#DWD -> #SXEU31 #DWAV 121800 #SYNOPTISCHE UEBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag 14.04.2022 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.04.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Anfangs noch regional einzelne Gewitter, in der Nacht nachlassend. Ab Freitag
regional auffrischender Wind. In den Folgenächten lokal Frost.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
Aktuell … wird Deutschland von einem Langwellentrog in 500 hPa beeinflusst,
dessen Achse von Finnland in Richtung Ostfrankreich verläuft. Weiter südlich
schließt sich an den Trog ein abgetropftes Höhentief an, das mit seinem
Schwerpunkt über dem Norden Algeriens zu finden ist. Der Skandinavientrog kommt
in der Nacht weiter nach Osten voran, seine Hauptachse hat Deutschland zum
Morgen schon in Richtung Polen und Böhmisches Becken verlassen, allerdings läuft
auf seiner Rückseite noch ein kurzwelliger Anteil ab. Dem Gesamttrog folgt ein
Höhenrücken, der sich im Laufe der Nacht kräftigt und in der Folge für
Druckanstieg über dem Westen Skandinaviens sorgt. Ausgangs der Nacht liegt der
Schwerpunkt des entsprechenden Bodenhochs mit einer weitgehenden
Nord-Süd-Ausrichtung über den skandinavischen Alpen. Von dort verläuft am Morgen
eine Hochdruckbrücke nach Süden über die Nordsee und Nordfrankreich hinweg in
Richtung der Azoren. Da sich auch diese kräftigt steigt auch über dem Westen
Deutschlands der Druck, er liegt zum Morgen schon gebietsweise über 1025 hPa,
und natürlich wird auf der Ostflanke des Hochs von Norden kältere Luft
herangeführt, bis zum Morgen sinken die 850er Werte im Norden teils unter 0°C.
Die vor dem Rücken und dem Bodenhoch einfließende trockenere und stabilere Luft
macht im Laufe der Nacht der Konvektion den Garaus, so dass spätestens ab
Freitagfrüh auch über den östlichen Mittelgebirgen und an den Alpen keine
Gewitter mehr auftreten sollten. Absinken im Bereich des Keils lässt den Himmel
aufklaren. Dabei können sich streckenweise flache Nebelfelder bilden. Vorher
jedoch…
…wird vor dem Trog eine schwache okkludierte Front nach Osten geschoben. Die
verläuft, wenn man das Radar als Maßstab nimmt, aktuell etwa vom Oderbruch bis
zum Hochrhein, wobei im Nordosten die linienartige Struktur am besten zu
erkennen ist. Betrachtet man die Feuchtefelder, so ist sie schon, entsprechend
z.B. des Hauptgradienten im Theta-Feld, weiter östlich über Zentralpolen zu
finden. Wie auch immer, wetterrelevant sind natürlich insbesondere die
Radarsignaturen bzw. die damit verbundenen Niederschläge, die im Theta-Feld nur
mit einer schwach ausgeprägten Schliere korrespondieren. Dennoch wird etwas CAPE
gerechnet, die PPWs liegen um 25, da aber doch eine gewisse Verlagerung zu
erkennen ist und der Tagesgang kräftigeren Entwicklungen entgegensteht, wird es
mit Starkregen wohl nix werden, auch sind eventuellen Gewitter unwahrscheinlich,
wenngleich nicht gänzlich ausgeschlossen – und wenn sie doch auftreten sollten,
dann könnten sie von der einen oder anderen steifen oder stürmischen Böe
begleitet sein. Im Süden, und damit präfrontal, ist die Situation anders. Dort
liegt eine recht feuchte (PPWs um 20mm), insbesondere an den Alpen und im
äußersten Südosten hochgradig labile Luftmasse (Lapse-Rates teils unter -0,75
K/100m), so dass die dort schon am Nachmittag aufgetretenen Gewitter
(insbesondere mit orografischer Unterstützung) bis in den Abend anhalten können.
ICON-D2 zeigt beispielsweise im Bereich Südschwarzwald-Hochrhein niedrige
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen >15 l/m² in einer Stunde, lokal sogar sehr
geringe Wahrscheinlichkeiten für Unwetter mit mehr als 25 l/m². An den Alpen
sind entsprechende Hebungsprozesse ebenfalls wahrscheinlich. Da der Gradient,
auch in der Höhe, eher schwach ausgeprägt ist, sollte der Wind im Vergleich zum
Starkregen dort die zweite Geige spielen. In der Nacht wird die feucht-labile
Luft dann weiter nach Südosten abgedrängt. Letztendlich ist die
Gewitterdiskussion für (ersten Teil) der Nacht damit aber noch nicht
abgeschlossen. Denn der Front folgt der o.e. kurzwellige Troganteil. Dieser
sorgt über dem Norden für Hebung, so dass auch dort mit lokalen Gewittern
gerechnet werden muss. Da die Höhenwinde dort etwas zackiger unterwegs sind und
die Gewitter eine gewisse Zuggeschwindigkeit aufweisen, geht es nicht so sehr um
Starkregen als mehr um die eine oder andere steife oder stürmische Böe, also in
etwas das Szenario, dass sich auch an der Front abspielen sollte.
Freitag … weitet sich der über den baltischen Staaten und Polen liegende Trog
eher etwas nach Süden aus als dass er nach Osten vorankommt. Demzufolge bleibt
eine nord-nordwestliche Höhenströmung bestehen. In dieser läuft ein weiterer
Kurzwellentrog nach Südosten ab, wodurch im Osten ein paar Schauer auftreten
können. Für Gewitter ist die Labilität bei Lapse-Rates um -0,6 K/100m
wahrscheinlich nicht hinreichend, außerdem ist die Luftmasse im Vergleich zum
Vortag schon deutlich ausgetrocknet. An den Alpen sind an der Front bzw. deren
Resten staubedingt schauerartige Regenfälle zu erwarten, die laut ICON schon um
die Mittagszeit, laut IFS oder GFS erst am Nachmittag aufhören sollen. Dabei
liegen die zu erwartenden Niederschlagssummen aber weitab jeglicher
Warnschwellen, und auch Gewitter sind nicht wahrscheinlich, auch wenn die
Modelle inneralpin noch etwas CAPE rechnen. Ansonsten macht sich mehr und mehr
der Einfluss des über Skandinavien liegenden kräftigen Bodenhochs bemerkbar.
Dieses lässt die bodennahen Winde von Nordwest auf Nord, im Norden sogar auf
Nordost drehen und tagsüber etwas auffrischen, was insbesondere für den Osten
gilt. Für warnrelevante Böen reicht es aber allenfalls an der Vorpommerschen
Ostseeküste oder im Erzgebirge. Während im Norden und Nordosten die Einstrahlung
durch zumeist tiefe stratiforme Bewölkung gedämpft wird, sind im Westen und
südlich der Mittelgebirge bei meist hoher oder mittelhoher Bewölkung längere
sonnige Abschnitte zu erwarten. In diesen Gebieten steigt die Temperatur auf
Werte bis 20 Grad, in tieferen Lagen Südwestdeutschlands auch etwas darüber.
Dort ist aber nicht nur die Einstrahlung höher, auch grundsätzlich ist die
Luftmasse mit T850 von bis zu +6°C wärmer als in den übrigen Regionen (T850 im
Nordosten teils nur knapp über -4°C. Entsprechend werden verbreitet 13 bis 18,
in Küstennähe und im Nordosten nur 8 bis 12°C erwartet.
In der Nacht zum Samstag läuft ein weiterer und zudem kräftigerer Kurzwellentrog
nach Süden ab, der nicht nur die Höhenströmung auf Nord drehen lässt, sondern
auch den östlichen Mittelgebirgen und dem Alpenrand noch ein paar Schauer
bescheren kann. In den Kammlagen der östlichen Mittelgebirge ist etwas Schnee
oder Schneeregen denkbar, was auch daran liegt, dass die Null-Grad-Isotherme in
850 hPa bis zum Inn und zur Kölner Bucht ausgreift. Abseits der Schauer klart es
verbreitet auf. Mit dem von Norden – an der Südflanke des über Südskandinavien
liegenden Hochs – steigenden Druck zieht über Süddeutschland der Gradient etwas
an. Die Deterministik, insbesondere bei der deutschen Modellkette, lässt sich
entsprechend in den Hochlagen der Mittelgebirge zu einzelnen steifen oder
stürmischen Böen hinreißen. Die Probabilistik, inklusive MOSMIX ist da
entspannter. Dank der etwas zunehmenden Luftdruckgegensätze sollte leichter
Frost oder zumindest Frost in Erdbodennähe, abgesehen von den Hochlagen, auf die
Gebiete beschränkt bleiben, in denen der Gradient am geringsten ist. Dies ist im
Norden und Nordosten Deutschlands der Fall.
Samstag … schiebt sich der westeuropäische Rücken zögerlich nach Osten. Auf
seiner Vorderseite wird der Keil durch den weiter über Osteuropa liegenden
Langwellentrog blockiert, der vom nördlichen Ural bis zur Adria reicht. Dies
ergibt über Mitteleuropa eine nord-nordöstliche Strömung. Das korrespondierende
Bodenhoch mit Schwerpunkt über Skagerrak und Kattegat kräftigt sich und weitet
sich nach Norddeutschland aus, sein Schwerpunkt soll am Sonntagmorgen über
Dänemark zu finden sein. Dadurch bildet sich auch in Bodennähe eine nördliche
bis östliche Strömung aus. Entsprechend gelangt trocken-kalte Festlandsluft nach
Deutschland. Da aber durch den über die Alpen hinweg nach Süd-Südwest
ablaufenden Kurzwellentrog noch etwas Zyklonalität im Spiel ist, sind an den
Alpen und dort vor allem zum östlichen Alpenrand weitere schauerartige
Niederschläge zu erwarten, die aber fernab jeglicher Warnrelevanz sind. Auch
über dem östlichen Mittelgebirgsraum und im Südosten kann sich noch flache
Konvektionsbewölkung halten. Ansonsten lässt Absinken im Bereich des o.g. Hochs
keine nennenswerte Wolkenbildung zu. Gegenüber den Vortagen gehen die
Temperaturen zurück. Während im Nordwesten, Westen und in tieferen Lagen
Südwestdeutschlands noch 15 bis 19°C zu erwarten sind, werden sonst 9°C
(vereinzelt an der Küste) und 10 bis 14°C weiter im Binnenland erreicht.
In der Nacht zum Ostersonntag verschiebt sich der Schwerpunkt des
wetterbestimmenden Bodenhochs kaum. Auch ändert sich das Druck- und
Geopotentialfeld nur unwesentlich. Im Norden und Nordosten stellt sich hierdurch
eine schwachgradientige Lage ein, was die Luftmasse vollends zur Ruhe kommen
lässt. Großräumiges Absinken dauert an, so dass es klar bleibt. Abgesehen vom
Nordwesten, Westen und tieferen Lagen Südwestdeutschlands ist leichter Frost
oder zumindest Frost in Bodennähe zu erwarten. Im Nordosten ist in Erdbodennähe
durchaus auch mäßiger Frost möglich. Etwas Gradient ergibt sich aufgrund der
Lage des Hochs nur im äußersten Südwesten, ansatzweise kommt eine Bise zustande,
so dass in exponierten Kamm- und Gipfellagen des Schwarzwaldes Böen bis
Sturmstärke nicht ausgeschlossen werden können.
Sonntag … herrscht weiter hoher Luftdruck vor. Der westeuropäische Rücken
erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel ausgehend nordostwärts bis nach
Nordskandinavien und stützt das altbekannte Hoch, das seinen Schwerpunkt nunmehr
im Bereich der Ostsee hat. Über dem Osten Europas greift der Langwellentrog
immer noch weit nach Süden aus und reicht bis nach Libyen. Ein weiterer schwenkt
über den Britischen Inseln nordwärts. Der Trog über Osteuropa ist für etwas
Bewölkung über dem Osten Deutschlands
verantwortlich, allerdings sollte es trocken bleiben. Zudem gelangt von Osten
recht frische Luft zu uns, in 850 hPa werden über der Lausitz nur um -3°C
erwartet, während es ganz im Westen immerhin um +5°C sind. In der Nacht gehen
die entsprechenden Werte nochmals etwas zurück, es hält sich über Deutschland
aber ein spürbarer Temperaturgradient hält. Folglich besteht im Osten auch
leichte Nachtfrostgefahr, während dies im Westen kein Thema ist.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die Abläufe der kommenden Tage recht ähnlich. Große
Unterschiede lassen sich nicht erkennen, und dort wo Unterschiede prognostiziert
werden, sind diese nicht oder nicht von wesentlicher Warnrelevanz.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas