S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 06.03.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.03.2022 um 10.30 UTC
Meist ruhiges, vielfach sonniges Hochdruckwetter mit Nachtfrösten. Langsame
Milderung.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 13.03.2022
Die Wetterlage bis einschließlich Samstag ist sehr stabil und antizykonal
geprägt. Demnach stehen Süd antizyklonal und Hoch Fennoskandien im Fokus.
Prägend ist dabei von Mittwoch bis Samstag ein Rücken, der sich von der
Iberischen Halbinsel bzw. dem westlichen Mittelmeerraum bis zum Baltikum bzw.
Nordwestrussland erstreckt. Flankiert wird der Rücken dabei auf beiden Seiten
von Langwellentrögen, die sich weit südwärts amplifizieren. Entsprechend bilden
die aktuellen Strukturen im Geopotentialfeld eine Omegalage ab. Einen
Schönheitsfehler stellt nur ein kleines Höhentief dar, das am Donnerstag über
die Beneluxstaaten hinweg zur Nordsee zieht. Ansonsten liegt Deutschland im
genannten Zeitraum bis Samstagabend komplett in Einflussbereich des Rückens, der
bodennah ein großräumiges und kräftiges Hoch stützt, welches seinen Schwerpunkt
von Nordwestrussland über Ostpolen und Weißrussland verlagert. Deutschland
gelangt dabei zunehmend auf die Westflanke des Hochs in eine südöstliche bis
südliche Grundströmung. Einhergehend wird im Verlauf auch mildere Luft ins Land
geführt, sodass die Temperaturen in 850 hPa von -1 bis -6 Grad am Mittwoch auf 0
bis +7 Grad am Samstag ansteigen. Auch die Höchstwerte können in diesem Zeitraum
klettern, werden am Mittwoch noch 7 bis 13 Grad gezeigt, sind es am Samstag
schon 9 bis 16 Grad. Aus Wettersicht herrscht bei den meist hochreichenden
antizyklonalen Strömungsbedingungen mit Absinken ruhiges und freundliches Wetter
vor. Allenfalls das Höhentief am Donnerstag könnte dem Westen und Südwesten ein
paar Wolkenfelder und dem äußersten Westen auch ein paar Tropfen bringen.
Ansonsten schient bei wenigen Wollen vielfach die Sonne.
Ab der Nacht zum Sonntag verändert sich die Grundstruktur in der Höhe und am
Boden etwas. Sowohl der Langwellentrog über Westeuropa und dem Atlantik als auch
der Trog über Osteuropa setzen dem Rücken etwa auf Höhe von Norditalien und
Südostfrankreich zu. Die Achse des atlantischen Troges schiebt sich demnach
ostwärts, während sich gleichzeitig der Trog des Höhentiefs über dem Balkan
westwärts amplifiziert. Beide zusammen generieren am Sonntag schließlich eine
schwach ausgeprägte Rinne tiefen Geopotentials und trennen somit das Höhenhoch
über dem Baltikum vom Rücken über dem westlichen Mittelmeerraum ab. Resultierend
können sich in eine breite Hochdruckzone, die von Russland und dem Ostseeraum
bis in den zentralen Mittelmeerraum reicht, zwei Schwerpunkte über dem Baltikum
und Italien ausbilden. Zudem rückt korrelierend zu den Entwicklungen des
atlantischen Troges auch am Boden die Tiefdruckzone dichter an Deutschland
heran. Vor allem der Westen wird dabei schon von kurzwelligen Anteilen, die in
die südliche Grundströmung eingelagert sind, tangiert. Dazu schiebt sich ein
okkludierter Frontenzug nach Deutschland, wo er aber nicht weiter gegen das Hoch
ankommt und zerbröselt. Allerdings sorgen die beschriebenen, leicht veränderten
hochreichenden Bedingungen für etwas mehr Abwechslung beim Wetter. Denn die
frontogenetischen Prozesse, gepaart mit PVA der kurzwelligen Anteile produzieren
nun ausreichend Hebung. Nachfolgend können sich vor allem über der Westhälfte
des Landes dichtere Wolkenfelder ausbreiten, die auch etwas Niederschlag
bringen. Signifikant sollten die Regenfälle aus derzeitiger Sicht aber nur
westlich des Rheins ausfallen. Da eine Omegalage stabil ist und sich die
Strukturen aus Erfahrung nur sehr träge verändern, kann es gut sein, dass der
berechnete Anlauf von tiefem Luftdruck auch noch ausfällt oder zeitlich nach
hinten verschoben wird. Bei den Temperaturen geht es mit Vordringen des
Frontenzuges auch wieder etwas zurück, das rückseitig kühlere Nordluft
einsickert. Demnach sollen die Werte auf 850 hPa am Sonntag zwischen -3 und +4
Grad pendeln. Bodennah werden die Höchstwerte durch die Wolkenzunahme kaum
ausgebremst und erreichen wahrscheinlich weiter 9 bis 15 Grad.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Über den gesamten mittelfristigen Zeitraum zeigen die letzten IFS-Läufe
bezüglich der Geopotential- und Luftdruckverteilung eine hohe Konsistenz.
Kleinere Abweichungen gibt es zu Beginn des Zeitraums am kommenden Mittwoch.
Während die vergangenen IFS-Läufe noch ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes
Höhentief über Nordostfrankreich simulierten, will der aktuelle Lauf nur wenig
davon wissen und lässt es auch noch deutlich später über die Beneluxstaaten
hinwegziehen. Demnach würden potentielle geringe Niederschläge im Westen und
Nordwesten kaum noch auf der Agenda stehen. Auch zum Ende des Zeitraums ab dem
kommenden Sonntag nehmen die Unterschiede in den Strukturen etwas zu, indem die
Amplitude des Langwellentroges über dem Ostatlantik und Westeuropa sowie die
Phase der eingelagerte Kurzwellentröge leicht unterschiedlich abgebildet wird.
Dies hat schließlich Einfluss auf das Übergreifen von geringen Niederschlägen
von Frankreich und Benelux her in den Westen des Landes. Der gestrige 12 UTC
Lauf ließ die Niederschläge in Deutschland dabei am weitesten ostwärts
ausgreifen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die weiteren betrachteten Globalmodelle (ICON, GFS, UKMO, GEM) stützen die
Vorgaben des europäischen IFS weitgehend. Bis auf das kleinräumige Höhentief am
Donnerstag, welches GFS und ICON sowie auch UKMO nicht im Programm haben, werden
die großskaligen Strukturen des Geopotential- und Luftdruckfeldes vergleichbar
abgebildet.
Vor allem das ICON stützt die Entwicklung des IFS über West- und Mitteleuropa
abgesehen vom genannten Höhentief bis einschließlich Samstag detailliert. Über
Ost- bzw. Südosteuropa ist beim ICON die Lage des Höhentiefs vom Balkanraum
Richtung Türkei ostwärts verschoben, sodass sich auch dessen Trog nicht ganz so
weit gen Westen amplifiziert.
Das GFS beschreibt über Ost- bzw. Südosteuropa einen Mittelweg zwischen ICON und
IFS, über Mitteleuropa lässt er den Trog von Westen aber rascher und weiter
vorankommen, sodass der Rücken im Vergleich deutlich an Wellenlänge verliert.
Die Veränderungen wirken sich aber kaum auf die Niederschläge aus, grundsätzlich
simuliert das GFS ab der Nacht zum Sonntag sogar geringere Mengen als IFS und
ICON.
Das GEM bringt auch keine wesentlichen Abweichungen, weist aber ab Samstagabend
sogar noch ein schwächeres Vordringen des hochreichenden Troges von Westen auf.
Zudem ist es das einzige betrachtete Modell, welches das kleine Höhentief am
Donnerstag ebenfalls zeigt.
Das UKMO doppelt das IFS abgesehen vom jenem kleinen Höhentief über den gesamten
mittelfristigen Zeitraum.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener Städte über Deutschland verteilt, zeigen
abgesehen von einzelnen Ausreißern hin zu niedrigeren Temperaturen eine hohe
Vorhersagegüte. Sowohl bei den Temperaturen in 850 hPa als auch bei dem
Geopotential in 500 hPa drängen sich die Mehrzahl der Member auf engem Raum.
Auch Haupt- und Kontrolllauf liegen bis Samstag mittig im Bereich der größten
Eintrittswahrscheinlichkeit. Ab Samstagabend spreizt sich der ENS-Raum auch
korrelierend zu den Unterschieden zwischen verschiedenen Globalmodellen sowie
bei Betrachtung der vergangenen det. IFS-Läufe auf. Bei einem Spread von etwa 14
Grad bzw. 35 hPa in den entsprechenden Niveaus ist auch die Drängungszone
nunmehr auseinandergezogen. Der Haupt- und der Kontrolllauf liegen dabei nicht
mehr im Bereich der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit, sondern weichen zu
einem kälteren Verlauf ab. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der
Zeitpunkt sowie auch das Maß des Vordringens vom atlantischen Trog keineswegs
sicher ist. Es gibt durchaus höheres Potential für eine fortschreitende, ruhige,
milde und trockene Witterung.
Bei der Analyse der Wetterlage werden im Zeitraum vom +72 bis +96h drei Lösungen
für die Einordnung der Geopotential- und Luftdruckverteilung aller ENS-Member
gebraucht. Alle Cluster werden dem Schema Blocking zugeordnet und auch sonst
sind die Unterschiede gering. Alle Cluster haben dabei mehr oder weniger stark
ausgeprägt das kleine Höhentief bzw. einen markanten Kurzwellentrog im Programm.
Geringfügig abweichend wird zudem noch die Lage des Rückens sowie dessen
Wellenlänge dargestellt. Während der Kontrolllauf dem ersten Cluster zugeordnet
wird, findet sich der Hauptlauf in Cluster 2 wieder. Das zweite Cluster weit bis
dahin auch die geringste sowie auch späteste Entwicklung des Höhentiefs auf.
Damit wären auch ICON und GFS am ehesten in diesem Cluster eingebunden.
Im Zeitraum von +120 bis +168h werden insgesamt 4 Cluster benötigt, um die
Unsicherheiten im ENS-Raum ausreichend zu beschreiben. Bis auf Cluster 3 zeigen
alle Lösungen weiter durchgehend blockierende Bedingungen. Das neg. Schemata bei
Cluster 3 ist aber auch nur auf die Zonalisierung auf dem Atlantik
zurückzuführen. Über Europa zeigt auch dieses Cluster weiter ein blockierendes,
hochreichendes Hoch. Cluster 1 mit Haupt- und Kontrolllauf sowie insgesamt 18
Member simuliert anfangs ansatzweise das kleine Höhentief, lässt aber sonst den
breiten Rücken dominieren. Bei Cluster 2 ist das kleine Höhentief analog zu den
vergangenen Hauptläufen stärker ausgeprägt, auch sonst kann der atlantische Trog
über Südwesteuropa deutlicher ostwärts vorstoßen. Cluster 3 weist korrelierend
zu ICON und GFS kein kleines Höhentief auf und folgt auch weiter den Lösungen
genannter Hauptläufe. Beide Mittelcluster sind mit rund 13 bzw. 12 Mitgliedern
gleichverteilt. Bei Cluster 4 mit 8 stützenden Member soll der Zusammenschluss
der beiden Tröge rascher und intensiver erfolgen. Nachfolgend würde sich eine
Art High over Low Situation ausbilden.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt das blockierende Schema Trumpf, wenn auch
einzelne Lösungen früher oder später über dem Atlantik eine Zonalisierung sehen.
Insgesamt werden drei Cluster für die Beschreibung der Unsicherheiten im
Geopotential- und Luftdruckfeld benötigt. Alle Cluster zeigen dabei einen
Abtropfprozess über dem Ostatlantik und Westeuropa. Die Geschwindigkeit des
Prozesses und auch die Intensität der Muster werden aber abweichend dargestellt.
Das stärkste Höhentief vor der Iberischen Halbinsel liefert schließlich Cluster
- Das erste Cluster mit Haupt- und Kontrolllauf und insgesamt 19 Member lässt
den Trog etwas weiter westlich abtropfen. Zudem ist das Höhentief weniger stark
ausgeprägt. Dafür kommt der Rücken über weiten Teilen Europa mächtig daher.
Cluster 3 mit 15 Member liefert den östlichsten Abtropfprozess über West und
Südwesteuropa hinweg. Gleichzeitig ist auch das Rücken schwächer und weiter nach
Osten verschoben. Während also bei Cluster 1 und 2 weitgehend hochreichend hoher
Luftdruck für sonniges, warmes und trockenes Wetter sorgen würde, würde sich bei
Cluster 3 auf der Vorderseite eines Tiefdruckwirbels feuchtere Luft auf den Weg
nach Deutschland machen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt bezüglich des Modellklimas über den gesamten mittelfristigen
Zeitraum keine Hinweise auf überdurchschnittliche Wetterverhältnisse. Auch von
der Probabilistik gibt es allenfalls geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische
Böen oder Sturmböen auf den Inseln bzw. Den Hochlagen der Mittelgebirge.
Grundsätzlich zeichnet sich abgesehen von den Nachtfrösten eine warn-arme,
ruhige Witterung ab.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, bis Samstag auch de.t IFS und det. ICON, TT auch MosMix, aber
tendenziell etwas zu hoch.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel