S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.05.2022 um 10.30 UTC

Übergang von antizyklonaler Westlage hin zu einem blockierenden Hoch über West-,
später Nordeuropa. Dabei allmählich steigende Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.05.2022

Deutschland liegt am Freitag in einer antizyklonalen westlichen Strömung
zwischen einem Tiefdrucksystem über Nordeuropa und hohem Geopotential über
Italien und Südwesteuropa. Dabei zieht eine Kaltfront zu den Alpen und lenkt von
Westen Atlantikluft zu uns, die unter den Einfluss eines Azorenhochkeils, der
sich nach Mitteleuropa ausdehnt, kommt.

Am Samstag bleibt das Höhenfeld ähnlich. Am Boden spaltet sich aus dem
Azorenhochkeil ein Hochdruckgebiet ab, das sich in den Raum Britische
Inseln/Nordsee verlagert. Dabei bleibt ein Temperaturgefälle zwischen Süd und
Nord erhalten: In 850 hPa liegen die Werte im Süden um 10 Grad und ganz im
Norden nur um 3 Grad.

Der westlich von uns liegende Höhenrücken verlagert sich unter Verstärkung am
Sonntag nach Deutschland und dehnt sich bis zum südlichen Nordmeer aus. Damit
verlagert sich der Hochschwerpunkt ebenfalls unter Intensivierung nach
Südskandinavien. Durch Absinkprozesse und durch kräftige Einstrahlung kann sich
die Luft erwärmen auf Werte zwischen 5 Grad im Nordosten und 13 Grad im
Südwesten in 850 hPa.

Am Montag schwenkt der Höhenkeil nach Ostdeutschland und Skandinavien. Dahinter
folgt ein sehr flacher Höhentrog und es sickert feuchtere Luft in den Westen und
Südwesten ein. Mit Ausdehnung des Hochs zum nördlichen Balkan dreht in
Südwestdeutschland die Strömung auf Südost. Dabei erwärmt sich die Luft noch
etwas und im Südwesten kommen Schauer und Gewitter auf.

Hinter dem flachen Trog verstärkt sich am Dienstag erneut der nachfolgende
Höhenkeil und schwenkt nach Deutschland. Ursache ist eine kräftige
Tiefentwicklung südlich von Island. In seinem Randbereich wird von Süden sehr
warme bis heiße Luft nach Mitteleuropa geführt, so dass die Temperaturen in 850
hPa auf Werte zwischen 11 Grad im Nordosten und 17 Grad im Südwesten ansteigen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue Modelllauf des IFS zeigt nur kleine Unterschiede zu den beiden
Simulationen von gestern.
Der aktuelle Lauf simuliert nämlich am Montag einen flachen Randtrog, der um den
oben beschriebenen Höhenkeil herumläuft. Dadurch wird die eingeströmte sehr
warmen Luft labilisiert, so dass es im Südwesten und im äußersten Westen lokale
Schauer und Gewitter gibt, während in den beiden gestrigen Simulationen dieser
Trog fehlt und es weitgehend trocken ist. Am Dienstag ist es dann auch nach dem
aktuellen Lauf wieder allgemein meist trocken.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Das japanische Modell simuliert zwar ebenfalls Hochdruckeinfluss, jedoch liegt
das Hoch über dem Nordmeer und lenkt vor allem in den Norden und Osten bis
Dienstag deutlich kühlere Luft zu uns als beim IFS.

ICON zeigt ebenfalls den beschriebenen Randtrog, der um den Höhenkeil
herumläuft. Dabei werden am Montag im Südwesten recht kräftige konvektive
Regenfälle ausgelöst, die sich bis zum südlichen Norddeutschland ausdehnen und
auch am Dienstag noch aktiv sind. Im Vergleich zum IFS werden also kräftigere
Regenfälle berechnet, die sich weiter nordostwärts ausdehnen.

Ansonsten simulieren die Modelle die Entwicklung ähnlich wie IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse vom IFS ergibt heute bis zum 7. Folgetag nur einen Cluster.
Daher ist die oben beschriebene operationelle Variante recht wahrscheinlich. In
der erweiterten Mittelfrist dauert das Blocking mit einem mächtigen stationären
Höhenkeil über Mitteleuropa und Skandinavien wahrscheinlich an (1. Cluster, 24
Fälle). Im 2. Cluster wird erst zum Ende der Keil abgebaut (18 Modellruns). Im

  1. Cluster mit insgesamt 9 Modellläufen ist der Keil etwas schwächer ausgeprägt,
    so dass die Läufe in eine Westlage eingeordnet werden (negative NAO).

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt nach einem Temperaturrückgang im
Kurzfristzeitraum anfangs gemäßigte Temperaturen in 850 hPa um 6 Grad.
Bis Dienstag steigt die Temperatur an auf Werte zwischen 8 und 13 Grad, bis
Mittwoch sogar noch etwas höher. Die Regenwahrscheinlichkeit ist zunächst
praktisch gleich null und steigt erst Anfang kommender Woche merklich an.

Entsprechend steigen die Temperaturen etwa südlich der Main-Linie spätestens ab
Sonntag auf sommerliche Werte über 25 Grad, was man im EPS-Meteogramm von
Frankfurt sehen kann. Im Nordosten Deutschlands sind die Temperaturen zunächst
nur gemäßigt und erst ab Dienstag steigt die Chance von Sommertemperaturen über
25 Grad. In der erweiterten Mittelfrist (Tag 8 bis 10) sieht es dann auch im
Nordosten nach Sommertemperaturen aus (bei allerdings erhöhter Schwankungsbreite
der Temperatur.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag ist im Bereich einer Kaltfront in einem Streifen vom Hochrhein bis
nach Südostbayern die Wahrscheinlichkeit für markante Gewitter leicht erhöht.
Außerdem sind an der Nordsee stürmische Böen möglich.

Am Samstag gibt es auch im Alpenraum kaum noch Gewitter, der Wind bleibt aber an
der Küste vor allem an der Ostsee kräftig mit einzelnen 8er Böen.

Am Sonntag herrscht unter Hochdruckeinfluss ruhiges Wetter.

Am Montag nimmt im Südwesten und im äußersten Westen die Wahrscheinlichkeit für
markante Gewitter wieder zu. Unwetter können dabei nicht ganz ausgeschlossen
werden.

Am Dienstag nimmt die Gewittertätigkeit im Südwesten wieder ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden