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SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.01.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht Höhepunkt der Sturmlage mit teils schweren Sturmböen im Norden
und Osten sowie orkanartigen Böen an den Küsten und im äußersten Nordosten
(UNWETTER). Sonntag in der Osthälfte nur zögernd abflauender Wind.
Zu Wochenbeginn nasskalt mit markanten Schneefällen in den Mittelgebirgen; an
den Alpen sowie in den Schwarzwaldstaulagen eventuell UNWETTER, in höheren Lagen
Schneeverwehungen (UNWETTER möglich). Dazu weiterhin teilweise bis in tiefe
Lagen stürmische Böen und Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … hat an der Südflanke eines Höhentroges mit Drehzentrum nahe der
Haltenbank ein Kurzwellentrog auf Skandinavien übergegriffen und im Lee des
Norwegischen Küstengebirges deutlich an Kontur gewonnen. Auf dessen Vorderseite
wurde mit dynamischer Hebungsunterstützung (PVA) etwa über dem Skagerrak bzw.
dem Oslo-Fjord eine markante Zyklogenese in Gang gesetzt. Das daraus
resultierende Sturmtief befindet sich aktuell (18 UTC) mit seinem Drehzentrum
noch unmittelbar trogvorderseitig knapp westnordwestlich von Stockholm mit einem
Kerndruck von etwa 967 hPa. Im Laufe der Nacht zieht es über die mittlere Ostsee
zur Rigaer Bucht, wobei mit achsensenkrechter Position zum Höhentief die
Entwicklung zu einem zentralsteuernden Tief vollendet wird und es sich zögernd
aufzufüllen beginnt. Vorher kann es sich über der mittleren Ostsee noch auf
einen Kerndruck nahe 960 hPa vertiefen.
Die Kaltfront des Tiefs hat den Nordwesten Deutschlands bereits überquert und
wurde bzw. wird aktuell mit Passage der Trogachse ein wenig aktiviert. Ihr folgt
erwärmte maritime Polarluft, die allerdings lediglich bis knapp über 800 hPa
labil geschichtet ist. So hält sich die Niederschlagstätigkeit im Frontbereich
in Grenzen – von eventuellen Gewittern ganz zu schweigen – und beschränkt sich
auf leichte schauerartige Niederschläge präfrontal bzw. im Frontbereich. Sie
verlagert sich – aufgrund der auch mittel- und niedertroposphärisch auf Nordwest
drehenden Strömung mit einer veritablen Schubkomponente ausgestattet – rasch
südwärts, läuft ganz im Süden aber gegen einen von Frankreich nach
Südwestdeutschland reichenden und sich nur vorübergehend abschwächenden
Bodenhochkeil und erreicht Sonntagfrüh bzw. am Vormittag nur noch in
abgeschwächter Form die Alpen. Postfrontal sinkt die 850 hPa-Temperatur auf etwa
-4 bis -7 Grad, ganz im Südwesten und an den Alpen nur auf 0 bis -2 Grad. Da die
Hauptniederschläge noch im präfrontalen Bereich stattfinden und die Luftmasse
insgesamt sehr gut durchmischt ist, halten sich eventuelle Neuschneemengen auch
in den Hochlagen der Mittelgebirge sehr in Grenzen und beschränken sich meist
nur auf wenige Zentimeter oberhalb von etwa 400 bis 800 m, an den Alpen eher
oberhalb von 1000 m.
Somit ist und bleibt der Wind im Fokus der Warntätigkeit. Mit der Intensivierung
des Tiefs verschärft sich der Gradient vor allem in der Nordosthälfte des
Landes, zumal ein kräftiger Hochkeil nach Südwestdeutschland gerichtet bleibt.
Um 06 UTC ergibt sich eine Druckdifferenz zwischen Rügen und Basel von etwa 33
hPa. Dazu überqueren mehrere flache Bodentröge zunächst vor allem den Norden,
später dann den Nordosten und bis in den Sonntagvormittag hinein auch den Osten
des Landes. Die Oberwinde betragen in 850 hPa zwischen 60 kn im Nordwesten und
knapp 80 kn über Rügen, in 925 hPa immer noch zwischen 50 und 70 kn. Dazu wird
der Nordosten des Landes noch von einem zweiten Kurzwellentrog überquert, wobei
die Labilitätsfläche bis auf knapp 700 hPa steigt und es auch einzelne
Graupelschauer geben kann (die Gewitterwahrscheinlichkeit bleibt aber eher
gering). Somit reicht es trotz nicht allzu hochreichender Labilität in der
ersten Nachthälfte vor allem im Nordseeumfeld (zumindest an der Nordfriesischen
Küste und auf Helgoland), in der zweiten Nachthälfte bis in den frühen
Sonntagvormittag dann auch an der Ostseeküste für orkanartige Böen (UNWETTER)
aus West bis Nordwest, an exponierten Abschnitten der Ostseeküste, vor allem
rund um Rügen, kann es auch Orkanböen über 120 km/h geben. Im angrenzenden
Binnenland, ausgangs der Nacht zum Sonntag dann auch in der gesamten Osthälfte
gibt es Sturm- und schwere Sturmböen, von der Elbmündung bis zur Uckermark wohl
auch im Binnenland einzelne orkanartige Böen, am ehesten von der zweiten
Nachthälfte bis in den frühen Sonntagvormittag. Südwestlich daran angrenzend bis
in den Nordwesten, in die mittleren Landesteile und bis zum Osten Bayerns muss
mit stürmischen Böen, exponiert Sturmböen gerechnet werden. In den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen gibt es verbreitet schwere Sturmböen
bis hin zu Orkanböen auf exponierten Gipfeln.
Im Westen und Südwesten gestaltet sich die Windentwicklung nahe des Hochkeils
deutlich entspannter. In den Niederungen reicht es dort vielerorts nicht einmal
für steife Böen und auch im Hochschwarzwald gibt es lediglich stürmische Böen
auf exponierten Gipfeln Sturmböen. Zudem flaut der Wind dort im Laufe der
zweiten Nachthälfte bereits wieder deutlich ab.
Für leichten Frost reicht es aufgrund der guten Durchmischung wohl lediglich
oberhalb von 600 bis 800 m, an den Alpen wohl eher oberhalb von 1000 m. Meist
liegen die Tiefstwerte zwischen 6 und 2 Grad.
Sonntag … zieht das Zentraltief allmählich zum nördlichen Weißrussland und
füllt sich zögernd weiter auf (ca. 980 hPa Kerndruck um 18 UTC). Der zugehörige
Trog amplifiziert und überdeckt zu Tagesende quasi ganz Osteuropa bis zur
Nordägäis. Ihm folgt ein flacher Höhenkeil, der unter Verkürzung seiner
Wellenlänge abends die Nordsee und die Norwegische See erreicht.
Im Bodenfeld stützt dieser einen Hochkeil über Frankreich, der rasch nach West-
und Süddeutschland vordringt. Mit dem starken Druckanstieg im Südwesten fächert
der Gradient im Osten und Nordosten auch am Vormittag/Mittag nur sehr zögerlich
auf, von Süd- und Ostbrandenburg über Sachsen bis nach Ostbayern erreicht die
Sturmlage sogar wohl dann erst ihren Höhepunkt mit Böen Bft 8 (in Ostbayern)
bzw. Bft 9 bis 10) Sachsen/Brandenburg) aus Nordwest bis West. Auch an den
Küsten und im nördlichen Binnenland gibt es noch längere Zeit stürmische Böen
und Sturmböen, entlang der vorpommerschen Küste schwere Sturm-, anfangs
orkanartige Böen, ebenso in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen und
ostbayerischen Mittelgebirge, dem Brocken und der Alpen.
Im Westen und Südwesten sind bereits am Vormittag auch in höheren Lagen keine
warnrelevanten Böen mehr zu erwarten, die Windabnahme setzt sich dann
nachmittags und abends auch nach Osten zu durch, abends reicht es dann wohl nur
noch an der Ostseeküste für stürmische Böen und vom angrenzenden Binnenland bis
nach Sachsen für steife Böen. Auf den Erzgebirgs- und Alpengipfeln sowie auf dem
Brocken gibt es noch bis zum späteren Abend Sturmböen.
Ansonsten gibt’s nicht viel zum Wettergeschehen zu erzählen. Die einströmende
maritime Polarluft (-3 bis -7 Grad in 850 hPa) ist gut durchmischt, aber
lediglich in der unteren Troposphäre leidlich labil geschichtet. Somit reicht es
kaum für Schauer und wenn, kommen dabei kaum nennenswerte Mengen zusammen,
lediglich an den Nordseiten der östlichen Mittelgebirge und am Alpenrand fällt
bis in den Nachmittag hinein leichter Niederschlag, oberhalb von etwa 400 bis
800 m als Schnee, aber ohne Neuschneezuwachs. Vor allem im Norden bzw. Nordosten
sowie im Lee der Mittelgebirge kommt auch mal länger die Sonne raus und die
Höchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 5 und nahe 10 Grad, im höheren
Bergland um 2 Grad.
In der Nacht zum Montag schwenkt der Keil rasch südostwärts ins
Vorhersagegebiet, wird aber von der Nordsee her bereits unterlaufen von einem
Kurzwellentrog, der morgens die Niederlande bzw. den Nordwesten Deutschlands
erreicht.
Der Trog überläuft bereits im Laufe der Nacht ein kleinräumiges Bodentief über
der Nordsee, dem somit kaum mehr Entwicklungspotenzial beschert ist und welches
in den Frühstunden die südliche Nordsee (Seegebiet knapp nordwestlich von
Borkumriff) erreicht. Es hat dann bereits mit einem Kerndruck von knapp über
1000 hPa (nach Lesart des IFS-Laufes von 00 UTC knapp darunter) den Höhepunkt
seiner Entwicklung erreicht und beginnt sich zögernd aufzufüllen. Der
vorgelagerte Hochkeil wird dabei rasch nach Südosten abgedrängt, allerdings
bleibt – ausgehend vom kräftigen Hochdruckgebiet östlich der Britischen Inseln
(Kerndruck nahe 1045 hPa) – ein recht kräftiger Keil nach Zentral- und
Ostfrankreich gerichtet, an dessen Nordflanke sich der Gradient mit Annäherung
des Tiefs vor allem über der westlichen und südwestlichen Nordsee, später auch
über Belgien, Nordostfrankreich und morgens über dem Westen bzw. Südwesten
Deutschlands wieder deutlich verschärft. Während es über der südwestlichen
Nordsee sogar für Orkanböen reicht, und in Teilen Belgiens noch für stürmische
Böen bzw. Sturmböen, frischt der Wind im Westen und Südwesten Deutschlands wohl
erst ausgangs der Nacht mit steifen, im Lee der Eifel eventuell auch mit
stürmischen Böen aus Südwest auf. In den Kamm- und Gipfellagen der westlichen
und südwestdeutschen Mittelgebirge und der Allgäuer Alpen gibt es stürmische
Böen bzw. Sturmböen, auf dem Feldberg im Schwarzwald schwere Sturmböen.
Mit Annäherung des weitgehend okkludierten Frontensystems des Tiefs setzen etwa
um Mitternacht im Nordwesten Niederschläge ein, die sich rasch südostwärts
ausweiten. Lediglich im Südosten sowie ganz im Osten/Nordosten bleibt es noch
trocken. Die Temperatur in 850 hPa steigt mit den Niederschlägen auf etwa -6 bis
-3 Grad, im Nordosten und Osten verharrt sie bei etwa -7 Grad. Da die Luftmasse
gut durchmischt ist und es vor Einsetzen der Niederschläge höchstens im Südosten
(wo es bis zum Morgen noch trocken bleibt) verbreitet, sonst lediglich im
höheren Bergland leichten (in einigen Alpentälern auch mäßigen) Frost gibt,
fällt nur gebietsweise bis in tiefe Lagen Schnee, je nach Intensität mit einer
dünnen Nassschneedecke (unter 5 cm) oder auch nur mit etwas Glätte durch
Schneematsch. In den Mittelgebirgen, oberhalb von etwa 400 m, dominiert dagegen
die feste Phase, in den westlichen Mittelgebirgen fallen dabei gebietsweise mehr
als 5 cm in nur wenigen Stunden (markanter Schneefall).
Montag … verlagert sich der Kurzwellentrog rasch über die Mitte und den Süden
Deutschlands hinweg zu den Alpen und gewinnt dabei etwas an Kontur. Rückseitig
dreht die kräftige und relativ glatte Höhenströmung auf Nordwest, wobei zum
Abend hin der Jetstream mit 130 bis 150 kn in 300 hPa genau gegen die Alpen
gerichtet ist und sich dort eine veritable Staulage einstellt.
Das Bodentief zieht über die nördliche Mitte Deutschlands hinweg ostsüdostwärts
und füllt sich bis zum Abend in etwa über dem Riesengebirge oder Nordböhmen
vollends auf. Gleichzeitig weitet sich ein kräftiger Hochkeil von Frankreich her
Richtung Belgien und Westdeutschland aus, so dass im Westen und Süden des Landes
auch nach Abzug des Tiefs ein scharfer Gradient aufrecht bleibt. Dort frischt
der Wind im Tagesverlauf weiter auf und es gibt auch in den Niederungen
verbreitet steife bis stürmische Böen, in freien und exponierten Lagen
(Alpenvorland) vorübergehend auch Sturmböen aus West, im Westen später aus
Nordwest. In den Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen muss erneut mit
Sturm- und schweren Sturmböen, auf exponierten Gipfeln mit Orkanböen gerechnet
werden.
Nördlich der Zugbahn des Tiefs reicht der Gradient dagegen wohl kaum für
warnrelevante Böen, am ehesten vielleicht noch auf dem Brocken bzw. in den Kamm-
und Gipfellagen des Erzgebirges (Bft 8 bis 9 aus Nordwest) bzw. am Nachmittag
und Abend an der Nordsee (Bft 7 bis 8).
Mit dem Tief weiten sich die Niederschläge bereits am Vormittag quasi auf das
gesamte Vorhersagegebiet aus und sind vor allem im Süden und Westen sowie in der
Mitte gebietsweise auch schauerartig verstärkt. Im Norden und Osten fallen nur
wenige l/qm, in den Staulagen der west- und süddeutschen sowie teilweise auch
der zentralen Mittelgebirge dagegen oft 10 bis 15 l/qm, im Schwarzwald bis über
20 l/qm. An den Alpen setzen die Niederschläge erst am Mittag/Nachmittag so
richtig ein, vor allem im Oberallgäu können bis zum Abend dann schon 10 bis nahe
20 l/qm fallen.
Die Schneefallgrenze hängt bei Temperaturen zwischen -3 und -6 Grad in 850 hPa
stark von der Intensität der Niederschläge und von der Durchmischung der
Luftmasse ab, die im Allgemeinen aber sehr gut ist. Somit schneit es eher selten
bis in tiefe Lagen, am ehesten noch im Süden und Osten, wobei dort aber meist
nur wenige Zentimeter Nassschnee fallen, die rasch wieder wegtauen können.
Ansonsten gestaltet sich die Schneefallgrenze sehr variabel und schwankt in etwa
zwischen 200 und 600 m, in einigen Regionen vorübergehend auch mal darüber. In
den Staulagen (meist aber erst oberhalb von etwa 600 m) können dabei markante
Neuschneemengen über 5 cm in sechs bzw. über 10 cm in 12 Stunden zusammenkommen,
im Stau des Schwarzwaldes auch bis über 20 cm, ähnlich später im westlichen
Oberallgäu. Für diese Regionen können die Mengen eventuell sogar für eine
Unwetterwarnung reichen.
Dazu gesellen sich – allerdings wohl erst oberhalb von etwa 800 bis 1000 m –
Schneeverwehungen, die im Schwarzwald durchaus ebenfalls Unwetterpotenzial
aufweisen dürften.
In den Niederungen werden Höchstwerte zwischen 2 und 6 Grad, am Rhein bis nahe 8
Grad erreicht, oberhalb von etwa 600 bis 900 m herrscht leichter Dauerfrost.
Dabei bleibt es überwiegend stark bewölkt bis bedeckt, lediglich Richtung Küsten
lockern die Wolken ab und zu mal auf.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Höhentrog über Italien hinweg unter
deutlicher Amplifizierung südsüdostwärts. Ihm folgt ein von kräftiger
mitteltroposphärischer WLA gestützter breit angelegter, aber flacher
Höhenrücken, der morgens Mitteleuropa erreicht. Der Jet ist nach wie vor gegen
die Alpen gerichtet, auch in 700 hPa bleibt die Strömung auf Nordwest, so dass
die Stausituation noch etwas verstärkt. Vor allem in der ersten nachthälfte
schneit es an den Alpen teilweise ergiebig und meistens auch bis in die Täler,
insgesamt fallen dort bis Dienstagfrüh 10 bis 20 mm, in Staulagen (Oberallgäu,
Berchtesgadener Alpen) bis nahe 30 mm als Schnee, was – je nach Höhenlage – 10
bis 30 cm, teilweise bis an die 40 cm Neuschnee entspricht. Somit wird für diese
Regionen wohl eine Unwetterwarnung fällt, zumindest für Lagen oberhalb von etwa
600 bis 800 m.
Im übrigen Land klingen die Niederschläge dagegen bei vorübergehend zunehmendem
Hochdruckeinfluss allmählich ab, in den Staulagen des Erzgebirges fallen noch
teilweise über 5 l/qm, im Schwarzwald 5 bis 15 l/qm bis Dienstagfrüh, sonst
überwiegend nur wenige l/qm, wenn überhaupt, vor allem im Norden bleibt es auch
gebietsweise trocken. Die Schneefallgrenze schwankt meist zwischen 400 m
(Westen, Norden) und tiefe Lagen, wobei es – außer in den Staulagen – nur für
wenige Zentimeter Neuschnee reicht, wenn überhaupt.
Ausgangs der Nacht greift bereits die Warmfront eines rasch von Island zur
Norwegischen See ziehenden Tiefs auf den Nordwesten über, dort setzen dann
bereits wieder leichte (Niesel)regenfälle ein.
Auch sonst bleibt es die Nacht über aufgrund der kräftigen WLA überwiegend stark
bewölkt bis bedeckt. Zwar kann sich die WLA niedertroposphärisch noch nicht
durchsetzen (T850 hPa morgens um -6 Grad), dennoch bleibt es in den Niederungen
meistens frostfrei, lediglich im Osten und Süden kann es gebietsweise leichten
Frost und Glätte durch Überfrieren oder etwas Neuschnee geben. Oberhalb von etwa
400 m gibt es leichten Frost.
Der Wind flaut nur zögernd ab, in den Niederungen ist er dann wohl nach
Mitternacht nicht mehr warnrelevant. In den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge und der Alpen gibt es aber weiterhin stürmische Böen, exponiert
Sturmböen aus Nordwest. Im Nordwesten und Westen dreht er später auf Südwest.
Dienstag … zieht ein in die kräftige nordwestliche Höhenströmung eingebetteter
kurzwelliger Randtrog von der Norwegischen See bis zum Abend nach
Südskandinavien. Dabei verschärft sich die vom Seegebiet zwischen Island und
Schottland über die Nordsee, Deutschland und die Alpen hinweg bis in den
westlichen Mittelmeerraum reichende Frontalzone sogar noch etwas, im Jetstream
werden in 300 hPa über Nordwestdeutschland nahe 180 kn erreicht.
Der flache Höhenrücken schwenkt somit rasch über Deutschland hinweg südostwärts,
während der Kurzwellentrog am Nachmittag/Abend auch den Nordosten des Landes
streift. Im Lee des Norwegischen Gebirges wird dabei unmittelbar
trogvorderseitig aufgrund dynamischer, PVA-induzierter Hebung erneut eine
Zyklogenese über dem Skagerrak generiert; das daraus resultierende Bodentief
verlagert sich bis zum Abend bereits nach Südschweden. Dessen Frontensystem
greift am Vormittag bei fortschreitendem Okklusionsprozess auf den Nordwesten
über, bis zum Abend ist dieser Prozess fast abgeschlossen, wobei im Südwesten
noch ein kleiner Warmsektor übrigbleibt. Die Kaltfront erreicht dann bereits die
mittleren Landesteile.
Mit dem Frontensystem breiten sich erneut Niederschläge von Nordwesten her rasch
auf das gesamte Vorhersagegebiet aus. Im Warmsektor im Südwesten und in der
Mitte steigt die 850 hPa-Temperatur vorübergehend auf -2 bis 0 Grad, sonst liegt
sie bei -4 Grad. Somit steigt die Schneefallgrenze vor allem im Südwesten auf
etwa 1000 m oder knapp darüber. In den übrigen Gebieten schwankt sie zwischen
400 und 800 m. Vor allem in den süddeutschen Mittelgebirgen, eventuell auch in
den östlichen und im Oberharz fallen in den Staulagen erneut gebietsweise mehr
als 10 cm in 12 Stunden (markant). An den Alpen klingen die Schneefälle
vorübergehend etwas ab, verstärken sich aber bereits wieder am Nachmittag und
Abend.
Von Warnrelevanz ist auch der Wind. Der frischt mit Annäherung und Passage des
Frontensystems wieder überall aus Südwest auf und dreht mit Kaltfrontpassage im
Norden und Nordwesten auf Nordwest. Dabei gibt es verbreitet steife, außer ganz
im Osten auch stürmische Böen, in exponierten Lagen (Alpenvorland) sowie an den
Küsten Sturmböen, im Nordseeumfeld eventuell auch schwere Sturmböen. In den
Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen gibt es Sturm- und schwere
Sturmböen, auf exponierten Gipfeln Orkanböen.
Die Temperaturen erreichen Höchstwerte zwischen 2 Grad im Südosten bzw. im
südlichen Alpenvorland und 8 Grad im Westen.
Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Sowohl Zugbahn und Intensität des Tiefs am Montag als
auch des Tiefs am Dienstag werden von allen Modellen nur mit leichten
Differenzen behaftet simuliert.
Sturmböen gibt’s also quasi jeden Tag, auch in den Niederungen bzw. im
Binnenland, nach Abzug des aktuellen Sturmtiefs, steht diesbezüglich aber erst
einmal keine Unwetterlage auf der Agenda (außer exponierte Gipfel).
Am Montag kann es in einigen Mittelgebirgsstaulagen markante Neuschneemengen
geben, im Schwarzwald reicht es eventuell für eine Unwetterwarnung.
An den Alpen stellt sich ab Montagnachmittag eine veritable Staulage ein, die
wohl mindestens bis Mittwoch andauert und auch Unwetterpotenzial aufweisen
dürfte.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff