S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 31.12.2021 um 10.30 UTC

Stärker mäandrierende Westwetterlage mit südlicher Frontalzone: Wechselhaft und
nasskalt mit etwas Schnee am Mittwoch

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 07.01.2022

Im gesamten Mittelfristzeitraum bleibt ein starker troposphärischer Polarwirbel
vorherrschend. Von den Aleuten her wird dieser allerdings von einem Keil mit
Stoßrichtung Nordpol angegriffen. Dies hat zur Folge, dass sich ein Ast des
Polarwirbels über dem östlichen Kanada ausbreitet und im weiteren Verlauf die
Tiefdruckaktivität über den Atlantik weiter angefacht wird. Die zonal gerichtete
Strömung fängt nun etwas stärker an zu Mäandrieren. So geht die antizyklonale
Westlage in eine starker mäandrierenden zyklonale Westlage mit südlicher
Frontalzone über. Der außergewöhnlich warme Witterungsabschnitt geht somit
bereits zu Beginn der Mittelfrist zu Ende und geht in eine nasskalte und
unbeständige Witterungsphase über, bei der sich Kaltlufteinbrüche mit
Warmluftvorstößen abwechseln.

Bereits am Montag ist über Mitteleuropa eine zonale Strömung vorherrschend. Der
Jet verläuft dabei über Deutschland. Eine eingelagerte Frontalwelle nähert sich
von Frankreich und überquert in der Nacht zum Dienstag Deutschland ostwärts mit
viel Regen und teils stürmischen Böen.

Am Dienstag baut sich vorderseitig eines neuen Tiefs südlich von Grönland ein
Keil über dem Ostatlantik auf. Somit kann sich stromabwärts ein Kurzwellentrog
über Westeuropa amplifizieren, der rasch ostwärts vorstößt. Er erreicht in der
Nacht zum Mittwoch Deutschland. Dabei wird rückseitig eines Finnalndtiefs polare
Kaltluft über dem Nordmeer angezapft und Richtung Mitteleuropa gesteuert. Die
zugehörige Kaltfront stößt bis Mittwochfrüh bis zu den Alpen vor.

Am Mittwoch befindet sich Mitteleuropa bereits auf der Rückseite des
Kurzwellentroges in einer nordwestlichen Strömung im Einflussbereich maritimer
Polarluft. Die 850-hPa-Temperatur liegt bei etwa -8°C, sodass anfängliche
Schauer teils bis in tiefe Lagen als Schnee fallen. Von Westen rückt allerdings
bereits das nächste Bodenhoch nach und weitet seinen Einfluss auf Deutschland
aus.
In der Nacht zum Donnerstag breitet sich vorderseitig des neuen nachrückenden
Atlantiktroges der Höhenkeil über Deutschland aus. Dieser ist von massiver WLA
überlaufen, sodass die 850-hPa-Temperatur im Westen schnell wieder auf 0°C
ansteigt. Während der Süden im Bodendruckfeld antizyklonal beeinflusst wird,
gelangt der Norden in den Einflussbereich der Warmfront des zum Trog gehörenden
kräftigen Islandtiefs.

Am Donnerstag befindet sich Mitteleuropa unter dem Einfluss eines kräftigen
Höhenkeils. Bodennah herrscht eine zonale Strömung vor. Dabei befindet sich
Deutschland im weit geöffneten Warmsektor des Islandtiefs. Der Süden
Deutschlands ist weiterhin antizyklonal geprägt.

Bis Freitag zieht das Tief weiter nach Skandinavien. Rückseitig seiner Kaltfront
wird grönländische Polarluft herangeführt, sodass die 850-hpa-Temperatur wieder
auf -5°C sinkt. Rückseitig stößt der Trog mit Höhenkaltluft unter Verstärkung
seiner Amplitude nach Mitteleuropa vor. Die mit dem Trog verbunden Schauer
fallen bis in mittlere Lagen als Schnee.

Auch im weiteren Verlauf setzt sich diese stärker mäandrierende Westwetterlage
fort.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Grundzirkulation ist im Vergleich zu den Vorläufen im Wesentlichen gleich.
Der neue Lauf berechnet den Warmluftvorstoß am Donnerstag etwas schneller und
stärker mit weiter geöffneten Warmsektor und gleicht sich somit dem GFS an. In
den Ensembles befindet sich der Hauptlauf bezüglich Geopotenzial und Temperatur
eher am oberen Rand.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON sieht die Entwicklung ähnlich. Der Warmluftvorstoß wird hier am Donnerstag
sogar stärker gerechnet.
GFS bestätigt die Entwicklung aus den Vorläufen und lässt die Frontalwelle am
Montag in eine Shapiro-Keyser-Zyklone entwickeln, die in der Nacht zum Dienstag
über den Norden zieht. Damit wird ein Cold-Conveyor-Jet mit 60 kt auf 850-hPa
simuliert. Schwere Sturmböen über der nördlichen Mitte wären die Folge.
UKMO-EU sieht eine Randtiefentwicklung am Dienstag über Tschechien, das im Süden
(schwere) Sturmböen bringt. Die weitere Entwicklung ist dann wieder ähnlich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die ECMWF-Rauchfahnen sind bis Mittwoch recht stark gebündelt. Stärkere
Niederschlagssignale mit einer hohen Streuung zeigen sich am Montag und
Dienstag, was auf Unsicherheiten bezüglich der Zugbahn und Entwicklung der Welle
hinweist. Am Donnerstag zeigen nahezu alle Rechnungen eine Erwärmung mit
deutlich steigenden Geopotenzial. Dennoch gibt es eine größere Streuung
bezüglich der Temperatur. Ab Freitag wird ein allgemeiner Rückgang der
Temperatur und des Geopotenzials simuliert. Während die 850-hPa-Temperaturen in
Anbetracht des Vorhersagezeitrums relativ stark gebündelt sind, gibt es beim
Geopotenzial eine erhebliche Streuung. Offensichtlich ergeben sich größere
Phasenverschiebungen des Trog-Keil-Musters zwischen den einzelnen Läufen.
Dementsprechend werden für das nächste Wochenende ganze 5 Cluster angeboten, die
sich im Wesentlichen durch die Position der positiven Geopotenzialanomalie über
dem Atlantik und dem daraus folgenden Trog-Keil-Muster unterscheiden.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die stark mäandrierende Westwetterlage mit
Trog-Keil Muster und eher südlicher Frontalzone als gesichert gilt. Gesichert
ist auch der Kaltlufteinbruch am Mittwoch. Ob dieser auch Schnee in tiefen Lagen
bringt bleibt unsicher, denn durch den rasch nachrückenden Keil lassen die
Niederschläge in der Kaltluft schnell nach.
Ebenfalls unsicher bleiben die Niederschläge am Montag an der Welle. Die
GFS-Variante mit der SK-zyklone und dem Cold-Conveyor-Jet wird von den anderen
Modellen nicht gestützt und scheint deshalb wenig wahrscheinlich.

Ab Donnerstag nehmen die Unsicherheiten allgemein zu. Eine rasche Erwärmung
scheint als sehr wahrscheinlich. Wie stark diese wird bleibt unsicher. Auch die
Fortsetzung der unbeständigen und im Tiefland eher nasskalten Wetterlage scheint
im erweiterten mittelfristzeitraum als wahrscheinlichste Entwicklung.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die GFS-Variante mit der SK-Zyklone am Montag und dem Cold-Conveyor-Jet wird von
den anderen Modellen nicht gestützt. In den CDF-Funktionen für Windböen, sind
Einzellösungen mit Böen > 20 m/s die äußerste Ausnahme. Die Möglichkeit von
schweren Sturmböen im Tiefland sollten weiterhin in Betracht gezogen werden, sie
gelten aber als unwahrscheinlich.
Ansonsten muss den gesamten Vorhersagezeitraum mit zeitweiligen Sturmböen im
Bergland und an der Küste gerechnet werden.

Da die Position der Welle am Montag sehr unsicher ist, gibt es noch Optionen für
markanten Dauerregen, wenn das Niederschlagsgebiet ungünstig auf Staulagen
trifft. Diesbezüglich sollten allerdings die Lokalmodelle abgewartet werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-Hauptlauf, MOSMIX, ab Donnerstag ENS-Mittel

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold