S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 06.01.2022 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft bei einem Auf und Ab der Temperaturen auf mäßig-kalten bis
milden Niveau, daher nur im Bergland zeitweise winterlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 13.01.2022

So langsam aber sicher könnte sich der Winter 2021/2022 zu einem Rohrkrepierer
entwickeln, stehen die Zeichen für winterliches Wetter bis ins Tiefland weder in
der Mittelfrist noch bei dem oft richtungsweisenden stratosphärischen
Polarwirbel besonders gut. Dieser zeigt sich bis weit in die erweiterte
Mittelfrist hinein stabil bzw. verstärkt sich sogar noch. Damit begünstigt er
NAO positiv-Phasen, was wiederum bei uns die Westwinddrift am Laufen hält und
dadurch auch immer wieder milde Luftmassen vom Atlantik gen Mitteleuropa
gesteuert werden.

Im Detail liegt in der ab Sonntag beginnenden Mittelfrist ein Langwellentrog
über Skandinavien und Mitteleuropa. Er ist verbunden mit einem Bodentief über
der Deutschen Bucht. Immerhin wird in der resultierenden kräftigen
nordwestlichen Strömung subpolare Meeresluft mit T850 hPa von 0 bis -5 Grad nach
Deutschland befördert, sodass zumindest im Bergland (noch) Winterwetter
herrscht.

Am Montag und Dienstag wird der Langwellentrog durch einen von den Britischen
Inseln in die Nordsee bzw. bei progressiver Verlagerung bald nach Skandinavien
aufwölbenden Rücken nach Osten abgedrängt. Der resultierende
Zwischenhocheinfluss ist jedoch nur von kurzer Dauer, da der Rücken von WLA
überlaufen wird und die Ausläufer eines mit einem neuen Langwellentrog über dem
Nordostatlantik verbundenen neuen Tiefs bei Island bei entsprechendem Druckfall
im Laufe des Dienstags nach Deutschland vordringen können. Im Warmsektor des
Tiefs steigen die T850 hPa vorübergehend auf 0 bis 3 Grad an, was die
Schneefallgrenze auf 700 bis 800 m ansteigen lässt. Nach Durchzug der Kaltfront
sinken die T850 hPa wieder auf das alte Niveau.

Am Mittwoch wölbt sich vom Nordostatlantik ein neuer Rücken auf, der mächtiger
ist als sein Vorgänger und ein eigenständiges Höhenhoch knapp westlich der
Britischen Inseln besitzt. Dieses Gebilde sorgt dafür, dass der neue
Langwellentrog unter kräftiger Amplifizierung bis ins zentrale Mittelmeer unter
Verkürzung seiner Wellenlänge bis Donnerstagfrüh bereits über Deutschland
hinwegzieht. Damit kann sich von Westen her das neue Bodenhoch, das
achsensenkrecht unter dem Höhenhoch liegt, bei uns durchsetzen. Zwar wird
dadurch eine nordwestliche Strömung bei uns generiert, die um das Hoch entgegen
dem Uhrzeigersinn mitgeführten Luftmassen stammen aber aus subtropischen
Gefilden, was die T850 hPa erneut auf 0 bis 5 Grad steigen lässt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag bleibt das hochreichende Hoch westlich
oder südwestlich der Britischen Inseln erhalten. Ein dritter vom Nordmeer nach
Skandinavien sich verlagernder Langwellentrog schwächt das Hochdruck-Gebilde an
seiner Nordostflanke allerdings, was von der Nordsee her eine Kaltfront eines
Tiefs über Westrussland in Stellung bringen könnte. Zumindest nach EZMW greift
diese auch auf Deutschland über und sorgt vorübergehend für einen Kälteeinbruch
mit T850 hPa von verbreitet unter -5 Grad. Nachhaltig scheint das aber nicht zu
sein, weil ein weiteres Tief bereits am Sonntag von Westen her wieder mildere
Luft nach Deutschland steuert. Auch hierbei zeigt sich das Vorherrschen der
Westwinddrift, eine kräftige Blockierung wird mit dem Hoch über West- und
Südwesteuropa nicht simuliert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells in der Mittelfrist kann als hoch angesehen
werden. Es finden sich nur marginale Unterschiede in Geometrie, Phase und Stärke
der Tröge und Rücken, sodass an der Vorhersage kaum etwas geändert werden muss.
In der erweiterten Mittelfrist ab kommende Woche Freitag werden die Unterschiede
dann größer. Vor allem der dritte Trog wird deutlich anders behandelt und hat
nun mehr Einfluss auf Deutschland. Damit kann auch die Kaltfront des Tiefs über
Westrussland in einer strammen Nordwestströmung zu uns vordringen. Das zeigte
der gestrige 0 UTC-Lauf des EZMW noch gar nicht, sondern weiterhin
Hochdruckeinfluss. Beim gestrigen 12 UTC-Lauf sollte die Kaltfront aber schon
zumindest auf den Nordosten übergreifen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON hat grundsätzlich keine neuen Ideen, einzig eine Phasenverzögerung beim
Abzug des auch kräftigeren zweiten Langwellentrogs am Donnerstag fällt ins Auge.
Einen größeren Einfluss auf unser Wetter gibt es dadurch aber nicht.
Das GFS geht jedoch einen etwas anderen Weg. Das zeigt sich bereits mit dem
ersten Langwellentrog am Montag, der sich länger über Deutschland aufhält. Der
nachfolgende Rücken ist schwächer und wird nicht abgedrängt, sondern durch das
neue hochreichenden Hoch mit Zentrum über statt westlich der Britischen Inseln
aufgefangen. In der erweiterten Mittelfrist zieht sich dieses Hoch nach Westen
zurück, sodass der ebenfalls vorhandene dritte Trog die Kaltfront in den
Nordosten Deutschlands bringt. Damit hat GFS zu diesem Zeitpunkt Ähnlichkeit mit
dem gestrigen 12 UTC vom EZMW.
JMA ist zunächst dem EZMW ähnlich, verlagert das Hoch zum Ende der Woche hin
aber zu den Britischen Inseln und nachfolgend unter rascher Abschwächung zu den
Alpen. Das macht der auch in diesem Modell vorhandenen Kaltfront mit allerdings
nicht ganz so kalter Luft von Norden her den Weg frei nach Deutschland.
Beim GEM zieht das Hoch ebenfalls zu den Britischen Inseln, danach jedoch nach
Südfrankreich. Die Kaltfront in der erweiterten Mittelfrist „schafft“ es somit
immerhin bis in die Mitte des Landes.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles gehen den Weg des deterministischen Laufs
weitgehend mit. Haupt- und Kontrolllauf sind für diverse über Deutschland
verteilte Städte gut im engen Median eingebettet. Das Auf und Ab der
Temperaturen wird durch die Kurven ebenfalls gespiegelt und bestätigt die
vorherrschende Westwinddrift. Erst ab Donnerstag öffnen sich die Spreads durch
wenige Ausreißer (bei den Temperaturen sowohl positive als auch negative, beim
Geopotenzial hauptsächlich negative), auch der Median ist dann bei der
Temperatur nicht mehr gut definiert. Niederschlagssignale sind vor allem am
Sonntag und am Dienstag/Mittwoch vorhanden.

CLUSTER:
Von Montag bis Mittwoch werden 2 Cluster angeboten, wobei die Unterschiede für
Mitteleuropa nicht allzu groß sind.
Von Donnerstag bis Samstag gibt es 5 Cluster (mit inhomogener Regimeverteilung).
Das hochreichende Hoch wird in der Position zum Teil unterschiedlich gezeigt,
was sich auch auf den dritten Trog und die Ausbreitung der zugehörigen Kaltfront
auf Deutschland auswirkt. Diese erreicht uns entweder gar nicht (C2 mit 10
Mitgliedern), nur den Nordosten (C3 mit 9 Mitgliedern und C5 mit 5 Mitgliedern),
die Mitte (C4 mit 7 Mitgliedern) oder sogar den Süden (C1 mit 20 Mitgliedern).

FAZIT:
Der wechselhafte Witterungsabschnitt mit einem Auf und Ab der Temperaturen ist
sicher, sodass es nur im Bergland zeitweise winterlich ist. Im Tiefland wird es
höchstens nasskalt. Zum Ende der Woche hin setzt sich unter Milderung
Hochdruckeinfluss durch, der jedoch wahrscheinlich nicht von langer Dauer ist
und am Wochenende durch einen Kaltluftvorstoß bereits wieder beendet wird. Durch
die erneute Zonalisierung scheint aber auch dieser Kaltluftvorstoß nicht
nachhaltig zu sein.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
EFI weist am Sonntag über dem Westen und Südwesten Deutschlands Signale für
überdurchschnittlich starken Wind auf. Die Ensembles zeigen erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen (Bft 8) oder Sturmböen (Bft 9) vor
allem für das Bergland und zum Teil auch an den Küsten. Exponiert sind schwere
Sturmböen (Bft 10) gering wahrscheinlich.
Zudem gibt es am Mittwoch und Donnerstag an den Küste erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen.

NIEDERSCHLAG/SCHNEEFALL:
EFI besitzt am Sonntag ein schwaches EFI-Signal für überdurchschnittlich viel
Niederschlag im Osten und Südosten Deutschlands, außerdem gibt es von dem Index
auch Hinweise für starken Schneefall in der östlichen Mitte und im Süden. Das
geht einher mit geringen Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 mm Niederschlag in
24 Stunden in exponierten Lagen des Harzes, des Thüringer Waldes, des
Schwarzwaldes, des Erzgebirges und des Allgäus. Da die Schneefallgrenze aber bei
600 bis 800 m liegt, fällt ein Großteil der markanten Niederschläge als Schnee.
Allerdings werden 24-stündig gesehen nur im Allgäu und stark eingeschränkt noch
im Schwarzwald markante Neuschneemengen von mehr als 15 cm akkumuliert.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler