SXEU31 DWAV 131800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.03.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Vorübergehende Unterbrechung der Trockenperiode (aber nicht für alle Regionen),
voraussichtlich aber keine warnrelevanten Regenmengen. Dabei nachts insgesamt
milder. Ansonsten keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … kommt nach einer langen Ruhephase endlich mal wieder ein wenig
Bewegung ins Wettergeschehen und zumindest einige Regionen können sich zu
Wochenbeginn nach langer Trockenperiode über etwas kostbares Nass von oben
freuen, wenngleich die Mengen überschaubar bleiben, es bei Weitem nicht alle
trifft und mittelfristig erneut kaum Niederschläge auf der Agenda stehen.
Zwar fällt beim Blick auf die Geopotentialverteilung über dem
nordatlantisch-europäischen Raum nach wie vor die markante
Omega-Blockadekonfiguration ins Auge mit einem umfangreichen, vom westlichen
bzw. zentralen Mittelmeerraum über das östliche Mitteleuropa und Skandinavien
nordwärts reichenden Höhenrücken, der flankiert wird von Langwellentrögen über
Osteuropa sowie über dem Ostatlantik. Jedoch wird vor allem letzterer durch
einen von Nordwesten her ins Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel
gerichteten Kaltluftvorstoß regeneriert und kann sich bei gleichzeitiger
Amplifizierung nach und nach Richtung West- bzw. Mitteleuropa vorarbeiten.
Eingebettet in die südsüdwestliche Höhenströmung über Westeuropa hat im Zuge
dieses Prozesses ein erster Kurzwellentrog aktuell auf den Westen bzw. Südwesten
Frankreichs übergegriffen. Vorderseitig kann im diffluent konturierten
Strömungsfeld aufgrund von PVA markante Hebung generiert wird, die mit der
momentan über die westliche Nordsee und Belgien südwärts bis zum Löwengolf
reichenden Okklusion eines sich allmählich auffüllenden Tiefs nördlich von
Irland interagiert, wobei es aktuell vor allem über Zentral- und Südfrankreich
zu teils ergiebigen, vereinzelt mit Gewittern durchsetzten Regenfällen kommt (40
bis 80 l/qm zwischen 6 und 12 UTC im Südstau des Zentralmassivs, ansonsten eher
5 bis 15 l/qm).
Im Laufe der Nacht kommen Kurzwellentrog und Okklusion allmählich nach Osten
voran, werden aber durch einen Cut-Off-Prozess westsüdwestlich von Portugal
zurückgehalten und verlieren beide an Kontur. Morgens reicht der Trog mit seiner
Achse über Belgien sowie den Nordosten Frankreichs südsüdostwärts bis etwa zur
Lombardei, während die Okklusion dann bereits auf den Westen und Südwesten
Deutschlands übergegriffen hat. Vorderseitig hat sich bereits heute im
Tagesverlauf der Gradient verschärft, wobei es mit Unterstützung durch die
Orographie vor allem an den Alpen bei leichtem Föhn in dafür anfälligen Tälern
für steife, an exponierten Abschnitten auch für stürmische Böen aus Süd bis
Südost reicht. Auch im südlichen Sachsen weht vor allem am Nordrand von Erz- und
Zittauer Gebirge lebhafter Südostwind, bis weit ins Vorland reichend mit
einzelnen starken bis steifen Böen. Während sich der Wind an den Alpen
spätestens im Laufe der zweiten Nachthälfte von Westen her abschwächt, nimmt er
am östlichen Bergland vorübergehend sogar noch etwas zu (stürmische Böen durch
lokale Low Level Jets nicht ausgeschlossen), erst in den Frühstunden beginnt er
auch dort allmählich abzuflauen.
Ansonsten steht eine wettertechnisch ruhige Nacht ins Haus. Im Westen und
Südwesten fällt vor allem im Laufe der zweiten Nachthälfte mit Passage der
Okklusion zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder etwas Regen, mit 1
bis 5 l/qm, in einigen Staulagen auch etwas mehr halten sich die Mengen aber in
Grenzen.
Während es im Westen und Südwesten unter den zunehmend dichten Wolken
überwiegend frostfrei bleibt, sinkt die Temperatur ansonsten bei vor allem im
Südosten noch bis in die Frühstunden geringer Bewölkung erneu8t vielerorts in
den leichten Frostbereich. Lediglich in windanfälligen Regionen bleibt es wohl
frostfrei, dagegen kann es in windgeschützten Tälern vor allem im ostbayerischen
Mittelgebirgsraum auch mäßigen Frost geben.

Montag … stößt der Kurzwellentrog in eine Schwachstelle des bisher
dominierenden Rückens und kommt insbesondere über dem Norden und der Mitte
Deutschlands allmählich nach Nordosten voran, während er nach Süden zu mit
Annäherung eines Höhenkeils, der abends Nordostfrankreich bzw. Benelux erreicht,
rasch abgebaut wird.
Entsprechend kommt auch die Okklusion allmählich ostnordostwärts voran, weist
aber vor allem nach Süden zu bei zunehmendem Druckanstieg Auflösungstendenzen
auf, während über dem Norden und der Mitte des Landes dynamischer Hebungsantrieb
aufgrund von PVA noch leicht frontogenetisch wirkt. Die die Okklusion
begleitenden Niederschläge finden aber mehr und mehr postfrontal statt
(Anafrontcharakter), da die Okklusion dem Trog weiter vorauseilt und abends
bereits die Elbe nordostwärts überschritten hat. Die Niederschläge kommen somit
in etwa bis zur Elbe voran, klingen aber im Westen und Südwesten rasch wieder ab
und kommen im Südosten erst gar nicht mehr an. Die höchsten Mengen (meist 1 bis
5 l/qm in 12 Stunden, gebietsweise, je nach Modell mit leicht unterschiedlicher
räumlicher Verteilung auch bis nahe 10 l/qm) werden im Nordwesten sowie in den
mittleren Landesteilen simuliert, während es im Nordosten, ganz im Osten sowie
im Süden/Südosten weitgehend trocken bleibt.
Mit der Front gelangt niedertroposphärisch etwas kühlere Luft vor allem in den
Norden und in die Mitte des Vorhersagegebietes, die Temperatur in 850 hPa sinkt
auf knapp unter 0 Grad. Eventuell reicht es auf dem Brocken für ein paar
Schneeflocken.
Während es im Nordwesten und in der Mitte überwiegend stark bewölkt bis bedeckt
bleibt, scheint präfrontal vor allem von Ostvorpommern bis zur Lausitz noch
länger die Sonne und auch im Südwesten und Süden kann sie sich im Tagesverlauf
rasch wieder durchsetzen. Dabei liegen die Höchstwerte bei Regen nur zwischen 7
und 10 Grad, während sonst 10 bis 14 Grad, im Südwesten und im Alpenvorland auch
bis zu 16 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Dienstag verlagern sich Kurzwelle und Okklusion weiter
nordostwärts und verlieren weiter an Kontur, dabei fällt vor allem in der ersten
nachthälfte etwa von Schleswig-Holstein bis nach Thüringen und Sachsen noch
etwas Regen, wobei keineswegs sicher ist, ob die Niederschläge überhaupt noch
den Nordosten (Brandenburg, MeckPomm) erreichen. Insgesamt kommen aber maximal
nur noch wenige Liter pro Quadratmeter zusammen.
Dem Kurzwellentrog folgt der ebenfalls zunehmend kurzwellige Höhenkeil über
Benelux, der bereits weite Teile des Vorhersagegebietes bis Dienstagfrüh
überquert hat, begleitet von einem flachen Bodenhochkeil. Somit lockern die
Wolken vor allem im Nordwesten und in der Mitte im Laufe der Nacht zunehmend
auf, wobei sich dann gebietsweise Nebel und Hochnebel bilden kann.
Interessanter gestaltet sich die Wetterentwicklung über West- und insbesondere
Südwesteuropa. Das hochreichende und von einer für diese Region bemerkenswert
intensiven Bodentiefentwicklung begleitete Cut-Off-Tief nistet sich vor der
marokkanischen Küste knapp südwestlich der Straße von Gibraltar ein, wobei über
der Iberischen Halbinsel und im weiteren Verlauf auch über Frankreich bzw.
Südwestdeutschland eine kräftige südliche, nach Norden zu südwestliche
Höhenströmung in Gang kommt, mit der eine trockene höhenwarme afrikanische
Luftmasse mit viel Saharastaub nach Norden geführt wird. Bereits ausgangs der
Nacht erreicht diese Luftmasse auch den äußersten Südwesten des Landes und den
Bayerischen Alpenraum. Die Vordergrenze dieser Luftmasse markiert eine
Warmfront, auf deren Vorderseite sich im Laufe der Nacht im gesamten Westen und
Süden die Wolkenfelder wieder verdichten. Ausgangs der Nacht kann es dann von
der Eifel bis zum Schwarzwald gebietsweise auch etwas regnen. Die Mengen halten
sich aber (vorerst) in Grenzen, da die relativ markante mitteltroposphärische
WLA nur wenig dynamischen Hebungsantrieb bietet.
Somit bleibt es vielerorts wolkig bis stark bewölkt, am ehesten gibt es noch in
einem Streifen vom Nordwesten über die Mitte bis nach Ostbayern größere
Wolkenlücken. Vor allem im Südosten und im zentralen Mittelgebirgsraum kann es
dann erneut leichten Frost geben, ansonsten bleibt es wohl meist frostfrei.

Dienstag … wölbt sich vorderseitig des kräftigen Höhen- bzw.- Cut-Off-Tiefs
aufgrund der WLA ein Höhenkeil über dem westlichen Mittelmeerraum bzw. über
Südfrankreich auf und kommt ein wenig nach Norden voran. Weiter nördlich wird
von den Britischen Inseln her ein Höhentrog über die Nordsee ostwärts geführt,
wobei an dessen Südflanke eine Kurzwelle rasch über die südliche Nordsee nach
Nordwestdeutschland führt. Auf deren Vorderseite wird aufgrund von PVA in der
diffluent konturierten Höhenströmung markante Hebung generiert, die vor allem
über der Mitte des Landes mit der allmählich nach Norden vorstoßenden Warmfront
des Cut-Off-Tiefs interagieren kann. Das Resultat könnte im späteren
Tagesverlauf eine flache Warmfrontwelle sein, die über die Mitte hinweg ostwärts
geführt wird. In hoher Auflösung (1 bis 2 hPa-Abstand) ist jedenfalls zum 18
UTC-Termin sowohl im GFS als auch im ICON-EU ein flaches Tief in etwa über dem
Thüringer Becken auszumachen. Wie auch immer, mit zunehmender Hebung
intensivieren sich die Niederschläge vor allem im Bereich der Warmfront über der
breiten Mitte des Landes. Die höchsten RR-Mengen werden dabei bei von Modell zu
Modell sehr ähnlicher räumlicher Verteilung etwa von
Rheinland-Pfalz/Saarland/Südwestfalen über Hessen bis nach Thüringen/nördliches
Franken simuliert mit 5 bis 10 l/qm, gebietsweise auch mehr, der aktuelle Lauf
des ICON-EU (12 UTC) hat in einem Streifen von der Südeifel/Hunsrück bis nach
Südhessen/Unterfranken sogar 10 bis über 15 l/qm auf der Agenda.
Insgesamt weiten sich die Niederschläge im Tagesverlauf auch noch weiter nach
Norden und vor allem auch nach Süden aus. In weiten Teilen Nord- und
Ostdeutschlands bleibt es aber weitgehend trocken bzw. kommen nur wenige Tropfen
an, auch im Südwesten sowie südlich der Donau regnet es kaum.
Im Bereich der Warmfront(welle) steigt der Saharastaubanteil noch einmal
deutlich an, wobei er durch den Regen wieder ausgewaschen wird, was sich vor
allem dort, wo es nur leicht regnet, in Form einer recht veritablen
Staubschicht, z.B. auf Autos und Dachfenstern bemerkbar machen dürfte.
Nördlich der Warmfront dreht der Wind auf Nordost und es wird etwas kühlere
Festlandsluft advehiert, so dass die Temperatur in 850 hPa auf etwa -2 Grad
sinkt. Nach Süddeutschland gelangt dagegen zunehmend milde Luft aus dem
Südwesteuropäischen Raum. Dort steigt die 850 hPa-Temperatur auf 4 bis 8 Grad,
wobei sich mit Trogannäherung und -passage vor allem mitteltroposphärisch der
Gradient vorübergehend deutlich verschärft, an den Alpen erneut leichter Föhn
aufkommt und es auf exponierten Alpen- und Schwarzwaldgipfeln einzelne Sturmböen
aus Südwest geben dürfte.
Die Sonne lässt sich am ehesten im Norden, vor allem aber auch in Südbaden und
an den Alpen blicken. Die Höchstwerte liegen im Norden und in der Mitte meist
zwischen 10 und 14 Grad – an den Küsten und bei Dauerregen eher etwas darunter –
während ganz im Süden frühlingshafte 13 bis 17 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich der vom westlichen Mittelmeerraum nach
Frankreich gerichtete Höhenrücken weiter, während gleichzeitig ein kurzwelliger
Höhenkeil von den Britischen Inseln zur Nordsee bzw. nach Benelux schwenkt.
Dadurch steilt die Höhenströmung über dem westlichen Mitteleuropa etwas auf und
dreht auf Nordwest, wodurch der Kurzwellentrog über Nordwestdeutschland bereits
im Laufe der ersten Nachthälfte über den Norden und Ostend es Landes hinweg
rasch südostwärts geführt wird. Dabei kann er noch etwas an Kontur gewinnen.
Auch die korrespondierende Warmfrontwelle verstärkt sich noch etwas, zieht aber
bis Mittwochfrüh rasch weiter zur Hohen Tatra. Dahinter setzt kräftiger
Druckanstieg ein und ausgehend vom umfangreichen fennoskandischen
Hochdruckgebiet weitet sich ein Hochkeil von Südskandinavien nach Nord- und
Westdeutschland aus. Somit verlagern sich die Niederschläge rückseitig der
abziehenden Warmfrontwelle nach Osten bzw. Südosten und klingen allmählich ab.
Vor allem in Sachsen und Bayern, eventuell auch noch in Teilen von BaWü fallen
noch einmal 5 bis 10 l/qm in 12 Stunden, nach Lesart des ICON-EU am östlichen
Alpenrand auch bis nahe 20 l/qm. Im Westen und Norden, aber auch im Nordosten
bleibt es dagegen weitgehend trocken und in der zweiten Nachthälfte lassen dann
auch im Südosten – mit Ausnahme der Alpen – die Niederschläge nach.
Da rückseitig der Warmfront von Nordosten her die kühlere Luft recht weit nach
Süden, in etwa bis nach Ostbayern, vordringen kann (etwa 0 bis -3 Grad in 850
hPa), kann es im östlichen und ostbayerischen Bergland in den Kammlagen vor
Abklingen der Niederschläge eventuell noch ein paar Schneeflocken geben.
Der Wind dreht auch im Süden vorübergehend auf Nordwest, wobei es vor allem in
den Hochlagen der Alpen anfangs noch einzelne Sturmböen geben kann.
Im Norden und Westen lockern die Wolken zunehmend auf, später auch in der Mitte,
dann bildet sich gebietsweise wieder Nebel und Hochnebel. Bei längerem Aufklaren
ist leichter Frost nicht ausgeschlossen.

Mittwoch … schwenkt der Höhenkeil über Benelux bzw. der Nordsee allmählich
weiter ostwärts nach Nordwestdeutschland, verstärkt sich und nimmt Verbindung
zum umfangreichen und hochreichenden fennoskandischen Hochdruckgebiet auf.
Im Bodenfeld kann sich der nach Mitteleuropa gerichtete Hochkeil ebenfalls etwas
intensivieren, verlagert sich aber allmählich ostwärts, so dass die
Grundströmung über dem Westen und Südwesten Deutschlands auf dessen Rückseite
wieder auf Südsüdost dreht.
Vor allem vormittags fällt am östlichen Alpenrand noch etwas Regen, im
Tagesverlauf bleibt es aber auch dort trocken. Während im Südosten die Wolken
dann auch zunehmend auflockern, scheint in der Westhälfte bereits am Vormittag
überwiegend die Sonne. Die Temperatur in 850 hPa steigt von Südwesten her wieder
auf Werte zwischen 8 Grad in Südbaden und um 0 Grad in der Osthälfte. Bei im
Tagesverlauf etwas auffrischendem Ost- bis Südostwind liegen die Höchstwerte in
der Nordosthälfte meist zwischen 10 und 14 Grad – an den Küsten, vor allem der
Ostsee, auch etwas darunter – während im Westen und Südwesten sehr milde 14 bis
18 Grad, in Südbaden vielleicht sogar 20 bis 21 Grad erreicht werden.

Modellvergleich und -einschätzung

Abgesehen von leichten Differenzen, was die Verteilung, vor allem aber die
Intensität der Niederschläge insbesondere im Bereich der Warmfrontwelle am
Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch angeht, lassen sich keine prognose- und
warnrelevanten Modellunterschiede ausmachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff