S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.01.2022 um 10.30 UTC

Zunächst im Norden und Nordosten leicht unbeständig, an der See stark windig,
aber mild. Sonst ruhiges Winterwetter.
Ab Sonntag zunächst bis zur Mitte, ab Montag wahrscheinlich auch nach Südwesten
hin wechselhafter und im Bergland etwas Schnee möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 17.01.2022

Am Donnerstag liegt Deutschland im Bereich einer Hochdruckzone, die vom
nordwestlichen Balkan über den Süden bis nach Irland reicht. Sie wird gestützt
durch ein kräftiges Höhenhoch über den Britischen Inseln mit Keil nach
Osteuropa. Dabei dringt vor allem nach Norddeutschland von der Nordsee her
mildere Luft ein mit 850-hPa-Temperaturen über 5 Grad. Der Gradient respektive
der Wind verstärkt sich dabei an der Küste.

Am Freitag wandert das Höhenhoch nach Ostfrankreich bzw. zur Schweiz und die
Bodenhochachse erstreckt sich dann von Ostengland nach Süddeutschland. Mit
Annäherung der Frontalzone nimmt der Gradient im Nordosten und Osten
vorübergehend zu mit stürmischen Böen an der See und im Erzgebirge.

Am Samstag liegt das Höhenhochzentrum über den zentralen Alpen und das Bodenhoch
verlagert sich nach Mitteldeutschland mit Keilen zum nördlichen Balkan und nach
Nordfrankreich. Der Gradient schwächt sich dabei im Nordosten wieder ab.

Am Sonntag stellt sich die Lage um: Höhen- und Bodenhoch verabschieden sich nach
Italien und vom Seegebiet westlich von Irland nähert sich ein weiteres
Höhenhoch. Zwischen den beiden Potentialzentren zieht ein Höhentrog bei uns von
West nach Ost durch, wodurch die Temperatur in 850 hPa vorübergehend auf -5 Grad
oder darunter absinkt. Eine klare Kaltfrontstruktur ist nicht erkennbar. Es
kommt aber eine kräftige Nordwestströmung zwischen der neuen Hochdruckzone über
Frankreich und Irland und dem Tiefdrucksystem über Nordosteuropa auf mit
stürmischen Böen an der See und in einigen Mittelgebirgen.

Am Montag verlagert sich das Höhenhoch nach Irland, an der Lage des Bodenhochs
ändert sich aber wenig. Insgesamt dreht die intensive Nordwestströmung leicht
nach rechts etwas mehr auf Nord. Damit kann die leicht schleifende Kaltfront des
Tiefs bis zum westlichen und südlichen Deutschland vordringen mit nur leichten
Niederschlägen. Damit sinkt die Temperatur in 850 hPa im Norden und Nordosten
bis Tagesende auf -8 Grad ab. Viel Niederschlag wird allerdings nicht simuliert,
aber an der See und auf exponierten Bergen treten Böen Bft 8 bis 9 auf.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue Modellauf, aber auch der von gestern 12 UTC, zeigen ab Samstag leichte
Unterschiede zum 00-UTC-Run vom Sonntag: In diesem alten Lauf nämlich schleift
im Nordosten ein Frontenzug und sorgt für Niederschläge, meist als Regen.
In den beiden letzten Läufen ist es dagegen abgesehen von etwas Sprühregen im
östlichen Mittelgebirgsraum meist trocken. Das Temperaturniveau ist allerdings
ähnlich.

Am Sonntag gleichen sich die Modelle wieder etwas an, denn es kommt allgemein
eine antizyklonale Nordwestlage auf. Allerdings sind der aktuelle Run und der
von gestern Mittag mit einem deutlich stärkeren Gradienten ausgestattet und
insofern sind vor allem beim Mittagslauf im Norden steife, exponiert stürmische
Böen möglich. Erneut sind die Temperaturen ähnlich.

Am Montag setzt sich im Lauf von gestern 00 UTC das Hoch direkt über Deutschland
fest, der Wind schläft damit ein und örtlich könnte es bei neblig-trübem Wetter
auch tagsüber recht kalt sein mit Temperaturen bei 0 Grad oder knapp darüber. In
den beiden aktuellsten Läufen bleibt es bei der im aktuellen Lauf leicht
zyklonalen, im Mittagslauf leicht antizyklonalen Nordwestlage.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GEM (Canada) und GFS simulieren die Entwicklung bis Montag recht ähnlich wie
IFS. Bei GEM deckt sich die Vorhersage sogar bis in die erweiterte Mittelfrist
recht gut.
Dagegen stützt ICON heute die Lösung vom IFS nur im Wesentlichen (Nordwestlage
ab Sonntag/Montag). Allerdings ist das Temperaturniveau in 850 hPa am Montag
deutlich höher, da die Front ganz im Nordosten schleift, so dass wir auf der
warmen Seite der Front liegen.
JMA zeigt bereits ab Sonntag ein anderes Muster: Hier baut sich eine kräftige
Westdrift auf und das neue Höhenhoch liegt deutlich weiter im Südwesten, nämlich
westlich von Portugal. Am Montag kippt aber die kräftige Strömung etwas nach
Nordwest, so dass der Unterschied beim Wetter kaum noch besteht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS berechnet heute bis zum 7. Folgetag 4 Cluster, die
aber allesamt eine West- bis Nordwestlage zeigen. Am Montag verstärkt sich die
Nordwestlage im 4. Cluster (inclusive Trogdurchgang) mit insgesamt 10
Modellruns. Cluster 1 bis 3 sehen dagegen antizyklonaler aus, ein Höhenkeil
steht vor der Haustür.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es sowohl antizyklonale Westnordwestlagen
(Cluster 1 und 4 mit insgesamt 24 Modellläufen und zyklonale Westnordwestlagen
(27 Runs).
In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man Donnerstag und Freitag den
Hochdruckeinfluss anhand des hohen Geopotentials (580 gpdm) und der hohen
Temperatur in 850 hPa zwischen 4 und 7 Grad. Anschließend gehen Temperatur und
Geopotential im Mittel langsam leicht zurück, um ab Montag stark zu schwanken.
Insofern muss dann mit dem Durchgang mehr oder weniger starker Tröge gerechnet
werden, denn auch die Niederschlagswahrscheinlichkeit nimmt zu. Etwa 50 Prozent
der Läufe bringen zeitweise recht niedrige Temperaturen um -6 Grad in 850 hPa
mit der Chance für Schnee auch in den tieferen Lagen.
In den EPS-Meteogrammen liegen die Temperaturen in der Mitte und im Süden
zunächst im Bereich der Normalwerte oder knapp darunter und lediglich in höheren
Lagen ist es milder. Auch im Norden und Osten ist es milder als normal, da
Meeresluft einströmt (Westwinde). Ab Montag liegen die Temperaturen in der Mitte
sogar etwas höher als im Mittel (zunehmender maritimer Einfluss) und in höheren
Lagen etwas niedriger (Abkühlung in 850 hPa).
Im Norden und Osten ändert sich nicht viel.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist insgesamt
recht gering.
Lediglich stürmische Böen werden am Freitag an der See (vor allem an der Ostsee)
wahrscheinlicher. Nach Wetterberuhigung am Samstag muss ab Sonntag erneut mit
stürmischen Böen dort gerechnet werden.
Am Montag sind im Küstenbereich sogar Sturmböen möglich. Im Binnenland können
dann im Osten Böen Bft 8 auftreten. Auf den Bergen gibt es teils schwere
Sturmböen (Brocken).

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. **