S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.01.2022 um 10.30 UTC

Nasskaltes Wetter mit Schnee in den Bergen. Zeitweise stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.01.2022

Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, schwenkt nach dem IFS-Modell
von Westen ein Langwellentrog nach Deutschland. Dieser wird von zwei Rücken
flankiert, die sich über dem nahen Atlantik und Osteuropa befinden. Bodennah
dominiert eine umfangreiche Tiefdruckzone das Geschehen, die sich von
Skandinavien über Mitteleuropa bis nach Süditalien erstreckt. Zwei
Frontensysteme prägen das Wettergeschehen. Front 1 liegt über dem Alpenraum und
verabschiedet sich langsam nach Süden. Auf ihrer Rückseite geht in 850 hPa die
Temperatur wieder auf etwa -2°C zurück. Die zweite Front, die eine weitere
leichte Abkühlung bis -6°C bringt, zieht unter Auflösung über Deutschland
südwärts. Somit schneit es an den Alpen länger anhaltend und wieder zunehmend
bis in die Täler. In der Mitte kommt es ebenso zu schauerartigen Niederschlägen,
die zumindest im Bergland wieder als Schnee fallen. Im Tagesverlauf schwenkt ein
Bodentrog in den Norden Deutschlands. Er lässt den zunächst nur mäßigen Westwind
spürbar auffrischen und bringt weitere Schauer.
Am Donnerstag zieht der Trog schon wieder nach Osten ab. Ein neuer
Langwellentrog stößt dagegen schon in den Bereich der Britischen Inseln vor, so
dass der dazwischen befindliche Rücken immer schmäler wird und auf Deutschland
übergreift. Er sorgt für Druckanstieg von Süden her, wo sich ein Keil des
Azorenhochs durchsetzt. Damit bleibt uns die westliche Strömung erhalten und der
Wind schwächt sich vorübergehend ab. Zudem gibt es auch mal ruhiges Wetter,
bevor in der Nacht die weit vorauslaufende Okklusion eines Sturmtiefs bei Island
auf den Westen übergreift. Sie bringt wieder etwas mildere Meeresluft,
auffrischenden Wind und Regen.
Am Freitag setzt sich schon der nächste Trog bei uns durch. Zunächst kommt es an
der ostwärts schwenkenden Okklusion zu Regenfällen, später zieht im Trogbereich
eine erneute Störung mit schauerartigen Niederschlägen herein, bei etwa -4°C in
850 hPa fällt aber nur im höheren Bergland Schnee. Die neue Störung ist an einen
Bodentrog gekoppelt, die im Süden den Wind wieder auffrischen lässt.
Am Samstag schwenkt der Trog langsam weiter nach Osten, erneut greift ein
schmaler Rücken von Westen her über und wiederum schiebt sich in den Süden ein
Zwischenhochkeil und der Westwind schwächt sich ab. In der Nacht zum Sonntag
wird dann auch schon die nächste Front, wieder eine Okklusion, eines Tiefs bei
Schottland erwartet, die recht kräftigen Regen bringt.
Der nun folgende Trog soll am Sonntag eher einen südostwärts gerichteten Kurs
einschlagen und sich über Frankreich breit machen, das Bodentief wird
Sonntagabend über der südlichen Nordsee erwartet. Im nordöstlichen Deutschland
dreht dann der Wind auf Südost, ansonsten kommt er aus Südwest. Weiterhin bleibt
es unbeständig und bei meist um -4°C fällt nur im oberen Bergland Schnee.
In der erweiterten Mittelfrist lässt IFS eine Hochdruckzone vom Azorenhoch nach
Skandinavien entstehen, so dass die weitere Zufuhr von Atlantikluft geblockt
wird. Bei nordöstlichen Windkomponenten und niedrigem Potential könnte sich dann
zunehmend auch wieder bis in etwas tiefere Lagen winterlicheres Wetter
einstellen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den zwei Vorgängerläufen ist
zumindest bis Freitagvormittag hoch. Die am Freitagabend beschriebene Störung,
die auch an eine weitere Trogachse gekoppelt ist, fehlte im gestrigen
00-UTC-Lauf noch, war aber um 12 UTC dann vorhanden. Nachfolgend setzte sich
beim gestrigen 00-UTC-Lauf zunächst schneller eine Westströmung durch, mit der
dann ab Sonntag der nächste Trog zu uns gelangte. Die beiden jüngsten Läufe
zeigen dagegen einen langsam abziehenden ursprünglichen Trog und den neuen Trog,
dessen Progression über Frankreich zum Stocken kommt. In der erweiterten
Mittelfrist trennen sich dann auch die Prognosen der jüngsten beiden Läufe. Die
Hochdruckbrücke wird zwar auch beim gestrigen 12-UTC-Lauf gezeigt, ist aber
schwächer und brüchig.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis zum Freitag sind sich IFS, ICON, GFS, UKMO und GEM sehr ähnlich. Im weiteren
Verlauf bis Sonntag zeigen zumindest IFS, GFS und GEM noch ähnliche
Entwicklungen, wohingegen ICON den Freitagstrog nur sehr langsam abziehen lässt
und die nächste Front in der Nacht zum Sonntag noch nicht übergreifen kann.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen IFS, GFS und GEM alle die Hochdruckbrücke
nordwestlich unseres Landes. IFS zeigt aber über Deutschland und nordöstlich
unseres Landes (von wo der Wind weht) deutlich niedrigeres Potential und auch
niedrigeres Temperaturniveau als GEM und GFS.
Insgesamt ist aber IFS gut von GFS und GEM unterstützt und ICON scheint die
Außenseiterlösung zu bieten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Mittelfristzeitraum von Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00 UTC werden vom
IFS-EPS fünf Cluster gebildet. Sie unterscheiden sich – im für uns interessanten
Bereich – vor allem am Sonntag bezüglich der Lage des neuen heranschwenkenden
Troges. Dabei unterscheiden sich C1, C2 und C3 nicht allzu stark, sie
repräsentieren zusammen 36 Mitglieder und den Hauptlauf. C4 (9 Mitglieder incl.
Kontrolllauf) zeigt den Sonntagstrog deutlich schwächer. C5 (6 Mitglieder) lässt
diesen Trog gar nicht zu uns ziehen, dafür liegt noch der Vorgänger da, womit
Ähnlichkeit zu ICON besteht. Betrachtet man die Cluster für den Wochenbeginn, so
ergeben sich vier Szenarien. C1 und C3 (zusammen 30 Mitglieder, auch mit Haupt-
und Kontrolllauf) zeigen hohes Geopotential nördlich unseres Landes und damit
Hochdruck- bzw. Ostlagen. C4 (7 Mitglieder) zeigt den Übergang zu West
antizyklonal. Dagegen ist C2 (14 Mitglieder) West zyklonal (oder ähnlich)
aufgestellt.

Die Rauchfahnen sollen in der Mitte Deutschlands verglichen werden, über Erfurt:
Bei der Temperatur fällt bei IFS auf, dass diese in 850 hPa um -5°C pendelt mit
recht geringer Streuung. Zum Sonntag stellt sich dann ein leichter Anstieg ein,
dann nimmt die Streuung aber auch deutlich zu. In der neuen Woche gibt es sehr
milde bis sehr kalte Szenarien, wobei der Hauptlauf mit seinem sehr kalten
Szenario (bis -12°C) nur wenig Unterstützung des Ensembles findet. Das Potential
mäandriert stärker, den Trögen und Rücken folgend, zeigt aber, von tiefem Niveau
ausgehend, zum Ende eine Anstiegstendenz. Niederschläge werden fortlaufend
simuliert, aber meist nur leichte.
Sehr ähnlich präsentieren sich die GFS-Rauchfahnen. Lediglich hinten raus ist
beim GFS die Streuung geringer.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Ein Dauerregenereignis endet in der Mittelfrist im Laufe des Mittwochs. Von
Seiten der Ensembles, insbesondere von Cosmo-LEPS und ICON-EPS gibt es sehr
klare Signale für eine markante Dauerregenlage in fast allen der südlichen
Mittelgebirge und am westlichen Alpenrand.
Ein signifikantes – wenngleich für die Region nicht besonderes –
Schneefallereignis steht am Mittwoch noch an den Alpen an, wo mehr als 10 cm
wahrscheinlich sind. Ansonsten schneit es im Verlauf der Mittelfrist immer
wieder in den Mittelgebirgen, aber wohl in überschaubarem Rahmen.
Wind wird in der Mittelfrist immer wieder Thema. Cosmo-LEPS zeigt am Mittwoch im
Norden erhöhte Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen bis weit ins
Landesinnere. An der See sind durchaus ernstzunehmende Signale für schwere
Sturmböen zu finden. Am Freitag sind dann über weiten Landesteilen Signale für
stürmische Böen zu finden, vor allem in den Mittelgebirgen, über der Nordsee
auch für schwere Sturmböen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann