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SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.11.2021 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Ab Donnerstag Umstellung auf Troglage; vor allem im Nordseeumfeld, aber auch auf
einigen Berggipfeln zeitweise stürmische Böen, am Freitag über der Nordsee teils
schwere Sturmböen. Nasskalt, im Bergland v.a. in der Nacht zum Samstag „ein
Hauch von Winter“.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
Aktuell … kommt tatsächlich mal etwas Bewegung in die „lahme“ Wetterküche, die
uns quasi den gesamten bisherigen November mehr oder weniger ereignis- und dazu
auch noch sonnenscheinarmes „Usselwetter“ beschert hat.
Der „große Wurf“ in irgendeine Richtung – z.B. Winter – ist es aber nicht, dazu
gleich mehr.
Zunächst zur Ausgangslage: Diese ist nämlich nach wie vor geprägt von einem
breit angelegten, aber nur noch flachen Rücken, der sich allerdings bereits in
der kommenden Nacht unter weiterem Konturverlust mehr und mehr nach Ost- bzw.
Südosteuropa zurückzieht. Im Bodenfeld stützt der Rücken anfangs noch eine
ebenfalls flache Hochdruckbrücke, die sich mit ihrer zonal ausgerichteten
Divergenzachse über die Mitte Deutschlands hinweg bis nach Osteuropa erstreckt
und dort in ein recht kräftiges Hochdruckgebiet mündet, das seinen Schwerpunkt
bis Donnerstagfrüh allmählich Richtung Kaukasus verlagert.
Im Laufe der Nacht gelangt das Vorhersagegebiet dann aber zunehmend auf die
Vorderseite eines Höhentroges, der sich vom Nordmeer bis zu den Britischen
Inseln erstreckt, südostwärts vorankommt und im Laufe der Nacht mit seiner Achse
auf die Nordsee übergreift. Dessen Südspitze tropft allerdings unmittelbar
nordwestlich der Iberischen Halbinsel ab und bildet dann mit dem inzwischen fast
quasistationären Höhentief vor der katalonischen Küste einen Dipol. Aufgrund
dieses Prozesses verliert aber auch das Trogresiduum über der Nordsee an Kontur
und Wetterwirksamkeit.
Immerhin korrespondiert es aber zunehmend mit der Kaltfront eines von der
Norwegischen See bis Donnerstagfrüh nach Südfinnland ziehenden und sich im Lee
des Norwegischen Küstengebirges noch etwas vertiefenden Tiefdruckgebietes und
liefert ihr – auf dessen Vorderseite gelegen – noch ein wenig dynamischen
Hebungsantrieb aufgrund von PVA, der aber von KLA teilkompensiert wird. Im Laufe
der Frühstunden greift die Kaltfront mit schauerartigen Regenfällen leichter
Intensität auf die Deutsche Bucht über. Dazu frischt der Wind – präfrontal aus
Südwest bis West, postfrontal aus Nordwest – über der Deutschen Bucht mit
allmählich beginnender Gradientverschärfung etwas auf, erreicht aber (noch)
keine Warnrelevanz.
Im übrigen Land bleibt trotz Druckfalls noch ruhiges, antizyklonal geprägtes
Spätherbstwetter. Dabei befindet sich eine ausgeprägte Inversion etwa zwischen
850 und 920 hPa, unterhalb derer sich vor allem nördlich der Divergenzachse der
Hochdruckbrücke feuchte, wolkenreiche Luft breitgemacht hat, aus der es in der
Norddeutschen Tiefebene sowie im Osten hier und da auch etwas nieseln kann.
Diese wird allerdings mit Drehung des 850 hPa-Windes mehr auf südwestliche bis
südliche Richtungen nach Norden abgedrängt, so dass die Wolkendecke auch in den
mittleren Landesteilen – wie bereits im Süden außerhalb beständiger
Hochnebelfelder – auflockert. Somit gibt es, außer im Norden und Nordosten, bei
zumindest vorübergehend geringer Bewölkung, an der Donau und im Alpenvorland
auch unter der dichten Hochnebeldecke, wo es gebietsweise Dauerfrost gegeben
hat, verbreitet leichten, in ungünstigen (Senken- und Mulden)lagen auch mäßigen
Frost. Glätte spielt eher eine untergeordnete Rolle, dennoch kann stellenweise
Reifbildung, vor allem auf Brücken und an Waldesrändern, sowie überfrorene Nässe
bzw. gefrierendes Nieseln (am ehesten wohl im Osten und in der nördlichen Mitte,
wo es aus den dichten Wolken durch schwache Hebungsprozesse vorderseitig eines
flachen, lediglich niedertroposphärisch auszumachenden Troganteils vor dem
Auflockern noch etwas herausnieseln kann) nicht ausgeschlossen werden.
Allerdings dürften sich wieder mancherorts Nebel- bzw. Hochnebelfelder bilden
bzw. bereits vorhandene ausweiten. Ob es aber so verbreitet zu Nebel/Hochnebel
kommt, wie es ICON-D2 und auch EURO4 in ihren aktuellen Prognosen suggerieren,
sei mal dahingestellt. Nichtsdestotrotz werden auch in der kommenden Nacht auf
der Warnkarte wieder so einige Nebelwarnungen auftauchen.
Donnerstag … greift der Höhentrog im Tagesverlauf auf Nordwestdeutschland über
und kommt unter weiterem Konturverlust mit seinem Nordteil rasch, mit seinem
Südteil dagegen zögernd ostsüdostwärts voran. Der dynamische Hebungsantrieb
schwächt sich eher noch ab, so dass die Niederschläge entlang der
trogvorderseitig bis zum Abend etwa zu einer Linie Mosel-zentraler
Mittelgebirgsraum-Uckermark vorankommenden Kaltfront nicht weiter erwähnenswert
sind. Postfrontal können sich vor allem an den Küsten und etwas landeinwärts
noch einzelne kurze Schauer entwickeln, wobei die Labilitätsfläche auch dort
kaum höher als 700 bis 650 hPa reicht.
Gekoppelt an die Achse des Höhentroges überquert auch im Bodenfeld ein von einem
kleinräumigen, sich im Lee des Norwegischen Gebirges über dem Skagerrak etwas
verstärkenden und bis zum Abend zur westlichen Ostsee ziehenden Tiefdruckgebiet
ausgehender Trog die Nordsee und erreicht am späten Nachmittag bzw. Abend
Nordwestdeutschland. Dabei verschärft sich vor allem über der Deutschen Bucht
mit Winddrehung auf Nordwest der Gradient und es gibt dort verbreitet steife,
auf den vorgelagerten Inseln auch einzelne stürmische Böen (Bft 7 bis 8).
Entlang der noch vorderseitig gelegenen Ostseeküste frischt der Wind aus Südwest
auf, aufgrund der überwiegend ablandigen Komponente reicht es aber wohl
lediglich an exponierteren Küstenabschnitten für steife, auf dem Darß, Hiddensee
und Rügen vielleicht auch für vereinzelte stürmische Böen.
Im Süden und Südosten ändert sich dagegen nur relativ wenig am ruhigen
Spätherbstwetter. Allerdings tun sich die Nebel- und Hochnebelfelder dort im
Einflussbereich der immer noch über Süddeutschland auszumachenden äußerst
flachen Hochdruckbrücke wohl noch schwerer als am Vortag aufzugehen, so dass
sich die Sonne nur gebietsweise durchsetzt, am ehesten in höheren Lagen. Zudem
nimmt auch das Höhentief über dem westlichen Mittelmeerraum ein klein wenig an
Fahrt auf und wandert zögernd Richtung Löwengolf. An dessen Nordflanke kommt
mitteltroposphärisch auch über Süddeutschland schwache WLA in Gang, so dass hohe
und mittelhohe Wolkenfelder aufziehen. Es bleibt aber noch trocken.
An den Höchsttemperaturen ändert sich nur wenig. Nach wie vor gelangt auch
postfrontal von Nordwesten her relativ milde Meeresluft nach Nord- und
Nordwestdeutschland, so dass dort mit 5 bis 9 Grad die höchsten Werte auftreten
sollten und die Kaltfront eher als Höhenkaltfront analysiert wird (denn in 850
hPa kühlt es tatsächlich auf etwa -3 Grad ab). Auch an den Alpen sowie in
einigen Mittelgebirgen können ähnliche Temperaturen erreicht werden. Ansonsten
bleibt es mit 1 bis 5 Grad etwas kühler, an der Donau und im Alpenvorland gibt
es bei beständigem Nebel/Hochnebel örtlich Dauerfrost.
In der Nacht zum Freitag greift die (Höhen)kaltfront auf Süddeutschland über,
löst sich aber auf und bringt keine nennenswerten Niederschläge, lediglich an
den Küsten und ganz im Nordwesten gibt es vereinzelte, in der zweiten
Nachthälfte mit Durchschwenken eines weiteren kurzwelligen Troganteils und
entsprechend zunehmender Labilisierung im Nordseeumfeld eventuell auch etwas
häufigere, aber nur leichte Schauer. In Süddeutschland wird gebietsweise die
Hochnebeldecke etwas angehoben und es kann örtlich etwas (gefrierenden)
Nieselregen geben. Insgesamt kühlt es bei weiterem Geopotenzialverlust in 850
hPa bis Freitagfrüh über dem Vorhersagegebiet, also auch im Süden, auf Werte
zwischen -3 und -6 Grad ab.
Der Bodentrog schwenkt ebenfalls rasch ostwärts, der Gradient fächert auf dessen
Rückseite zögernd auf, so dass der Wind auch an den Küsten wieder nachlässt und
in der zweiten Nachthälfte wohl nicht mehr warnrelevant ist.
Derweil kommt das Höhentief über dem westlichen Mittelmeer noch etwas nach
Osten, bis zum Ligurischen Meer, voran, wodurch dort auch im Bodenfeld eine
Zyklogenese induziert wird. An dessen Nordflanke verdichten sich die hohen und
mittelhohen Wolkenfelder über Süddeutschland weiter und es stellt sich über dem
an der Südflanke der immer noch auszumachenden flachen Hochdruckbrücke gelegenen
Alpenrand eine schwache Gegenstromlage ein. Die Folge sind dort im Laufe der
zweiten Nachthälfte bzw. in den Frühstunden einsetzende leichte Niederschläge,
die vielleicht noch ins Alpenvorland ausgreifen können und wohl überwiegend als
Schnee fallen dürften. Für eine nennenswerte Schneedecke sind die Mengen aber
wohl zu gering und vor allem an den Alpen auch die Böden zu warm.
Wolkenlücken gibt es nur wenige, am ehesten vielleicht im Norden und
gebietsweise in der südlichen und östlichen Mitte. Trotzdem reicht es vor allem
in der Mitte und im Süden (dort gab es ja unter dem Hochnebel sogar gebietsweise
Dauerfrost) vielerorts erneut leichten Frost und stellenweise auch Glätte.
Freitag … zieht der kurzwellige Troganteil über Norddeutschland rasch ostwärts
ab, gefolgt von einem ebenfalls kurzwelligen Höhenrücken. Vom Nordmeer her kommt
es derweil zu einem markanten Kaltluftvorstoß über Westeuropa, wodurch der
Höhentrog über der westlichen Nordsee regeneriert wird und Deutschland am
Nachmittag auf dessen Vorderseite unter eine südwestliche Höhenströmung gerät.
Im Zuge dieser Entwicklung kann sich auch ein Bodentief, das sich in den
Frühstunden über der nördlichen Nordsee befindet, noch etwas vertiefen (auf etwa
975 hPa), wobei es kaum Verlagerungstendenz aufweist, sich aber ein kräftiger
Bodentrog knapp westlich der Deutschen Bucht bis zum Ärmelkanal ausweitet. Auf
dessen Vorderseite kommt es zunächst über der Nordsee, mittags und nachmittags
dann aber auch im Westen Deutschlands zu einer markanten Gradientverschärfung.
ICON-EU simuliert trotz ablandiger Windkomponente über der Nordsee verbreitet
stürmische Böen und Sturmböen (Bft 8 bis 9), auf offener See am späten
Nachmittag sogar vorübergehend schwere Sturmböen (Bft 10) aus südlichen
Richtungen. In den Kammlagen der westlichen Mittelgebirge sowie auf dem Brocken
kann es ebenfalls stürmische Böen geben, ob es in den Niederungen West- und
Nordwestdeutschlands aber aufgrund der stabilen Schichtung für steife Böen (Bft
7) reicht, ist noch fraglich, In den Leelagen der Mittelgebirge ist das aber
durchaus in Betracht zu ziehen. Die Windentwicklung ist aber im Detail noch mit
größeren Unsicherheiten verbunden, da sowohl der aktuelle GFS-Lauf, vor allem
aber der IFS- Lauf von 00 UTC diese schwächer auf der Agenda hat und im Mittel
um etwa 1,5 Bft geringere Windstärken (also auch über der Nordsee nur Bft 7 bis
8, auf Helgoland vielleicht Bft 9) simuliert.
Im übrigen Land spielt der Wind bei einem nur schwachen Gradienten keine
nennenswerte Rolle, zumindest nicht warntechnisch. Allerdings kann er vor allem
in den Leegebieten von Thüringer Wald und Erzgebirge für größere Wolkenlücken
und etwas Sonnenschein sorgen, vielleicht auch noch weiter nördlich, bis rauf
zur Ostsee.
Ansonsten bleibt es oft stark bewölkt bis bedeckt, gebietsweise auch trüb durch
Nebel oder Hochnebel. Im Westen und Nordwesten kann es mit Annäherung des
Bodentroges hier und da etwas regnen. Im Süden dauern dagegen die
Aufgleitvorgänge an der Nordflanke des sich allerdings etwas abschwächenden
Tiefdruckkomplexes über Norditalien und zunehmend auch über dem nördlichen
Balkan an und vor allem an den Alpen sowie im Alpenvorland bis hinauf zur Donau
fällt etwas Schnee, wobei der Schnee unterhalb von etwa 400 bis 600 m wieder
zunehmend in Regen übergeht und zum Abend hin auch nachlässt. Mengenmäßig kommen
allerdings auch in höheren Lagen maximal wenige Zentimeter zusammen.
Bei ähnlichen 850 hPa-Temperaturen wie am Vortag ändert sich an den Höchstwerten
im Süden und in der Mitte des Landes gegenüber dem Vortag nur wenig (0 bis 5
Grad). Im Norden fehlt dagegen die auflandige Windkomponente, somit bleibt es
dort etwas kühler (etwa 3 bis 7 Grad).
In der Nacht zum Samstag weitet sich der Höhentrog über Westeuropa nach Süden
aus, beginnt über der südlichen Nordsee abzutropfen und kommt auch ein wenig
nach Osten voran, erfasst somit auch den Westen und Nordwesten des
Vorhersagegebietes.
Das zugehörige Bodentief verlagert seinen Kern ins Seegebiet unmittelbar
westlich der Deutschen Bucht, wo es nach Lesart des ICON-EU morgens mit einem
Kerndruck von knapp unter 980 hPa aufschlägt. GFS simuliert es dagegen als
mehrkernige Tiefdruckzone, die ebenfalls knapp westlich der Deutschen Bucht
südsüdwestwärts bis zur Normandie reicht.
So oder so – während der Gradient über der Nordsee auffächert und es dort auch
nach ICON-EU im Laufe der Nacht nur noch für Böen Bft 7 bis 8 aus südlichen
Richtungen reicht, verschärft er sich im Rest des Landes. In den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge (mit Ausnahme wohl der ostbayerischen, aber auch
der Alpen) gibt es stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln eventuell auch
Sturmböen aus Süd bis Südost, in einigen Leelagen bis in tiefe Lagen eventuell
einzelne steife Böen, ansonsten sollte der Wind aber warntechnisch keine Rolle
spielen.
Mit Übergreifen des Troges setzen im Nordwesten und Westen Deutschlands
schauerartige Niederschläge ein und kommen bis Samstagfrüh allmählich in die
mittleren Landesteile voran, wobei GFS und ICON-EU in den Staulagen der
westlichen Mittelgebirge bis Samstagfrüh gebietsweise 10 bis 15 l/qm in 12
Stunden simulieren. Interessant sind diese Mengen vor allem deshalb, da mit
Advektion auch niedertroposphärisch kälterer Luftmassen (etwa -4 Grad in 850
hPa) und auch aufgrund der Niederschlagsabkühlung die Schneefallgrenze beginnt
abzusinken. Somit kommen wohl oberhalb von etwa 300 bis 400 m einige Zentimeter
Neuschnee zusammen, ICON-EU deutet in einigen Staulagen auch markante Mengen von
über 5 cm in wenigen Stunden bzw. exponiert auch um 10 cm in 6 bis 10 Stunden
an, wobei die Niederschläge im Laufe der zweiten Nachthälfte mit Ostverlagerung
an Intensität einbüßen. GFS hat ähnliche Mengen auf der Agenda, IFS etwas
geringere. Wie eingangs erwähnt – ein Hauch von Winter, zumindest im Bergland.
In tieferen Lagen reicht es, wenn überhaupt, nach aktuellem Modellstand wohl nur
für nasse Schneeflocken, wenn überhaupt, aber wohl kaum für glatte Straßen.
Allerdings kann es im Bereich der höhenkältesten Luftmasse (immerhin um -35 Grad
in 500 hPa) über dem Westen des Landes eventuell auch mal ein kurzes
Graupelgewitter geben und somit für vorübergehend glatte Straßen auch in tiefen
Lagen reichen.
Im Osten und Süden des Landes bleibt es dagegen noch meist trocken, auch die
letzten Niederschläge in Alpennähe klingen im Laufe der Nacht ab. Hier und da
lockern die Wolken auch mal auf, dann kann sich Nebel bilden.
In den Niederungen West- und Norddeutschlands bleibt es überwiegend frostfrei,
sonst gibt es gebietsweise, im Südosten verbreitet leichten Frost und
stellenweise auch Glätte.
Samstag … weitet sich der Höhentrog sowohl weiter nach Süden – bis ins
westliche Mittelmeer – als auch nach Osten, also weiter ins Vorhersagegebiet
aus. Das zugehörige Höhentief „kringelt“ sich über der südlichen Nordsee, knapp
westlich der Deutschen Bucht, ein, das Bodentief ebenfalls, wobei es sich nach
Lesart des ICON-EU sogar vorübergehend noch einmal deutlich verstärken kann.
Zwar zeigen alle vorliegenden Modelle eine ähnliche Entwicklung, im Detail gibt
es aber Unterschiede, die großen Einfluss auf die simulierte Windentwicklung
speziell über der Nordsee haben. ICON-EU von 12 UTC hat dabei eine
„Extremvariante“ auf der Agenda mit einer erheblichen Gradientverschärfung an
der Ostflanke des Tiefs und somit wieder stark auffrischendem Süd- bis
Südostwind über der Deutschen Bucht, wobei in den Nachmittagsstunden erneut Bft
8 bis 9, über der offenen See Bft 10 und auf Helgoland sogar kurzzeitig Bft 11
simuliert werden. Im Binnenland spielt der Wind dagegen warntechnisch kaum mehr
eine Rolle, lediglich auf einigen Gipfeln (Schwarzwald, Brocken) gibt es noch
stürmische Böen bzw. Sturmböen, in Leelagen vereinzelt steife Böen.
GFS und auch der 00 UTC-Lauf des IFS haben die Windentwicklung dagegen auch über
der Nordsee deutlich schwächer auf der Agenda. Nach beiden Modellen befinden
sich sowohl Höhen, als auch das deutlich schwächere Bodentief etwas weiter
südlich und über der Nordsee stellt sich eine relativ gradientschwache
Südostströmung ein, die kaum warnrelevante Böen zu produzieren vermag.
Mit dem Trog kommen auch die schauerartigen Niederschläge weiter nach Osten
voran, fallen aber nicht mehr allzu ergiebig aus, auch in den Weststaulagen
einiger Mittelgebirge sowie am Alpenrand (am ehesten in den klassischen
Weststaulagen des Oberallgäus) kommen maximal nur wenige mm zusammen. Diese
fallen etwa oberhalb von 300 bis 500 m als Schnee, wobei der Neuschneezuwachs
kaum mehr warnrelevant sein dürfte. Etwas kräftigere Niederschläge gibt es am
ehesten in der Peripherie des Bodentiefs, nach ICON-EU also auch über der
Deutschen Bucht und im Bereich der Ostfriesischen Inseln. Vor allem im Westen
und Norden ist mit der Höhenkaltluft (-34 Grad in 500 hPa, -4 Grad in 850 hPa)
auch mal ein kurzes Graupelgewitter nicht ausgeschlossen. Vor allem im
Nordosten, aber auch in der Norddeutschen Tiefebene bleibt es mancherorts
komplett trocken.
Vor allem im Norden und Osten lockern die Wolken zwischendurch mal auf. An den
Höchstwerten (1 bis 7 Grad, die höchsten Werte im Nordwesten) ändert sich nur
wenig.
Modellvergleich und -einschätzung
Die synoptischen Basisfelder unterscheiden sich zwischen den vorliegenden
Modellen im Kurzfristzeitraum nur wenig.
Die größten Differenzen betreffen die Lage und Entwicklung des Höhen- bzw.
Bodentiefs in der Nacht zum bzw. am Samstag, sind vor allem für die Nordsee
durchaus von Warnrelevanz und wurden bereits im Text angesprochen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff