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SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.12.2021 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage, meist trüb, gebietsweise sonnig, mild. Ab Montag
deutliche Abkühlung.
Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
Aktuell … liegt ein ungewöhnlich stark ausgeprägtes Hoch über den Britischen
Inseln. Das Geopotenzial erreicht beachtliche 585 gpdm auf 500 hPa. Demgegenüber
steht ein kräftiger Langwellentrog über Osteuropa. Deutschland befindet sich an
der Ostflanke des Hochs unter einer Absinkinversion auf 800 – 1200 m. Unterhalb
der Inversion ist mit nordwestlicher Strömung milde und feuchte Nordseeluft
eingeflossen, sodass sich an der Inversion eine kompakte Hochnebeldecke gebildet
hat. Diese ist im Lee des Harzes, im Thüringer Becken, im Lee des Thüringer
Waldes in Teilen Frankens, sowie in einem großen Gebiet vom südlichen
Rheinland-Pfalz über das Saarland bis zur Alb und am Alpenrand aufgelockert.
Allerdings werden die Wolkenlücken von Nordosten her teilweise schon wieder
„zugeschoben“. Vornehmlich in den südlichen aufgelockerten Bereichen kommt es in
der Nacht verbreitet zu Frost mit nur lokaler Glätte. Gebietsweise bildet sich
auch Nebel. In den bewölkten Gebieten bleibt es abgesehen von den östlichen
Mittelgebirgen frostfrei.
Die stürmischen Böen oberhalb der Inversion auf den Schwarzwaldgipfeln schwächen
sich nur wenig ab. Am Erzgebirge treten ebenfalls durch die Überströmung knapp
unterhalb der Inversion einzelne Windböen auf, die aber in der Nacht mit
Auskühlung des Böhmischen Beckens nachlassen sollten.
Samstag … schiebt das Hoch einen Keil Richtung Island und einen weiteren
Höhenkeil Richtung Baltikum, wobei Warmluft um das Hochzentrum herumgeholt wird
und auf 850 hPa die 5°C-Isoteherme von Nordwesten her den Norden Deutschlands
erreicht. Diese liegt aber über der Inversion. Ganz Deutschland verbleibt unter
dieser Absinkinversion, wobei sich im und nördlich des zentralen
Mittelgebirgsbereichs Hochnebel hält, aus dem auch etwas Sprühregen fallen kann.
Im Süden ist die Inversion nicht ganz so stark ausgeprägt und wird in vielen
Gebieten durchbrochen, sodass es dort gebietsweise sonnig wird. Die Temperaturen
sind ähnlich wie heute, mit leichter Erwärmung in den Mittelgebirgen.
In der Nacht zum Sonntag schiebt sich der Höhenkeil weiter nach Grönland,
gleichzeitig verstärkt sich ein Tiefdruckgebiet über Nord-Skandinavien und
Nordwestrussland. Dadurch nimmt der Gradient vom Nordmeer über Skandinavien bis
Norddeutschland deutlich zu. Gleichzeitig baut sich eine starke Frontalzone über
dem Süden Skandinaviens auf, in der auf 850 hPa 8°C warme Luft über Dänemark bis
zu -10°C über dem Nordmeer gegenüber steht. Diese Frontalzone verlagert sich
allmählich nach Südewesten. Von Dänemark über die Ostsee bis nach
Nordostdeutschland wird ein starker Low-Level-Jet von bis zu 55 kt auf 925 hPa,
die jedoch an einer massiven Absinkinversion auf ~950 hPa gebunden ist.
Unterhalb der Inversion werden 25 bis 35 kt simuliert. So muss an der Küste und
in Schleswig-Holstein im Binnenland mit stürmischen oder Sturmböen gerechnet
werden. Weiter landeinwärts treten starke Böen auf.
Ansonsten hält sich in der Nordhälfte vielerorts Hochnebel. Auflockerungen
werden bei stärker werdenden Gradient im Lee des Harzes und des Thüringer Waldes
simuliert. Im Süden ist es teils klar, teils neblig, bei leichtem Frost.
Sonntag … verlagert sich der Block in der Höhe kaum. Das Zentrum des Hochs
zieht ins Seegebiet zwischen Island und Schottland, während sich das
Osteuropatief südostwärts verlagert und sich dabei verstärkt. Zwischen diesen
Druckgebilden zieht ein sehr langgestreckter Trog mit einer nahezu zonalen Achse
über Skandinavien hinweg südwärts. Seine Vorderseite greift auf den Nordosten
Deutschlands über, während der Südwesten noch antizyklonal beeinflusst wird. Mit
einer nördlichen Strömung gelangt kühlere und trockenere Luft in den Nordosten
Deutschlands. Dadurch lockert die Wolkendecke zunehmend auf. Im zentralen
Mittelgebirgsraum stellt sich insbesondere am Erzgebirge später auch in den
Nordweststaulagen des Bayerischen Walds leichter Stau ein. Zudem wird die
feuchte Grundschicht durch den Trog gehoben. Da die feuchte Schicht die -10 °C
zunächst an ihrer Oberkante nicht erreicht, kann es im höheren Bergland zu
gefrierenden Sprühregen kommen, der erst gegen Abend in leichten Schnee übergeht
(1-2 cm Neuschnee). Im antizyklonal geprägten Südwest hält sich zur Mitte hin
dichter Hochnebel, während es am Alpenrand über die Alb bis in den Schwarzwald
größtenteils sonnig ist.
Der Gradient bleibt in der Nordosthälfte weiterhin recht kräftig. Allerdings
schwächt sich das Low-Level-Jetmaximum ab. Es reicht für einzelne starke Böen im
Binnenland, für stürmische Böen an der Küste und einzelne schwere Sturmböen auf
exponierten Berggipfeln.
In der Nacht zum Montag zieht die Trogachse über Deutschland. Die maritime
Arktikluft kommt weiter südwestwärts voran, wobei die 850-hPa-Temperatur auf -7
°C im Osten Deutschlands fällt. An der Luftmassengrenze selbst breitet sich
leichter, im Südosten örtlich auch gefrierender Sprühregen südwestwärts aus,
eher er von Nordwesten her in leichten Schnee übergeht. Rückseitig lockert es in
der trocknen Luft in der Nordosthälfte auf, wobei mit leichtem Frost zu rechnen
ist.
Montag … hat sich der Keil bis nach Grönland ausgeweitet. Das Zentrum des
Bodenhochs verschiebt sich bis über die Nordsee und behält seinen Einfluss auf
Mitteleuropa. Zwischen dem Hoch und in dem osteuropäischen Tief hat sich mit
nördlicher Strömung in ganz Deutschland trocknere Polarluft durchgesetzt
(850-hpa-Temperatur -3 – -8°C). Etwas Schneefall gibt es im Stau des
Erzgebirges, sowie an den Alpen. Sonst wird es unter Absinken weitestgehend
sonnig oder locker bewölkt, bei Höchstwerten zwischen 1 und 6 °C. Im Bergland
gibt es Dauerfrost.
In der Nacht wird der Nordosten vom Randbereich arktischer Kaltluft gestreift,
die über Osteuropa südwärts vorankommt, sodass die -10 °C Isoteherme auf 850 hPa
den Osten streift. Im Stau der Alpen, des Erzgebirges kann es noch leicht
schneien. Ebenfalls könnte es an der Ostsee zu Lake-Effekt-Schneefall kommen.
Ansonsten wird die Nacht meist klar oder locker bewölkt bei leichten bis mäßigen
Frost
Modellvergleich und -einschätzung
Die großräumige Lage wird von den Modellen ähnlich simuliert. Unterschiede gibt
es bei der Simulation der Grenzschichtprozesse, die Auswirkungen auf die
Verbreitung von Auflockerungen haben.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold