S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Mittwoch, den 20.04.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.04.2022 um 10.30 UTC
Unbeständig, zeit- und gebietsweise Schauer, lokal auch Gewitter mit lokalem
Starkregen. Mäßig warm.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 27.04.2022
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Samstag befindet sich
sowohl in der Höhe als auch am Boden ein Hoch mit Schwerpunkt über der
Norwegischen See. Südlich schließt sich eine Zone mit einer ganzen Reihe an
Höhentiefs bzw. Kaltlufttropfen an, die sich vom Nordatlantik über die Iberische
Halbinsel und Polen bis nach Kasachstan erstreckt. Diese Höhentiefs gestalten
die Vorhersage schwierig, sodass die folgenden Ausführungen nur eine Lösung von
vielen darstellt. Bis ins Bodendruckfeld schlägt sich nur das Höhentief über der
Iberischen Halbinsel durch, sodass sich dort auch im Bodendruckfeld ein Tief mit
Kern über der Biskaya gebildet hat. Dadurch gelangt die Südwesthälfte in den
Einfluss wärmerer und feuchterer Luft, wodurch das Schauer- und
Gewitterpotential zunimmt. In der Nordosthälfte bleibt uns die trockene
Festlandsluft erhalten, sodass es dort trocken bleibt.
Am Sonntag zieht das hochreichende Tief ostwärts nach Frankreich und nördlich
der Alpen bildet sich ein Leetief. Dadurch kommt die feucht-milde Luft etwas
weiter nach Norden voran. Gleichzeitig sickert in den Norden recht kühle Luft
ein mit 850hPa-Temperaturen bis -3 Grad. Im Übergangsbereich zur wärmeren Luft
besteht Potential für schauerartigen Starkregen, weiter im Süden kann es auch in
Folge von Gewittern lokalen Starkregen geben. Auch im Osten können sich schwache
Schauer bilden, die durch den Kaltlufttropfen über Polen und der mittleren
Ostsee verursacht werden. In der kühlen Luft werden im Norden nur knapp
zweistellige Höchstwerte erwartet, milder wird es in den Niederungen im Süden
und Westen, wobei auch dort die Temperaturen durch Schauer und kompakte
Wolkenfelder etwas gedämpft werden.
Am Montag wird das ursprünglich über Frankreich liegende Höhentief vom Höhentief
über Nordpolen und dem Baltikum eingefangen und letzteres übernimmt die
steuernde Funktion. Auch über Deutschland sind weitere kurzwellige Anteile zu
finden. Am Boden füllt sich ebenfalls das Tief über Frankreich auf, während das
ehemals kleine Leetief unter die Fittiche des Höhentiefs gerät und dadurch zu
einem hochreichenden Tief über Polen und der Ukraine wird. Im
850hPa-Temperaturfeld bleibt uns das Nord-Süd-Gefälle erhalten mit Temperaturen
unter 0 Grad im Norden und bis 6 Grad am Alpenrand. Neben vielen Wolken muss mit
Schauern gerechnet werden, wobei durch die zahlenreichen kurzwelligen Anteile
eine Regionalisierung aus heutiger Sicht noch nicht möglich ist.
Am Dienstag wird das Höhentief über Nordosteuropa in einen Trog über Nordeuropa
integriert und über Deutschland wird die Strömung allmählich antizyklonaler,
sodass die Schauer mit Ausnahme des Südens abklingen.
Am Mittwoch wölbt sich über West- und Mitteleuropa ein Rücken auf, während im
Bodenfeld eine äußerst flache Druckverteilung vorliegt. Auch weiterhin verbleibt
der äußerste Süden in feuchtwarmer Luft (T850hPa bis 7 Grad) und er Norden in
kälterer Luft (T850hPa zwischen 0 und -3 Grad). Dadurch ist die Neigung zu
Schauern im Süden am größten. Die Höchstwerte liegen zwischen 12 und 19 Grad.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Wie es nicht selten der Fall ist, wenn gleich mehrere Höhentiefs in einer
gradientschwachen Höhenströmung „herumeiern“, so steht auch heute die
mittelfristige Vorhersage vor allem in Hinblick auf die räumliche Verteilung der
Regenschwerpunkte auf wackeligen Beinen. Vergleicht man die Geopotentialfelder,
so lassen sich schon zu Beginn der Mittelfrist Unterschiede ausmachen. Während
im gestrigen 00UTC-Lauf das Höhentief über Polen noch weiter westlich lag, so
hat es nach dem neuesten Lauf am Samstag keinen Einfluss mehr auf das
Wettergeschehen in Deutschland. Am Sonntag sollte laut gestigem 00UTC-Lauf über
der Nordsee zudem ein weiteres Höhentief entstehen, das in den nachfolgenden
IFS-Läufen nicht mehr zu finden ist und daher die Kaltluft schneller in den
Norden einsickern kann. Während laut gestrigem 12UTC-Lauf am Montag ein
kräftiges Höhentief mitten über Deutschland liegen sollte, ist das
Geopotentialfeld in den beiden 00UTC-Läufen deutlich diffuser, wobei die Zentren
der mehreren eher schwachen Höhentiefs an völlig unterschiedlichen Stellen
lagen. Die Prognoseunsicherheit setzt sich auch an den Folgetagen fort. Eine
detaillierte Beschreibung der Unterschiede würde an dieser Stelle allerdings
wenig Mehrwert bringen. Auch der zunehmend antizyklonale Charakter ab Dienstag
ist noch nicht sicher.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die Sichtung der anderen mittelfristigen Modelle bringt kein Licht ins
Dunkel. Zwar kann man aus allen Modellvorhersagen herauslesen, dass es
unbeständiger wird, außer Starkregen und lokaler Gewitter wenig Signifikantes
beim Wetter zu erwarten ist und sich die Temperaturen auf einem der Jahreszeit
entsprechendem Niveau einpendeln. Details in der Regionalisierung der
Niederschlagsschwerpunkte sind aber aus heutiger Sicht nicht vorherzusagen.
Schon am Samstag wird v.a. der Kaltlufttropfen östlich von Deutschland
unterschiedlich positioniert. Am Sonntag gelangt der Süden und die Mitte in den
Einfluss des hochreichenden Tiefs über Frankreich, wobei noch unklar ist, wie
weit nord- und nordostwärts die schauerartigen Regenfälle ausgreifen. In den
Folgetagen nehmen die Prognoseunsicherheiten weiter zu. Der unbeständige
Wettercharakter setzt sich fort, wobei die Verteilung der Niederschläge von der
Lage und Intensität der sich gegenseitig beeinflussenden Höhentiefs abhängt.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Auch bei den Plumes ist erkennbar, dass ab Sonntag der Spread erheblich zunimmt.
Zudem nehmen v.a. am Sonntag und Montag die Niederschlagssignale zu und ab
Dienstag wieder ab (mögliches Übergreifen des Rückens aus Westen).
Die Clusteranalyse (t120h-168h) zeigt nur ein einziges Cluster, mit hohem
Geopotential über dem Atlantik (atlantic ridge) und tieferem Geopotential weiter
südlich, das bis nach Mitteleuropa reicht. Weiterhin setzt sich die flache
Druckverteilung fort.
Im Zeitraum (t192h-240h) werden drei Cluster angeboten, wobei die Wetterlage
weiterhin von vielen Höhentiefs beeinflusst wird und kaum typische
Trog-Rücken-Strukturen auszumachen sind.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im Mittelfristzeitraum besteht vor allem am Sonntag ein gewisses Potential für
Starkregen, zum einen an der Luftmassengrenze in der Mitte, zum anderen bei
Gewittern im Süden. Auch am Montag im Süden geringe Wahrscheinlichkeiten für
lokalen Starkregen in Folge schauerartiger, teils gewittriger Regenfälle.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, ICON-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel