S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.02.2022 um 10.30 UTC

Donnerstag/Freitag Kaltfront- und Trogpassage, an der See stürmisch. Am
Wochenende ruhig mit knackigem Nachtfrost. Kommende Woche wieder unbeständig und
milder.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 14.02.2022

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Donnerstag und Freitag befindet sich das
hochreichende Zentraltief mit Kern zwischen Nordkap und Spitzbergen. Dieses
steuert einen weit nach Südwesten zurückhängenden und damit stark positiv
geneigten Trog von den Britischen Inseln nach Deutschland. Ihm folgt ein nach
Großbritannien und zum Nordmeer schwenkender Rücken. Bereits weit im Vorfeld des
Troges läuft eine aufgrund fehlender dynamischer Unterstützung wenig
entwicklungsfähige, offene Frontalwelle über den Norden Deutschlands. Die
Kaltfront erreicht im Verlaufe des Freitags die Alpen. Die Niederschläge an ihr
sind unergiebig, allerdings sinkt die Schneefallgrenze in der postfrontal
einfließenden maritimen Polarluft (T850 auf -2 bis -5 Grad absinkend) bis in
mittlere Lage der Mittelgebirge bzw. ins höhere Flachland Süddeutschland ab.
Markante Neuschneemengen (>10 cm /12 h) sind an den Alpen staubedingt nicht ganz
ausgeschlossen. Dahinter stellt sich am Freitag unter Trogeinfluss und
Höhenkaltluft (T500 -35 bis -38 Grad) wechselhaftes Schauerwetter ein. In der
zwischen einem kleinen Randtief über dem Süden Skandinaviens (<1000 hPa) und einem Hoch über Westeuropa (>1035 hPa) auf Nordwest drehenden Strömung hält die
Kaltluftadvektion zunächst noch an (T850 weiter auf -5 bis -8 Grad absinkend),
sodass mitunter gewittrige Graupel- und Schneeschauer bis in tiefe Lage möglich
sind. Eine dünne Schneedecke bildet sich aber meist nur in den Mittelgebirgen
aus. Mit dem erwähnten Randtief zieht der Gradient über dem Norden und Nordosten
an, insbesondere an der See sowie in Hochlagen sind Sturmböen möglich, im
norddeutschen Binnenland durchaus nicht ausgeschlossen. Die Windentwicklung ist
aufgrund von Unschärfen in den Berechnungen des Randtiefs aber noch unsicher.

Am Wochenende tropft der Trog nach IFS-Lesart über Südwesteuropa ab. Zwischen
dem Cut-Off und dem abziehenden Trogresiduum schwenkt der zunehmend abflachende
Rücken über Skandinavien und Mitteleuropa ostwärts. Das korrespondierende Hoch
verlagert sich mit großer 1035-hPa-Kernisobare über die Südhälfte Deutschlands
nach Osteuropa. Damit dominiert Absinken und nach Nebelauflösung oft
freundliches Wetter. In der zur Ruhe kommenden Polarluft sind allerdings nur
noch mittlere bis niedrige einstellige Höchstwerte zu erwarten. Nachts
verschärft sich der Frost, sodass vor allem in den Alpen und in einigen hohen
Muldenlagen der östlichen Mittelgebirge bei Aufklaren über Schnee örtlich
strenger Frost möglich ist. Ab Sonntag setzt vorderseitig eines neuen Troges
über Westeuropa bereits Warmluftadvektion ein (T850 auf 0 bis +3 Grad
ansteigend), was sich aber zunächst kaum am Boden bemerkbar macht. Insgesamt
bewegen wir uns beim Tagesmittel der Temperatur nahe der vieljährigen
Mittelwerte. Also alles eher unspektakulär.

Zu Wochenbeginn greift der westeuropäische Trog auf Deutschland über. Mit dem
damit verbundenen Frontensystem sind von West nach Ost schauerartige
Niederschläge zu erwarten, die allerdings wenig ergiebig ausfallen. In erwärmter
Atlantikluft (T850 -4 bis 0 Grad) fällt wahrscheinlich nur in den Alpen und in
den höheren der Mittelgebirge etwas Schnee. Die Nachtfröste schwächen sich zwar
wieder ab, allerdings kann es – je nach Timing der von Westen einsetzenden
Niederschläge – vor allem nach Osten und Südosten zu durchaus mal gefrierenden
Regen geben.

In der erweiterten Mittelfrist in Richtung Wochenmitte deutet sich eine
zyklonale Westlage an, wobei sich die Frontalzone bzw. die Temperaturgegensätze
an ihr über dem Atlantik zunehmend verschärfen. Die in rascher Abfolge
übergreifenden atlantischen Störungen können so etwas mehr „Wumms“ entfalten,
was nicht nur wieder kräftigere Niederschläge, sondern auch Wind-/Sturmpotenzial
bedeutet. Ob sich das turbulente Wettergeschehen eher auf Westeuropa
konzentriert oder auch zunehmend Mitteleuropa in Beschlag nimmt, bleibt
abzuwarten. Fest steht aber: Durchgreifendes Winterwetter kann es bei der
Ausgangslage nicht geben, auch wenn vorübergehende „Rückseiten“ die ansonsten
wieder deutlich positiven Temperaturanomalien etwas dämpfen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der jüngsten IFS-Modellläufe ist bis einschließlich Freitag gut.
Die Trog- und Kaltfrontpassage wird sehr ähnlich simuliert. Einzig bezüglich des
kleinen Randtiefs, das über den Süden Skandinaviens südostwärts gesteuert wird,
bestehen noch Unsicherheiten. Prognoserelevanz hat das zumindest für den Norden
im Hinblick auf die Windentwicklung. Je nach Verlagerung und Intensität des
Randtiefs kommt es an der See, mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch im
norddeutschen Binnenland zu Sturmböen.
Ab dem Wochenende laufen die Modellrechnungen zunehmend auseinander. Der
gestrige IFS00Z-Lauf simulierte noch eine stärker mäandrierende Zirkulation mit
einem sich weit nach Norden aufwölbenden Rücken. Am Rande des resultierenden
Blockadehochs nördlich bzw. östlich des Vorhersagegebietes befand sich
Deutschland noch bis in die nächste Woche hinein im Zustrom kalter, aber
trockener Kontinentalluft aus östlichen Richtungen. Der gestrige IFS12Z- und der
neuste IFS00Z-Lauf rechnen den Rücken flacher und damit auch progressiver,
wodurch schon zu Wochenbeginn neue atlantische Störungen mit milderer Luft und
Niederschlägen auf Deutschland übergreifen können.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Trog- und Kaltfrontpassage am Donnerstag und Freitag haben alle vorliegende
Globalmodelle mit nur leichten Timingunterschieden im Programm. Größere
Diskrepanzen gibt es im Hinblick auf das Randtief über dem Süden Skandinaviens
(sowohl bei Timing als auch Ausprägung des Gradienten). ICON- 00Z beispielsweise
hat in der Nacht zum Freitag schwere Sturmböen an der Küste auf der Agenda, GFS
lässt das kleinräumige Sturmfeld abgeschwächt erst am Freitagnachmittag auf die
Ostsee übergreifen.
Am Wochenende scheint der Knackpunkt der Abtropfvorgang des Troges zu sein. Bei
ICON tropft der Trog über Frankreich ab, das Cut-Off sorgt in der Folge für eine
leichte Störung des Hochdruckwetters im Süden und Südwesten Deutschlands. GFS
lässt den Trog erst über dem Alpenrand abtropfen, ohne nennenswerten Einfluss
auf unser Wettergeschehen. Die volatile Berechnung des Abtropfprozesses führt
zudem zu Modifikationen des sich von Westen nähernden Rückens. Größere
Prognoserelevanz hat das aber nicht. In der erweiterten Mittelfrist favorisieren
alle Modelle eine zonale Westwetterlage, allerdings mit variierender zyklonalen
Dominanz.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das IFS-EPS unterstreicht mehrheitlich das Szenario des deterministischen
Laufes. Die Kurvenschar von Temperatur und Geopotenzial ist verhältnismäßig eng
gebündelt und sowohl der Haupt- als auch der Kontrolllauf sind recht mittig in
diese eingebettet. Es besteht also kein Grund, den oben beschriebenen
grundlegenden Wetterblauf auf Basis des deterministischen Modelllaufes in Frage
zu stellen.
Eine wirklich nennenswerte Aufweitung der Rauchfahnen zeigt sich eigentlich erst
in der erweiterten Mittelfrist, bei einem allerdings eher unwinterlichen
Ensemble-Temperaturmittel von meist -3 bis 0 Grad und insgesamt sehr deutlichen
Niederschlagssignalen.

Im IFS-EPS-Clustering dominiert in allen Zeiträumen ganz klar das Wetterregime
„NAO positive“. Lediglich im letzten Zeitraum (+264-360 h) versucht sich ein
Cluster (mit nur 8 Membern) am Aufbau einer Blockadelage.
Im Zeitraum +120-168 h ergeben sich Unterschiede in Bezug auf den Abtropfvorgang
des Troges und die damit einhergehende Modifikation des Rückens am Wochenende –
wie schon beim deterministischen Modellvergleich. Die Prognoserelevanz hält
sich, wie bereits erwähnt, aber in Grenzen. Der Trogvorstoß zu Wochenbeginn
sieht in den Clustern noch relativ ähnlich aus. In der erweiterten Mittelfrist
(Zeitraum +192-240 h) favorisieren 2 Cluster (40/51 Member, inkl. HL und CL)
eine zyklonale Westlage, 1 Cluster (11/51) eine nördliche/antizyklonale
Westlage.

FAZIT: Die Trog- und Kaltfrontpassage am Donnerstag/Freitag mit etwas Schnee im
Bergland und an den Alpen ist in trockenen Tüchern, genauso, wie das ruhige,
endlich mal wieder halbwegs „normal“ temperierte Wetter am Wochenende. Unsicher
ist lediglich die Windentwicklung mit dem kleinen Randtief im Norden (Sturm
ja/nein und wie verbreitet?)
Mit einem ersten, schlappen Vorstoß einer atlantischen Störung am Montag geht
der Trend in Richtung mal mehr, mal weniger milder Westwetterlage, wobei die
zyklonale Variante mit wiederholten Niederschlag und steigenden Sturmpotenzial
wahrscheinlicher ist als die ruhigeren, antizykonale.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag und Freitag sind an der Küste sowie in Hochlagen des Berglandes
zeitweise stürmische Böen oder Sturmböen wahrscheinlich, schwere Sturmböen noch
nicht ganz auszuschließen. Ob es auch im norddeutschen Binnenland für Sturmböen
reicht, bleibt abzuwarten.

Am Freitag schneit es an den Alpen längere Zeit, aber meist nur leicht. Somit
sind markante Neuschneemengen von mehr als 10 cm in 12 Stunden nur gering
wahrscheinlich.

Vor allem in der Nacht zum Samstag und in der Nacht zum Sonntag ist bei
Aufklaren über Schnee vor allem in höheren Muldenlagen der östlichen
Mittelgebirge sowie in den Alpen örtlich strenger Frost unter -10 °C möglich.

Der EFI zeigt einen Bereich mit ungewöhnlich hohen Temperaturen an, der am
Donnerstag noch über Teilen Mitteleuropas zu finden ist und nachfolgend ostwärts
abwandert. Ansonsten gibt es keine Hinweise auf ungewöhnliches Wetter.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det.+EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser