S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Freitag, den 11.03.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 11.03.2022 um 10.30 UTC
Anfangs unbeständig mit gebietsweisen Niederschlägen, ab Mittwoch wieder
weitgehend ruhiges Hochdruckwetter und frühlingshaft mild.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 18.03.2022
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Montag befindet sich ein
Rücken über dem östlichen Mitteleuropa. Die Achse verläuft von Mittelitalien
über Tschechien und Polen bis in die nördliche Ostsee und damit bereits östlich
von Deutschland. Das dazugehörige Bodenhoch mit Schwerpunkt über der Ukraine ist
weiterhin für die Südosthälfte Deutschlands wetterbestimmend, sodass sich dort
das sonnige und trockene Wetter fortsetzt. Über die Nordwesthälfte schwenkt
allerdings im Tagesverlauf ein kurzwelliger Höhentrog hinweg. Die dadurch
induzierten Hebungsvorgänge in Kombination mit einer zu einem Nordmeertief
gehörigen Okklusion lassen auf den Westen Niederschläge übergreifen, die im
Tagesverlauf aber bereits über den Norden und Nordosten abziehen. Mit 10 bis 17
Grad wird es recht mild.
Am Dienstag zieht ein weiterer Trog über die Nordhälfte des Landes hinweg, der
im Laufe des Tages auch im 850hPa-Niveau ein schwaches Tief entstehen lässt. PVA
erzeugt damit signifikante Hebungsantriebe, die ein Niederschlagsgebiet
induzieren, das von West nach Ost über die Mitte und den Norden hinwegzieht.
Dabei bleibt es mild, im weiterhin trockenen Südwesten kratzen wir sogar an der
20-Grad-Marke.
Am Mittwoch zieht das Höhentief unter Abschwächung nach Nordosten ab. Ihm folgt
von Westen her ein Rücken, der sich im Tagesverlauf mit hohem Geopotential über
Skandinavien (Überbleibsel des „alten Rückens“) vereint, wodurch sich das
Höhentief weiter auffüllt. Über dem westlichen Mittelmeer befindet sich als
südliche Begrenzung des Rückens ein Höhentief. Durch diese Vorgänge wird auch
das Hochdruckgebiet über Nordosteuropa an seiner Westseite gestärkt, sodass
dieses nun bis nach Skandinavien reicht. Die Nordosthälfte Deutschlands gelangt
dadurch in eine östliche, der Südwesten in eine südliche Strömung. Am Oberrhein
wird dadurch voraussichtlich erstmals die 20-Grad-Marke überschritten, auch weil
sich aufgrund des Rückens von Westen her wieder verbreitet die Sonne durchsetzt.
Kurz gesagt – bestes frühlingshaftes Wetter!
Am Donnerstag reicht der Rücken weiterhin von Frankreich bis nach Skandinavien.
In Kombination mit dem sich in den zentralen Mittelmeerraum ausdehnenden
Höhentief entsteht zunehmend eine „high-over-low“-Lage. Im Bodenniveau befindet
sich weiterhin eine kräftige Hochdruckzone von Skandinavien bis nach Osteuropa,
der Schwerpunkt mit über 1045hPa liegt über dem Baltikum und Belarus. Die
Bundesbürger dürfen sich also über einen weiteren Frühlingstag mit Sonnenschein
und milden Temperaturen (12 bis 20 Grad) freuen.
Am Freitag zeigt sich auf den Wetterkarten endgültig eine klassische
„high-over-low“-Lage. In 500hPa erstreckt sich eine Hochdruckzone von
Großbritannien über Skandinavien bis zum Baltikum und Fennoskandien. Die
Tiefdruckzone verläuft von der iberischen Halbinsel über das zentrale Mittelmeer
und den Balkan bis nach Russland, wobei auch über dem Alpenraum ein schwaches
Höhentief entsteht. Im Bodenniveau sticht weiterhin das kräftige Hochdruckgebiet
mit fast 1050hPa über dem Baltikum ins Auge. Deutschland bleibt also weiterhin
in einer südöstlichen Strömung. Der ruhige Wettercharakter setzt sich somit
fort, wenngleich von den Alpen her aufgrund des erwähnten Höhentiefs
Wolkenfelder und evtl. auch etwas Regen auf den Süden übergreifen. Es bleibt
auch weiterhin mild mit 11 bis 17 Grad, wenngleich die Temperaturen im Vergleich
zu den Vortragen etwas zurückgehen.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt die blockierende Wetterlage mit dem Hoch
über Nord- und Nordosteuropa bestehen, welches Tiefs und Frontensysteme auch
weiterhin von Mitteleuropa fernhält.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Mittwoch/Donnerstag werden die synoptischen Basisfelder und Strömungsmuster
konsistent simuliert. Erst in den Details gibt es geringfügige Unterschiede,
z.B. ein etwas schnelleres Übergreifen der Niederschläge am Dienstag im
Vergleich zum gestrigen 00UTC-Lauf. Erst zum Ende der Mittelfrist am
Donnerstag/Freitag ergeben sich größere Unterschiede. Die „high-over-low“-Lage
war in den Vorläufen nicht so klar ausgeprägt. Im 12-UTC-Lauf war das Tief über
Osteuropa deutlich stärker und das Mittelmeertief schwächer und weiter südlich,
sodass sich ein Höhenhoch über Großbritannien und ein weiteres über
Fennoskandien befand. Im gestrigen 00UTC-Lauf verlief hingegen die Hochdruckzone
von der Biskaya über Dänemark und dem Baltikum bis nach Fennoskandien. Eine
blockierende Lage haben somit dennoch alle Läufe auf der Agenda.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch ICON und GFS sind sich zu Beginn der Mittelfrist recht einig, auch wenn die
Niederschlagsschwerpunkte und die Intensitäten bei den Niederschlägen am Montag
und Dienstag noch etwas unterschiedlich simuliert werden. Am Donnerstag schwenkt
bei ICON nochmals ein schwacher Trog über den Norden hinweg, der dort sogar
etwas Regen bringt. GFS und IFS haben diesen Trog nicht im Programm. Am Freitag
ist dann wieder in allen Modellen eine blockierende Wetterlage vorherrschend,
wobei bei IFS und GFS der Süden (evtl. auch die Mitte) jeweils von einem
Höhentief mit Wolken und ganz im Süden auch etwas Regen beeinflusst wird. Das
Höhenhoch befindet sich bei diesen Modellen über Skandinavien mit einem Ableger
nach Großbritannien, bei ICON liegt der Schwerpunkt allerdings über England und
der Nordsee, sodass demnach über ganz Deutschland Hochdruckeinfluss vorherrschen
würde.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Auch die Rauchfahnen (am Beispiel von Offenbach) stützen die von Hochdruck
geprägte Wetterlage. Bis Donnerstag ist auch der Spread ziemlich gering, erst ab
Freitag werden die Unsicherheiten größer (Einfluss des Höhentiefs), wobei die
Mehrheit der Member auf einem hohen Geopotential bleiben. Nach den
Niederschlagssignalen am Montag und v.a. am Dienstag werden von fast keinem
Member mehr Niederschläge simuliert, sodass eine Fortdauer der trockenen
Witterung sehr wahrscheinlich ist. Bei den 850hPa-Temperaturen befinden sich
Haupt- und Kontrolllauf eher im unteren Bereich der Kurvenscharen. Ab Mittwoch
liegen die meisten Member zwischen 5 und 8°C.
Bei den Cluster-Analysen (t120h-168h) werden nur zwei Cluster angeboten, die im
gesamten Zeitraum dem Blocking-Regime zugeordnet werden. Hauptunterschied ist,
dass bei Cluster 2 (in dem sich auch der Hauptlauf befindet) mit 18 Membern zum
Freitag die „high-over-low“-Situation einstellt, während bei Cluster 1 (48
Member) eine meridionalere Strömung mit einem Rücken von Frankreich über
Skandinavien bis nach Sibirien simuliert wird.
Im weiteren Verlauf (t192h-240h) wird sogar nur noch ein Cluster angeboten,
wobei sich der Schwerpunkt des blockierenden Hochs über Nord- und Nordosteuropa
befindet.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Aufgrund der weitgehend ruhigen Wetterlage sind im gesamten Mittelfrist-Zeitraum
keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel