke Deckel sollte dazu führen, dass hochreichende
Konvektion, außer vielleicht in den Alpen und im äußersten Südwesten meist
unterbleibt. Meist scheint die Sonne bei sommerlichen Temperaturen.
Am Donnerstag verhält sich das Strömungsmuster leicht progressiv und die
Höhenachse verlagert sich langsam über Mitteleuropa nach Osten. Das Bodenhoch
verändert seine Position über Polen nur wenig und von Südwesten her verstärkt
sich die Advektion der Warmluft zu uns noch. Vor allem im Nordosten wird die
etwas kühlere Luft wieder durch Warmluft ersetzt. Rasch setzt von Südwesten her
wieder Druckfall ein, die Tiefdruckrinne über Frankreich bleibt aber noch außen
vor und die Luft wird zwar instabiler, bleibt aber noch recht trocken. Für
etwaige Konvektion gilt ähnliches wie am Vortag. Orografisch bedingt sind
Schauer und Gewitter im Süden und Westen nicht ganz ausgeschlossen, insgesamt
setzt sich das sonnige und sehr warme Sommerwetter aber fort.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich vor dem Trog über Westeuropa wieder
unbeständigeres Wetter an und es kann sich schwülwarme Luft mit Schauern und
Gewittern von Südwesten her wieder nach Deutschland ausbreiten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist bis Dienstag recht gut. Nach Hochdruckwetter am
Sonntag kommt die Rinne mit Schauern und Gewittern zum Tragen. Danach, Mitte der
nächsten Woche, laufen die Lösungen auseinander. Die gestrigen Läufe sahen den
Höhenrücken weniger dominant und der Wochenverlauf sollte sich wechselhafter
gestalten mit weiteren schwachen Tiefausläufern, die schon zur Wochenmitte
erfolgreich gegen das Hochdruckgebiet weiter östlich anlaufen konnten. Alles in
allem soll es nun also, zumindest vorübergehend, wieder Hochdrucklastiger
weitergehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen globalen Modelle fahren zunächst einen ähnlichen Plan. Zu
Wochenbeginn schwächelt der Höhenrücken und die Tiefdruckrinne mit
Niederschlägen übernimmt das Zepter. Dabei offenbaren sich aber Unterschiede. So
hält im GFS die Hochdruckzone im Norden stärker dagegen und Regenfälle
beschränken sich auf den Süden und die Mitte, während IFS sie bis in den
Nordosten vorankommen lässt. ICON liegt in etwa dazwischen. Am Dienstag soll
laut ICON Lösung die Niederschlagsaktivität rascher von Westen nachlassen, die
Europäer haben auch dann die progressivste Lösung was die Niederschläge angeht
im Programm.
Zur Wochenmitte zeigen IFS und GFS den sich regenerierenden Höhenrücken, wobei
ihn GFS weiter östlich simuliert und dann rasch von Benelux her ein schwacher
Tiefausläufer Westdeutschland erfassen kann. Im ICON wird der Rücken nur
angedeutet und kurzwellige Tröge und Tiefausläufer sorgen zumindest im Norden
und Westen für leicht wechselhaften Wettercharakter mit Regen und einzelnen
Gewittern.
Schon die Lage in der Rinne zu Wochenbeginn ist ja ziemlich knifflig, ab
Wochenmitte wird es dann sehr unsicher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser Städte die Aussagen des
Haupt- und Kontrolllaufs. Die Kurven für die Temperatur und das Geopotential
fächern erst ab Dienstag etwas auf. Vor allem am Montag und Dienstag werden
Niederschlagssignale geliefert, die nach Norden hin teilweise sehr spärlich
ausfallen, sodass hier die Ensembles die Regenfälle im Norden weniger stützen
und hier ein paar Diskrepanzen zu finden sind. Vor allem am Mittwoch und
Donnerstag steht dann wieder Hochdruckwetter auf der Karte, was sich im Fehlen
der Niederschlagssignale zeigt. Die erweiterte Mittelfrist ist nach Lesart der
Ensembles geprägt von bröckelnden Temperaturen und Geopotential sowie von
aufkommenden Niederschlägen, was korrespondieren sollte mit dem Übergreifen
eines Troges von Westen her und der Zufuhr kühlerer Meeresluft.
Die 3 Cluster im ersten Zeitschritt unterscheiden sich nicht viel. Auch die
nächsten 3 im Zeitraum bis +168h zeigen den sich regenerierenden Höhenrücken
über Mitteleuropa mit leichter Progression nach Osten. Auch wenn die Cluster in
jeweils andere Schubladen (GWL) gesteckt werden, sind die Unterschiede für
Mitteleuropa (zunächst Rinne, dann Hochdruckeinfluss) gering. Erwartungsgemäß
wird die Bandbreite der Lösungen in der erweiterten Mittelfrist größer. Es
deuten aber viele Lösungen leicht unbeständiges Wetter an, wobei ein großer
Anteil (ca. 75%) in Richtung einer nördlichen Westlage tendiert.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig sind Gewitter mit den entsprechenden Niederschlägen das westliche
Warnelement. Während das am Wochenende eher eine untergeordnete Rolle spielt,
sind am Montag und Dienstag in den meisten Landesteilen teils kräftige Gewitter
mit Starkregen zu erwarten. Vereinzelt unwetterartiger und nichtgewittriger
Regen sind ebenfalls möglich.
Im EFI sind, mal abgesehen von einer positiven Temperaturanomalie, keine
Hinweise auf signifikantes Wetter zu finden. Allerdings deuten steigende
Labilitäts- und Feuchtewerte auf die steigende Gewittergefahr hin. Auch die
Niederschlagsoutputs, deterministisch und probabilistisch, gehen in diese
Richtung. Zur Wochenmitte sollte dann erstmal wieder eine Beruhigung eintreten.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS mit EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner