S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 22.03.2022 um 10.30 UTC

Zunächst trocken und sehr mild. Ab dem Wochenende allmählich kälter und leicht
wechselhaft.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 29.03.2022

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag zeigt sich ein abgeschlossenes Höhenhoch
über dem Nordwesten Europas. Dadurch gestützt wird ein Bodenhoch bei den
Britischen Inseln von dem aus ein Keil über Deutschland hinweg bis in den
Südosten Europas reicht. Somit hält die trockene und sehr milde Witterung
(Höchstwerte 14 bis 19, lokal bis 21 Grad) zunächst weiter an.

Ab Samstag lohnt sich allerdings ein Blick in Richtung Skandinavien, wo ein
Kaltluftvorstoß stattfindet, der die Bildung eines Langwellentroges zur Folge
hat, der sich von Skandinavien im Laufe des Wochenendes Richtung Osteuropa bzw.
Westrussland ausweitet. Damit verbunden ist im Bodendruckfeld ein kräftiges Tief
über Nordwestrussland. Die zugehörige Kaltfront greift am Samstag von Norden auf
Deutschland über. Da sie unter antizyklonalen Einfluss gelangt, zeigt sie sich
aber nur wenig wetterwirksam. Allerdings bringt sie einen ersten Schwall
kälterer Luft mit sich, sodass bereits am Samstag im äußersten Norden ein
leichter Temperaturrückgang gegenüber den Vortagen zu verzeichnen ist. Richtung
Mitte und Süden bleibt es hingegen ein störungsfreier und sonniger Tag.

Ähnliches gilt zunächst auch für den Sonntag. Erst in der Nacht zum Montag zieht
eingebettet in eine nordwestliche Höhenströmung ein weiteres Tief über den Süden
Skandinaviens hinweg und erreicht am Montag schließlich das Baltikum. Am Rande
des Tiefs greifen schwach ausgeprägte Niederschläge auch auf den Norden und
Nordosten Deutschlands über.
Die nachfolgende Kaltfront erreicht den Norden schließlich im Laufe des Montags
und kommt in der Nacht zum Dienstag allmählich bis zur Mitte voran, wo sie sich
durch den weiterhin dominierenden antizyklonalen Einfluss weitgehend auflöst.
Nennenswerte Niederschläge sind also weiterhin nicht zu erwarten.
Allerdings gelangt rückseitig des Richtung Westrussland weiterziehenden Tiefs
deutlich kältere Luft zu uns. Die Temperatur in 850 hPa geht bis Dienstagabend
auf +3 Grad an den Alpen und -8 Grad an der Grenze zu Dänemark zurück.
Entsprechend fallen auch die Höchstwerte nicht mehr so hoch aus, wie an den
Vortagen und nachts muss gebietsweise wieder mit leichtem Frost gerechnet
werden.
Im Bereich des nachfolgenden Höhentroges, der mit Temperaturen in 500 hPa unter
minus 30 Grad auch auf den äußersten Norden übergreift, kommt es zu einzelnen
Schauern/Graupelschauern.

Auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt die Zufuhr der kälteren Luft zunächst
erhalten. Im Einflussbereich des Höhentroges bleibt es leicht wechselhaft mit
einzelnen Schauern. Nachhaltige Niederschläge sind aus heutiger Sicht aber nicht
zu erwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des heutigen EZMW-Modelllaufs kann bis Montag als sehr gut
bezeichnet werden. Nachfolgend zeigen sich zwar einige Unterschiede im
Strömungsmuster, vor allem in Bezug auf das von Skandinavien Richtung Baltikum
ziehenden Tiefs. Es hat nun eine etwas langsamere Verlagerung und eine etwas
südwestlichere Zugbahn. Daraus ergeben sich aber keine signifikanten Änderungen
des Wetterablaufs in Deutschland gegenüber den Vorläufen. Einzig der
Druckgradient nimmt im Nordosten am Montag vorübergehend etwas zu, sodass dort
Windböen, exponiert auch stürmische Böen auftreten können.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die beschriebene Entwicklung wird im Wesentlichen auch von den anderen
Globalmodellen ICON und GFS gestützt. Unterschiede ergeben sich ähnlich zur
Konsistenzbetrachtung bezüglich des Tiefs am Montag. Auf Basis von ICON und GFS
hat es eine nordöstlichere Zugbahn, ähnlich des gestrigen EZMW-Laufs.
Entsprechend ist nach diesen Modellen keine Windzunahme zu erwarten. Eine
Abkühlung erfolgt nach allen Modellen, mal schneller (ICON), mal etwas langsamer
(GFS) als bei EZMW. Die Niederschlagsmengen bleiben bei allen Modellen gering.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für diverse Städte in Deutschland zeigen über nahezu den
gesamten Vorhersagezeitraum einen einheitlichen Verlauf. Dabei ist der Spread
bis einschließlich Sonntag sehr gering. Dabei verbleiben sowohl Geopotential als
auch Temperatur in 850 hPa auf einem nahezu gleichbleibenden Niveau. Ab der
Nacht zum Montag erfolgt dann der deutliche Temperaturrückgang bei
gleichzeitiger Zunahme des Spreads. Der Rückgang wird von Haupt- und
Kontrolllauf etwas später eingeleitet als nach der Mehrheit der Member.
Letzteres würde der ICON Lösung nahekommen. Nachfolgend und somit in die
erweiterte Mittelfrist hinein verbleibt die Temperatur auf dem niedrigeren
Niveau, wenngleich es wenige Member gibt, die einen etwas milderen Verlauf
zeigen.
Für Hamburg beispielsweise nehmen die Niederschlagssignale ab Sonntag zu und
halten an den Folgetagen auch an, wenngleich die Mengen sehr gering bleiben.
Weiter Richtung Mitte und Süden sind nur sehr wenige Signale vorhanden.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 h nur einen Cluster.
Für den anschließenden Zeitraum von Sonntag bis Dienstag gibt es vier Cluster,
die überwiegend dem Regime „Atlantischer Rücken“ zugeordnet wurden. Für
Mitteleuropa unterscheiden sich die Cluster vornehmlich dadurch, wie stark der
Höhentrog Einfluss auf uns nimmt. Die meisten Member (24) befinden sich in
Cluster 1, bei dem der Trog den größten Einfluss auf uns bekommt (wie ICON
Lösung), wenngleich sich auch dieser in Grenzen hält. Haupt- und Kontrolllauf
befinden sich in Cluster zwei (15 Member). Cluster drei (8 Member) ähnelt
Cluster 2 und Cluster vier wiederum (4 Member) zeigt Ähnlichkeiten zu Cluster 1.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Vorhersagezeitraum werden keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet.
Einzig in der Nacht zum Montag und am Montag sind an der Ostseeküste einzelne
stürmische Böen Bft 8 aus Nordwest gering wahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger