S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.01.2022 um 10.30 UTC

Im Bergland winterlich, sonst nasskalt. Zeitweise windig.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.01.2022

Eingangs der Mittelfrist am kommenden Freitag liegen wir unter einer westlichen
Strömung in der ein okkludiertes Frontensystem auf Mitteleuropa und Deutschland
übergreift, gefolgt von einem markanten Höhentrog. Dabei wird meist kalte, nur
vorübergehend etwas mildere Meeresluft herangeführt und die aufkommenden
Niederschläge fallen im Bergland sowie im Südosten häufig als Schnee, sonst
gehen sie von Schnee zumindest teilweise in Regen über. Der Wind frischt vor
allem an den Küsten und im höheren Bergland kräftig auf.
Am Samstag zieht der Trog zügig nach Osten ab und vor dem nächsten, über die
Britischen Inseln folgenden Trog greift nach kurzer Wetterberuhigung ein
weiteres, rasch okkludierendes Frontensystem auf Deutschland über. Gestützt von
Warmluftadvektion, im weiteren Verlauf auch durch die Trogvorderseite und
positive Vorticityadvektion kommen wieder Niederschläge auf, die diesmal etwas
kräftiger ausfallen können, aber wahrscheinlich nicht warnrelevant werden. Die
Schneefallgrenze liegt in der Südosthälfte im Bodenniveau, im Westen steigt sie
vorübergehend auf über 1000m. Auch der Druckgradient legt nach kurzer Pause
wieder zu und der Süd- bis Südwestwind frischt auf. An der Nordsee sowie im
höheren Bergland muss erneut mit Sturmböen gerechnet werden.
Am Sonntag kommt die Ostverlagerung des Troges über Mitteleuropa ins Stocken und
mit weit nach Süden ausgreifender Kaltluftadvektion soll er über die Alpen nach
Italien abtropfen. Während die Tiefausläufer rasch nach Osten durchschwenken,
zieht das Bodentief eher gemächlich über Dänemark in die westliche Ostsee und
sorgt über Norddeutschland für kräftiger auffrischenden Westwind, ohne dass eine
markante Sturmlage zu erkennen ist. An der See und im Bergland sind freilich
Sturmböen dabei. Unter dem Trog und der entsprechenden höhenkalten Luft (T500 <
-35°C) kommt es zu wiederholten Schauern, die bis in tiefe Lagen als Schnee,
Schneeregen oder Graupel fallen können. Auch einzelne Gewitter sind nicht
ausgeschlossen.
Am Montag der nächsten Woche wird der Trog, oder das was davon übrig ist, von
einem Höhenrücken über der Nordsee nach Osten abgedrängt. Dieser wird aber
wiederum von Warmluftadvektion überlaufen, die mit der Warmfront eines
Islandtiefs in Verbindung steht. Dazwischen gibt es eine kurze Wetterberuhigung,
bevor im Tagesverlauf oder in der Nacht zu Dienstag die Niederschläge der
Warmfront von Nordwesten her übergreifen.
Am Dienstag wird dann auch der Höhenrücken von der sich über die Nordsee
nähernden Frontalzone nach Südosten weggedrückt und am Okklusionspunkt des
Frontensystems könnte sich über dem Skagerrak ein Teiltief bilden, das rasch
ostwärts zieht. Damit würde der Gradient über Norddeutschland dann wieder etwas
stärker zunehmend und die folgende Kaltfront könnte beschleunigt über
Deutschland nach Südosten wandern. Damit wäre auch die Zufuhr milder Luft im
Warmsektor nur eine Episode und von Nordwesten folgt rasch ein neuer Schwall von
Meereskaltluft.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich am Rand eines Hochs über Westeuropa
vor allem für die Südwesthälfte antizyklonaler Einfluss an, während ansonsten in
einer nordwestlichen Strömung weitere Tiefausläufer folgen könnten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten Läufe des europäischen Modells ist insgesamt gut. Die
westliche Strömung mit der überwiegenden Zufuhr von Meereskaltluft und der
Passage von gut ausgeprägten Trögen und Rücken wurde auch in den Vorläufen
gezeigt. Unterschiede sind in Detailfragen, wie Timing und Ausprägung der kurzen
Wellen zu finden. Die grundsätzliche Entwicklung, nasskalt und unbeständig, wird
davon nicht tangiert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ein Blick auf die anderen globalen Modelle lässt daran auch keinen Zweifel
aufkommen, obwohl sie nur am Freitag und Samstag wirklich gut übereinstimmen. Am
Sonntag zeigt ICON den Trog weniger markant und lässt ihn ohne Abtropfen nach
Osten abziehen. Im GFS sieht der Trog zwar ähnlich aus, wie bei den Europäern,
dafür zieht aber ein Tief unter Abschwächung auf deutlich südlicherer Bahn nach
Deutschland herein.
In der Folge lässt ICON die Strömung rascher zonalisieren, während GFS am Trog
über Mitteleuropa festhält, IFS liegt etwa zwischen diesen Lösungen. Zum Ende
nähern sich die Modelle sogar wieder an, indem sie von Nordwesten wieder die
Frontalzone übergreifen lassen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufes. Trotz der stark mäandrierenden westlichen Strömung und
den entsprechenden Schwingungen in Geopotential und Temperatur liegen die Kurven
recht gut beieinander. Nach Wochenwechsel divergieren die Lösungen mehr und
zeigen vor allem was den Warmluftvorstoß angeht, die Unsicherheiten auf.
Die 3 Cluster eingangs der Mittelfrist unterscheiden sich nicht großartig. Im
folgenden Zeitschritt bis +168h werden 2 Cluster gebildet, die die Memberschar
gerecht unter sich aufteilen. Der Hauptlauf liegt in Cluster 1 (26 Member).
Cluster 2 ähnelt sehr der ICON Lösung mit schwächerem und erst später
abtropfendem Trog am Wochenende und der dann rascher zonalisierenden Strömung.
In der erweiterten Mittelfrist sind es dann wieder 3 Cluster, die die Lösungen
untereinander aufteilen. Der Hauptlauf liegt in Cluster 3, die beiden größeren
Cluster tendieren noch stärker zum Blocking und lassen den Höhenrücken
nachhaltiger auf Mitteleuropa übergreifen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der unbeständige Wetterabschnitt geht mit zeitweise kräftiger auffrischendem
Westwind insbesondere an den Küsten und im Bergland einher. Dort sind Sturmböen
zu erwarten. Im Bergland auch kräftige Schneefälle. Hierfür sind Signale im Mos,
bzw. in den probabilistischen Verfahren vorhanden. Am Wochenende zeigt die
Probabilistik vor allem fürs Bergland schwache Signale für kräftigere
Schneefälle.
Im EFI sind am Samstag im Westen und Nordwesten leichte Hinweise auf Wind und
Niederschläge zu erkennen. Eine markante Sturmlage oder extreme Schneemengen
deuten sich aber nicht an.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS (EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner