S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.01.2022 um 10.30 UTC

Zunächst mäßig kalt, ab Montag von Westen milder. Unbeständig, anfangs im
höheren Bergland Schneefall.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 12.01.2022

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Samstag reicht
ein schmaler Höhentrog von Skandinavien über Deutschland hinweg bis nach
Tunesien. Vorlaufend erstrecken sich noch die Reste einer Okklusion über den
Osten und Süden Deutschlands bis in den Alpenraum. Mit Abziehen des Troges und
nachfolgendem schwachen Zwischenhocheinfluss lassen die damit verbundenen
ohnehin nur leichten Niederschläge im Tagesverlauf weiter nach. Allerdings
können die Niederschläge in der vorherrschenden kalten Luftmasse bei
Temperaturen in 850 hPa zwischen -5 und -8 Grad anfangs bis in die Niederungen
als Schnee fallen.
Neue Niederschläge nähern sich rasch, wenn im Tagesverlauf von Westen das
teilokkludierte Frontensystem eines sich intensivierenden Teiltiefs über der
Nordsee übergreift und bis Sonntagfrüh weite Teile des Landes (mit Ausnahme des
Nordostens und Ostens) ostwärts überquert hat. Mit der Zufuhr der Meeresluft
steigt die 850 hPa Temperatur etwas an auf -4 bis -1 Grad, dennoch ist im
Bergland oberhalb etwa 600 m, im Süden teils bis in die Niederungen mit leichtem
Schneefall zu rechnen. Das mittlerweile über der Deutschen Bucht liegende Tief
weist nun eine abgeschlossene Isobare auf mit einem Druck knapp unter 990 hPa.
Damit nimmt der Druckgradient etwas zu und der Wind frischt im Westen und Süden
teils stark bis stürmisch auf.

Am Sonntag verlagert sich das Tief nur wenig südostwärts und beginnt sich über
dem Norden bzw. in der Nacht zum Montag über dem Osten aufzufüllen. Das
thermisch kaum noch erkennbare Frontensystem überquert auch den Osten und
Norden. Im Bereich des nachfolgenden Höhentroges, der Richtung Italien abtropft,
kommt es noch zu weiteren Niederschlägen. Da sich am Temperaturniveau wenig
ändert, ist zumindest im höheren Bergland mit weiteren Schneefällen zu rechnen.

In den nachfolgenden Tagen wiederholt sich im Grunde das Spiel von den Vortagen.
Zwischenhocheinfluss sorgt am Montag für eine Wetterberuhigung, einzig südlich
der Donau fallen noch letzte Niederschläge. Im Tagesverlauf nähert sich von
Westen ein weiteres Frontensystem, das zu einem Sturmtief bei Island gehört.
Dieses Mal ist es allerdings noch nicht komplett okkludiert, sodass am
Nachmittag zunächst die Warmfront auf den Nordwesten und Westen übergreift und
in der Nacht zum Dienstag über Deutschland ostwärts vorankommt. Mit Übergreifen
der Warmfront erfolgt die Zufuhr deutlich milderer Luft, sodass die Temperatur
in 850 hPa auf bis zu +2 Grad ansteigt. Die Niederschlagstätigkeit an der Front
ist nur wenig ausgeprägt, Richtung Süden dominiert ohnehin noch
Hochdruckeinfluss.
Im Laufe des Dienstags greift schließlich auch die nachfolgende Kaltfront von
Nordwesten auf Deutschland über und erreicht bis Mittwochfrüh den Süden des
Landes. Nachfolgend gelangt wieder ein Schwall polarer Meeresluft zu uns, was
einen erneuten Rückgang der T850 hPa auf bis zu -4 Grad zur Folge hat. Mit der
Kaltfront, die dem nachfolgenden Trog nur wenig vorauseilt, kommen etwas
kräftigere Niederschläge auf. Oberhalb von 600 bis 800 m kann es dann auch
wieder schneien. An den Alpen auch am Mittwoch anhaltend, wenn sich dort die
Niederschläge im Bereich einer nordwestlichen Strömung anstauen. Diese Strömung
bildet sich zwischen tiefem Luftdruck über Skandinavien und einem kräftigen Hoch
mit Schwerpunkt südwestlich der Britischen Inseln aus. In dieser Strömung bzw.
im Bereich des allmählich abziehenden Troges kommt es noch zu Schauern, bevor
sich von Nordwesten Wetterberuhigung durchsetzt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW Modells kann über den gesamten Vorhersagezeitraum als
gut bis sehr gut bezeichnet werden. Kleinere Phasenverschiebungen im Luftdruck-
bzw. Geopotentialmuster haben keine wesentliche Änderung des unbeständigen,
mäßig kalten bis milden Wettercharakters zur Folge.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich der Modelle EZMW, ICON und GFS zeigt, dass die mittelfristige
Entwicklung sehr ähnlich gesehen wird. Zwar gibt es zeitweise kleinere
Unterschiede im zeitlichen Ablauf bzw. in der Ausprägung der kurzen Wellen,
einen signifikanten Einfluss auf die Wetterentwicklung haben diese aber nicht,
sodass an dieser Stelle auf eine ausführliche Beschreibung verzichtet wird.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensemblevorhersagen stützen ebenfalls die Aussagen des Hauptlaufes. So
weisen die Rauchfahnen für ausgewählte deutsche Städte trotz des steten Wechsels
aus Trögen und Keilen und den damit verbundenen Temperaturänderungen einen sehr
engen Verlauf über nahezu den gesamten Vorhersagezeitraum auf. Insgesamt zeigt
sich beim Verlauf der T in 850 hPa ab Samstag ein allmählicher Anstieg, der in
einem etwas deutlicheren Rückgang mit Passage der Kaltfront am Dienstag/Mittwoch
endet. Wiederholte Niederschlagssignale, die ebenfalls von Haupt-, Kontrolllauf
und Membern sehr übereinstimmend gezeigt werden, bestätigen den wechselhaften
Wettercharakter.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden vier
Cluster, die sich aber über Mitteleuropa nur wenig unterscheiden. Für den
Zeitraum von Montag bis Mittwoch 00 UTC gibt es drei Cluster. Dabei zeigt
Cluster 2, in dem sich weder Haupt- noch Kontrolllauf befinden, ein rascheres
Vorstoßen des Hochs und damit eine frühere Wetterberuhigung am Mittwoch als in
den anderen Clustern.
In der erweiterten Mittelfrist sind wiederum vier Cluster vorhanden. Dabei ist
die Frage, wie rasch nach Aufbau des blockierenden Hochs über dem nahen
Ostatlantik wieder die Zonalisierung durchgreift. Dies scheint nach Mehrheit der
Member zum Ende der kommenden Woche wieder der Fall zu sein.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag und vor allem in der Nacht zum Sonntag tritt im höheren Bergland
oberhalb von etwa 600 bis 800 m leichter bis mäßiger Schneefall bis 15 cm in 12
Stunden auf. In exponierten Höhenlagen sind Sturmböen oder schwere Sturmböen
(Bft 9 bis 10), nachts auch im Westen und Südwesten bis in tiefe Lagen einzelne
stürmische Böen Bft 8 aus West bis Südwest wahrscheinlich.

Am Sonntag kommt es in Lagen oberhalb etwa 600 bis 800 m zu weiteren, meist
leichten Schneefällen. Mengen über 10 cm in 12 Stunden sollten nicht erreicht
werden. Im höheren Bergland sind weiterhin Sturmböen oder schwere Sturmböen (Bft
9 bis 10) aus westlicher Richtung wahrscheinlich.

Am Montag und Dienstag bleibt es im höheren Bergland und an den Küsten weiterhin
teils stürmisch. Sonst sind voraussichtlich keine weiteren signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger