S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.03.2022 um 10.30 UTC

Der andauernde Hochdruckeinfluss findet ein Ende in feuchter aber auch deutlich
kühlerer Luft.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 01.04.2022

Die Mittelfrist startet am Montag mit Hochdruckeinfluss für Deutschland.
Allerdings gerät die Brücke von Großbritannien bis ins östliche Mittelmeer
zunehmend unter Druck. Grund dafür ist zum einen ein umfangreiches
Tiefdruckgebiet, angefüllt mit polarer Luft über Nordosteuropa, zum anderen ein
diffuser Tiefdruckkomplex über Südwesteuropa. Dieses Quartett hat sich bereits
gestern angedeutet und ist auch heute in den Karten.

Was passiert also mittelfristig? Das Tief aus dem Nordosten schickt kühlere Luft
ins Land, während der Komplex im Südwesten feuchte Mittelmeerluft heranführt.
Die Hochdruckbrücke fällt zusammen und tiefer Luftdruck übernimmt die
Wetterregie. Vorbei mit Dauersonne, Trockenheit und frühlingshafter Temperatur.

Am Dienstagabend liegen in 850 hPa bereits -5 Grad im Norden des Landes, im
Süden halten sich +6 Grad. Das macht sich auch in der Temperatur bemerkbar. Die
Höchstwerte sind am Montag im Norden noch zweistellig, ab Dienstag aber nur noch
einstellig und wenig frühlingshaft. Im Süden hält sich bis Wochenmitte mildere
Luft, auch wenn die 21 Grad vom Montag im weiteren Wochenverlauf in weite Ferne
rücken. Die Nächte werden von Norden her wieder zunehmend frostig.

Die Luftmassengrenze zwischen kalter und milder Luft kommt über der Mitte
Deutschlands zum Erliegen und sorgt für Hebung und entsprechend Schauer, die am
Dienstag aufgrund der (noch) nur geringen Feuchte eher spärlich Regen bringen.

Am Mittwoch formieren sich aus dem Tiefdruckkomplex, der es inzwischen bis nach
Frankreich geschafft hat, Tiefzentren. Diese induzieren mehr Hebung und mit der
nach Mitteleuropa geschafften feuchten Luft regnet es (endlich möchte man sagen)
mal wieder spürbar und verbreitet. Am Mittwoch zwar eher in der Südhälfte des
Landes. Am Donnerstag drückt ein von Frankreich her ostwärts über den Süden
Deutschlands hinwegziehendes Tief die feuchte Luft aber auch in den Norden der
Bundesrepublik. In den Alpen und den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge kann
auch etwas Schnee fallen.

Am Freitag liegt das Tief schon über der Tschechischen Republik, auf der
Rückseite ist aber noch feuchte Luft bei uns wetterbestimmend. Wie für
Tiefrückseiten üblich, fließt nun kalte Luft (-6 bis -8 Grad in 850 hPa) in alle
Landesteile. Die Schneefallgrenze sinkt und Schneefall in den Berglagen wird
wahrscheinlicher.

Am darauffolgenden Wochenende baut sich von Westen her langsam wieder
Hochdruckeinfluss auf, die feuchte und kalte Luft wird aber nur langsam
ausgeräumt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

In der Grundsache ist der heutige IFS Lauf den gestrigen Läufen ähnlich: In der
Mittelfrist gelangt aus Norden kühlere Luft und aus Süden feuchtere Luft ins
Land. Die Feinheiten sind noch unklar. Während im gestrigen 0 UTC Lauf
Bodenhochdruck die feuchte Luft auf dem Weg nordwärts aufgehalten hat, ist davon
heute nichts mehr zu sehen. Auch der Zustrom kalter Luft (sub)polaren Ursprungs
durch auflebenden Hochdruckeinfluss in der erweiterten Mittelfrist von Westen
her scheint nun zeitlich verschoben und deutlich weniger intensiv. Der aktuelle
Lauf stellt keinen Ausreißer dar, er setzt die gestern angefangenen Änderungen
fort.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON unterstützt das Strömungsmuster von IFS bis etwa Donnerstag. Bei den
Niederschlägen gibt es regionale Unterschiede. Insgesamt simuliert ICON weniger
Niederschlag. Ab Donnerstag ergeben sich Unterschiede in der Verlagerung eines
Tiefs und seiner möglichen Randtiefs. IFS lässt die Tiefs zum Ende der kommenden
Woche ostwärts aus Deutschland herausziehen, während ICON eine
Randtiefentwicklung über Ostdeutschland und Polen simuliert.
GFS ist bis Mittwoch noch mit ICON und IFS auf einem Weg. Anschließend traut es
dem Tiefdruckkomplex über Südwesteuropa wenig zu. Dafür hält es große Stücke auf
nordatlantische Tiefs und ihre Ausläufer, die in rascher Abfolge in der zweiten
Wochenhälfte über uns hinwegziehen sollen. Am Wochenende baut sich dafür schnell
wieder ein veritabler Keil auf.
Die erweiterte Mittelfrist scheint derzeit offen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Cluster sprechen eine eindeutige Sprache: Das Wetter stellt sich in der
Mittelfrist um. Zeitschritt 1 (72-96h) liefert einen Monocluster, der von
NAO-positiv zu atlantischem Rücken schwenkt. Noch nicht ganz sicher ist sich
IFS, ob es zur Wochenmitte (Schritt 2: 120-168h) eher einen atlantischen Rücken
(Cluster 1) oder doch NAO-negativ (Cluster 2) „möchte“. Haupt- und Kontrolllauf
liegen in Cluster 2. In der erweiterten Mittelfrist dominiert dann aber der
Rücken.

Auch bei den Ensembles gibt es keine Zweifel: Potential und Temperatur gehen
zurück. Wobei bei der Temperatur noch ein Spread zu sehen ist. Beim Potential
sind die Linien dicht gedrängt. Da wird die Varianz erst wieder zum übernächsten
Wochenende größer. Der Niederschlag schlägt ab Dienstag ebenfalls deutlich aus,
wobei im Norden und Nordosten die höchsten Mengen am Donnerstag zu finden sind.

Fazit: Die Umstellung ist beschlossene Sache. Ob es eine (rasche) Rückkehr zu
Hochdruck gibt, ist noch offen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI hat keine echten Signale für signifikantes Wetter. Bei den IFS-Ensembles
lässt sich am Donnerstag und Freitag vereinzelt eine geringe Wahrscheinlichkeit
(5%) für Dauerregen finden. Wahrscheinlicher resultiert der auffrischende West-
bis Nordwestwind an der Ostseeküste am Montag in einer markanten Warnung.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn