S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.01.2022 um 10.30 UTC

Anfangs unbeständig, später sehr unsicher.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 06.02.2022

Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch befindet sich Mitteleuropa zwischen einem
veritablen Langwellentrog, der sich über Nord- und Nordosteuropa bis nach
Griechenland (Peloponnes) erstreckt, und einem umfangreichen Hoch, das sich von
Marokko über dem Ostatlantik bzw. Spanien bis nach Schottland erstreckt.
Zwischen diesen großräumigen Systemen befindet sich über Deutschland ein
ordentlicher Druckgradient. Anfangs gibt es im Norden und Osten verbreitet Wind-
auf den Bergen und Küsten auch Sturm- oder sogar schwere Sturmböen aus Nordwest.
Der Höhenwind in 850 hPa liegt verbreitet um 50 kn. Ein Tiefdrucksystem mit
entsprechender Okklusion hat bereits am Dienstag weite Teile Deutschlands
überquert und befindet sich Mittwoch früh über dem Süden Deutschlands. Die
dazugehörige zurückhängende Kaltfront wird von einer Warmfrontwelle südlich von
Island zurückgehalten. Bei Temperaturen um -4 Grad in 850 hPa liegen die
Schneefallgrenzen im Osten um die 500 m nach Westen hin etwas höher mit um die
800 m. Im Tagesverlauf wird der Trog mit dem sich stärkenden Hochdruckeinfluss
von Westen immer mehr nach Osten abgedrängt. Dabei wird auch die vorher über
Westeuropa liegende Luftmassengrenze (Kalt/Warmfront) nach Westdeutschland
geführt. Dabei gelangt etwas mildere Luft nach Westdeutschland. Somit steigt
auch die Schneefallgrenze im Westen auf deutlich über 1000 m an. Entlang der
Luftmassengrenze regnet es vermehrt. In der Osthälfte, wo noch höhenkalte Luft
für eine gewisse Labilität sorgt, gibt es ebenfalls immer wieder Schauer, die
teils bis runter als Schnee fallen. Da mit der Zunahme des Hochdruckeinflusses
auch der Druckgradient etwas auffächert und auch der Höhenwind nachlässt,
entspannt sich auch die Windsituation über Deutschland bis zum Abend. In
Schauernähe sind aber durchaus auch stürmische oder gar Sturmböen nicht
ausgeschlossen.
Die Okklusion bringt am Tage vor allem an den Alpen und auch im Schwarzwald noch
leichte bis mäßige Niederschläge. Bei den teils recht hohen Schneefallgrenzen im
Westen gibt es aber nur in den Ostalpen signifikante Neuschneemengen. Aber auch
am Erzgebirge und auf dem bayrischen Wald wird etwas Schnee fallen.
In der Nacht zu Donnerstag lässt auch an den Alpen der Einfluss des Troges über
Osteuropa nach und die Schneefälle hören auf. Inneralpin gibt es aber vorher
nochmals ordentlichen Neuschneezuwachs.

Am Donnerstag entwickelt sich ein neuer Trog bei Grönland, auf dessen
Vorderseite kann sich auch die Warmfrontwelle zu einem netten Sturmtief
entwickeln. Donnerstag 18 UTC befindet es sich über dem europäischen Nordmeer
mit einem Kerndruck von 960 hPa. Die Luftmassengrenze bzw. die dazugehörige
Warmfront kann nun auch auf die Osthälfte übergreifen und sorgt für leichte
Niederschläge, die mit rasch steigenden Schneefallgrenzen nur noch in den
höchsten Gipfellagen als Schnee fallen. Zum Abend hin zieht die Warmfront aber
auch schon ostwärts ab. Bei leichten Südföhn steigen die 850 hPa Temperaturen im
äußersten Südwesten auf um die +3 Grad. Sonst bleibt es eher mäßig warm mit
Werten um die -1 Grad in 850 hPa. Zum Abend hin nähert sich von der Nordsee her
die Kaltfront des Sturmtiefs Deutschland, die in der Nacht zu Freitag rasch auf
die Mitte übergreifen. Kann. Der Wind frischt zeitweise auf, an den Küsten und
auf den Bergen sind stürmische-, evtl. auch Sturmböen wahrscheinlich. Die zu
erwartenden Niederschläge werden nur in den höchsten Lagen der Mittelgebirge als
Schnee fallen.

Am Freitag verlagert sich die Kaltfront rasch Südosten, postfrontal fließen
wieder kühlere Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen um -5 Grad ein. Auch der Trog
greift im Tagesverlauf auf Deutschland über und sorgt für eine entsprechende
Labilisierung vor allem in der Nordhälfte. Dabei bilden sich Schauer aus, evtl.
ist auch mal ein Blitz dabei. In der Nacht zu Samstag verlässt uns die Kaltfront
bereits nach Südosten und auch der Trog zieht rasch unter Amplifizierung nach
Südosten ostwärts ab.

Am Samstag kann das Hoch über dem Atlantik seinen Einfluss wieder über West und
zunehmend auch über Mitteleuropa wieder stärken und sorgt für Wetterberuhigung.
Über Nordostdeutschland bleibt der Einfluss des anziehenden Troges aber noch am
längsten mit unbeständigem Wetter spürbar. Zum Abend hin bzw. auch in der Nacht
zu Sonntag gelangen zunehmend mildere und maritim geprägte Luftmassen, die um
das Hoch herumgeführt worden Deutschland.

Am Sonntag verlagert sich der Hochkern auf West- bzw. Mitteleuropa und sorgt
zumindest nach IFS für eher ruhiges Hochdruckwetter. Im Laufe des Sonntags
verdrängen die eher milden Luftmassen von Westen her zunehmend die Kaltluft nach
Osten.

Auch in der erweiterten Mittelfrist soll der Hochdruckeinfluss wetterbestimmend
für Deutschland sein. Dies wird aber als recht unsicher eingestuft.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Donnerstag sind die Prognosen des aktuellen Laufs mit den
Vorläufen vergleichbar. Erst in der Nacht zu Freitag, wenn sich eine Kaltfront
von der Nordsee her Deutschland nähert, gibt es Unterschiede im Timing. Im
aktuellen Lauf soll die Kaltfront bereits in der Nacht zu Freitag auf den
Nordwesten übergreifen und am Freitagabend bereits die Alpen erreichen. Im
gestrigen 00 UTC Lauf wurde die Kaltfront von einer Neuentwicklung über dem
Atlantik zurückgehalten und griff erst am Samstag auf die Mitte über. Somit
fließen im aktuellen IFS Lauf bereits ab Freitag etwas kühlere Luftmassen aus
Nordwesten nach Deutschland. Nachfolgend greift das Hoch über dem Atlantik
wieder auf Westeuropa über. Dies sollte nach dem gestrigen Lauf erst am Sonntag
geschehen. Anschließend stellt die gestrige Variante einen deutlich
unbeständigeren Verlauf dar, im aktuellen, aber auch der gestrige 12 UTC Lauf
sehen den Hochdruckeinfluss ab dem nächsten Wochenende etwas stabiler.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ab Sonntag ergeben sich einige Unterschiede in der Wetterentwicklung. IFS
scheint als einziges Modell die Hochdruckwetterlage vorherrschend zu simulieren.
GFS aber auch ICON sehen den Hochdruckeinfluss nur kurzzeitig.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In den Rauchfahnen ist gut zu erkennen, dass der operationelle Lauf ab Samstag
eher am warmen und höheren Potenzialrand der Ensembleverteilung zu finden ist.
Am Montag ist der Spread mit +9 und -9 Grad in 850 hPh riesig. Auch im Ensemble
von GFS ist ab dem kommenden Wochenende kaum ein Trend zu erkennen.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h 2
verschiedene Cluster. Der Haupt- und Kontrolllauf sind mit 29 Membern in Cluster

  1. Cluster 2 lässt im Gegensatz zu Cluster 1 den Trog nicht am Wochenende nach
    Osten abziehen.
    Im nachfolgenden Zeitbereich 192 bis 240 h gibt es 6 Cluster, die über
    Mitteleuropa auch viele verschiedene Szenarien aufzeigen.

Ab dem nächsten Wochenende scheint die Wettervorhersage einfach noch sehr
unsicher zu sein.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

SCHNEE/VERWEHUNGEN:
Am Mittwoch an den Ostalpen mäßige Schneefälle mit Verwehungen. Schneefallgrenze
steigt im Tagesverlauf an.
Am Freitag zeitweise kräftige Schneefälle an den Alpen.

WIND:
Am Mittwoch an den Küsten, auf den Bergen und in Schauernähe stürmische Böen
oder Sturmböen aus Nordwest. Am Freitag mit Kaltfrontpassage zeitweise böig
auffrischender Wind. Auf den Bergen teils stürmisch.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher