S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.01.2022 um 10.30 UTC

Überwiegend antizyklonaler Einfluss. Nur zeitweise Niederschläge, im Bergland
etwas Schneefall.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 22.01.2022

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Dienstag liegt Deutschland im
Einflussbereich eines Höhenrückens, der sich vom nahen Ostatlantik und dem
Südwesten Europas bis nach Skandinavien erstreckt und über dem Nordwesten
Frankreichs bzw. dem Ärmelkanal ein abgeschlossenes Höhenhoch aufweist. Dadurch
gestützt wird im Bodendruckfeld ein Hoch, dessen Schwerpunkt von der Biskaya und
der Keltischen See über Deutschland hinweg bis nach Tschechien und Österreich
reicht. Am Rande der Hochdruckzone wird eine Warmfront ostwärts geführt, die
auch hierzulande mit einer auf West drehenden Strömung für die Zufuhr milderer
Meeresluft sorgt. So steigt die T850 hPa von Nordwesten/Westen auf 2 bis 4 Grad
an. Im Südosten verbleiben zunächst noch Reste der kälteren Luftmasse.

Bereits in der Nacht zum Mittwoch kommt es ausgehend von Grönland zu einem
Kaltluftvorstoß, wobei der daraus resultierende Trog unter Vergrößerung seiner
Amplitude zum Mittagstermin Skandinavien erreicht. Dadurch wird der Rücken
abgedrängt und das Hoch schwächt sich ab, wobei sich westlich der Britischen
Inseln rasch eines neues hochreichendes Hoch aufbauen kann. Vorderseitig des
Troges kommt es über Nordeuropa zu einer kräftigen Zyklogenese. Die Kaltfront
des Tiefs greift am Nachmittag von Norden auf Deutschland über und erreicht in
der Nacht zum Donnerstag auch den Süden des Landes. Aufgrund der Nähe zu dem
Hoch, von dem aus ein Keil Richtung Süddeutschland gerichtet ist, kommt es nur
zu meist leichten Niederschlägen, im Bergland fällt etwas Schnee. Postfrontal
dreht die Strömung auf Nordwest und es gelangt wieder ein Schwall kälterer Luft
zu uns mit der die T850 hPa auf -5 Grad an den Alpen und bis -9 Grad im Norden
absinkt.

Am Donnerstag weitet sich der Trog weiter südwärts aus, wobei die höhenkälteste
Luft weitgehend östlich von uns nach Süden geführt wird. Einzig der äußerste
Osten Deutschlands wird von ihr etwas gestreift. Möglicherweise reicht es dort
für einzelne gewittrige Schauer. Auch sonst kommt es gebietsweise noch zu
leichten Niederschlägen. An den Alpen können diese durch die Nordanströmung bis
in den Freitag hinein anhalten.

Zwischen dem Tiefkomplex über Nordost- und Osteuropa und dem blockierenden Hoch
bei den Britischen Inseln stellt sich schließlich eine Nordlage ein, die auch in
den darauffolgenden Tagen erhalten bleibt. Sie ist allerdings über Deutschland
eher antizyklonal geprägt, in den östlichen Landesteilen anfangs noch zyklonal.
Denn der Schwerpunkt des Hochs wandert zu den Britischen Inseln und nachfolgend
reicht ein Keil bis nach Deutschland, der sich am Wochenende noch weiter
kräftigen kann. Somit sorgt ein weiterer schwacher Tiefausläufer am Samstag
ebenfalls nur für leichte Niederschläge. Die Zufuhr kälterer Luft hält weiter
an. Wobei die T850 von Werten zwischen -6 und -10 Grad bis Sonntag mit
Übergreifen des Ausläufers auf Werte zwischen -7 Grad im Berchtesgadener Land
und +1 Grad im äußersten Norden ansteigt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells kann über den gesamten Vorhersagezeitraum als
gut bezeichnet werden. Unterschiede im Strömungsmuster, die vor allem über
Osteuropa zu finden sind, haben keine signifikanten Änderungen des Wetterablaufs
hierzulande zur Folge.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Entwicklung der Großwetterlage wird von den Modellen EZMW, ICON und GFS
ähnlich gesehen. Im Detail gibt es hier und da Unterschiede. So greift z.B. die
Front am Mittwoch bzw. in der Nacht zum Donnerstag bei EZMW rascher über als bei
ICON und GFS, wobei GFS die langsamste Lösung zeigt. Zudem ist der Einfluss des
Hochs bei uns bei ICON stärker ausgeprägt, sodass kaum Niederschläge an der
Front prognostiziert werden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne für Offenbach zeigt bei der T850 hPa über nahezu den gesamten
Vorhersagezeitraum einen sehr engen Verlauf der Ensemble Member. Somit kann die
Milderung am Dienstag und Mittwoch gefolgt von dem erneuten Temperaturrückgang
am Donnerstag als sicher angesehen werden. Beim Geopotential hingegen gehen die
Member am Donnerstag ein wenig weiter auseinander. Dabei liegen Haupt- und
Kontrolllauf am unteren Rand des Ensembles. Insofern ist die Lösung des ICON
wahrscheinlicher, das einen stärkeren antizyklonalen Einfluss zeigt und somit
auch schwächere Niederschläge.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden drei Cluster.
Die Großwetterlage ist bei allen sehr ähnlich. Kleine Unterschiede gibt es nur
bei der Ausprägung des Troges vor Skandinavien bzw. des Höhenhochs vor
Westeuropa. Für den weiteren Verlauf von Donnerstag bis Samstag 00 UTC gibt es
fünf Cluster. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 3 (10 Member), in
dem der osteuropäische Trog neben Cluster 2 (13 Member) am stärksten ausgeprägt
ist. Die meisten Member (16) befinden sich in Cluster 1, der ähnlich wie Cluster
4 (8 Member) und 5 (4 Member) einen schwächeren Einfluss des Troges bei uns
zeigt und somit der ICON Lösung ähnelt. In der erweiterten Mittelfrist sind
sechs Cluster vorhanden, wobei im Grunde alle, in etwas unterschiedlich
ausgeprägter Form, eine Fortdauer des antizyklonal dominierten Einflusses bei
uns zeigen und das in Verbindung mit einer eher westlichen bis nordwestlichen
Strömung. Ein wirklicher Kaltlufteinbruch scheint also nicht in Sicht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch sind an den Küsten sowie in exponierten Gipfellagen der östlichen
Mittelgebirge und der Alpen Sturmböen (Bft 8 bis 10), auf dem Brocken
orkanartige Böen (Bft 11) aus West bis Nordwest wahrscheinlich.
Am Donnerstag ist es an den Küsten und im höheren Bergland noch stürmisch, in
exponierten Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge und der Alpen treten
orkanartige Böen auf. Am Freitag lässt der Wind deutlich nach.

In der Nacht zum Donnerstag gibt es gebietsweise Schneeschauer, im Bergland auch
länger anhaltenden Schneefall, voraussichtlich werden aber keine signifikanten
Mengen (>10 cm/12 Stunden) erreicht.
Auch an den darauffolgenden Tagen tritt im Bergland zeitweise Schneefall auf,
aber weiterhin keine signifikanten Mengen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger