#DWD -> #SXEU31 #DWAV 271800 #SYNOPTISCHE UEBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag, den 27.11.2021 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.11.2021 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Leicht statische Troglage mit maritimer Polarluft. Ab Dienstag merklich
dynamischer.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … ist die Großwetterlage von einem umfangreichen LW-Trog geprägt, der
angefüllt mit hochreichender Polarluft vom Nordpolarmeer bis hinunter nach
Nordwestafrika reicht. Die Hauptachse des Troges liegt aktuell noch knapp
westlich von uns, schiebt sich aber langsam immer weiter nach Osten. Eingelagert
in den Trog sind verschiedene Drehzentren insbesondere am Boden, die sich teils
abschwächen oder gar auflösen, teils intensivieren und teils auch neu entstehen.
Für die nächtliche Entwicklung in Deutschland sind im Grunde zwei Wirbel von
Bedeutung, die beide der ANDREAS-Dynastie angehören (zur Erinnerung, ANDREAS ist
gestern als Sturmtief über die westliche Nordsee nach Süden gezogen, wo er über
Frankreich in den nächsten Stunden wohl seine Karriere beenden muss). Der eine
ist eine Neubildung über der westlichen Ostsee, den anderen gibt es schon über
dem Golf von Genua.
Beide Tiefs sorgen in der maritimen Polarluft (T850 um 5°C) gebietsweise für
meist leichte Niederschläge. Im Süden fällt vor allem am Alpenrand und später
auch in Südostbayern sowie im Schwarzwald Schnee, wobei die Mengen bis morgen
früh meist zwischen 1 und 5 cm, im Berchtesgadener Land lokal um 10 cm liegen.
Im Norden auf dem platten Land dominiert die flüssige Phase (Regen und
Nieselregen), vor allem nach Nordosten hin (zwischen Berlin und Vorpommern)
können aber auch mal Schneeflocken druntergemischt sein oder sogar nasser Schnee
fallen, ohne dass es dabei aber wirklich glatt wird. Zwischen den genannten
Gebieten im Norden und Süden befindet sich ein großes Areal mit leichtem
kompensatorischen Absinken. Entsprechend gering ist die Niederschlagsneigung,
was einzelne Regen-oder Schneeschauer aber nicht ausschließt. Gebietsweise
lockert die Wolkendecke sogar mal auf, so dass sich einige Nebelfelder bilden
können.
Mit Ausnahme des äußersten Nordens sowie punktuell an Rhein und Donau geht die
Temperatur in den leichten, im Bergland lokal mäßigen Frostbereich zurück. Dabei
kann es glatt werden, insbesondere durch gefrierende Nässe, im Bergland sowie im
Süden auch durch Schnee.
Sonntag … setzt sich die schwache Progression des LW-Troges fort. Am Tagesende
wird der gesamte Vorhersageraum überdeckt, wobei die Temperatur in allen
Höhensichten noch etwas zurückgeht. Um 24 UTC werden auf 850 hPa -4 (Norden) bis
-7°C (Süden), auf 500 hPa zwischen -32 (Osten) und -37°C (Westen) erwartet. Zu
den schon genannten Bodentiefs, die sich im Übrigen als Bewegungsmuffel
herausstellen und quasistationär bleiben, kommt nun noch ein weiterer
Protagonist in die Show. Die Rede ist von BENEDIKT, der sich – fast klassisch –
auf der Trogvordeseite aus den Ostalpen heraus löst und auf Vb-artiger Bahn nach
Norden zieht. Inzwischen herrscht modellübergreifende Einigkeit dahingehend,
dass die Passage so weit östlich erfolgt, um unseren Vorhersageraum von den
zugehörigen Niederschlägen weitgehend zu verschonen. Okay, der Alpenrand und
Südostbayern profitieren etwas von den Hebungsprozessen, indem es dort längere
Zeit schneit, ganz unten (untere Donau) regnet oder schneeregnet. Bis zum Abend
können dabei 1 bis 3, lokal um 5 cm, teils aber auch nur Schneematsch
zusammenkommen. Ab dem Nachmittag könnten dann auch noch das Zittauer Gebirge
sowie die Oberlausitz von etwas Schneefall oder Schneeregen angekratzt werden.
Ansonsten präsentiert sich der 1. Advent im deutschen Lande eher gemischt, heißt
neben dichten Wolken und einigen, tendenziell eher unergiebigen Schnee-,
Schneeregen- und Regenschauern (Schneefallgrenze 200-300 m) können ähnlich wie
heute auch ein paar Auflockerungen oder gar sonnige Fenster begrüßt werden. Die
Chancen dafür stehen im Osten und im Nordwesten am besten, wo es zudem
vielerorts trocken bleibt. Bei Tageshöchstwerten von 1 bis 5°C, im höheren
Bergland 0 bis -2°C spielt der Wind eine untergeordnete Rolle. Lediglich über
der Nordsee auf der Westflanke des o.e. Tiefs über der westlichen Ostsee frischt
der Nordwest- bis Nordwind soweit auf, dass auf den Ostfriesischen Inseln sowie
der dahinterliegenden Küstenlinie einige steife Böen 7 Bft auftreten. Allerdings
ist noch nicht sicher, dass der Windfetch so weit nach Osten ausgreift, dass
z.B. Wangerooge und das Wangerland sowie die Wesermündung betroffen sind.
In der Nacht zum Montag soll sich über der Nordsee ein neuer kleiner Wirbel
bilden, der den Dollart ansteuert und im Verbund mit dem schwächelnden Tief über
der westlichen Ostsee eine Art Tiefdruckrinne auf die Wetterkarte bringt. Die
Konvergenzachse soll am Morgen im Bereich der Ostsee- und der ostfriesischen
Nordseeküste liegen. Südlich davon wird mit schwacher westlicher Strömung
weiterhin maritime Polarluft eingesteuert, in der es zu einzelnen Schnee- oder
Schneeregen-, Richtung Küste eher Regenschauern kommt. Die apostrophierten
Mengen sind gering, lediglich im äußersten Süden und dort vor allem am Alpenrand
schneit es etwas intensiver und auch andauernder. Spitzenreiter könnte das
Allgäu werden, wo bis zu 10 cm, im Stau lokal vielleicht sogar 15 cm fallen
können. Ansonsten heißt es einmal mehr leichten Frost (Ausnahmen Teile
Norddeutschlands sowie lokal im Rheintal), Glätte durch gefrierende Nässe oder
Schnee inklusive.
Montag … gelangt Deutschland mehr und mehr unter den westlichen Teil des
weiterhin langsam ostwärts schwenkenden Höhentroges. Entsprechend stellt sich
eine nördliche Höhenströmung ein, die zunächst aber noch schwach ausgeprägt ist.
Zwischen dem über Belarus langsam nord-nordostwärts ziehenden „Vb-Tief“ und
hohem Luftdruck über dem Ostatlantik (von dem aus sich ein schwacher Keil bis zu
den Alpen vorschiebt) wird mit schwachen bis mäßigen westlichen Winden (nur im
Norden Wind um Nord) weiterhin maritime Polarluft herangeführt (T850 -4 bis
-8°C). Gebietsweise fällt Schnee oder Schneeregen (Schneefallgrenze je nach
Intensität zwischen 200 und 400 m), wobei aber lediglich in den Mittelgebirgen
ein paar wenige Zentimeter Neuschnee dazukommen. Bis zu 5 cm, im Allgäu auch 10
cm sind die Erwartungswerte an den Alpen. Auflockerungen und längere trockene
Phasen dagegen im Norden des Landes. Mit Ausnahme einiger exponierter Hochlagen
bleibt der Wind zumindest tagsüber wahrscheinlich unterhalb der Warnschwellen.
Temperaturmäßig tut sich nicht viel gegenüber dem Vortag, auch wenn es im Rhein-
und im Emsland punktuell für 6°C reicht.
In der Nacht zum Dienstag steigt der Luftdruck im Süden und Südwesten stetig an,
während er im Norden spätestens in der zweiten Nachthälfte schon wieder fällt.
Ursache ist ein sich entwickelndes Wellentief, das vom Seegebiet nördlich
Schottlands zum Skagerrak zieht. Das Ergebnis ist eine Gradient- respektive
Windzunahme aus Südwest, die sich vor allem an der Nordsee (7-8 Bft, offene See
9 Bft) sowie in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen sowie im
Alpenvorland (7-8 Bft) bemerkbar macht.
Darüber hinaus kommt es vornehmlich in der Südhälfte zu leichten, in einigen
Staulagen (Schwarzwald und Allgäu ganz oben auf der Bestsellerliste) mäßigen
Schneefällen. Im Hochschwarzwald und im höheren Allgäu wären 15, lokal
vielleicht 20 cm keine Überraschung. Sonst liegen die avisierten Mengen meist
bei maximal 5 cm. Im Laufe der zweiten Nachthälfte beginnt es im Nordwesten im
Vorfeld der Warmfront des Wellentiefs zu regnen, was angesichts positiver
Temperaturen unkritisch ist im Hinblick auf mögliche Glätte. Ansonsten geht die
Temperatur aber vielerorts auf 0°C oder in den leichten Frostbereich zurück.
Dienstag … verschwindet der Höhentrog endgültig aus dem Vorhersageraum.
Dahinter baut sich eine flotte, leicht antizyklonal konturierte nordwestliche
Höhenströmung auf. Allerdings sollte man sich nicht täuschen lassen, denn das
Wetter ist alles andere als antizyklonal geprägt. Im Gegenteil, so mancher wird
am letzten Novembertag wohl Attribute wie „lausig“, „gräußlich“ oder einfach nur
„Sch…wetter ins Spiel bringen, was verschiedene Gründe hat. Zum einen bringt die
Höhenströmung massiv WLA ins Spiel, die synoptisch-skalige Hebung generiert. Die
Folge sind eine weitgehend geschlossene Wolkendecke sowie stratiforme und teils
erkleckliche Niederschläge, die sich zügig von Nordwest nach Südost ausbreiten.
In der Mitte und im Osten fällt anfangs bis in tiefe Lagen Schnee, bevor die
Schneefallgrenze mit Zufuhr milder Atlantikluft (Anstieg T850 bis +3°C im
Westen) deutlich steigt. In den westlichen und teils auch in den zentralen
Mittelgebirgen geht der Schnee bis ganz oben in Regen über, während im Süden die
Schneefallgrenze deutlich langsamer steigt. Die Mittelgebirge im Süden und Osten
bekommen z.T. eine ordentliche Hucke Neuschnee ab, wobei punktuell locker mal
bis zu 20 cm, vereinzelt auch noch etwas mehr möglich sind. Darüber hinaus
kommen in den höchsten Lagen Verwehungen, womit wir beim zweiten Grund für die
mögliche Minderbewertung des Tages (Vollwetterfans werden das naturgemäß anders
sehen) sind.
So zieht im Tagesverlauf das o.e. Wellentief via Skagerrak ostwärts, wobei noch
nicht final sicher ist, wie stark es sich tatsächlich vertieft. Auf alle Fälle
zieht der Gradient auf der Südflanke noch weiter an, was uns verbreitet mäßigen
bis frischen, in Böen starken bis stürmischen Südwest- bis Westwind bringt. Am
meisten zur Sache geht´s auf den Bergen, wo z.T. schwere Sturmböen oder sogar
orkanartige Böen am Start sind. Im Westen und Nordwesten steigt die Temperatur
auf 6 bis 9°C, sonst stehen 1 bis 6°C, im höheren Bergland um 0°C auf der Karte.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle sind sich im Großen und Ganzen einig. Erst nasskalte, im Bergland
auch winterliche, insgesamt aber undynamische Troglage. Am Dienstag (und noch
besser vielleicht am Mittwoch) dann ordentlich Schmackes in der Atmosphäre.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann