SXEU31 DWAV 131800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.01.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Bis in den Freitag hinein an der Ostsee vorübergehend Sturmböen, ansonsten
ruhige Hochdruckrandlage (NWa). Ab Sonntag vorübergehend zyklonaler, an der See
stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … setzt sich das in weiten Teilen Deutschlands ruhige und ereignisarme
Wetter fort. Verantwortlich dafür zeigt sich das kräftige Höhenhoch, dessen
Schwerpunkt sich von Südengland in Richtung Hauts-de-France verlagert. Es nimmt
eine zunehmend elliptische Form an, wobei sich die Hauptachse langsam im
Uhrzeigersinn dreht und bis Freitagfrüh in etwa eine Linie Irland-Kroatien
nachzeichnet. Ursache für diese leichte Modifikation ist ein vom Nordmeer in
Richtung Skandinavien gerichteter Trogvorstoß. Über Deutschland resultiert
daraus eine antizyklonal konturierte nordwestliche Höhenströmung.
Die mit dem Höhenhoch korrespondierende Hochdruckzone CARLOS liegt mit der
Divergenzachse und Kernisobare von anfangs noch rund 1040 hPa über der Südhälfte
Deutschlands, ihr gegenüber steht ein umfangreiches Tiefdruckgebiet ELSA
(international: GYDA) mit Kern über der Barentssee und einem Kerndruck von unter
960 hPa. Die sich dazwischen einstellende, stramme westnorwestliche Strömung
über Nordeuropa reicht abgeschwächt bis in die Nordhälfte Deutschlands. Eine
darin eingebettete Frontalwelle FAMKE wird vom mittleren Skandinavien zum
Baltikum geführt, die Kaltfront liegt morgens über Dänemark und der westlichen
Ostsee. Die Hochdruckzone schwächt sich zwar ab, der Luftdruck über Skandinavien
fällt aber stärker, sodass sich der Gradient vor allem im Nordosten im
Nachtverlauf insgesamt noch etwas verschärft. Von Schleswig-Holstein bis nach
Vorpommern und zur Uckermark treten häufiger steife, an der Ostsee stürmische
Böen, exponiert auch Sturmböen auf. Auch die Gipfellagen der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge bekommen es zunehmend mit Sturmböen zu tun.
Mit der Westströmung hält die Zufuhr feucht milder Meeresluft in die Nordhälfte
an, sodass sich eine Stratusdecke entlang der Absinkinversion 950 hPa
gebietsweise wieder ausbreiten kann. Diese verhindert eine nennenswerte
Abkühlung, sodass es bei Tiefstwerten zwischen 7 und 1 Grad frostfrei bleibt.
Unter der Hochdruckzone dominieren über der Südhälfte weiterhin
Grenzschichtprozesse. Da die Inversion im Vergleich zu den Vornächten noch etwas
nach unten gedrückt werden konnte und quasi „aufliegt“, breiten sich lediglich
in den Flussniederungen gebietsweise Nebel und flache Hochnebelfelder aus,
zwischen Schwarzwald, Alb und Alpenvorland ist es zumeist klar. Dort tritt
mäßiger Frost bis -8 Grad, ansonsten leichter Frost zwischen -1 und -5 Grad auf.
In den klaren Gebieten muss streckenweise mit Reifglätte, in Nebelgebieten mit
Glätte durch Überfrieren gerechnet werden. Die auf Basis von METRO am ehesten
betroffenen Regionen wurden prophylaktisch mit einer „sichtbaren“ Glättewarnung
gekennzeichnet, weitere Warnungen werden nur in-situ geschaltet.

Freitag … kippt die Hauptachse der Höhenhochellipse noch etwas im
Uhrzeigersinn und liegt abends auf einer Linie Großbritannien-Italien, während
das Drehzentrum des Höhenhochs im 500-hPa-Niveau zum Elsass zieht. Der Trog über
Skandinavien schwenkt unter weiterer Amplifizierung zur Ukraine. Dadurch steilt
die nordwestliche, weiterhin leicht antizyklonale Höhenströmung über Deutschland
etwas auf.
Die Hochdruckzone CARLOS schwächelt weiter nur bezogen auf das Luftdruckniveau
(~1035 hPa), reicht von UK über Südwest- und Süddeutschland aber weiterhin bis
zum Balkan bzw. über weite Teile West- und Südwesteuropas bis nach Algerien. Die
o. e. Frontalwelle FAMKE mausert sich zu einem Wellentief mit kleinräumiger
abgeschlossener 970-hPa-Isobare nahe Moskau. Die Kaltfront von FAMKE greift
schon vormittags auf den Norden und Nordosten über und erreicht bis zum Abend
unter deutlichem Schubverlust eine Linie Emsland-Sachsen. Mit Kaltfrontpassage
dreht die Strömung im Norden und Nordosten mehr auf Nordwest und es fließt ein
Schwall Polarluft ein (T850 0 bis -4 Grad). Präfrontal bleibt der Gradient
zunächst erhalten, sodass anfangs an der Ostsee stürmische Böen und Sturmböen,
im angrenzenden Binnenland, mit geringer Wahrscheinlichkeit vorübergehend auch
bis zur Elbe ausgreifend steife Böen auftreten. Postfrontal fächert der Gradient
auf und der Wind lässt zügig nach.
Mit der Kaltfront wird die Statusdecke zur nördlichen Mittelgebirgsschwelle
gedrückt, was dem breiten Streifen vom holländischen Grenzgebiet bis zur Neiße
einen trüben Tag beschert. Vereinzelt fällt geringer Sprühregen. Postfrontal
heitert es in der vom skandinavischen Gebiete abgetrockneten Luftmasse rasch
auf.
In der Südwesthälfte ändert sich kaum etwas am „binären“, teils sonnigen, teils
trüben Wettergeschehen, wenngleich die auf Bodenniveau abgesunkene Inversion für
mehr Sonnenanteile spricht. Besonders zäh werden die Nebelfelder sicherlich
wieder in Teilen des Oberrheingrabens sowie in diversen Flussniederung Frankens
und an der Donau.
Da sich die Luftmasse in der Südhälfte absinkbedingt erwärmt (T850 3 bis 7 Grad)
und die postfrontale Polarluft gut durchmischt ist, liegen die Höchstwerte recht
einheitlich zwischen 5 und 9 Grad, nur im Dauernebel darunter.

In der Nacht zum Samstag schwenkt das Höhenhoch zum westlichen Alpenraum, von wo
aus sich ein Rücken über Benelux und die Nordsee bis zum Nordmeer erstreckt.
Dadurch verlagert sich das Bodenhoch nach Süddeutschland und weitet sich
gleichzeitig bis nach Skandinavien aus.
Dies führt zu einer weiteren Gradientauffächerung über dem Norden und Nordosten.
Die Kaltfront wird unter der Divergenzachse des Hochs quer vom Nordwesten bis in
den Südosten Deutschlands stationär und löst sich auf. Übrig bleibt eine
Feuchteschliere mit dichten Wolken und vereinzelt auch etwas Nieselregen. Auch
im Norden und Osten breiten sich wieder Hochnebelfelder aus. Im Süden und
Südwesten geht es zunächst vielfach klar in die Nacht, bevor sich in den
Flussniederungen wieder Nebelfelder ausbilden.
Im Süden und in Teilen der Mitte herrscht leichter bis mäßiger Frost bis -6
Grad, im Norden und Osten zumindest leichter Bodenfrost. Unter den sterblichen
Überresten der Kaltfront bleibt es sowohl in 2 Metern als auch in Bodennähe
frostfrei.

Samstag … zieht sich das Höhenhoch nach Mittelitalien zurück, die Achse des
Rückens verläuft über Mitteleuropa nach Skandinavien. Vorderseitig eines zu den
Britischen Inseln schwenkenden Kurzwellentroges sorgt WLA für leichten
Luftdruckfall über West- und Mitteleuropa, sodass sich die Hochdruckzone CARLOS
mit ihrem Schwerpunt von Süddeutschland ins südöstliche Mitteleuropa
zurückzieht.
Absinken und ein vorübergehendes Abkappen der Zufuhr feuchter Luftmassen
begünstigen ein zögerliches Auflockern der dichten Stratusbewölkung (Leeefekkte,
Entrainment trockener Luft). Zumindest über größeren Bereichen der norddeutschen
Tiefebene bleibt es aber trüb.
Im Süden und Südwesten bleibt es beim dichten Nebeneinander von zähem Nebel in
Flussniederungen und Sonnenschein im Bergland.
Im Tagesverlauf sorgt die WLA zudem für den Aufzug hoher Wolkenfelder von Westen
her.
Nachlassende Durchmischung führt vor allem im Osten zu etwas niedrigeren
Temperaturen als an den Vortagen, ansonsten ändert sich aber wenig am
Temperaturniveau (Maxima zwischen 3 und 8 Grad).

In der Nacht zum Sonntag zieht der Rücken ostwärts ab, womit Deutschland auf die
Vorderseite des zur Nordsee und zum Nordmeer schwenkenden Kurzwellentroges
kommt.
Die vorgeschaltete Kaltfront eines Tiefs zwischen Jan Mayen und den Lofoten
nähert sich dabei dem Nordwesten. Zusammen mit etwas PVA führt dies zu
ausreichend Hebung, sodass sich die Bewölkung im Nordwesten und Westen
verdichtet bereits ausgangs der Nacht leichter Regen einsetzten könnte.
Die Strömung dreht auf Südwest und nimmt zumindest an der Nordsee soweit Fahrt
auf, dass einzelne steife Böen möglich werden.
Ansonsten ziehen lediglich hohe und mittelhohe Wolkenfelder durch, unter denen
sich in den Niederrungen wieder Nebel und Hochnebel ausbreiten.
Mit leichtem, vereinzelt mäßigem Frost ist in der Südhälfte zu rechnen.

Sonntag … schwenkt der Trog in den Südosten und Osten Deutschlands. Zwischen
dem abziehenden Trog und dem nächsten Rücken über dem Nordatlantik stellt sich
abermals eine nordwestliche Höhenströmung ein.
Die Kaltfront des zum Nordkap ziehenden Tiefs (eventuell folgt auch eine weitere
Kaltfrontstaffel) sorgt von Nordwest nach Südost für leichte Regenfälle, in den
Mittelgebirgen und nach Südosten zu je nach Timing bzw. Höhenlage auch für
Schnee oder anfangs örtlich gefrierenden Regen.
In der sich postfrontal durchsetzenden, gut durchmischten, subpolaren Luftmasse
(T850 -2 bis -5 Grad) sollten solche winterlichen Erscheinungen aber nur eine
Randerscheinung darstellen.
Das trifft nicht auf den Wind zu, der verbreitet auffrischt und bevorzugt über
der Nordhälfte gebietsweise steife, an der See stürmische Böen, auf den Bergen
Sturmböen und vereinzelt schwere Sturmböen produziert.
Vom zyklonalen Wettergeschehen ausgenommen könnte der äußerste Süden sein, wo
ein von Westeuropa her vorstoßender Hochkeil dagegen hält.

Modellvergleich und -einschätzung

Keine nennenswerten prognoserelevanten Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser