S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.03.2022 um 10.30 UTC

Nach starker Abkühlung und mitunter kräftigen Schneefällen vorübergehend
Wetterberuhigung mit Frostnächten. Zum Wochenbeginn milder, nass und zunehmend
windig.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 05.04.2022

Am Freitag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, prägt ein Langwellentrog das
Wettergeschehen in weiten Teilen Europas. Seine Achse erstreckt sich von
Skandinavien über Benelux bis ins westliche Mittelmeer. Dabei ist ein Höhentief
über Südfrankreich im Begriff abzutropfen. Höhenrücken sind über dem nahen
Atlantik und Südrussland zu finden. Bodennah steht einer Tiefdruckzone
südöstlich unseres Landes mit zwei Kernen über Oberitalien und der Ukraine ein
Hoch westlich Irlands gegenüber. Dieses hat auch einen Keil bis Finnland
ausgeprägt, so dass Deutschland in einer nordöstlichen Strömung liegt, die auch
gar nicht mal so schwach ist, so dass mit böigem Nordostwind zu rechnen ist.
Zudem hat sich eine kalte Luftmasse über unserem Land breitgemacht mit -9°C in
850 hPa im Nordosten und noch 0 Grad von der Mädelegabel über den Hochwanner bis
zum Großen Hundstod (um 12 UTC). Von dem Tief südlich der Alpen erfasst Hebung
den Süden Deutschlands, wo es zu Niederschlägen kommt, wobei die
Schneefallgrenze zwischen 300 m in Franken und noch etwas über 1000 m in den
Alpen liegt. Nach Norden hin lockern die Wolken auf, ganz im Norden kann es aber
auch Schauer geben.

Zum Samstag zieht das abgetropfte Höhentief zum Golf von Genua, von Norden her
setzt sich der Hochkeil in Deutschland durch, so dass der stärkste Gradient gen
Süden verschoben wird. Auch die Niederschläge verlagern sich dorthin, so dass es
nur noch südlich der Donau schneit. Die -8°C-Isotherme erreicht das mittlere
Alpenvorland, so dass Regen kein Thema mehr ist. Nach Norden hin nehmen die
Auflockerungen zu, ein paar Schnee- und Graupelschauer kann es aber geben. In
der Nacht lockern die Wolken auf und bei nur noch schwachem Wind kann es mäßigen
Frost geben.

Am Sonntag verbleiben wir im Bereich des Langwellentroges, die Achse des
Bodenhochkeils verlagert sich nach Süddeutschland, so dass der Wind nach und
nach auf West dreht, er ist aber nur schwach. Im Tagesverlauf bildet sich viel
Quellbewölkung, aus der leichte Schnee- und Graupelschauer fallen können. Es
wird kaum milder. In der Nacht zum Montag schwenkt im Trogbereich ein
kürzerwelliger Anteil über Skandinavien südwärts, mit ihm verlagert sich ein
nicht allzu starkes Tief nach Südschweden. Damit ziehen wieder Wolken mit
leichten Regen- oder Schneeregenfällen im Norden auf, im Süden bleibt es klar
und wird wieder frostig.

Am Montag schwenkt die oben erwähnte Trogachse nach Südosten weiter und
nachfolgend gelangen wir auf die Rückseite des Langwellentroges in eine recht
kräftige nordnordwestliche Höhenströmung. Während das Skandinavientief zum
Baltikum zieht, erreicht ein neues Tief das Nordmeer. Dessen Warmfront greift in
der Nacht zum Dienstag von Westen über. Nachdem am Montag Schnee- und
Schneeregenschauer über Deutschland südwärts ziehen, zieht dann in der Nacht von
der Nordsee her neuer Regen auf, verbunden mit einer substanziellen Milderung.

Am Dienstag gerät das Nordmeertief durch eine flache, in der nordnordwestlichen
Höhenströmung ziehende Kurzwelle unter weitere Hebung und am Okklusionspunkt
entsteht ein Teiltief, das von Dänemark nach Polen zieht. Damit frischt der
westliche Wind kräftig auf und nicht ganz unergiebige Regenfälle (bei ca. 0°C in
850 hPa ist Schnee kein großes Thema) verlagern sich über alle Regionen
Deutschland hinweg.

In der erweiterten Mittelfrist soll die Höhenströmung auf Westnordwest drehen.
Mit dieser werden immer wieder Tiefausläufer zu uns gesteuert, die den dringend
benötigten Regen bringen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen Laufes mit seinen beiden Vorgängern ist bis Sonntag
hoch. Danach ergeben sich deutliche Unterschiede. Das am Montag entstehende Tief
wurde vom gestrigen 12-UTC-Lauf viel stärker entwickelt, es zog (ebenso wie der
Höhentrog) auch langsamer nach Osten ab. Zum Dienstag lässt der gestrige
00-UTC-Lauf das Okklusionspunkttief sich noch viel stärker entwickeln als der
heutige 00-UTC-Lauf. Dagegen entwickelt es sich beim gestrigen 12-UTC-Lauf
nicht, zudem bleibt das ganz System noch weiter westlich, weil über der
zentralen Ostsee noch das alte Tief seine Kreise zieht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis zum Sonntag stimmen die vorliegenden Modelle im Großen und Ganzen überein.
Lediglich wird das Verlagern der Niederschläge gen Süden von ICON, GFS und GEM
etwas langsamer gezeigt, so dass wohl davon ausgegangen werden kann, dass es am
Freitag und Samstag etwas weiter nördlich ausgreifend regnet/schneit als IFS das
zeigt. Zum Montag laufen die Modelle dann auseinander: Während GFS und GEM
weitgehend IFS ähneln, lässt ICON das Dienstagstief schon am Montagnachmittag
übergreifen, auch UKMO deutet dies an. Im weiteren Verlauf zeigen alle Modelle
die zyklonal geprägte Westnordwestlage, aber mit größeren Unterschieden in den
Details.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Mittelfristzeitraum von Sonntag bis Dienstag konzentriert sich das
IFS-Ensemble auf nur ein Cluster, das den markanten Langwellentrog zeigt, der
sich langsam nach Osten verlagert. Auch in der erweiterten Mittelfrist bis
nächste Woche Freitag gibt es nur ein Cluster. Dies zeigt die zunächst
nordwestliche Höhenströmung, die immer weiter auf West dreht, immer stärker wird
und gegen Ende sogar leicht antizyklonal. Sieht wie eine klassische
Wintersturmlage aus.

Die Rauchfahnen für ausgewählte Städte Deutschlands zeigen übereinstimmend nach
einem Minimum des Potentials am Donnerstag und einem Minimum der Temperatur am
Samstag (um -9°C) wieder ansteigende Kurven, wobei zum Montag bei beiden Kurven
an allen Orten die Unsicherheit deutlich ansteigt. Unter diesem Gesichtspunkt
überrascht es, dass es nur ein Cluster gibt. Ab Montag gibt es aber an allen
Orten wieder deutliche Niederschlagssignale, im Norden allerdings mehr als im
Süden. Dies deutet darauf hin, dass die in der aktuellen Woche einsetzenden
Regen-/Schneefälle keine Eintagsfliege sind und nach dem langen
Hochdruckeinfluss vielleicht eine nachhaltige Erholung von der Trockenheit
einsetzen könnte.

Die Rauchfahnen des GFS-Ensembles ähneln denen des IFS sehr stark, insbesondere
auch was die schlagartig zunehmende Unsicherheit ab Montag angeht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt am Wochenende ein deutliches Kältesignal, dies betrifft vor allem
die Nächte zum Sonntag im Norden und in der Mitte sowie die Nacht zum Montag im
Süden.
Zudem werden im Süden vom EFI Signale für Niederschlag und Schneefall gezeigt
(Freitag und Samstag).

Cosmo-LEPS zeigt im Freitag ein Signal für stürmische Böen an der Ostsee (vor
allem Ostküste Vorpommerns) sowie in Teilen des Berglandes. Auch am Samstag ist
die Lage noch ähnlich.

Interessant wird es beim Schnee, vor allem wenn man auf 24-stündige Summen
schaut: So zeigt Cosmo-LEPS Wahrscheinlichkeiten von über 10 % für mehr als 20
cm Neuschnee am Freitag/Samstag in weiten Teilen Frankens und des
Alpenvorlandes. An den Alpen sind die Wahrscheinlichkeiten höher, aber auch
nichts Besonderes. Es gibt aber noch erhebliche Unsicherheiten sowohl bezüglich
der Stärke der Niederschläge als auch bezüglich der Schneegrenze.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann