#DWD -> #SXEU31 #DWAV 121800 #SYNOPTISCHE UEBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag 12.04.2022 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 12.04.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Vor allem ab der Nacht zum Donnerstag einzelne Gewitter mit Starkregen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
Aktuell … liegt Mitteleuropa mehr oder weniger genau unter einem Höhenrücken,
der von Trögen über Osteuropa und knapp vor dem europäischen Festland flankiert
wird. Das Strömungsmuster ist leicht progressiv und auch die Bodenhochdruckzone
östlich von uns weicht etwas nach Osteuropa zurück.
Derweil beginnt der Höhentrog über der Iberischen Halbinsel abzutropfen, während
das nördliche Residuum sich in die Nordsee ausweitet, wodurch vor allem der
Nordwesten auf die zunächst glatte Trogvorderseite gelangt.
Damit verdichtet sich die Bewölkung im Nordwesten und Westen, ob es ein paar
Regentropfen (ICON) gibt, ist fraglich.
Ansonsten hält sich Hochdruckeinfluss mit geringer, teilweise hoher Bewölkung
und örtlichen, aber wohl nicht warnwürdigen Nebelfeldern im Süden. Aufgrund der
milderen Abendtemperaturen und der dünnen Bewölkung ist Frost kein Thema mehr.
Da der Druckgradient auch im Norden aufweicht, sind die ohnehin eher
sporadischen 7er Böen aus Ost bis Südost an der Nordsee und der westlichen
Ostsee über die Nacht auch eher nicht mehr im Programm.
Mittwoch … zieht das abgetropfte Höhentief nach Algerien, während das
Trogresiduum auf seinem Weg in die Nordsee vom mitteleuropäischen Rücken
blockiert wird und nur langsam vorankommt. Das zugehörige kleine Tief tut sich
ebenfalls schwer mit seiner Progression, es dürfte bis zum Abend kaum über das
Seegebiet Forties nach Osten vorankommen.
Für den Westen und Nordwesten deutet sich tatsächlich sowas wie Wetter an. Das
liegt an der Anfeuchtung der labilen Luftmasse sowie der Bildung einer schmalen
Tiefdruckrinne, die sich unmittelbar vor der Okklusion des kleinen Tiefs in den
Westen und Norden schiebt. Die PPW Werte steigen auf ca. 25 mm, zudem wird etwas
ML Cape um 200 J/kg generiert.
Bei insgesamt dürftiger Dynamik ist fraglich, ob die Labilität ausgelöst wird.
Etwa von der Eifel bis nach Schleswig-Holstein regnet es rückseitig der
Bodenrinne teils schauerartig, ob es für Gewitter reicht, bleibt abzuwarten.
ICON tendiert pro, fast alle anderen Modelle eher contra.
Falls es Gewitter gibt, kann Starkregen bis 20 mm in kurzer Zeit dabei sein. Im
Süden sind Gewitter orografisch bedingt am ehesten über dem Schwarzwald möglich,
während an den Alpen der Deckel wahrscheinlich noch zu stark ist.
Trotz des schwächelnden Hochdruckeinflusses scheint sonst meist die Sonne,
assistiert von ein paar hohen Wolken. Der Wind spielt bei schwachem Gradienten,
aus Sicht der Warnungen keine Rolle. Am ehesten in Ostsachsen könnte es mal nahe
an die Bft 7 rangehen, für Warnungen reicht es nach derzeitigem Stand nicht.
Dazu steigt die Temperatur auf frühlingshafte 20 bis 25°C, nur ganz im Norden
und Nordwesten, an der See und in höheren Lagen winken ein paar Abschläge.
In der Nacht zum Donnerstag nähert sich der Trog und erfasst mit positiver
Vorticityadvektion und etwas synoptisch-skaliger Hebung die Okklusion und die
Bodenrinne. Außerdem sorgt postfrontaler Druckanstieg sowie die damit verbundene
Winddrehung auf Nordwest für eine zügigere Verlagerung der Front südostwärts. Da
sich auch die frontale Querzirkulation etwas intensiviert (T850 präfrontal
anfangs 8-12°C, postfrontal Rückgang auf 6 bis 2°C) kann sich von NRW und der
Eifel bis zur Ostsee ein Regenstreifen formieren, der gebietsweise 5 bis 10 mm
Regen in 12 Stunden bringt. An der Bodenrinne und Südostflanke des Regens sind
einzelne (elevated) Gewitter nicht ausgeschlossen.
Weiter südöstlich bleibt es aufgelockert und trocken. Hier und da bildet sich
Nebel. Die Minima liegen zwischen rund +10°C unter den Wolken und +3°C im
Südosten, wo selbst Bodenfrost ein lokales Ereignis wird.
Gründonnerstag … erreicht der positiv geneigte Trog den Vorhersageraum. Das
Bodentief wird vom Trog überholt und füllt sich auf und auch der Tiefausläufer
wird wegen des Abbaus der thermischen Gegensätze immer diffuser. Der
Regenstreifen bleibt aber präsent, kommt nach Südosten voran und reicht zum
Abend von Baden-Württemberg bis zur Oder und Neiße. Als wesentlicher Antrieb ist
hierfür die trogvorderseitige PVA zu sehen. Neben schauerartigen Regenfällen
(gebietsweise 5 bis 10 l/m²) lässt die Luftmasse mit Hilfe von Einstrahlung und
Orografie über der Südhälfte einzelne Gewitter mit Starkregen zu, die an und vor
der Front, teils aber auch aus den Alpen heraus auftreten können.
Darüber hinaus labilisiert es im Westen und Norden unter dem folgenden Höhentrog
und neben Schauern sind dort kurze „Kaltluftgewitter“ nicht ausgeschlossen.
Obwohl die postfrontal einströmende Nordseeluft mit +3°C in 850 hPa und -25°C in
500 hPa alles andere als wirklich kalt ist.
Die Sonnenanteile sind im Süden am größten, wo es mit bis zu 24°C auch
am wärmsten wird. Ansonsten liegen die Tageshöchstwerte zwischen 15 und 21°C, an
der See mit auflandigem Wind nur um 12°C. Der auf Nordwest drehende Wind frischt
etwas auf, kratzt aber nur direkt an der See an der Bft 7.
In der Nacht zum Freitag schwenkt der Höhentrog weiter südostwärts. ICON
simuliert nun flotter und hat sich den externen Modellen angepasst. Vor allem im
Süden und Südosten fällt zunächst gebietsweise Regen, anfangs örtlich mit
Gewittern und im Nordosten ziehen Schauer durch, wo ebenfalls eingangs der Nacht
vereinzelte Gewitter drunter sein können. Wo es vorher
geregnet hat und stärker aufgeht, kann sich Nebel bilden.
Das dürfte vor allem in den westlichen, bzw. südwestlichen Landesteilen der Fall
sein. Hier schiebt sich eine Hochdruckzone herein, die von einem Höhenrücken
über Westeuropa gestützt wird, und die von der Iberischen Halbinsel bis nach
Skandinavien reicht, wo sie einen Schwerpunkt mit mehr als 1030 hPa ausbildet.
Freitag … gerät die Progression der langwelligen Strömung wieder ins Stocken.
Der Hochkeil über Nordwesteuropa kräftigt sich, was auch für das blockierende
Hochdruckgebiet über Skandinavien gilt. Der nunmehr über dem östlichen
Mitteleuropa liegende Höhentrog wird durch kurzwellige Anteile regeneriert, was
über uns in eine zyklonale nordwestliche bis nördliche Höhenströmung mündet.
Bodennah – am Rand des Skandinavienhochs – kommen wir in eine Ost- bis
Nordostströmung mit sich kühlere Luft mit T850 <0°C über den Norden ausbreitet.
Dabei werden unter dem Trog, bzw. getriggert durch Randtröge im Nordosten
Schauer oder leichte schauerartige Regenfälle ausgelöst, die dank limitierter
Labilität (bis 700 hPa) kaum kräftiger und schon gar nicht gewittrig sein
dürften.
Die milde und labilere Luftmasse im Süden wird sukzessive in die Regionen
südlich der Donau abgedrängt, wo es Schauer, im Tagesverlauf auch einzelne
Gewitter geben dürfte und auch Starkregen ist als Thema dort nicht vom Tisch.
Ansonsten dominiert Absinken und vor allem im Südwesten und Richtung Nordsee
scheint längere Zeit die Sonne.
Die Temperaturgegensätze sich recht groß. Werden im Südwesten nochmal Werte um
oder etwas über 20°C erreicht, sind es ganz im Nordosten, in Vorpommern bei
lebhaftem Nordostwind nicht mal mehr 10°C.
Warnwürdig wird der Wind übrigens nicht; höchstens im Bergland exponiert langt
es für Bft 7.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Basisfelder sehen ähnlich aus. Die Details der teils konvektiven Regenfälle
sind unsicher, müssen aber auch nicht länger debattiert werden. Ob es schon
morgen tagsüber für Gewitter reicht (siehe Text) ist fraglich; der Verfasser
tendiert zum contra.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner