S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.04.2022 um 10.30 UTC

Hochdruckeinfluss mit kühlen Nächten. Zum Monatswechsel unbeständig.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 01.05.2022

Am kommenden Mittwoch liegen wir am Rand eines Hochdruckgebietes mit Schwerpunkt
bei Schottland von dem ein Keil in die Ostsee zeigt, in einer östlichen bis
nordöstlichen Strömung. Nur im Süden wirkt sich eine anfangs Kurzwelle, die an
der Ostflanke des westeuropäischen Höhenrückens nach Süden zieht, mit
wechselhaftem Wetter aus, während sonst Absinken überwiegt und in trockener Luft
vielfach die Sonne scheint.
Am Donnerstag flacht der Rücken ab und wird etwas nach Südosten, Richtung
Mitteleuropa, gedrückt. Er wird aber rasch durch einen neuen Höhenrücken über
dem Atlantik ersetzt, sodass der Hochschwerpunkt im Bodendruckfeld erhalten
bleibt und sich lediglich leicht westwärts verlagert. Der Hochdruckeinfluss für
Deutschland bleibt erhalten, mit einer Brücke über Norddeutschland. Da sich das
Absinken noch verstärkt, scheint verbreitet die Sonne und die Temperaturen
steigen etwas an, auf mehr als 20°C im Südwesten, während im äußersten Norden
und Nordosten ca. 15°C auf der Karte stehen. Stellenweise ist, wie schon in den
Vornächten, aber noch Bodenfrost möglich.
Am Freitag kräftigt sich der Keil über dem Atlantik und stützt das Bodenhoch mit
Schwerpunkt westlich von Schottland. Von da ausgehend bildet sich ein flacher
Hochkeil Richtung Skandinavien. Dafür werden die Reste des Höhenrückens bei uns
durch einen Trog über der Nordsee langsam nach Süden abgedrängt. In den Norden
sickert derweil kältere Luft ein, während sich in den Süden eine Tiefdruckzone
mit feuchterer und milder Luft ausbreitet. Für großartige Niederschläge reicht
es aber noch nicht.
Am Samstag liegen am Rand eines Langwellentroges über Nordeuropa, wobei die
Kurzwelle über der Nordsee nach Deutschland vorankommt. Dabei weitet sich das
Bodentief nach Norden aus, während der Nordwesten und Norden am Rand des
Hochdruckgebietes draußen auf dem Atlantik liegt. Dorthin sickert auch
trocken-kühle Luft ein, die Tiefdruckzone wird von feuchtmilder Luft angefüllt
sein, wahrscheinlich auch mehr oder weniger instabil. Neben schauerartigen
Regenfällen dürften zumindest im Süden und Südosten auch teils kräftige Gewitter
mit von der Partie sein.
Am Sonntag wird der Trog bei uns regeneriert, eventuell tropft er nach
Frankreich ab. Dabei kann sich eine Zweiteilung über Deutschland einstellen. Die
Nordwesthälfte wird am Rand des Hochdruckgebietes über dem Atlantik von eher
trocken-kühler Luft beeinflusst, die Südosthälfte befindet sich im
Wirkungsradius einer Tiefdruckzone in feuchter und relativ milder Luft. Unter
dem Trog im Nordwesten sind einzelne Schauer möglich, sonst regnet es
gebietsweise, zum Teil mit eingelagerten Gewittern.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich am Rand des Troges über Nordeuropa
unbeständiges Wetter an, wobei die milde Luft wohl abgedrängt wird und von
Nordwesten kühle, dann aber auch feuchte Luft folgen dürfte.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Entwicklung in der Mittelfrist wurde von den letzten Läufen des IFS recht
ähnlich simuliert. Vor allem zum nächsten Wochenende ergeben sich einige
Unterschiede in der Frage der Luftmassen- und Niederschlagsverteilung. Dann sind
auch kräftige Regenfälle und Gewitter, wahrscheinlich vor allem in der
Südosthälfte möglich. Hinsichtlich der großräumigen Entwicklung ist die Prognose
aber einigermaßen sicher. Zunächst Hochdruckeinfluss, dann unbeständiger.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ähnliches gilt auch für die Betrachtung der anderen globalen Modelle, die da
wären GFS, ICON, UKMO. Alternative Lösungen sind nicht vorhanden, während die
Details natürlich „verhandelbar“ bleiben. Wie schon bei der Konsistenz sind
insbesondere am nächsten Wochenende deutliche Unterschiede in der Lage der
Luftmassengrenze, Verteilung und Intensität der Regenfälle zu finden. So
simuliert ICON ein kleinräumiges Tief, das quer über Deutschland nach Nordosten
ziehen soll, mit entsprechend kräftigen Regenfällen und südöstlich davon
vielleicht auch kräftige Gewitter. Die Europäer und GFS sehen die Niederschläge
eher etwas weiter nach Südosten verschoben als ICON und auch weniger intensiv.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte zunächst
die Aussagen des operationellen Laufs weitgehend. Die Geopotentialkurve zeigt
bei enggebündeltem Verlauf zur Mitte der nächsten Woche ein Maximum, das in den
850er Temperaturen nur angedeutet wird, wobei da auch die Streuung größer ist.
Danach gibt es bei zunehmendem Spread jeweils einen leichten, wenn auch
kontinuierlichen Rückgang.
Niederschlagssignale sind zunächst Fehlanzeige, treten ab Samstag aber wieder
häufiger auf den Plan. Allerdings fällt auf, dass diese Signale doch eher
spärlich ausfallen und nicht sonderlich stark. Möglicherweise Indiz dafür, dass
der Tiefdruckeinfluss von Süden her doch nicht in dem vom Hauptlauf
favorisierten Maße greift.
Das deutet auch die Clusterung an. Im ersten Schritt bis +96h wird ein Cluster
gebildet. Dann, bis +168h sind es 3 Cluster, die alle dem Regime „Atlantik
Ridge“ zugeordnet werden. Der Hauptlauf liegt in Cluster 2. Aber selbst dieser,
zumindest das repräsentative Member, wie auch die anderen Cluster deutet eher
die Hochdruckzone über Deutschland an, als irgendeine Tiefdruckzone. Das es
wechselhafter wird, sieht auch der Verfasser so; hinter den Niederschlägen steht
aber noch ein Fragezeichen. Die bleiben dann vielleicht doch hinter denen in der
operationellen Lösung zurück.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am nächsten Wochenende wird es wechselhafter. Damit steigt, wohl vor allem in
der Südosthälfte, die Gewitterneigung und die Wahrscheinlichkeit von teils
kräftigen Regenfällen. Stark- und Dauerregen wären nicht ausgeschlossen.
Aufgrund der dann zunehmenden Unsicherheit der Vorhersage gibt es dafür noch
keine Signale in den Ensembles.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS (+ EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner