SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.01.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht im Osten und Süden gebietsweise Glätte durch Schnee, Reif oder
gefrierenden Sprühregen. Dienstag Wetterberuhigung. Ab Mittwoch an der See, im
Bergland und teils im Osten stürmisch. Ab der Nacht zum Donnerstag winterlich,
im Bergland markante Neuschneemengen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC

Aktuell … zeigt sich ein stark meridional ausgeprägtes Strömungsmuster über
Europa bestehend aus einem vom Südwesten Europas bis ins Europäische Nordmeer
reichenden Höhenrücken. Demgegenüber steht ein markanter Höhentrog, der vom
Nordosten Europas weit nach Süden bis etwa nach Griechenland reicht. Diese
Strömungskonstellation wird sich im Laufe der Nacht ein wenig nach Osten
bewegen, sodass wir zunehmend in den Einflussbereich des Höhenrückens gelangen.
Damit korrespondiert am Boden das Hoch DIETER, dessen Schwerpunkt sich
allmählich Richtung Belgien verlagert, wobei die den Hochschwerpunkt umkreisende
1035 hPa-Isobare über Deutschland hinweg bis nach Tschechien und Österreich
reicht. Über Deutschland ergibt sich eine westliche bis nordwestliche Strömung,
wobei der Druckgradient mit Vorankommen des Hochs deutlich auffächert.
Warnrelevante Böen der Stärke Bft 9, 10 treten eingangs der Nacht nur noch in
exponierten Höhenlagen der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge sowie der
Alpen auf. Einzelne Windböen Bft 7 sind auch noch im Südosten Bayerns möglich.
In der zweiten Nachthälfte sind auch dort keine Warnungen mehr notwendig. Einzig
auf dem Brocken läuft die Sturmwarnung noch bis in die Frühstunden.
Eingebettet in die nordwestliche Strömung ist die Kaltfront des Tiefs HANNELORE
mit Kern über Osteuropa. Sie reicht aktuell von Hessen über Thüringen bis nach
Oberfranken und kommt in der Nacht noch bis in den Süden voran, wobei sie
Richtung Westen und Südwesten durch den zunehmenden antizyklonalen Einfluss an
Wetteraktivität verliert. Somit bringt die Front vor allem dem Südosten noch
Niederschläge, wobei sich diese in der zweiten Nachthälfte auf den mittleren und
östlichen Alpenrand beschränken. In der einfließenden erwärmten subpolaren
Meeresluft liegt die Schneefallgrenze relativ hoch, sodass sich leichter
Schneefall mit Mengen zwischen 1 und 5 cm, in Staulagen lokal bis 10 cm auf
Lagen oberhalb von 600 bis 800 m beschränkt. Sonst sind über der Mitte und dem
Süden nur noch vereinzelt Schauer zu erwarten. Allerdings kann aus der vielfach
vorhandenen dichten Bewölkung hier und da Sprühregen rausfallen, der im
Mittelgebirgsraum örtlich zu Glatteis führen kann.
Postfrontal hat die Bewölkung vor allem im Osten, teils auch im Norden und
später im Südosten aufgelockert. Teilweise ist es also zunächst klar, bevor mit
WLA vorderseitig einer uns streifenden Warmfront in den Frühstunden von Westen
auch dort wieder dichtere Bewölkung aufzieht. In den länger klaren Gebieten vor
allem im Osten muss mit Glätte durch Reif und teilweise noch durch überfrierende
Nässe gerechnet werden. Denn dort, in den Mittelgebirgen und an den Alpen gibt
es leichten Frost. Sonst bleibt es frostfrei.

Dienstag … gelangt Deutschland zunehmend unter den Höhenrücken, dessen Achse
am Abend von Nordost nach Südwest über Deutschland verläuft. Die Hochdruckzone
von DIETER reicht am Mittag von England und Nordfrankreich über Deutschland
hinweg Richtung Balkan. Somit setzt sich die Wetterberuhigung bei uns fort.
Letzte Niederschläge an den Alpen lassen rasch nach. Sonst kann es mit Passage
der Warmfront über der Mitte und dem Osten vereinzelt Sprühregen geben.
Nachfolgend lockert die Bewölkung von Westen etwas auf. Allerdings bildet sich
auf etwa 900 hPa erneut eine Absinkinversion aus, sodass auch zäher Hochnebel
hier und da wieder auf der Karte stehen könnte. Am sonnigsten wird es wohl
wieder am Alpenrand. Die Zufuhr milderer Meeresluft setzt sich weiter fort (T850
hPa zwischen 0 Grad im äußersten Osten und +6 Grad im äußersten Westen). Es
werden Höchstwerte zwischen 5 und 8 Grad erreicht. Bei zähem Nebel und auch im
Südosten, wo die Warmluft erst später eintrifft, bleibt es kälter.

In der Nacht zum Mittwoch verbleiben wir noch unter Hochdruckeinfluss,
wenngleich die Achse des Rückens und der Hochschwerpunkt weiter ost-/südostwärts
wandern. Gleichzeitig erfolgt ausgehend von Grönland in Richtung Nordmeer eine
Austrogung, auf dessen Vorderseite sich über Nordeuropa erneut ein kräftiges
Sturmtief ausbildet. Dadurch nimmt der Druckgradient im Küstenbereich wieder zu
und es treten erste Böen Bft 7 bis 8 aus Südwest auf. Sonst verläuft die Nacht
noch weitgehend ruhig. Die Bewölkung lockert teilweise stärker auf, bevor sich
gebietsweise vor allem über der Mitte und dem Süden wieder Nebel und Hochnebel
bilden. Hier und da kann es daraus etwas Sprühregen oder Nebelnässe geben. Bei
leichtem, an den Alpen teils mäßigem Frost muss dann streckenweise mit Glätte
gerechnet werden. Im Norden und Nordosten bleibt es frostfrei.

Mittwoch … wird der Höhenrücken durch den weiter südostwärts vorstoßenden Trog
abgedrängt, der im Tagesverlauf auch zunehmend auf Deutschland übergreift. Am
Rande des Sturmtiefs bildet sich über Südnorwegen ein Randtief aus. Dessen
Kaltfront greift ab dem Nachmittag von Nordwesten auf Deutschland über und
erreicht bis zum Abend etwa eine Linie Darß/Niederrhein. Nach einer meist
trockenen und im Osten und Südosten mitunter auch sonnigen ersten Tageshälfte
bringt diese dem Nordwesten am Nachmittag leichten schauerartigen Regen. Die
dichte Bewölkung breitet sich allmählich in Richtung Osten/Südosten aus. Im
zentralen Mittelgebirgsraum kann es durch induzierte leichte Hebung dann
ebenfalls leichten Sprühregen geben, der zum späteren Abend hin örtlich auch
gefrieren kann. Der Druckgradient verschärft noch etwas weiter, sodass an der
Küste zunehmend stürmische Böen Bft 8 aus Südwest, nach Frontpassage aus
Nordwest auftreten. Auch im höheren Bergland kommen zunehmend Sturmböen Bft 9
auf, auf dem Brocken erste schwere Sturmböen Bft 10. Durch die Hebung der
Luftmasse geht die T850 allgemein zurück auf -1 bis -6 Grad. An den Küsten und
in Gebieten mit länger sonnigen Abschnitten werden bis 7 Grad erreicht. Abseits
davon bleibt es bei 5 bis 1 Grad kälter als zuvor.

In der Nacht zum Donnerstag kommt die Kaltfront rasch weiter voran und erreicht
Donnerstagfrüh die Alpen, womit auch die Niederschläge bis in den Südosten
vorankommen. Postfrontal gelangt ein Schwall kälterer Luft zu uns, wobei die
T850 hPa im Norden bis auf -10 Grad absinkt. Der nachfolgende kräftige Höhentrog
schwenkt weiter ostwärts über Deutschland hinweg, sodass dessen Achse in der
Frühe vom Nordosten bis in den Südwesten reicht. In 500 hPa sinkt die Temperatur
im äußersten Norden und Osten vorübergehend auf -35 bis -38 Grad ab. Im
Trogbereich kommt es zu Schauern. In der einfließenden Kaltluft fallen die
Niederschläge meist bis in tiefe Lagen als Schnee. Lediglich ganz im Nordwesten
und in den Flusstälern West- und Südwestdeutschlands könnte unterhalb von 200
bis 300 m noch Regen oder Schneeregen fallen. Meist liegen die
Niederschlagsmengen zwischen 1 und 5, in den Mittelgebirgen aber häufig bei 5
bis 10 mm innerhalb von 12 Stunden, so dass auch in Lagen oberhalb von 400 m
gelbe Schneefallwarnungen ausreichen sollten. In stärkeren Schauern können
allerdings in einigen Staulagen oberhalb 600 m über 5 cm innerhalb von 6 Stunden
zusammenkommen. Oberhalb 700 bis 800 sind auch Schneeverwehungen möglich, denn
der Wind nimmt insgesamt weiter zu. Auch in tiefen Lagen treten häufiger Böen
Bft 7 aus westlicher Richtung auf. An den Küsten und im Bergland gibt es
Sturmböen (Bft 8, 9), exponiert schwere Sturmböen Bft 10. Die Tiefstwerte liegen
zwischen +2 und -4 Grad.

Donnerstag … zieht der Höhentrog allmählich ostwärts ab. Über dem nahen
Ostatlantik hat sich bereits ein neuer kräftiger Rücken nebst Bodenhoch (über
1040 hPa Kerndruck) mit Schwerpunkt über Irland aufgebaut. Somit bleibt die
nordwestliche Strömung über Deutschland erhalten. Der erhöhte Druckgradient
zwischen der Hochdruckzone und dem Tiefkomplex über Nord- und Osteuropa bleibt
erhalten und fächert erst am Abend allmählich auf. Somit gibt es im Norden sowie
in der gesamten Osthälfte Windböen Bft 7 aus W bis NW, vereinzelt auch
stürmische Böen Bft 8. Auch an den Küsten und im Bergland bleibt es stürmisch
(Bft 9, 10), in exponierten Gipfellagen sind auch Orkanböen Bft 11 bis 12 zu
erwarten. Die Zufuhr kälterer Luft (etwa -7 bis -10 Grad in 850 hPa) hält weiter
an, wenngleich die höhenkälteste Luft wieder allmählich ostwärts abgedrängt
wird. Dennoch kommt es gebietsweise zu weiteren Schnee- und Graupelschauern,
teils bis in tiefe Lagen.
Nennenswerte Neuschneehöhen sind aber wohl lediglich an den Nordseiten der
Mittelgebirge sowie am Alpennordrand zu erwarten mit Mengen zwischen 5 und 10
cm, an den Alpen teils bis 15 cm in 12 Stunden. Die Höchstwerte liegen zwischen
1 und 6 Grad. Längere sonnige Abschnitte kann es vor allem im Norden geben, wo
sich der Skandinavienföhn bemerkbar macht.

Modellvergleich und -einschätzung

Die betrachteten Modelle prognostizieren die Wetterentwicklung sehr ähnlich.
Unterschiede gibt es eigentlich nur bezüglich des Bewölkungsaufzuges in der
kommenden Nacht im Osten, der nach ICON etwas rascher vonstattengeht. Dies würde
die Reifbildung dort hemmen. Zum aktuellen Satellitenbild passt die Lösung des
EZMW am besten, das den Bewölkungsaufzug in der Nacht später zeigt. Die
ausgegebene Glättewarnung scheint also durchaus berechtigt. Kommt die Bewölkung
tatsächlich später rein, muss ggfs. die Glättewarnung noch bis zu einer Linie
etwa vom Wendland bis nach Fehmarn erweitert werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger