S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Freitag, den 18.03.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.03.2022 um 10.30 UTC
Meist sonniges und trockenes Hochdruckwetter, in den Nächten teils noch frostig,
tagsüber aber mild. Spannung erst wieder zum nächsten Wochenende.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 25.03.2022
Zu Beginn der neuen Woche sorgt weiterhin das kräftige Hochdruckgebiet PETER mit
Kerndruck nahe 1045 hPa und Schwerpunkt über dem Baltikum für verbreitet
sonniges und trockenes Wetter. Ein Keil mit 1035 hPa erstreckt sich zum Balkan,
so dass mit einer südöstlichen Strömung trockene Festlandsluft zu uns gelangt.
Mit 850 hPa Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ist diese vergleichsweise
mild, so dass mithilfe der Märzsonne verbreitet die 15 Grad Marke erreicht
werden sollte. Allerdings sind die Nächte noch recht lang und bei den tiefen
Taupunkten tritt vor allem in der Südosthälfte sowie in den Mittelgebirgen
vielerorts noch leichter Frost auf. Der abgezogene Kaltlufttropfen über der
zentralen Nordsee ist kaum von Bedeutung. Lediglich der westliche Zipfel
Ostfrieslands kann am Montag noch von dichteren Wolkenfeldern betroffen sein.
Regnen sollte es aber allenfalls über den Niederlanden etwas. Auch der Wind ist
nicht mehr so stramm unterwegs wie noch an den Vortagen, da der Druck nach Abzug
des KLT über Frankreich zu steigen beginnt und auch das Hoch langsam etwas
schwächelt. Immerhin kratzt es am Wochenende an der 1050 hPa Marke.
Am Dienstag und Mittwoch setzt sich das sonnige und trockene Hochdruckwetter
fort. Der Hochschwerpunkt verlagert sich unter zögernder Abschwächung nur sehr
langsam Richtung Polen und der Kaltlufttropfen wird um die Antizyklone herum
über Skandinavien hinweg wieder ostwärts gesteuert. Auch die Nebelneigung bleibt
infolge der trockenen Luftmasse gering. Lediglich ein morgendliches flaches
Nebelfeld in Gewässernähe oder auch mal ein Seenebelfeld Richtung Usedom und
Rügen (anfällige Jahreszeit mit vergleichsweise kalten Wassertemperaturen
verglichen zum Festland) kann sich mal „verirren“. Unter fortwährendem Absinken
kann sich die Luftmasse auf +3 bis +7 Grad in 850 hPa erwärmen, was bodennah die
20 Grad Marke zumindest in Reichweite bringt. In der Regel bewegen sich die
Höchstwerte aber zwischen 13 und 18 Grad. Für eine komplette Durchmischung
reicht es tagsüber wohl noch nicht, erst unterhalb etwa 900 hPa – zumal der
östliche Wind auch meist nur noch schwach unterwegs ist. In den Nächten gibt es
vor allem noch in den Mittelgebirgen und in der Südosthälfte gebietsweise
leichten Frost.
Am Donnerstag erreicht das einstige monumentale Hoch PETER den Balkan und muss
der in der Höhe abgeschnittenen Warmluftzufuhr endgültig Tribut zollen. Dafür
übernimmt zeitgleich ein neues Hoch über den Britischen Inseln und der Nordsee
die Regie, das sich zwischen einem Cut-Off an der Algarve und auf der
Vorderseite eines Zentraltiefs bei Neufundland ein neuer kräftiger Warmluftberg
nach Nordosten schiebt, der den Potentialaufbau über dem nahen Ostatlantik
begünstigt. Dieser ist von der Qualität für die Jahreszeit mit 568 gpdm und -15
Grad in 500 hPa erneut „nicht von schlechten Eltern“. Die Divergenzachse dieser
anfänglichen Hochdruckbrücke, wobei wie gesagt der nordwestliche Schwerpunkt
immer mehr das Regiment übernimmt, verläuft dabei in etwa von Ostfriesland bis
zum Erzgebirge. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Winde im Norden und
Nordosten Deutschlands auf westliche Richtungen drehen, womit diese Regionen
generell anfälliger für kompakte Nebel- und Hochnebelfelder werden, die von der
Nordsee her einsickern können. Die auflandige Windkomponente ist gleichbedeutend
mit einem leichten Temperaturrückgang, so dass unmittelbar an der See keine 10
Grad mehr erreicht werden. Für Details ist es an dieser Stelle allerdings noch
zu früh. In der Südhälfte ändert sich vorerst hingegen so gut wie nichts.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Trotz kleinerer Unschärfen – allerdings ohne signifikante Auswirkungen auf das
Wettergeschehen – ist die Konsistenz bis einschließlich Donnerstag gut.
Spannend wird es dann beim Übergang in die erweiterte Mittelfrist zum
übernächsten Wochenende, wo im gestrigen 12z Lauf ein massiver Kaltluftvorstoß
vom Nordmeer nach Mitteleuropa gerechnet wurde. Die 850 hPa Temperaturen gingen
demnach bis auf -8 Grad zurück, womit im Bergland wieder der Winter einkehren
würde und auch im Flachland nasskaltes Wetter mit Graupel oder nassem Schnee bis
ganz runter möglich wäre.
Folgende Szenarien sind möglich:
a) Hoch Britische Inseln / Nordsee mit Brücke nach Mitteleuropa
Konsequenz: keine signifikante Wetteränderung zu Do/Fr
b) Hoch westlich der Britischen Inseln, am Rande des Skandinavientiefs Nordwest
zyklonal
Konsequenz: zunehmend nasskalt, im Bergland teils winterlich
c)Zwischenlösung aus a) und b)
Konsequenz: Zweiteilung, im Norden und Osten windig wechselhaft und kühl, im
Süden und Westen freundlich und mild
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Siehe Konsistenzbetrachtung: Bis einschließlich Donnerstag herrscht
weitestgehend Einigkeit.
Am Freitag lässt ICON bereits eine schwache Front von Nordwesten einlaufen,
stärkt in der Folge aber wieder die Brücke von den Azoren bis Westeuropa.
Laut GFS und IFS verlagert sich der Hochschwerpunkt zum Wochenende immer mehr
zur Nordsee und der hauptsächliche Kaltluftvorstoß findet weiter nordöstlich
über Skandinavien und dem Baltikum statt. Demnach würde es zwar bei uns auch
etwas wolkiger und kühler werden, allerdings trocken und ohne Dauerfrost im
höheren Bergland.
JMA und GEM sehen den Hochdruckeinfluss auch in der erweiterten Mittefrist sogar
noch stärker – über Deutschland somit mehr oder weniger störungsfrei und mild
(von örtlichen Hochnebelfeldern im Norden und Nordosten mal abgesehen).
Zünglein an der Waage ist in jedem Fall, wo und wie stark die Kaltluftadvektion
der polaren Luftmasse über Grönland und der Ostgrönlandsee ansetzt und wie stark
diese aufgrund der blockierenden Lage des Hochs überhaupt nach Süden gerichtet
sein kann.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Wie entscheidend erleichtern nun die Ensemblevorhersagen die Einordnung der
möglichen Szenarien?
Relativ dicht gebündelte Rauchfahnen mit leicht positiven Temperaturen in 850
hPa auf hohem Geopotentialniveau, 1 Cluster: Die Vorzeichen für den
Mittelfristzeitraum von Mi-Fr (+120h bis +168h) sind vergleichsweise klar.
So können wir uns vehement auf den Übergang zur erweiterten Mittelfrist stürzen.
Dort nimmt der Spread zwar deutlich zu, das Gros der Member bleibt aber am
„warmen Rand“ im hohen Geopotential. Niederschlagssignale bleiben Mangelware.
Die leichte Abkühlung im Norden resultiert also lediglich bodennah aus der
Winddrehung, luftmassentechnisch ändert sich wohl vorerst kaum etwas. Beim
Vergleich der 12z Plumes erkennt man auch sehr deutlich, dass Haupt- und
Kontrolllauf schon als ziemliche Ausreißer galten und teilweise unter den
extremsten Membern lagen.
Bei den 4 Clustern in der erweiterten Mittelfrist (Sa-Mo) repräsentiert
lediglich das 4. Cluster mit nur 7 Membern den gestrigen, operationellen IFS 12z
Lauf. Cluster 1 (inkl. HL/CL) und 3 mit insgesamt etwas über 50% aller Member
favorisieren gar den Aufbau einer erneuten Omegalage. Cluster 2 spiegelt in etwa
die ICON Lösung mit schwach zyklonalem Geschehen zumindest in Norddeutschland.
Unterm Strich sind die Hochdruckvarianten also mehr oder weniger deutlich in der
Überzahl und eine Fortdauer der Trockenheit bis Monatsende nicht
unwahrscheinlich.
FAZIT:
Im gesamten Mittelfristzeitraum überwiegend sonniges Hochdruckwetter. Dabei
anfangs in den Nächten noch vielfach leichter Frost. Im Laufe der nächsten Woche
leichte Milderung, tagsüber bis knapp 20 Grad möglich, meist aber um die 15
Grad.
Erst in der zweiten Wochenhälfte im Norden teils ausgedehnte und zähe
Nebel-/Hochnebelfelder, aber weiter trocken und dort auch kühler.
Mit Übergang in die erweiterte Mittelfrist größere Unsicherheiten,
wahrscheinlich aber nur im Norden und Nordosten vorübergehend wechselhafter.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Formell betrachtet bestehen im gesamten Mittelfristzeitraum keine markanten
Wettergefahren.
Allerdings soll neben leichten Nachtfrösten vor allem im Angesicht der
vielerorts vorherrschenden Trockenheit explizit darauf hingewiesen werden, dass
bis mindestens Ende nächster Woche keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten
sind. Die Waldbrandgefahr wird sich dadurch in vielen Landesteilen verschärfen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen