S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Samstag, den 12.03.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.03.2022 um 10.30 UTC
Nach anfänglichem Tiefdruckeinfluss rasch wieder hochdruckgeprägtes Wetter,
dabei überwiegend mild. Höhentiefankunft zum übernächsten Wochenende sehr
unsicher.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 19.03.2022
Das Ende der tagelang anhaltenden Omega-Blockierung ist in der ab Dienstag
beginnenden Mittelfrist eingetütet, sodass vorübergehend Tiefdruckeinfluss
wirksam wird. Bereits im Laufe der Woche gelangen wir jedoch erneut unter
Hochdruckeinfluss, wobei diesmal eine klassische „High-over-Low“-Lage dafür
sorgt. Damit dreht die Strömung auf Ost, was aufgrund der weltpolitischen
Geschehnisse nicht nur gefährlich für uns ist, sondern Ende der kommenden Woche
auch sehr kalte Kontinentalluft zu uns lenken könnte.
Zunächst zieht am Dienstag aber erst einmal ein Höhentrog über die Nordsee in
südöstliche Richtung nach Polen. WLA und PVA induzieren eine schwache
Zyklogenese über Deutschland, die vor allem in der Mitte und im Süden in
Niederschlagsaktivität mündet. Nach Norden hin überwiegt allerdings bereits
wieder der Einfluss eines Keils des Hochs über Nordwestrussland. Mit dem Tief
wird vorübergehend postfrontal mit nordwestlicher Strömung etwas kühlere
Meeresluft vor allem in die Nordosthälfte von Deutschland gelenkt, sodass dort
die T850 hPa auf knapp unter 0 Grad sinken, nach Süden hin bleiben sie meist
über 0 Grad.
Am Mittwoch steuert der Höhentrog das Schwarzen Meer an und gliedert sich dort
dem Langwellentrog über Osteuropa an. Im Zuge dessen zieht auch das Bodentief
nach Südosten ab, was dem Keil des Russlandhochs Gelegenheit verschafft, bis
nach Süddeutschland vorzudringen. Absinken bewirkt Wolkenauflösung und
nachlassende Niederschläge.
Von Donnerstag bis Samstag begibt sich der östliche Langwellentrog, der nun zu
einem großen Höhentief umfunktioniert wird, auf retrograden Kurs Richtung
Mitteleuropa. Damit unterwandert es das über Skandinavien liegende Höhenhoch,
das aus der ehemalige Omegalage hervorgegangen war. Am Samstag erreicht das
Zentrum des Höhentiefs Polen, womit sich schlussendlich in der Höhe die
„High-over-Low“-Lage einstellt. Das Höhenhoch unterstützt das Bodenhoch über
Nordwestrussland, dessen Schwerpunkt sich vorübergehend zum Baltikum verlagert,
um zum Ende der Woche wieder nach Nordwestrussland zurückzukehren. Das Absinkens
des Hochs, an dessen Südwestflanke wir uns befinden, wirkt den Hebungsimpulsen
des Höhentiefs entgegen, sodass kaum Niederschläge auftreten. Durch die Drehung
der Strömung von Südost auf Ost bis Ostnordost wird vor allem ab Freitagabend
kalte Kontinentalluft zu uns geführt, die die T850 hPa am Samstag auf -5 bis -11
Grad herunterkühlt. Bodennah macht sich das aber nur durch eine etwas niedrige
Tageshöchsttemperatur bemerkbar, in den Nächten breitet sich der Frost dagegen
wieder aus.
In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag quartiert sich das Höhentief mit T500
hPa unter -42 Grad über Deutschland ein. Dadurch wird die Hebung stärker und die
etwas Niederschlagssignale häufiger. Durch die anhaltende östliche Strömung
kühlt die Luftmasse weiter auf -10 bis -14 Grad ab.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis zum Donnerstag lässt sich eine gute Konsistenz feststellen. Danach wurde die
retrograde Verlagerung des östlichen Höhentiefs zu uns von den Vorläufen nicht
gezeigt (gestriger 0 UTC-Lauf) bzw. mit deutlicher Verzögerung (gestriger 12
UTC-Lauf). Im gestrigen 0 UTC-Lauf gab es stattdessen ein Höhentief über den
Alpen und Frankreich, das sich aus dem östlichen Trog herausgelöst hätte. Es
wäre mit einem schwachen Bodentief verbunden gewesen, sodass im Süden und Westen
leichte Niederschläge aufgekommen wären. Dabei wäre die Strömung auf Südost
verblieben, was nicht ganz so kalte Luft zu uns gebracht hätte. Der
Temperaturunterschied beträgt rund 10 Kelvin! Der gestrige 12 UTC-Lauf ebnete
mit der verzögerten Ankunft des Höhentiefs bereits den Weg für die heutige
Lösung.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Etwas überraschend gehen ICON und EZMW den Weg mit den zu uns kommenden
Höhentief aus dem Osten im Laufe der Woche mit. Dabei hält ICON sogar noch am
zusätzlichen Höhentief über den Alpen und Frankreich fest. GFS zeigt dagegen
eine kleine zeitliche Verzögerung bei der Ankunft des Höhentiefs.
Beim GEM schrammt das Höhentief auf seinem Weg ins zentrale Mittelmeer den
Südosten von Deutschland. Nur dort würde etwas Hebung für schwache Niederschläge
generiert und die ganz kalte Luft einströmen.
Beim NAVGEM zieht das Höhentief Richtung Süden, was größtenteils der gestrigen 0
UTC-Lösung des EZMW entspricht.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles sind für diverse über Deutschland verteilte
Städte für T850 hPa und Geopot 500 hPa bis zum Donnerstag eng gebündelt und
bestätigen bis dahin den deterministischen Lauf. Danach öffnen sich die Kurven,
Haupt- und Kontrolllauf wandern immer mehr an den untersten Rand der Streuungen,
während der Median kaum absinkt. Damit wird das Übergreifen des Höhentiefs von
Osten her deutlich in Frage gestellt, ein Verbleiben auf höherem Geopotenzial
ist deutlich wahrscheinlicher. Damit würde auch die ganz kalte Luft nicht zu uns
kommen.
Niederschlagssignale finden sich vor allem am Dienstag und wenig ausgeprägt
wieder ab Samstag.
CLUSTER:
Zwischen Donnerstag und Samstag kommender Woche werden nur 2 Cluster gerechnet
(Blockierung). Bei beiden bleibt das Höhentief östlich von uns, was noch einmal
das Außenseitertum des deterministischen Laufs herausstellt.
Zwischen Sonntag und Dienstag danach gibt es dann 3 Cluster (ebenfalls alle mit
Blockierung). Auch bei diesen erreicht uns das Höhentief nicht, sondern zieht
entweder Richtung Schwarzes Meer, ins zentrale oder ins östliche Mittelmeer.
Damit würde hohes Geopotenzial weiterhin überwiegen.
FAZIT:
Der anfängliche Tiefdruckeinfluss weicht rasch wieder höherem Luftdruck. Dabei
ist es überwiegend mild. Das zum übernächsten Wochenende vom Hauptlauf
anvisierte Ankommen eines Höhentiefs mit kalter östlicher Strömung wird derzeit
von den Ensembles überhaupt nicht, von den anderen Modellen aber mit Abstrichen
bestätigt. Wahrscheinlicher scheint derzeit jedoch eine Fortdauer hohen
Geopotenzials bzw. des Hochdruckeinflusses bei nur moderatem Rückgang der
Temperatur zu sein.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Es liegen keine Hinweise für signifikante Wettererscheinungen vor.
Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-Ens., MOSMIX. Nach „hinten heraus“ vornehmlich MOSMIX, da EZWM
Außenseiterlösung.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler