S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.11.2021 um 10.30 UTC

Am Wochenende im Bergland Schneefälle. Danach zögernd wieder etwas milder.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 01.12.2021

Die 00z Daten des europäischen Modells lagen zum Zeitpunkt dieses Berichts
zunächst nicht vor. Die beschriebene Entwicklung fußt auf den 12z IFS Daten und
den 00z Daten von ICON und GFS.

Am Samstag stößt infolge starker Kaltluftadvektion ein markanter Trog ausgehend
vom Nordmeer über die Nordsee nach Süden vor und schwenkt langsam auch zu uns
herein. Das zugehörige Bodentiefdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt von der
Nordsee Richtung Benelux und schwächt sich langsam ab. Dabei gelangt kalte,
instabil geschichtete Meeresluft polaren Ursprungs (bis -5°C in 850 hPa, -35°C
in 500 hPa) nach West- und Nordwestdeutschland, in der die Niederschläge vor
allem im Bergland bis in tiefe Lagen teilweise als Schnee fallen. Der Südosten
liegt zunächst noch im Übergangsbereich zu etwas milderen Luftmassen. Der
stärkste Gradient wird an der Westflanke des Tiefs über West- und Nordwesteuropa
simuliert, bei uns sollte die Windentwicklung sehr überschaubar bleiben.
Am Sonntag amplifiziert sich der Trog und verkürzt seine Wellenlänge, wobei er
gleichzeitig mit seiner Achse langsam über Deutschland nach Osten wandert.
Ausgehend von einem Tief über Italien erstreckt sich eine Rinne ins östliche
Mitteleuropa, was bei uns zu einer schwachen nördlichen Windkomponente bodennah
führt. In der dann landesweit dominierenden kalten Meeresluft (um -6°C in 850
hPa) kommt es gebietsweise zu schauerartigen Niederschlägen, die im Bergland
fast durchweg, in tiefen Lagen teilweise, am ehesten nachts und morgens, als
Schnee fallen können. Die Niederschlagsschwerpunkte sind noch sehr unsicher.
Nachts gibt es leichten, vereinzelt mäßigen Frost. Die Höchstwerte liegen
tagsüber im niedrigen einstelligen Bereich, im höheren Bergland bleibt es bei
leichtem Frost.
Am Montag beginnt sich die Frontalzone über dem Nordatlantik neu zu
organisieren. An deren Südflanke weitet sich hohes Geopotential über
Nordwesteuropa nach Südosten aus und drängt den Trog über Mitteleuropa langsam
nach Osten. Die kalte Meeresluft polaren Ursprungs ist aber zunächst weiter
wetterbestimmend. Auch wenn sich vor allem das Bodendruckfeld antizyklonaler
gestaltet, geht das nasskalte, im Bergland teilweise winterliche Wetter weiter.
Die Temperatur ändert sich kaum.
Am Dienstag sinken über Nord- vor allem aber über Nordwesteuropa Geopotential
und Bodenluftdruck, während sich ausgehend vom Azorenhoch ein Keil zu den Alpen
vorschiebt. Die Strömung dreht somit auf westliche Richtungen und mit
Tiefausläufern wird schubweise mildere Meeresluft herangeführt. Die beginnende
(moderate) Gradientverschärfung macht sich in teils stürmischen Böen an den
Küsten und im höheren Bergland bemerkbar.
Am Mittwoch kann ein kräftigeres Tief über Sudskandinavien nach Osten ziehen und
zu einer weiteren Gradientverschärfung führen, ohne dass eine wirklich markante
Sturmlage ansteht. Trotz der Zufuhr subpolarer Meeresluft, dürfte die gute
Durchmischung zu einem weiteren leichten Temperaturanstieg führen. Die
Schneefallgrenze steigt bis in höhere Mittelgebirgslagen.

Auch darüber hinaus sieht es nach einer zyklonalen West- bis Nordwestlage aus.
Hier bestünde zumindest das Potential einer Sturmentwicklung, auch wenn das in
den aktuellen Lösungen noch nicht auftaucht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten Läufe ist recht gut. Unterschiede sind vor allem bei
den kurzen Wellen zu finden. Sowohl die anfängliche Troglage, als auch die dann
mehr auf West drehende Strömung und die Milderung werden übereinstimmend
simuliert. Insgesamt ist das Wetter der letzten November- und ersten
Dezembertage stark zyklonal geprägt.

Die Daten des 00z Laufs waren verspätet, sind Verlauf des Schreibens dieses
Bulletins aber eingetroffen.
Die 00z Daten bestätigen die bis dato getroffenen Aussagen, auch der neue Lauf
weicht nur moderat von seinen Vorgängern ab, sodass an der beschriebenen
Entwicklung nicht gerüttelt werden muss.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen globalen Modelle (vor allem ICON und GFS) sind schon in den ersten
Abschnitt mit eingeflossen. Das konnten sie aus gutem Grund auch, da die
Modellunterschiede eher gering sind und vor allem die groben Strukturen gut
übereinstimmen. Die Details bleiben unsicher, wie auch für den Niederschlag am
Sonntag schon anklang. GFS hat dann den meisten Niederschlag im Osten, IFS 12z
im Norden und ICON im Südwesten auf der Karte. Hier ist also viel Spielraum für
eine Annäherung vorhanden.

Wenn es „gut/dumm“ läuft mit dem Timing von Auflockerungen und Niederschlägen,
sind auch in tiefen Lagen oder im Flachland nachts und in den Früh- und
Vormittagsstunden winterliche Überraschungen zumindest nicht ausgeschlossen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die Aussagen der ungestörten Läufe.
Die Kurven verlaufen bis Montag enggebündelt, auf niedrigem Niveau und mit
Haupt- und Kontrolllauf nahe am Median. Danach geht es tendenziell wieder
aufwärts, aber mit zunehmender Streuung, wobei diese nicht über ein für die
Mittelfrist übliches Maß hinausgeht.
Die Clusterung liefert für den Zeitraum bis +168h 3 Cluster, die alle den
Übergang von der Troglage in eine nordwestliche, dann westliche Strömung zeigen,
wobei die positive Geopotentialanomalie über dem Atlantik erhalten bleibt.

In der erweiterten Mittelfrist deutet Cluster 1 (20 Member) eine Kräftigung des
Rückens an und zeigt eine sich regenerierende Troglage über den zentralen Teilen
des Kontinents. Cluster 2 und 3 (zusammen 31 Member) lasen in jeweils etwas
anderer Konfiguration die zyklonale West- bis Nordwestlage andauern.
Die GFS Ensembles sehen zunächst ähnlich den IFS Ensembles aus, tendierendem zum
Ende zu einer erneuten Troglage (wie Cluster 1 der Europäer).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Verlauf des kommenden Wochenendes und am Montag sind vor allem im Südosten
und über der östlichen Mitte etwas kräftigere Niederschläge möglich, die im
Bergland überwiegend als Schnee fallen. Hier sind dann auch markante Schneefälle
mit Neuschnee von mehr als 10 cm in 12h/ bzw. 15 cm in 24h möglich. Für tiefe
Lagen dürfte es, so denn überhaupt Schnee fällt, bei geringen Mengen oder
Schneematsch bleiben. EFI zeigt keine Signale, die Ensembles nur schwache
Hinweise auf etwas mehr Niederschlag.
Ab Dienstag geht der Focus mit der auf West/Nordwest drehenden Strömung vom
Niederschlag/Schnee hin zum Wind. Vor allem an der See und im Bergland sind dann
stürmische Böen oder Sturmböen möglich. Eine markante Sturmlage deutet sich
bislang nicht an.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS EPS) Mos Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner