S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.04.2022 um 10.30 UTC

Anfangs Hochdruckeinfluss mit sonnenscheinreichen Tagen, aber kühlen Nächten. Am
Wochenende etwas unbeständiger, vor allem in der Südosthälfte Schauer und
Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 02.05.2022

Der Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums fällt mit dem Ende des
gemeinhin für seine Launenhaftigkeit bekannten Monats April zusammen. Und es hat
unweigerlich den Anschein, dass der April zum Ausklang seiner Präsenz großen
Wert darauf legt, diesem zugegeben nicht immer ganz richtigen Leumund etwas
entgegenzusetzen. Konkret sieht die Sache so aus, dass Deutschland am Donnerstag
am Rande eines umfangreichen Hochs über dem nahen Atlantik liegt, von dem aus
sich ein Keil über die Ostsee und das Baltikum weit nach Osten erstreckt.
Absinken sorgt landesweit für sonnenscheinreiches und trockenes Frühlingswetter
mit kühlen Nächten (gebietsweise Frost in Bodennähe). Gestützt wird das Hoch von
einem breiten Höhenrücken, der aber anfällig für kurzwellige Tröge ist, welche
diesen von West nach Ost umlaufen und somit auch für uns zur „Gefahr“ werden
können.

Und tatsächlich kommt es wie es kommen muss. Bereits am Freitag erreicht ein
erster Sekundärtrog von Benelux und der Nordsee her den Vorhersageraum, der aber
mangels geeigneten Treibstoffs – die von Nordosten einfließende, im Norden eher
zu kühle (T850 um 1°C), sonst mäßig warme (T850 3-8°C) Kontinentalluft ist
schlicht zu trocken und nicht labil genug – verpufft. Allerdings wird der Weg
geebnet für ein mehr zyklonal geprägtes Wochenende, an dem das Hoch, vor allem
aber der Rücken auf den Atlantik zurückgedrängt werden. Stattdessen setzt sich
über Mitteleuropa ein breiter Höhentrog fest (im Grunde entwickelt der sich aus
dem am Freitag noch relativ unscheinbar daherkommenden Sekundärtrog) und der
Luftdruck fällt, wenn auch nur leicht. Dabei bildet sich im Südosten eine flache
Tiefdruckrinne, während der Nordwesten weiterhin im Dunstkreis des nach wie vor
über dem nahen Atlantik präsenten Hochs verbleibt.
Unterschiedlich sind nicht nur die Druckverhältnisse, auch luftmassentechnisch
offenbaren sich Kontraste. So strömt in den Norden und Westen eine kühle (T850
etwa zwischen 0 und -3°C), aber auch relativ trockene Luftmasse polaren
Ursprungs ein. Nach Südosten hin setzt sich dagegen mildere (T850 bis zu +7°C),
feuchtere und zudem potenziell instabile Luft durch. Diese hat das Potenzial für
schauerartige Regenfälle und Gewitter, die in dem einen oder anderen Fall auch
mal kräftiger ausfallen können (Starkregen). Im Nordwesten hält sich die
Wahrscheinlichkeit für konvektive Umlagerungen in Grenzen, über einzelne Schauer
dürfte es nicht hinausgehen.

Zu Beginn der neuen Woche am Montag deuten sich von Westen her kurzzeitig Druck-
und Potenzialanstieg an, wodurch das konvektive Geschehen etwas gedämpft und
nach Süden gedrückt wird. In der Folge gelangen wir dann aber in die Klauen
eines umfangreichen Höhentrogs über Nordeuropa, der uns wechselhafte und eher
kühle (die 0°C-Isotherme auf 850 hPa überquert spätestens am Mittwoch die
Mainlinie in Richtung Süden) erste Maitage beschert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS-Modells vom ECMF kann summa summarum als gut bezeichnet
werden. Und da sich auch die Unterschiede zu anderen Globalmodellen im
handelsüblichen Rahmen bewegen – wirklich von IFS abweichende Szenarien sind
nicht erkennbar -, spricht nichts dagegen, die gestern veröffentlichte
Prognoselinie fortzuschreiben. Kurz zusammengefasst heißt das zunächst
Hochdruckeinfluss und trockenes Wetter, bevor es am Wochenende unbeständiger und
kühler wird. Vor allem in der Südosthälfte stehen dann schauerartige Regenfälle

  • Gewitter auf der Karte mit den (nicht nur für Mittelfristvorhersagen; siehe
    aktuelle Lage) üblichen Unschärfen hinsichtlich Intensität und genauer
    räumlicher Verteilung.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Wie im Abschnitt zuvor bereits angedeutet, liegen die anderen an dieser Stelle
für gewöhnlich begutachteten Globalmodelle auf ähnlicher Linie wie IFS. Klar,
gerade die kurzwelligen Anteile und natürlich auch die Niederschlagsprognosen
offenbaren die klassischen Unschärfen, die aber an der Grundausrichtung wenig
bis nichts ändern.
Bei der Temperatur fällt auf, dass GFS am Sonntag, insbesondere aber am Montag
milder aufgestellt ist als IFS und beispielsweise ICON. Allerdings wird das
durch GFS-EPS deutlich relativiert, markiert doch der Hauptlauf den oberen Rand
der Kurvenschar.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen sowohl beim
Geopotenzial (500 hPa) als auch bei der Temperatur (850 hPa) einen gutmütigen
Verlauf ohne größere Streuung oder signifikante Ausreißer. Erst zum Ende hin,
wenn es in Richtung der erweiterten Mittelfrist geht, wird das Delta möglicher
Lösungen breiter. Bis dahin unterstützt das Ensemble weitgehend die Ideen des
operationellen Laufs.

Zu den Clustern, die für T+72…96h (Donnerstag/Freitag) nur eine Lösung vorlegen,
welche – wen wundertŽs – dem Hauptlauf sehr ähnlich ist. Von Samstag bis Montag
(T+120…168h) erhöht sich die Anzahl der Cluster auf drei (24 Fälle + HL/KL, 14,
13). Während CL1 und CL3 über Mitteleuropa respektive Deutschland überwiegend
zyklonal aufgestellt sind, rückt in CL2 recht zügig ein neuer Höhenkeil von
Westen her zu uns heran. Allen gemein ist aber das Klimaregime „Atlantischer
Rücken“. Das gilt weitgehend auch für die erweitere Mittelfrist ab Dienstag
(T+192…240h), wo lediglich CL3 (13 Fälle) zum Ende hin in eine „Blockierung“
wechselt. Deutschland ist dabei ziemlich antizyklonal aufgestellt, wohingegen
CL1 (23 Fälle) und CL2 (15 Fälle + HL/KL) den Vorhersageraum im Bereich des o.e.
nordeuropäischen Höhentrogs sehen.

FAZIT: Im Großen und Ganzen stützen die Ensembles sowie andere Globalmodelle die
Aussagen des deterministischen IFS-Laufs. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass
sich nach dem Wochenende erneut Hochdruckeinfluss schneller und nachhaltiger
durchsetzt als oben beschrieben. Ansonsten gilt, dass die Vorhersage in Bezug
auf die Temperatur relativ sicher ist. Hinsichtlich Intensität und genauer
räumlicher Verteilung von Regen und Gewittern besteht noch Optimierungsbedarf.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Nach dem „lauen“ Start am Donnerstag/Freitag ohne signifikante
Wettererscheinungen nimmt am Wochenende die Wahrscheinlichkeit für einzelne
Gewitter oder auch punktuellen Starkregen vornehmlich in der Südosthälfte zu.
Diese Aussage basiert allerdings mehr auf synoptische Überlegungen und
Erwägungen als auf prognostische Signale seitens der Modelle inkl. deren
probabilistischer Anschlussverfahren.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-MIX mit IFS-EPS und Modellmix.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann