S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 20.01.2022 um 10.30 UTC

Zunächst antizyklonal geprägte Nordwestlage mit wenig spektakulärem Wetter. Zum
Donnerstag wahrscheinlich wieder Zufuhr polarer Meeresluft mit Niederschlägen
und mehr Wind.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 27.01.2022

Der gesamte Mittelfristzeitraum ist von hohem Geopotential über Westeuropa und
dem nahen Atlantik dominiert, wobei auch bodennah eine umfangreiche und kräftige
Hochdruckzone zu finden ist. Am Rande dieses Hochs gelangen abwechselnd milde
Meeresluftmassen und maritime Luftmassen polaren Ursprungs in unser Land, wobei
auch letztere aufgrund ihrer atlantischen Vorgeschichte die Temperatur im
Tiefland kaum drücken können. Aufgrund des Einflusses des nahen Hochs mit
häufigem Absinken und der bodennah sehr feuchten Luftmassen wird sich auch die
Sonne in der Mittelfrist sehr rar machen. Aber nun zu den Details:

Zum Beginn des Mittelfristzeitraumes am Sonntag zeigt IFS den Höhenrücken im
Bereich Großbritanniens, während über Südosteuropa ein kräftiges abgetropftes
Höhentief zu finden ist. Das Bodenhoch hat seinen Schwerpunkt über Deutschland.
Über das Nordmeer zieht ein kräftiges Tief, dessen Warmfront Deutschland schon
überquert hat, aber kaum noch nach Osten vorankommt, weil sie von einem
russischen Kältehoch blockiert wird. Sie bringt ganz im Osten noch etwas
Niederschlag, vor allem im Nordweststau des Erzgebirges, wobei nur in höheren
Lagen Schnee fällt. Über dem Süden Deutschlands hält sich bei allgemein
windschwachen Verhältnissen noch eine etwas kältere Luftmasse (-4°C in 850 hPa),
während in den Norden mit westlichem Wind schon mildere Luft eindringt (+2°C in
850 hPa). Wie schon erwähnt, die Sonne ist es nicht, die bei dieser
Konstellation eine Rolle spielt, vielfach hält sich eine Stratusdecke,
allenfalls im Bergland Süddeutschlands sind die Sonnenchancen gut.

Am Montag wird der Höhenrücken von Westen her weiter gestärkt, wobei sich das
höchste Potential insgesamt etwas nach Westen verlagert und auch das Bodenhoch
sich leicht westwärts zurückzieht. Damit wird Platz frei für die Kaltfront des
Nordmeertiefs, die aber als solche kaum noch zu identifizieren ist. Vielmehr
wird die milde Luft über dem Norden etwas abgebaut und aus der Stratusdecke
fällt geringfügiger Regen, auch am Erzgebirge kann es staubedingt noch etwas
nieseln oder krümeln. Nachfolgend dreht der Wind ganz im Norden leicht gen
Nordwest. Wolkenauflockerungen bleiben weiterhin vor allem den höheren Lagen des
Südes vorbehalten. Dort bleibt auch das Hochdruckgebiet mit einem Keil
wetterbestimmend.

Am Dienstag kommt die Kaltfront mit etwas nieseln noch etwas südwärts bis etwa
zur Mitte voran, in 850 hPa geht die Temperatur im Nordosten immerhin auf etwa
-6°C zurück. Rückseitig kann es einzelne Auflockerungen geben. Da sich an der
Druckkonstellation nichts Wesentliches ändert, bleibt es im Süden beim
Hochdruckeinfluss und auch dort zeigt sich in den Höhenlagen die Sonne.

Am Mittwoch verbleibt der Süden weiterhin im Bereich einer langgestreckten
zonalen Hochdruckzone, während von Norden her der Druck fällt. Damit nimmt über
dem Norden des Landes der Gradient und der Westsüdwestwind zu und es wird
mildere Luft herangeführt, zudem kann es aufgrund der WLA auch etwas regnen. Im
Süden ändert sich weiter nichts.

Spannender wird es am Donnerstag: Bereits in der Nacht zieht ein Sturmtief über
das Nordmeer hinweg, tagsüber erreicht es die nördliche Ostsee. Das Bodenhoch
zieht sich weiter nach Südwesten zurück und von Norden fällt der Druck. In den
Frühstunden erreicht die Kaltfront des Tiefs den Nordwesten Deutschlands und am
späten Abend die Alpen. Rückseitig gelangt ganz Deutschland in den Bereich einer
Meeresluft polaren Ursprungs (-5°C in 850 hPa). Mit der Kaltfront ziehen
zunächst schauerartige Regenfälle über das Land, am Abend greift dann ein Trog
mit Höhenkaltluft auf den Nordwesten über, so dass es dort zu Schauern und
eventuell auch Graupelgewittern kommt. Vor allem aber frischt der Westwind
landesweit deutlich auf und vor allem im Nordosten und Norden wird es stürmisch.

Im weiteren Verlauf schwenkt der Höhentrog über Osteuropa südwärts, mit weiterer
Winddrehung auf Nordwest wird noch einmal etwas kältere Luft mit etwas größeren
Schneechancen in den Mittelgebirgen angezapft. Zum Samstag soll dann aber von
Nordwesten wieder die milde Luft übergreifen, so dass sich das bekannte Spiel
wiederholt. Insgesamt soll es aber am gesamten Wochenende windig bleiben, da
sich zwischen dem Hoch westlich und südwestlich unseres Landes (dieses bläht
sich auf über 1045 hPa auf) und den nördlich vorbeiziehenden Tiefs stetig
Druckgradienten zwischen 70 und 85 hPa halten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis zum kommenden Dienstag zeigt sich der aktuelle Lauf des IFS noch in guter
Übereinstimmung mit den beiden Vorgängerläufen. Für den Mittwoch zeigten die
beiden Vorgängerläufen noch einen Trogvorstoß Richtung Polen, der vor allem beim
gestrigen 12-UTC-Lauf intensiv war und auch dem Nordosten Deutschlands Wind und
Schauer gebracht hätte. Anschließend sollte sich nach den beiden Vorgängerläufen
mit einem sehr nahen Geopotentialmaximum eine nördliche Lage mit mehr
Hochdruckeinfluss einstellen. Dagegen lässt der heutige Lauf einen Trog von
Nordwesten übergreifen. In der erweiterten Mittelfrist dominiert dann dieser
Trog den Osten Europas, während bei den Vorgängerläufen sich auch dorthin
höheres Potential durchsetzte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON und IFS sind bis Donnerstag in guter Übereinstimmung. GFS ähnelt dagegen am
Donnerstag eher den alten IFS-Läufen. Im weiteren Verlauf soll sich dann bei GFS
das Hoch bei den Britischen Inseln einfinden und bei uns das Geopotential weiter
hoch sein, so dass die GFS-Lage deutlich ruhiger als die IFS-Lage wäre. Die
Kanadier sehen noch einmal etwas anders aus. Sie zeigen zum Donnerstag noch eine
Hochdrucklage, dann zieht sich das Hoch nach Westen zurück und macht Polarluft
aus Nordwesten Platz, also ähnlich wie IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die drei Cluster, denen das IFS-EPS im Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag
zugeordnet ist, zeigen übereinstimmend das sehr hohe Geopotential westlich
unseres Landes. In diesen Bereich stößt am Donnerstag bei den Britischen Inseln
ein Trog hinein, der bei C1 und C2 (zusammen 41 Mitglieder, Haupt- und
Kontrolllauf) nicht allzu weit südwärts vorstößt. C3 (10 Mitglieder) lässt
dagegen den Trog westlich der Britischen Inseln etwas weiter südwärts vorstoßen
und dafür das hohe Potential auf der Vorderseite stärker Richtung Skandinavien
aufwölben.
Blickt man in den Zeitraum danach, so gibt es unterschiedliche Entwicklungen des
Geopotentialmaximums. C1 und C4 (zusammen 28 Mitglieder) zeigen eher meridionale
Entwicklungen mit dem Potentialmaximum westlich unseres Landes und damit
hochdruckgeprägten Nordlagen. Bei C2 (13 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf)
verbleibt die Situation ähnlich wie gehabt mit hohem Potential bei den
Britischen Inseln und einer kräftigen Strömung nördlich davon. Bei C3 (10
Mitglieder) wird dagegen das Hoch nach Süden gedrückt und wir geraten in den
Bereich einer kräftigen Westströmung.

Die Rauchfahnen für Erfurt (in etwa die Mitte Deutschlands) zeigen in 850 hPa
ein leicht schwankendes Temperaturniveau, das aber ohnehin für die bodennahen
Temperaturen nur begrenzte Aussagekraft besitzt. Beim Geopotential nehmen erst
ab Donnerstag die Unsicherheiten zu, der Hauptlauf fällt dann stark ab, während
die Mehrzahl der Ensemblemitglieder bei hohem Geopotential verbleibt. Leichte
Niederschlagssignale sind die ganze Woche über zu finden, am Freitag nehmen sie
etwas zu.

Die Rauchfahnen des GFS fokussieren die Niederschläge keineswegs auf den
Freitag, eher am Mittwoch/Donnerstag lassen sich etwas stärkere Signale finden.
Beim Geopotential nehmen ebenso ab Donnerstag die Unsicherheiten zu und auch der
Schwerpunkt des Ensembles zeigt eine Abnahme. Dagegen verbleibt der
GFS-Hauptlauf bei hohem Potential.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Sturm:
Von Montag bis Mittwoch besteht vor alle an westexponierten Küstenabschnitten
nach IFS-EPS und Cosmo-LEPS (solange vorhanden) eine geringe Gefahr für
stürmische Böen. Auf den höheren Alpengipfeln besteht durchgängig erhöhte Gefahr
von Sturmböen.
Am Donnerstag erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen an der See und
vor allem in den nördlichen Mittelgebirgen signifikant (IFS-EPS). Auf den
Alpengipfeln muss dann auch mit orkanartigen Böen oder Orkanböen gerechnet
werden.

Schneefall:
Am Donnerstag steigt am Alpenrand und dort vor allem im Osten die Gefahr für
signifikante Schneefälle über 15 cm innerhalb von 24 Stunden (nach IFS).

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann