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SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.03.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Leicht schwächelnde Hochrandlage, von Westen und Südwesten her vorübergehend
etwas zyklonaler.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland am westlichen Rand eines veritablen
Höhenrückens, der sich vom zentralen Mittelmeer bis nördlich von Spitzbergen
erstreckt. Der Rücken ist wesentlicher Bestandteil einer omegaförmigen
Potenzialverteilung, zu der zwei LW-Tröge über dem Ostatlantik und – bereits
abgetropft – über dem nahen Osteuropa gehören. Dieses Muster hat in der
kommenden Nacht Bestand und beginnt erst in den nächsten Tagen etwas zu
bröckeln. Korrespondieren tut der Rücken mit einer umfangreichen
Bodenhochdruckzone (NOE), die von Fennoskandien bis zum östlichen Mittelmeer
reicht. Mit östlicher bis südöstlicher Strömung fließt sehr trockene
Kontinentalluft aus, die vor allem in der Osthälfte und noch etwas darüber
hinaus bestimmt. Zweistellige Taupunkte, teils unter -15°C, lokal nahe -20°C
sprechen eine deutliche Sprache. Und so verwundert es nicht, dass die Temperatur
bei klarem Himmel wieder in den leichten bis mäßigen Frostbereich zurückgeht.
Nach Westen gibt sich das Wetter nicht ganz so ungestört wie im Osten. Grund ist
eine „gammelige“ Okklusion eines Tiefs über der Irmingersee, die weder vor noch
zurück kann. Im Osten wird sie vom Hoch lässig geblockt, im Westen schiebt
bereits das nächste Frontensystem nach. Das gehört übrigens zu einem Tief mit
dem wohlklingenden Namen DONNABELLE, das von Südwesten her irisches Festland
ansteuert und dabei 980 hPa Kerndruck aufweist. Wie auch immer, bedingt durch
die Okklusion verläuft die Nacht im Westen nicht nur wolkiger, bei deutlich
höheren Taupunkten (im unteren Plusbereich) bleibt es auch größtenteils
frostfrei. Nicht ausgeschlossen, dass in den frühen Morgenstunden mit Annäherung
eines flachen KW-Troges über Ostfrankreich zwischen Selfkant und Eifel, mit viel
Optimismus auch im Saarland ein paar Tropfen Regen fallen.
Ein Satz zum Wind und damit noch mal zurück in den Osten, genau genommen nach
Sachsen, wo der „Südost“ zwischen Vogtland und Oberlausitz zwar etwas nachlässt,
in Böen aber immer noch die eine oder andere 7 Bft, in höheren Lagen vielleicht
8 Bft zustande bringt.
Sonntag … bringt quasi eine Blaupause des heutigen Wetters. Druck- und
Potenzialverteilung ändern sich kaum, wenn man mal davon absieht, dass die gute
DONNABELLE via Nordirland wieder in See sticht. Die zugehörige Okklusion ersetzt
quasi die o.e. vorlaufende Front, die schon in der Nacht mächtig an ihre Grenzen
stößt. Altbestand plus „Frisches Blut“ sorgen im Westen für hohe und
gebietsweise auch mittelhohe Wolkenfelder, die die Sonne nicht komplett
abdecken, wohl aber für einen mal mehr, mal wenigen dichten Schleier sorgen. Mit
Annäherung eines weiteren, dieses Mal etwas stärker konturierten Randtrogs von
Frankreich her, könnte es ab dem Nachmittag zwischen Kölner Bucht und dem
Saarland etwas regnen (der Konjunktiv ist bewusst gewählt, weil nicht sicher ist
ob das, was oben aus der Wolken fällt, auch unten in der trockenen Grundschicht
ankommt).
Im größten Teil der Republik braucht man sich darüber keinen Kopf zu machen,
steht doch einmal mehr ein nahezu wolkenloser und trockener Sonn(en)tag auf der
Karte. Im Süden und Osten Sachsens weht der Südostwind weiterhin böig mit
Spitzen 7 Bft, vereinzelt (vor allem in höheren Lagen) 8 Bft. Außerdem nimmt der
Föhn in den Alpen weiter zu (Druckdifferenz Bozen-Innsbruck 6-8 hPa), was in
einigen Gipfellagen zu Böen 8-9 Bft und in anfälligen Tälern 7 Bft führt. Bei
T850 zwischen 1 und 7°C wird eine Tageshöchsttemperatur von 10 bis 17°C mit den
höheren Werten im Westen erwartet. Lediglich im höheren Bergland sowie an
Küstenabschnitten bzw. Inseln mit auflandiger Windkomponente bleibt es etwas
frischer.
In der Nacht zum Montag erreicht der o.e. Randtrog den Südwesten und Westen des
Landes. Dabei aktiviert er die Okklusion, die gleichzeitig geringfügig nach
Osten vorankommt. Beide, Trog und Front generieren etwas Regen, der sich von
Südwesten her bis in die Mitte ausweitet. Viel wird es wahrscheinlich nicht
sein, meist bleiben die 12h-Mengen unter der 5mm-Schwelle. Einen etwas
verwegenen Ansatz offenbaren übrigens die deutschen Modelle, die am Ostrand des
Regengebiets – etwa der hessisch-thüringische Grenzbereich, sowie Teile
Thüringens und Nordbayerns – gefrierenden Regen simulieren. Ein sehr fragliches
Szenario, dass mehrere Bedingungen voraussetzt: vorheriges Abkühlen in den
Frostbereich, offensive Progression des Regens – ehrlich gesagt fehlt der rechte
Glaube, dass daraus etwas Ernstes wird.
Je weiter der Blick nach Osten, desto wahrscheinlicher eine klare Nacht mit
neuerlichem, meist leichtem Frost. Der Südostwind in Teilen Sachsens lässt mit
allmählicher Gradientaufweichung mehr und mehr nach.
Montag … bringt dem Norden und Nordwesten einen wolkenreichen und zeitweise
regnerischen Wochenstart – so was hat man lange nicht gesehen. Verantwortlich
zeichnet besagter Randtrog, der am Westrand des etwas nach Osten
zurückweichenden Rückens mitten über die Norddeutsche Tiefebene
nord-nordostwärts schwenkt und gegen Abend die Nord- und Ostsee erreicht. Auf
seiner diffluenten Vorderseite lässt sich ein kerniges PVA-Maximum ausmachen,
das zwar von KLA teilkompensiert wird. Zusammen mit den Resten der Okklusion
(die sich in ihrem Südteil auflöst) reicht es aber für ausreichend Hebung und
dem Durchzug eines kleinen Regengebiets, das bis zu rund 5 mm Regen bringen
soll. Bereits ab dem Nachmittag beginnt die Wolkendecke von Südwesten her aber
schon wieder aufzulockern.
Weitgehend sonnig verläuft der Tag im Osten zwischen Vorpommern und Erz-
respektive Zittauer Gebirge und auch im Süden zeigt sich trotz einiger hoher und
mittelhoher Wolkenfelder (schwache WLA auf der Nordostflanke eines kräftigen
Tiefs knapp westlich der Straße von Gibraltar) häufiger die Sonne, wenn auch
etwas milchig. Mit dem vorübergehend auf Südwest drehenden Wind gelangt
subpolare Meeresluft in den Vorhersageraum (T850 Norden/Mitte +1 bis -2°C, Süden
+4 bis 0°C), die aber nur dem sonnenscheinreduzierten Norden eine leichte
Abkühlung auf 8 bis 12°C beschert. Ansonsten bleibt es mit 11 bis 16°C am
Oberrhein lokal 17°C vorfrühlingshaft mild.
In der Nacht zum Dienstag tropft der westliche Haupttrog knapp südwestlich der
Iberischen Halbinsel endgültig ab. Das Residuum, bestehend aus dem besagten
Randtrog und einem kleinen Höhentief, platzieren sich über der Nord- und Ostsee.
Auf ihrer Südflanke etabliert sich über Deutschland eine weitgehend indifferent
konturierte Südwest- bis Westströmung, in der weiterhin schwache WLA wirksam
ist. Darüber hinaus nähert sich von Frankreich her die Warmfront des
südwesteuropäischen Tiefs, so dass es in der zweiten Nachthälfte im äußersten
Südwesten leicht anfängt zu regnen. Bis es soweit ist, sind die letzten
Regentropfen aus dem äußersten Norden und Nordosten abgezogen. Dahinter bildet
sich gebietsweise Nebel, sonst bestimmen mehr oder weniger dichte
hohe/mittelhohe Wolken das Geschehen. Richtig klar wird es nicht, zumindest
nicht für längere Zeit, womit auch die Frostgefahr gegenüber den Vornächten
herabgesetzt ist. Trotzdem kann es insbesondere im Norden und Osten sowie im
Bergland an der einen oder anderen Stelle auf 0°C oder etwas darunter abkühlen.
Dienstag … macht sich vorübergehend noch mal zyklonaler Einfluss bemerkbar,
bevor danach die Zeichen wieder auf HPI (High Pressure Influence) stehen.
Hauptauslöser ist ein weiterer Randtrog, der von der Nordsee, Benelux und
Nordfrankreich her ostwärts schwenkt. PVA und WLA harmonieren miteinander, so
dass der sich von West nach Ost ausbreitende Regen auch mal etwas stärker
ausfallen kann. Das heißt nun nicht, dass wir auch nur ansatzweise in die Nähe
warnwürdiger Mengen gelangen, aber gebietsweise bis zu 10 mm, im Westen
punktuell vielleicht bis zu 15 mm innert 12 h sind schon drin. Unklar ist
derzeit noch, ob eher die Mitte und der Süden den Regen abbekommen (ICIN von 12
UTC, IFS von 00 UTC) oder sich das Ganze etwas weiter nördlich abspielt (mehrere
GFS-Läufe). Die Wahrscheinlichkeit jedenfalls, dass der äußerste Norden und der
äußerste Süden trocken bleiben und dort auch zeitweise die Sonne scheint, ist
hoch. Die Temperatur erreicht 11 bis 17°C mit den höchsten Werten im äußersten
Süden. An Küstenabschnitten mit auflandiger Windkomponente bleibt es kühler.
Modellvergleich und -einschätzung
Im Großen und Ganzen herrscht Konsens. Unscharf derzeit noch die genaue
Regenverteilung am Dienstag.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann