S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.01.2022 um 10.30 UTC

Weitgehend störungsfreies Wetter gen Süden, im Norden und Nordosten in
Hochrandlage häufig bewölkt. Am Sonntag/Montag schwacher Frontdurchgang mit
allgemein leichten Niederschlägen, im Bergland Schnee, dabei im Norden und im
Bergland windig bis stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.01.2022

Am Samstag verlagert sich das wetterbestimmende Hochdruckgebiet mit seinem
Schwerpunkt von Westeuropa ostwärts über die Mitte Deutschlands und Tschechien.
Der anfangs noch den Nordosten leicht beeinflussende Trog über Osteuropa
verlagert sich ebenfalls etwas nach Osten. Über dem Osten/Nordosten liegen
zunächst die Reste eines Frontensystems und sorgen dort für Bewölkung und
vielleicht noch ein paar Regentropfen oder etwas Sprühregen, im Tagesverlauf
steigt aber der Druck und die Wetterwirksamkeit lässt weiter nach. Demnach
überwiegt am Samstag ruhiges, antizyklonal geprägtes und warnfreies Wetter.

Bereits in der Nacht zum Sonntag nähert sich ein Trog, der sich bereits westlich
der Britischen Inseln bereit „lag“. Der Keil über West-/Mitteleuropa wird von
Norden abgebaut und das Bodenhoch verliert an Einfluss im Vorhersagegebiet.
Damit kann das Frontensystem eines Tiefdruckgebietes mit Zentrum über dem Norden
Skandinaviens auf Deutschland übergreifen. Damit einher geht am Sonntag viel
Bewölkung und zeitweise etwas Regen und vor allem in der Nordhälfte deutlich
zunehmender Wind. Vor allem in den nördlichen und zentralen Mittelgebirgen sowie
an den Küsten sind Sturmböen zu erwarten. Die Kaltfront verlagert sich im
Verlauf des Sonntages gen Süden, dort gerät sie unter höheren Luftdruck und
verliert noch mehr an Wetterwirksamkeit bzw. löst sich allmählich auf. Zuvor ist
es ganz im Süden und vor allem auch am Alpenrand recht freundlich und tagsüber
trocken, mit Ankunft der Frontreste in der Nacht zum Montag nimmt die Bewölkung
zu und es kann noch geringfügiger Niederschlag fallen, im Bergland fällt etwas
Schnee.

Während sich am Montag über Westeuropa bereits ein neuerlicher Keil bis weit
nach Norden aufwölbt, steilt die Strömung über Deutschland am Rande des über
Osteuropa liegenden Troges deutlich auf und ein Schwall Polarluft fließt ein.
Die Schichtung wird labilisiert und auch mit Hilfe potenzieller Randtröge treten
im Tagesverlauf Schauer auf, die bis in mittlere Lagen dann auch als Schnee
fallen können. Insgesamt werden aber kaum nennenswerte Niederschlagsmengen
erwartet. Vor allem im Norden und Nordosten sowie im Bergland weht der Wind noch
stark bis stürmisch, lässt im Tagesverlauf aber weiter nach. Auch die
Schauertätigkeit beruhigt sich im Tagesverlauf von Westen allmählich – der
osteuropäische Trog verlagert sich weiter ostwärts und von Westen greift der
Höhenkeil bzw. das korrespondierende, westeuropäische Bodenhoch über.
Insbesondere der Norden/Nordosten verbleiben aber noch im Randbereich des Hochs,
wo ggf. die Front eines Nordmeertiefs streifen und zumindest für dichtere
Bewölkung sorgen kann.

Am Dienstag steigt der Luftdruck weiter, die Achse des Höhenkeils neigt sich gen
Mitteleuropa und der Schwerpunkt des Bodenhochs erstreckt sich vom Ärmelkanal
bis nach Tschechien. Unter Hochdruckeinfluss überwiegt damit störungsfreies,
teils allerdings neblig-trübes Wetter. Der Norden liegt nach wie vor am Rande
des Hochs und das am Vortag angesprochene Frontensystem eines vom Nordmeer über
Nordskandinavien hinweg ziehenden Tiefs streift die nördlichen Landesteile
weiter zumindest mit Wolkenfeldern.

Am Mittwoch stößt ein Trog von Island kommend unter Verstärkung gen Mitteleuropa
vor, der zuvor dominierende Höhenkeil wird damit von Norden her abgebaut. Auf
der Vorderseite des Troges bildet bzw. verstärkt sich ein Tief vor der
norwegischen Küste, dessen Kaltfront in der Nacht zum Donnerstag dann auch den
Norden Deutschlands erreicht. Zuvor überquert die schwache Warmfront die
Nordhälfte und es setzt Warmluftadvektion ein, die Region gelangt in den
Warmsektor des angesprochenen Tiefs. Daher überwiegt dichte Bewölkung,
Niederschläge werden allerdings zunächst kaum erwartet. In der Nacht zum
Donnerstag erreicht dann auch die nachfolgende Kaltfront den Norden. In den
südlichen Landesteilen dominiert weiterhin Hochdruckeinfluss mit zeitweiligem
Sonnenschein, allerdings auch teils zähen Nebelfeldern.

In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag kommender Woche zeigen sich für
unseren Vorhersagezeitraum einige Unsicherheiten in Ausprägung und Lage der
wetterbestimmenden Druckgebilde. Von der Tendenz deutet sich aber im Norden und
Osten her zyklonal beeinflusstes und damit windiges bis stürmisches und
überwiegend wechselhaftes Wetter an. Vielleicht stehen mit einer vorübergehend
auf Nord drehenden Strömung und einer damit von Norden einfließenden deutlich
kälteren Luftmasse im Osten zum Donnerstag/Freitag kommender Woche dann auch
Schneefälle an. Im Westen und Südwesten dürfte dagegen weiterhin hoher Luftdruck
und damit weitgehend ruhiges, störungsfreies, wenn gleich auch teils
neblig-trübes Wetter dominieren.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist zu Beginn sehr gut,
nachfolgend im gesamten Mittelfristzeitraum gut. Das Durchschwenken des Troges
zum Sonntag/Montag erfolgt in den vorliegenden Modellläufen des IFS
unterschiedlich schnell und damit auch der Abzug der meist leichten
Niederschläge gen Süd/Südost. Ggf. folgen Randtröge, die Einfluss auf das
Wettergeschehen im Nordosten/Osten haben. Nach der ab Sonntag und zu
Wochenbeginn beschriebenen, vorübergehend wechselhafteren Phase, herrscht
nachfolgend aber wieder Einigkeit hinsichtlich des Wetterablaufes:
Wetterberuhigung, erst ab Wochenmitte (Ende der Mitelfrist/Übergang zur
erweiterten Mittelfrist) wird der wetterbestimmende Keil dann von Norden her
durch kurzwellige Tröge abgeflacht, so dass insbesondere den Norden wieder
zunehmend zyklonal beeinflusst wird.

In der erweiterten Mittelfrist werden die Unsicherheiten dann doch allmählich
größer: Ein vom Nordmeer über Skandinavien nach Mitteleuropa vorstoßender Trog
samt korrespondierendem Sturmtief wird vom aktuellsten IFS-Lauf am kräftigsten,
allerdings auch am nördlichsten prognostiziert. Über Westeuropa bzw. dem nahen
Ostatlantik wird zudem der Keil und das korrespondierende Bodenhoch in seiner
Lage und der Ausdehnung gen Norden unterschiedlich stark simuliert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich des aktuellen IFS-Laufes mit anderen Globalmodellen wie ICON und
GFS zeigt hinsichtlich der Grundstrukturen wenig Neues. Allerdings sind sowohl
ICON als auch GFS am Sonntag und Montag vom Gradienten her etwas markanter
aufgestellt. Das Tief über Nordwestrussland wird von beiden etwas markanter, das
Hoch über Westeuropa ähnlich kräftig gerechnet. Daraus würde sich eine etwas
stärke Windentwicklung vor allem für den Norden und Nordosten des
Vorhersagegebietes ergeben.
Insgesamt wird die Grundkonstellation bzw. die grundsätzliche Wetterentwicklung
bei allen betrachteten Globalmodellen sehr ähnlich vorhergesagt. Der
Hochschwerpunkt über Westeuropa und die osteuropäische Trogachse werden
allerdings leicht anders positioniert, speziell GFS lässt sich für den Durchgang
der Trogachse in den südlichen Landesteilen noch etwas mehr Zeit. Damit wären
vor allem an den Alpen etwas länger andauernde Schneefälle bis in die Nacht zum
Mittwoch hinein denkbar. Zudem ist GFS im Verlauf der Mittelfrist etwas kühler
aufgestellt, so dass etwaige Niederschläge im Vergleich zum IFS bis in etwas
tiefere Lagen als Schnee fallen könnten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS hat im ersten Zeitraum +72 bis +96 h (Sa 00 bis So 00
UTC) zwar sage und schreie 5 Cluster zu bieten, die alle dem Regime atlantischer
Rücken zugeordnet werden, allerdings lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede – zumindest für unser Vorhersagegebiet – finden. Im Folgezeitraum
von +120 bis +168 h (Mo 00 bis Mi 00 UTC) werden erneut 5 Cluster (19, 14, 9, 5
und 4 Member) angeboten, Haupt- und Kontrolllauf landen in Cluster 2 mit
insgesamt 14 Membern. Wirkliche Unterschiede sind hier zum Ende der Mittelfrist
am kommenden Mittwoch zu erkennen: in einigen Membern geht es mehr in Richtung
Blocking, also einem Keil direkt über West-/Mitteleuropa, die Member der zwei
anderen Cluster zeigen den Keil mehr über Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik
und lassen insbesondere im Osten daher mehr Raum für zyklonale Einflüsse.
In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag (+192 bis + 240 h) reduziert sich
das Clusterangebot auf 2 (27 und 24 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster
2). Dabei geht Cluster 1 mehr in Richtung Blocking mit Keilachse über
Mitteleuropa und weitgehendem Hocheinfluss für ganz Deutschland. Cluster 2 (wie
für den Hauptlauf bereits beschrieben) verlegt die Keilachse eher nach
Westeuropa und belässt demnach vor allem die nordöstlichen/östlichen Landesteile
in Hochrandlage und zeitweise eher zyklonalem Einfluss.

Obwohl die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ja recht gut ist, so groß ist
dann doch die Spannbreite innerhalb des Ensembles: Die Rauchfahnen ausgewählter
Städte innerhalb Deutschlands zeigen eigentlich nur bis einschließlich der Nacht
zum Sonntag eine wirklich gute Bündelung in Bezug auf das Geopotenzial in 500
hPa und auch die Lösungen hinsichtlich der Temperatur in 850 hPa liegen relativ
gut beieinander. Im Verlauf des Sonntages nimmt dann aber der Spread doch
ordentlich zu. Dem Auf und Ab von Haupt- und Kontrolllauf hinsichtlich
Geopotenzial 500 hPa und Temperatur 850 hPa folgen zwar anfangs viele und im
Verlauf einige Member, aber es gibt auch deutlich andere Positionen (z.B.
deutlich zyklonaler zum Montag, deutlich antizyklonaler in der erweiterten
Mittelfrist). Ein Niederschlagsschwerpunkt (wobei insgesamt keine großen Mengen
erwartet werden) wird recht übereinstimmend für Sonntag/Montag erwartet und von
Norden her eine Beruhigung in der Nacht zum Dienstag, nach Süden hin ziehen sich
die Niederschlagssignale bis in den Dienstag hinein. Im Lauf des Mittwochs
nehmen von Norden die Niederschlagssignale wieder zu.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND/STURM:
Im Laufe des Sonntags Gradientzunahme im Norden und Nordosten, dabei starke bis
stürmische Böen, zeitweise Sturmböen (Bft 8 bis 9) vor allem im Küstenumfeld,
insbesondere im Bereich der Ostsee und im Bergland (zentrale/östliche
Mittelgebirge). Windsituation hält bis in den Montag hinein an und schwächt sich
im Verlauf des Montags allmählich ab. Auch der EFI des IFS liefert diesbezüglich
Signale.

SCHNEE:
Etwas Schneefall im Zusammenhang mit der schwachen Frontpassage am
Sonntag/Montag und nach Süden hin bis in den Dienstag hinein vor allem im
Bergland, am Montag rückseitig bei Schaueraktivität auch mal bis in mittlere
Lagen. Allerdings werden im Prinzip keine markanten Mengen erwartet: Im Bergland
(zentrale/östliche Mittelgebirge, später Alpen) vielleicht mal 5 bis 10 cm in 24
Stunden. Der IFS-EFI liefert keine Signale, die EPS-Max-Werte (IFS, LEPS) sind
mit 24-stündigen Mengen um 15 cm, am Alpenrand bis Dienstagfrüh um 20 bis 25 cm
etwas höher. Demnach sind dort sehr geringe Wahrscheinlichkeiten für markanten
Schneefall im IFS-EPS zu finden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger