S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 31.03.2022 um 10.30 UTC

Zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag unter Zwischenhocheinfluss meist ruhiges
Wetter. Am Montag zunächst im Norden, dann auch in der Mitte aufkommender Regen,
im Bergland anfangs Schnee. Dabei sehr kühl mit Nachtfrost.
Ab Dienstag immer wieder Regen, in Hochlagen mitunter noch Schnee. Im Norden und
Osten fester Niederschlag nicht ausgeschlossen. Insgesamt nicht mehr so kühl und
in tiefen Lagen kaum noch Nachtfrost.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 07.04.2022

Am Sonntag liegt Deutschland in einem mächtigen Trog, der von Nordosteuropa
ausgeht. Dabei bewegt sich das ´alte´ Cut-Off-Tief über Rumänien nordostwärts
und ein weiteres Höhentief zieht über Frankreich nur langsam südwärts. Dahinter
dehnt sich der Keil des blockierenden Hochs weit westlich von Irland nach
Südwestdeutschland aus. Dabei bestimmt die eingeflossene Kaltluft mit
850-hPa-Temperaturen zwischen -6 und -8 Grad das Wetter.
Der Hochkeil schwenkt am Montag zu den Alpen und auf der Nordseite des Keils
greift die Warmfront eines zur Südküste Norwegens ziehenden Tiefs auf den Westen
und Norden Deutschlands über und erreicht nachts auch Süddeutschland.
Postfrontal steigt die Temperatur in 850 hPa auf leicht positive Werte.
Die Kaltfront des Tiefs liegt Dienstagfrüh bereits über Nordwestdeutschland und
erreicht abends Süddeutschland. Postfrontal geht die Temperatur in 850 hPa
wieder auf 0 bis -5 Grad zurück. Auf der Rückseite des zum Baltikum ziehenden
Tiefs stellt sich eine lebhafte Nordwestströmung ein.

Am Mittwoch überquert die Warmfront eines von Schottland nach Dänemark ziehenden
Tiefs Deutschland von West nach Ost. Seine Kaltfront erreicht zum Tagesende
Nordwestdeutschland. Der zugehörige kräftige Höhentrog erreicht dann die
Nordsee, so dass ideale Entwicklungschancen für das Tief vorliegen. Bereits in
der Nacht entwickelt sich nämlich das Tief zum Sturmtief und bringt vor allem
Norddeutschland Sturmböen.

Am Donnerstag zieht das Sturmtief zur östlichen Ostsee, wobei der Höhepunkt der
Entwicklung am Abend abgeschlossen ist, da sich das Höhentief dann im Bereich
des Bodentiefs befindet. Dabei strömt mit einer kräftigen Nordwestströmung
erneut maritime Polarluft nach Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -9
Grad an der dänischen Grenze und -1 Grad an den Alpen (abends).

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue Modelllauf vom IFS simuliert die Entwicklung bis einschließlich Montag
recht ähnlich.
Erst ab Dienstag gibt es größere Differenzen. Im alten Lauf von gestern 00 UTC
sollte hinter der Kaltfront des über die Ostsee abziehenden Tiefs in der
entstehenden Nordwestströmung noch eine Frontalwelle über den Nordosten
Deutschlands hinweg ziehen. Auf der kalten Seite des Tiefs wären somit ganz im
Nordosten sogar Schneefälle möglich gewesen.
Im aktuellen Lauf und in dem von gestern, 12 UTC zieht die Kaltfront des Tiefs
bis zum Abend nach Süddeutschland und postfrontal würden die Wolken auflockern.
Am Mittwoch gleichen sich mit übergreifen einer neuen Warmfront die Modellläufe
vorübergehend an, ehe am Donnerstag erneut größere Abweichungen zu sehen sind:
Das nächste Tief wird im aktuellen Lauf als Sturmtief um 06 UTC über den
dänischen Belten berechnet, wobei Sturmböen im Norden verursacht werden. Im
alten 00 UTC-Lauf wird das Tief deutlich schwächer über dem Skagerrak berechnet
und im Mittagslauf von gestern gibt es ein flaches Tiefdrucksystem über Dänemark
und dem deutschen Küstengebiet. Dabei wird in dieser Version der meiste Regen
berechnet mit Mengen zwischen 10 und gut 15 mm in Nordwestdeutschland, NRW und
örtlich im Mittelgebirgsraum, während sonst die Regenmengen deutlich geringer
ausfallen.
Dagegen ist die Windsituation in dieser Variante deutlich entspannter.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON simuliert das oben beschrieben IFS-Sturmtief mit einer ganz anderen
Zugbahn, nämlich am Nordrand der Mittelgebirge hinweg nach Osten. Damit wären
lediglich die Mitte und der Süden Deutschlands von stürmischen Böen betroffen.
So könnten im Harz größere Neuschneemengen auftreten. Am Donnerstag sehen die
Felder dann wieder ähnlich aus.

Auch bei den Kanadiern zieht das Tief in einer Art Rinnenform am Mittwoch
verspätet am Nordrand der Mittelgebirge durch und am Donnerstag liegt die Rinne
sogar immer noch über den nördlichen Mittelgebirgen. Ganz ähnlich simuliert auch
der 00-UTC-Lauf von GFS. Nördlich der Rinne fällt dann sogar in Norddeutschland
am Donnerstag wieder verbreitet Schnee!

Insofern ist die Lage ab Mittwoch doch eher unsicher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse ermittelt heute bis zum 7. Folgetag nur einen Cluster, wobei
die Höhenkarte vom Donnerstag eher nach West als nach Nordwest aussieht wie der
operationelle Lauf. Insofern ist der sehr unbeständige Witterungsabschnitt
alternativlos.

Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes zeigt die Rauchfahne von Offenbach sehr
niedrige Temperaturen in 850 hPa, nämlich Werte um -8 Grad. Am Montag steigt die
Temperatur mit Übergreifen der Warmfront markant an auf Werte um 0 Grad, die
sich am Dienstag halten.
Am Mittwoch erkennt man eine sogenannte Bifurkation: Die Temperatur in 850 hPa
spaltet sich auf, zum einen gibt es weiterhin Werte um 0 Grad und zum anderen
Werte um -6 Grad (rund 25 Prozent der Modellläufe). Dies liegt an der
unterschiedlichen Zugbahn des Tief, denn bei südlicher Zugbahn wäre es
entsprechend kühler. Auch am Donnerstag erkennt man noch diese Aufspaltung. Das
passt auch zu den Lösungen von GFS und GEM: Hier sind ebenfalls große
Differenzen der Temperatur erkennbar, nördlich der Tiefdruckrinne ist es kalt
und südlich der Rinne warm.

Die Temperatur in den EPS-Meteogrammen ist am Sonntag und Montag noch deutlich
zu niedrig im Vergleich zum Modellklima, nämlich rund 5 Grad oder mehr niedriger
als der Normalwert. Ab Dienstag liegen die Temperaturen im Mittel nur noch rund
2 Grad unter den Normalwerten, die Nachtwerte sind dank der Wolken sogar kaum
unterdurchschnittlich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag herrscht unter Zwischenhocheinfluss ruhiges Wetter ohne
Wettergefahren. Am Montag nimmt in der Nordhälfte die Gefahr von stürmischen
Böen zu und auf den Bergen sind Sturmböen wahrscheinlich.
Am Dienstag und Mittwoch sind vor allem im Norden und Osten stürmische Böen
möglich, an der Nordsee wahrscheinlich. Am Donnerstag nimmt die Gefahr von Böen
Bft 8 noch etwas zu.
Ab Dienstag regnet es zwar recht verbreitet, Dauerregen ist aber auch in den
Staulagen sehr unwahrscheinlich, wenn auch nicht ganz ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden