S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.03.2022 um 10.30 UTC

Hochdruckeinfluss. Zunächst tagsüber sehr mild. Dann Abkühlung, unsicher aber in
welchem Maße. Wieder zunehmende Frostgefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 20.03.2022

Am Mittwoch liegen wir an der Südwestflanke eines umfangreichen
Hochdruckgebietes über Nordwestrussland, dass von einem blockierenden
Höhenrücken über Mittel- und Nordeuropa gestützt wird. Südlich des Hochs über
Russland liegt ein hochreichendes Tief angefüllt mit sehr kalter kontinentaler
Polarluft, die sich westwärts in Bewegung setzt. Für uns hat das noch keine
Auswirkungen. In der Südostströmung bleibt es tagsüber sehr mild mit Maxima von
12 bis 17, im Westen und Südwesten gebietsweise 18 bis 20 Grad. Meist scheint in
der trockenen Luft die Sonne.
Am Donnerstag setzt sich das Strömungsmuster retrograd in Bewegung. Der
Schwerpunkt des Hochs zieht Richtung Baltikum und auch das südlich daran
anschließende Tief breitet sich mit der sehr kalten Luft nach Westen aus. An der
polnischen Ostgrenze gehen die Werte in 850 hPa bis fast -10 Grad zurück. Bei
uns bleibt es noch mild, zumindest tagsüber (13 bis 19 Grad) und häufig sonnig
und trocken. Durch den sich etwas verschärfenden Gradienten frischt der Ostwind
auf, an der See und im Bergland eventuell mit steifen, vereinzelt stürmischen
Böen.
Am Freitag bleibt die Blockierung erhalten, wobei das Bodenhochdruckgebiet mit
1050 hPa über den baltischen Staaten aufschlägt und sich der Trog über den
Balkan nach Westen ausdehnt. In der kältesten Luft werden dort unter -10 in 850
hPa erwartet. Davon sind wir weit entfernt, auch wenn sich bei teilweise
sonnigem Wetter schon ein gewisser Rückgang der Temperaturen andeutet. Die
Maxima liegen zwischen 10 Grad im Nordosten und 17 Grad am Rhein. Der Ostwind
ist weiter recht kräftig unterwegs mit ähnlichen Böen wie am Vortag.
Am Samstag formiert sich aus dem Rücken ein abgeschlossenes Höhenhoch über der
Ostsee und Finnland, was das Bodenhochdruckgebiet im Raum der Baltischen Staaten
stützt. Von Osten gelangt nun auch kältere Luft nach Deutschland, in der die
Temperaturen über dem Südosten auf unter -5°C in 850 hPa zurückgehen können. In
der trockenen Luft ist meist nur wenig Bewölkung vorhanden und auch
Niederschläge sind kaum zu erwarten, am ehesten ganz im Süden ist etwas Regen
oder Schnee nicht ausgeschlossen. Trotz teilweise anhaltendem Sonnenscheins
erreichen die Temperaturen in einigen Regionen im Südosten die 10 Grad wohl
nicht mehr. Die Frostgefahr nachts steigt wieder.
Am Sonntag geht die Blockierung mit dem Hoch im Ostseeraum und tiefem Druck über
dem Mittelmeer weiter. Mit östlicher Strömung gelangt trockenkalte Festlandsluft
zu uns. Bei -4 bis -8°C in 850 hPa liegen die Maxima trotz Sonnenscheins bei um
oder etwas unter 10 Grad. Die Frostgefahr in den Nächten ist wieder hoch,
gebietsweise gibt es mäßigen Nachtfrost. Der böige Ostwind erreicht im Bergland
und in windanfälligen Lagen die Bft 7.
In der erweiterten Mittelfrist kann das Tief über dem Mittelmeer seinen Einfluss
etwas nach Norden ausweiten. Damit wäre leicht wechselhaftes Wetter möglich, bei
abnehmender Frostgefahr in den Nächten bliebe es insgesamt kühl. Die Entwicklung
ist aber, wie schon die am Wochenende unsicher.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz ist zunächst, bis zum Freitag, gut. Am Wochenende wurde von den
Vorläufen noch kälteres Wetter simuliert und der Hauptteil der Kaltluft zusammen
mit einem großen Höhentief sollte mit unter -10°C in 850 hPa nach Mitteleuropa
gesteuert werden, was jetzt nach Süden verschoben wurde und für uns erstmal vom
Tisch scheint. Damit wird auch der antizyklonale Charakter für das kommende
Wochenende im letzten Lauf stärker betont. Die Konsistent ist somit aber für das
Wochenende und darüber hinaus nicht mehr gut, die Prognosen sind aus dieser
Sicht entsprechend unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Schon zu Beginn der Mittelfrist gibt es Unterschiede in der Modellierung der
Abläufe. ICON lässt beispielsweise am Donnerstag und Freitag nochmal ein
okkludierendes Frontensystem von Westen übergreifen, das von den Europäern und
GFS stark abgeschwächt simuliert wird und letztlich nur in Resten auf den Norden
Deutschlands übergreift. Den zum Wochenende von Osten anstehenden
Kaltluftvorstoß zeigen auch die anderen globalen Modelle, und zwar sogar etwas
intensiver als das IFS. Allerdings ebenfalls antizyklonal dominiert und
lediglich mit leichten Niederschlagssignalen im Süden. Es verbleiben also über
die gesamte Mittelfrist einige Fragezeichen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles zunächst
die Aussagen des Hauptlaufs. Bis Freitag weisen die Kurven einen recht geringen
Spresd auf und erst danach fächert die Kurvenschar stärker auf. Der
operationelle Lauf zählt dann aber zu den kälteren Lösungen mit recht niedrigem
Geopotential, sodass auch eine noch weiter nach Süden verschobene Zugbahn des
Höhentiefs und der kältesten Luft möglich ist. Am ohnehin hochdrucklastigen
Wetter würde das nichts ändern, die Abkühlung wäre dann aber noch weiter
abgeschwächt.
Die Clusterung lässt am Blockingszenario mittelfristig keinen Zweifel aufkommen.
Die 6 Cluster im Zeitraum bis +168h werden in dieses Regime einsortiert. Cluster
1 und 4 (zusammen 23 Member) wollen den Osteuropatrog so gar nicht nach Westen
ausbrechen lassen und belassen über uns den Höhenrücken. In den anderen Clustern
erfolgt der Kaltluftvorstoß zum großen Teil weiter südlich und abgeschwächt
gegenüber dem Hauptlauf, was erneut die Frage aufwirft, wie stark uns die kalte
Luft nächstes Wochenende tatsächlich erfasst.
In der erweiterten Mittelfrist geht das Blocking weiter und wir liegen am Rand
eines Hochs in einer östlichen Strömung.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfrist stehen keine signifikanten Wetterentwicklungen an. Der etwas
auflebende Ostwind lockt wahrscheinlich niemanden hinter dem Ofen hervor, halten
sich doch selbst exponiert die Böen in Grenzen, vielleicht Bft 7, wenn es hoch
kommt im Bergland Bft 8 und nur auf Alpengipfeln vielleicht noch etwas mehr. Der
anfängliche Wärmeüberschuss wird nach Westen abgedrängt. Allerdings zeigt der
EFI vor allem über Südosteuropa in der Folge Hinweise auf negative
Temperaturanomalien, was wiederum nahelegt, das Mitteleuropa nicht den großen
Kaltluftschub erwarten muss.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS) und Mos

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner