S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 03.05.2022 um 10.30 UTC

Überwiegend Hochdruckeinfluss und kaum Niederschläge, zur neuen Woche von
Südwesten langsam ansteigende Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 10.05.2022

„Nicht Fisch, nicht Fleisch“ hieß es in der gestrigen Einleitung der
synoptischen Mittelfrist und das trifft es wirklich sehr gut.
Zwar erstreckt sich am kommenden …

Freitag … eine schwache Hochdruckbrücke über Mitteleuropa, die aber zwischen
den Zentren über der Biskaya und Osteuropa eine Schwachstelle in Form einer
flachen Tiefdruckrinne aufweist. Gegenüber dem Vortag verlagert sich diese aber
zunehmend ostwärts nach Polen, Tschechien und Österreich. Gerade in Südostbayern
und an den Alpen kommt es in einer leidlich labilen Luftmasse (ML CAPE bis 200
J/kg, PPW’s um 20 mm) noch zu schauerartigen Regenfällen, die zudem durch ein
Trogresiduum in der Höhe gestützt werden.

Die angesprochene Hochdrückbrücke wird im Norden von einem kräftigen Sturmtief
über dem Nordmeer und im Süden von einem Tief im zentralen Mittelmeerraum
flankiert. Ausgehend von ersterem nähert sich im tagesverlauf von der Nordsee
eine schwache Kaltfrontokklusion an, den Wetterwirksamkeit sich auf dichtere
Wolken und leichte Regenfälle beschränkt (< 5 l/qm). Auch wenn die Höhe nicht
mitspielt, könnte die präfrontale Einstrahlung nebst Feuchteeintrag (PPW-Anstieg
auf 25 mm im Nordwesten) ausreichen, um im Vorfeld vom Emsland bis zur Eifel
einzelne Schauer oder auch Gewitter auszulösen, dann mit der Gefahr von
örtlichem Starkregen. Ob die mittelhohe Bewölkung und Höhenkonfiguration das
zulässt, ist aber noch unsicher. In der leicht gealterten, mäßig warmen
Meeresluft mit T850 um 5 Grad steigen die Höchstwerte ähnlich wie an den
Vortagen auf 16 bis 22 Grad.

In der Nacht zum Samstag fällt im Norden und Westen gebietsweise etwas Regen,
Richtung Niederrhein anfangs teils gewittrig. Sonst ist es wechselnd bewölkt und
meist trocken.

Am Samstag … schwenkt der ostatlantische Rücken allmählich ostwärts zu den
Britischen Inseln, wodurch von Nordwesten Druckanstieg einsetzt. Dadurch
verlagert sich gewissermaßen der westliche Schwerpunkt der Hochdruckbrücke
nordwärts. Während der Süden und die Mitte des Landes noch in einem
gradientschwachen Umfeld (sozusagen die aufgeweichte Divergenzachse) innerhalb
der leicht labil geschichteten Luftmasse verbleiben, strömt in den Norden
Deutschlands trockenere Festlandsluft aus Skandinavien ein (spezifische Feuchte
< 5g/kg). Dadurch nehmen die Sonnenanteile vor allem am Nachmittag von den
Küsten her deutlich zu.
Ansonsten entwickeln sich zunächst ausgehend von den Mittelgebirgen im schwach
zyklonalen Geopotentialfeld (kleines „Höhenei“ oder Reste davon noch der
Belgischen Grenze und weiter südlich) Schauer und Gewitter, teils mit
Starkregen. Weitestgehend trocken bleibt es wohl bis zum Abend noch südlich der
Donau (kleiner Deckel mit CIN < 50 J/kg).

Am Sonntag kann sich die Hochdruckzone über Mitteleuropa auch in der Höhe
allmählich konsolidieren-. Am Boden dominiert das Hoch über der Nordsee mit über
1030 hPa im Zentrum unser Wettergeschehen. Mit der nördlichen Strömung, die zur
Landesmitte hin kaum nennenswerte Geschwindigkeiten aufweist, tut sich auch die
trockene Festlandsluft schwer damit großartig weiter südwärts vorzustoßen. Sie
wird voraussichtlich nur die Mittelgebirgsschwelle erreichen. Während im Norden
oft ungestört die Sonne scheint, entwickeln sich im Süden bevorzugt über den
Bergen im Tagesverlauf Quellwolken. Unter allgemein schwachem Absinken reicht es
aber allenfalls noch in einem Streifen vom Schwarzwald und der Alb bis nach
Mittelfranken sowie inneralpin für einzelne Schauer. An den Temperaturen ändert
sich kaum etwas.

In der neuen Woche verbleiben wir auf der Vorderseite des langsam schwächelnden
Rückens über der Nordsee in einer nordwestlichen Höhenströmung. Das Bodenfeld
wird erneut äußerst flau, da sich das Hoch zeitgleich auf gerade mal etwas über
1020 hPa abschwächt. Nennenswerte Hebungsantriebe lassen sich nicht ausmachen.
Der Nordosten wird am Dienstag vorübergehend von den Ausläufern einer schwachen
Kaltfront von Norden gestreift. Regen fällt kaum und wenn dann nicht
signifikant. Gleiches gilt für lokale Schauer oder Gewitter am unmittelbaren
Alpenrand in einer leidlich feucht-instabilen Luftmasse der Vortage.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Sonntag ergeben sich keine nennenswerten Unterschiede des IFS
zu seinen Vorläufen. Für die kommende Woche stehen die Zeichen nun deutlicher
auf antizyklonal geprägtes Geschehen. Gerade der gestrige 0z Lauf hatte für
Dienstag durchaus noch eine wechselhafte und windige Nordwestlage angedacht.
Nach den jüngsten Berechnungen verbleibt der Trog doch deutlich weiter
nordöstlich und es erfolgt allenfalls ein leichter Streifschuss im Nordosten
Deutschlands – ohne nennenswerte Regenfälle.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch hier sind die Unterscheide bis einschließlich Sonntag allenfalls marginal.
Kaum erwähnenswert ist, dass die Schwerpunkte der konvektiv geprägten
Niederschläge je nach Modell und Auflösung natürlich unterschiedlich bewertet
werden. Der grobe – oben beschriebene Rahmen – steht aber.

In der neuen Woche lassen ICON und GFS den Keil von der Nordsee zum Baltikum
ausweiten, wodurch wir zunehmend auf die warme Westflanke des Hochs gelangen
würden. Ebenfalls trockenes, aber von Südwesten zunehmend warmes
Frühsommerwetter mit Höchstwerten um 25 Grad entlang von Rhein, Neckar, Main und
Donau wären die Folge. Etwas abgeschwächt und verzögert würden auch in den
übrigen Landesteilen die Temperaturen allmählich etwas ansteigen. Auch GEM und
JMA tendieren in diese Richtung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Wenig überraschend öffnen sich die Rauchfahnen mit Wochenwechsel erheblich. So
öffnet sich im Landesmittel die Temperaturspanne in 850 hPa von rund 5 Grad auf
+12 bis -3 Grad. Die Mehrheit der Member verzeichnet dabei einen leichten, aber
kontinuierlichen Anstieg, was im Einklang mit den Vorhersagen der übrigen
Globalmodelle liegt (siehe Modellvergleich). HL und CL zeigen im Norden und
Osten zur neuen Woche sogar einen leichten Rückgang (Streifschuss Kaltfront),
was durch eine Bifurkation im EPS gestützt ebenfalls möglich erscheint. Gerade
im Südwesten ist die leichte Erwärmung zur neuen Woche aber sehr wahrscheinlich.

Nach dem wechselhaften Samstag sind die Niederschlagssignale bis Mitte nächster
Woche ziemlich ausgedünnt, was den antizyklonalen Aspekt unterstreicht (siehe
Abschnitt Konsistenz).

Die 2 gebildeten Cluster im Vorhersagezeitraum Sonntag-Dienstag (8.-10. Mai)
zeigen einheitlich den für uns wetterbestimmenden Keil über der Nordsee. Der
angrenzende Trog verbleibt über Skandinavien und dem Baltikum.

Im Folgezeitraum der erweiterten Mittelfrist verkörpern die 4 Cluster eine
Vielfalt an Szenarien, die sich – vereinfacht ausgedrückt – auf einen Zweikampf
zwischen Hoch Mitteleuropa und Südwest antizyklonal (im Norden und Nordwest
zyklonal) kaprizieren. 19 und damit etwa ein Drittel der Member favorisiert
dabei Clusterlösung 1, die den operationellen Varianten des ICON und GFS
entspricht. Diese Variante muss daher aktuell als am wahrscheinlichsten
betrachtet werden.

FAZIT:
Für die durch Trockenheit geplagten Regionen sieht es niederschlagstechnisch
weiterhin dürftig aus. Die örtlichen Schauer am Samstag sind da nichts weiter
als ein Tropfen auf den heißen Stein – so sie denn überhaupt treffen.
Flächendeckende Niederschläge sind bis mindestens Mitte nächster Woche nicht zu
erwarten. Zumindest sind Nachtfröste angesichts der derzeitigen Blütezeit kein
Thema. Im Gegenteil: die Temperaturen steigen zur neuen Woche von Südwesten
langsam an, so dass vor allem in den Ballungszentren im Südwesten Sommertage mit
mehr als 25 Grad in Reichweite gelangen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Am Freitag im äußersten Südosten und Nordwesten, insbesondere aber am Samstag in
einem breiten Streifen über der Mitte einzelne Gewitter. Dabei aber nur
punktuell (markante) Gefahr von Starkregen und kleinkörnigem Hagel. Keine
Unwetterlage.

TROCKENHEIT:
Insbesondere in den bereits betroffenen Gebieten im Norden und Osten
Deutschlands keine oder nur unzureichende Linderung der Trockenheit.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen