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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.01.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Passage einer Kaltfront mit kräftig auffrischendem Wind. Im höheren Bergland
Schneeverwehungen und exponiert Sturmböen. Auch an der See vermehrt Sturmböen.
Ab Freitag vor einer Warmfront im Bergland wieder stärkere Schneefälle, vor
allem in Staulagen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … ist das Strömungsmuster im Europäisch-atlantischen Raum stark
meridional geprägt mit einem großen Höhenrücken über dem Nordatlantik, der
flankiert wird von einer Austrogung ausgehend vom Nordmeer zum östlichen
Mitteleuropa.
Die vorgelagerte Kaltfront eines über Südschweden zum Baltikum ziehenden
Randtiefs überquert uns in der Nacht nach Süden gefolgt von einer
Schauerstaffel. In der einströmenden kalten Polarluft geht die Temperatur in 850
hPa auf -5 bis -11°C zurück; die Schneefallgrenze sinkt bis in tiefe Lagen nach
Westen hin auf 300 bis 400m.
Dazu gibt es gebietsweise leichten Frost: im Süden sowie über der Mitte, aber
auch mit der postfrontal auflockernden Bewölkung von Norden her.

Da die durchaus kräftige PVA von Kaltluftadvektion teilkompensiert wird, halten
sich die Niederschlagsintensitäten in Grenzen. In 12 Stunden sind meist 1 bis 5,
in Staulagen um 10 mm Niederschlag, bzw. cm Neuschnee möglich. Unterhalb von 400
m sollten Glättewarnungen (etwas Schneematsch, gefrierende Nässe) reichen,
darüber ist leichter Schneefall zu erwarten. Schon präfrontal werden durch einen
schwachen Trog leichte Niederschläge ausgelöst, die im Bergland zu Glätte führen
können. Hierbei handelt es sich meist um gefrierenden Nieselregen, der aus der
angehobenen Grenzschicht stammt.
Dazu kommt noch der Wind, der mit anziehendem Druckgradienten weiter auffrischt.
An den Küsten, im angrenzenden Binnenland und im Bergland kommt es vermehrt zu
stürmischen Böen. Direkt an der See und im höheren Bergland zu Sturmböen und
exponiert zu schweren Sturmböen. Im Flachland des Nordens und Ostens bleibt es
bei Windböen der Stärke 7. Im Westen, Süden und teilweise über der Mitte werden
die Warnschwellen nicht erreicht.
In Lagen oberhalb von ca. 800m sind bei entsprechend trocknerem Schnee und
Sturmböen auch Schneeverwehungen wahrscheinlich.

Donnerstag … weitet sich der Trog nach Süden bis nach Griechenland aus, wobei
sich die Achse nach Osten verschiebt und wir an seiner Westflanke in eine
kräftige nordnordwestliche Strömung gelangen, mit der sich die Zufuhr der kalten
Luftmasse noch verstärkt.
Bei -6 bis -11°C in 850 hPa liegen die 2m Maxima im niedrigen einstelligen
Bereich. Nur am Rhein sind Höchstwerte um oder etwas über +5°C drin. Dazu kommen
zahlreiche Schneeregen, Schnee- und Graupelschauer, vor allem nach Osten hin
sind auch einzelne kurze Gewitter möglich.

In tiefen Lagen kommt es tagsüber nur vorübergehend zu Glätte. In Lagen über 300
bis 400m fällt dagegen etwas Schnee, auch wenn die Niederschläge aus der
wasserdampfarmen Luft wenig ergiebig sind. Nur in Staulagen sind etwas
kräftigere Schneefälle möglich. Am Erzgebirge können um 5 cm zusammenkommen, an
den Alpen setzt mit der Kaltfront und der folgenden Schauerstaffel eine
kräftigere Stausituation ein, die für 5 bis 15 cm Neuschnee in 12 Stunden sorgen
kann, zumindest punktuell.
Den meisten Sonnenschein gibt es im Norden, wo von Schleswig-Holstein bis
Sachsen-Anhalt und in den Nordwesten Brandenburgs der Skandinavienföhn längere
Aufheiterungen zur Folge hat.

Großes Thema bleibt der West- bis Nordwestwind. Außer im Südwesten und Westen
sind häufig steife, exponiert und bei Schauern stürmische Böen zu erwarten. An
den Küsten und im Bergland gibt es Sturmböen oder schwere Sturmböen, wobei im
Laufe des Nachmittags der Gradient beginnt aufzufächern und der Wind zögernd
nachlässt.
In der Nacht zum Freitag kippt der Höhenrücken über Westeuropa wieder in unsere
Richtung und der Trog entfernt sich langsam nach Osten. Auch wenn die kräftige
nördliche Höhenströmung anhält, wird es bei steigendem Bodendruck wieder etwas
antizyklonaler. Der Druckgradient wird weiter auseinandergezogen und es sind vor
allem in der ersten Nachthälfte an den Küsten und im Bergland stürmische Böen
oder Sturmböen auf der Karte, deren Wahrscheinlichkeit im Laufe der Nacht mehr
und mehr zurückgeht.
Dazu kommt es zu weiteren leichten Niederschlägen, die mit zunehmender
Warmluftadvektion vor einer Warmfront über der Nordsee skaligen Charakter
annehmen. Im Nordwesten fällt meist Regen, sonst in tiefen Lagen über der Mitte
teilweise Schneeregen, überwiegend aber Schnee.
Vor allem in Staulagen der Mittelgebirge und an den Alpen akkumuliert sich noch
etwas Neuschnee, um 5 cm, sonst sind die Neuschneemengen gering, teilweise
genügen Glättewarnungen vor geringem Schnee und gefrierender Nässe.
Außer im Nordwesten (-1 bis +2°C) gibt es häufig leichten Frost, über Schnee
auch mäßigen Frost. Gerade im Nordwesten steigen die Temperaturen im Laufe der
Nacht aber auch wieder etwas an.

Freitag … wird um das Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt bei Irland die Warmfront
eines Nordmeertiefs in den Nordwesten Deutschlands geführt. Die präfrontalen,
aus kräftiger WLA resultierenden Niederschläge breiten sich über Deutschland
nach Südosten aus.
Im Osten und Süden schneit es bis ganz nach unten, im Westen steigt die
Schneefallgrenze auf 600m. Die Mengen bleiben voraussichtlich zunächst mal sehr
überschaubar. Ein paar cm im südöstlichen Bergland, viel mehr sollte es zunächst
nicht werden.
Tagsüber frischt der etwas rückdrehende Wind vorübergehend im Südosten noch
etwas auf, nachmittags und abends legt er im Nordwesten wieder zu. Im Südosten
sind in tiefen Lagen Windböen möglich, im Bergland Sturmböen; im Nordwesten ist
wohl eher das Nordseeumfeld von Windböen und einzelnen stürmischen Böen
betroffen.

Am freundlichsten mit längerem Sonnenschein bleibt es in der trockenen Kaltluft
nach Nordosten hin, sonst überwiegt stark bewölkter Himmel. Die Temperatur
steigt auf 0 bis +5°C, im Nordwesten bis +7°C.

In der Nacht zum Samstag macht die Warmfront nur zögernd Boden nach Südosten hin
gut, während sich die Niederschläge präfrontal deutlich verstärken. Auch die
Bildung einer Warmfrontwelle scheint aus den Feuchtefeldern heraus möglich.
Dabei steigt die Schneefallgrenze im westlichen Bergland bis über die
Gipfellagen hinaus an, südöstlich einer Linie vom Schwarzwald bis Sachsen
schneit es weiter bis in die Niederungen. Meist fallen 2 bis 5, im Bergland 5
bis 10 cm Neuschnee. Exponiert sind vor allem im Erzgebirge auch (markante
Mengen) 10 bis 20 cm Neuschnee in 12 Stunden nicht ausgeschlossen.
Im Norden und Westen ist es dann überwiegend frostfrei, in der Südosthälfte
liegen die Tiefstwerte bei um oder etwas unter dem Gefrierpunkt.
An der Nordsee und im Bergland legt auch der West- bis Nordwestwind wieder zu
mit steifen bis stürmischen Böen, im Bergland mit Sturmböen. Damit rückt im
Südosten auch das Thema Schneeverwehungen aufs Tableau.

Samstag … liegt ein umfangreiches Trogsystem über Osteuropa, dem ein kräftiger
Höhenrücken über Westeuropa mit Zentrum südlich von Irland gegenüber steht.
Beide Drucksysteme finden sich auch im Bodenfeld wieder. Damit ergibt sich eine
nördliche Höhenströmung über Deutschland, mit der in den Nordwesten und Westen
mildere, sonst kältere Luftmassen einfließen.
Die richtig kalte Luft (T850 < -10°C) befindet sich allerdings mittlerweile
schon etwas abseits über Osteuropa. Die Warmfront kommt derweil über Deutschland
nur langsam nach Osten voran, wobei mit der nördlichen Strömung immer wieder
teils schauerartig verstärkte Niederschläge nach Deutschland geführt werden, die
sich vor allem auf die Osthälfte und den Süden Deutschlands konzentrieren, da
von Nordwesten her die Warmluftadvektion nachlässt.

Die kräftigsten Niederschläge gibt es insbesondere in den Nordstaulagen der
östlichen Mittelgebirge und der Alpen. In tiefen Lagen regnet es meist. Im
Alpenvorland fällt hingegen Schnee bis in tiefe Lagen, sonst steigt die
Schneefallgrenze auf 600 bis über 1000m, von Ost nach West.
Im Erzgebirge sind in Hochlagen 5 bis 10 cm Neuschnee möglich, an den Alpen 10
bis 20 cm, exponiert eventuell noch mehr, wozu in Hochlagen auch
Schneeverwehungen kommen können.
Die Höchstwerte liegen im Südosten nur etwas über 0°C, im Nordwesten sind bis
+8°C möglich. Bei recht stabiler Schichtung ist Wind vor allem im Bergland ein
Thema mit Bft 7 bis 8, exponiert 9 aus Nordwest.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle zeigen von den Basisfeldern her keine größeren Unterschiede.
Hinsichtlich der Schneemengen gibt es Unsicherheiten. Vor allem ab Freitag sind
im Bergland markante Neuschneemengen und Verwehungen möglich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner