S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.11.2021 um 10.30 UTC

Zunächst überwiegend Hochdruckeinfluss mit meist trüben oder bedeckten
Verhältnissen. Ab Donnerstag zunehmend zyklonaler.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 27.11.2021

Dienstag … befindet sich eine Langwellentrog über Nordosteuropa und ein
Cut-Off-Tief über der Iberischen Halbinsel. Die von den Britischen Inseln zum
Balkan gerichtete Geopotentialbrücke stützt dabei den Keil eines Bodenhochs mit
Schwerpunkt bei Irland. Die auf den Norden Deutschlands übergegriffene Kaltfront
wird dabei leicht rückläufig bzw. löst sich unter Absinken zunehmend auf. Die
leichten Niederschläge zwischen Emsland und Vorpommern klingen daher im
Tagesverlauf überwiegend ab. In 850 hPa lassen sich über Deutschland nur geringe
Luftmassenunterschiede ausmachen, im Norden liegt die T850 bei knapp unter, im
Süden knapp über 0 Grad. Im Norden macht sich die Sonne bei mehrschichtiger
Bewölkung rar, im Süden scheint diese außerhalb der klassischen Regionen mit
Hochnebel zumindest zeitweise. Besonders in den höheren Lagen wird es dort
überwiegend sonnig. Die Temperaturspanne reicht von 3 Grad im Nebel und 10 Grad
an der Nordsee. Im Südwesten stellt sich Bise mit einzelnen steifen, im
Schwarzwald stürmischen Böen aus Nordost ein, im Norden gibt es an den Küsten
vereinzelte steife Böen aus West. In der Nacht zum Mittwoch überwiegen im Norden
weiterhin die Wolken, daher reicht es dort meist nicht für Frost. Im Süden ist
es vor Nebel- und Hochnebelverdichtung teils klar, daher sinkt die Temperatur
dort auf 0 bis -4 Grad. Die Windsituation bleibt erhalten, im Norden gibt es
noch wenige Tropfen.

Mittwoch … bleibt die schwache Hochdruckbrücke, die von Großbritannien nach
Osteuropa reicht, wetterbestimmend. Das Cut-Off-Tief über Spanien verlagert sich
etwas in Richtung Südfrankreich, daher kommt besonders im Süden des Landes
leichte Warmluftadvektion in Gang. Dort steigt T850 auf bis zu 8 Grad, im Norden
bleibt es bei leicht negativen Werten. Wenngleich es dabei in der mittleren
Troposphäre zu einer südlichen Überströmung der Alpen kommt, spricht das
Bodendruckfeld nicht für Föhn. Daher macht die Temperatur auch im Süden, bei
teils zähem Nebel oder Hochnebel, keine großen Sprünge. Dort werden maximal 3
bis 6 Grad erreicht, auf den Nordseeinseln kann es weiterhin bis 10 Grad gehen.
Sonne ist weiterhin bevorzugt in den höheren Lagen des Südens zu erwarten.
Wenige Tropfen gibt es im Norden an der Luftmassengrenze, sonst bleibt es
trocken. Die Bise im Südwesten schwächt sich ab, daher ist der Wind kaum
warnrelevant. In der Nacht zum Donnerstag wiederholt sich die Frostverteilung
der Vornacht mit bis zu -4 Grad im Süden und positiven Werten im Norden.

Donnerstag … bindet sich das Cut-Off-Tief wieder zunehmend in die Frontalzone
ein. Dem Norden nähert sich zudem ein Randtrog des nordeuropäischen
Langwellentroges an. Damit gibt es weiterhin den zonalen Temperaturgradienten in
850 hPa zwischen dem Norden mit bis zu 0 Grad und etwa 7 Grad direkt an den
Alpen. Dabei werden über die Alpen zunehmend etwas feuchtere Luftmassen
gesteuert, daher kommt es dort neben den Nebel- und Hochnebelfeldern auch zu
Schichtwolken im Ci-Niveau. Auch sonst überwiegen die trüben bzw. stark
bewölkten oder bedeckten Verhältnisse. Nachdem sich nun nördlich der Alpen ein
Bodentief etabliert, sind am direkten Alpenrand auch leicht föhnige Eindrücke
möglich. An den generellen Verhältnisse des Tmax ändert sich aber im Vergleich
zum Vortag kaum etwas. In der Nacht zum Freitag greifen leichte Regenfälle von
den Alpen nach Süddeutschland aus. Im Norden erreicht die an den Randtrog
gekoppelte Kaltfront das Binnenland und bringt auch dort leichten Regen. In den
dazwischenliegenden Regionen bleibt es trocken. Die Frühwerte pendeln dabei um 0
Grad.

Freitag … nehmen die zyklonalen Tendenzen deutlich zu. Der nordeuropäische
Langwellentrog greift nun auf Mitteleuropa über und bindet das Cut-Off-Tief nun
endgültig ein. Die 0-Grad-Isotherme erreicht am Abend mit der durchziehenden
Kaltfront wieder die Alpen, außerdem kommt es zu schauerartigen Niederschlägen
mit leichten Schneefällen im Bergland (Schneefallgrenze zwischen 700 und 900 m,
an den Alpen etwa 1200 m). In der Nacht zum Samstag schwächen sich die Schauer
etwas ab. Die Tageshöchstwerte kommen nun nicht mehr über 4 Grad im Süden und 8
Grad an der See hinaus, zudem sind an den Küsten weiterhin steife Böen möglich.
Die Sonne zeigt sich nur zwischendurch. In der Nacht frischt der Wind mit
Annäherung einer weiteren Kaltfront etwas auf, zeitweise kommt es dort zu
stürmischen Böen aus Südwest. Im Süden gibt es teils leichten Frost, im Norden
bleibt es frostfrei.

Samstag … verstärkt sich der Trogvorstoß nach West- und Mitteleuropa. Dabei
wird zunehmend höhenkalte Luft nach Großbritannien und die Nordsee gelenkt. Die
korrespondierende, teils okkludierte Kaltfront erreicht nun auch das Binnenland
und bringt im Nordwesten Regenfälle, im Westen und Nordwesten oberhalb von 600 m
etwas Schnee. Ansonsten ist es meist trocken. Im Süden bleibt es bei Höchstwerte
von 4 bis 6 Grad, im Norden sind präfrontal 7 Grad möglich. Der Wind bleibt an
den Küsten in Böen steif, in höheren Lagen der Alpen wird es nun teils
stürmisch.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zwischen den letzten Läufen von EZMW ist zunächst eine gute Konsistenz gegeben.
Die in der Nacht zum Dienstag auf den äußersten Norden übergreifende Kaltfront
löst sich dort auf. Nachfolgend ergibt sich eine Hochdruckrandlage bzw. eine
Brückensituation. Dabei wird im Süden etwas wärmere Luft advehiert als im
Norden. Ab Donnerstag kommt der Süden in den Einflussbereich eines Tiefs über
dem westlichen Mittelmeer und den Norden tangiert eine weitere Kaltfront.
Nachfolgend werden die Unterschiede deutlich größer. Jedenfalls wird es deutlich
zyklonaler.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums sind die Modellunterschiede
nur sehr gering. Die hochdruckgeprägte Witterung am Dienstag und Mittwoch
erscheint daher wahrscheinlich zu sein. Ab Donnerstag vergrößert das
Cut-Off-Tief über Spanien unisono den Einfluss auf Süddeutschland, während die
Kaltfront bei ICON etwas progressiver auf den Nordwesten Deutschlands
übergreift. GFS nimmt eine Zwischenposition ein, wobei dieses Modell auch eine
stärkere Tiefentwicklung über Südnorwegen simuliert. Am Freitag und Samstag
werden die Unterschiede deutlich größer, wobei der Einfluss des Höhentief auf
den Süden noch übereinstimmend gerechnet wird. Die Entwicklung der Kaltfront im
Norden wird jedoch von ICON defensiver gerechnet, wohingegen GFS das nunmehrige
Sturmtief über der Ostsee simuliert. Jedenfalls wird es etwas wechselhafter und
kühler.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Analysen der Rauchfahne stützen weitgehend die deterministischen Aussagen.
Im Süden und der Mitte ist zur Wochenmitte der Anstieg der T850 in Kombination
mit einem Geopotentialanstieg deutlich erkennbar. Am Boden wird dies aber
aufgrund der Nebel- und Hochnebelproblematik und des kaum vorhandenen
Druckgradienten kaum Auswirkungen haben. Im Norden ist der Verlauf der T850
deutlich flacher konturiert. Ab Donnerstag kommt es in allen Landesteilen zu
einem Geopotentialabbau und die KLA nimmt zu. Das Absolutniveau ist dabei im
Norden etwas tiefer als im Süden, wobei dort aber auch kältere Lösungen als der
Hauptlauf möglich sind.

CLUSTER:
+120 … +168h: Es liegen zwei Cluster vor, die fast gleichverteilt sind. Haupt-
und Kontrolllauf sind in C2. Beide Cluster simulieren weitgehend einen Atlantic
Ridge, dadurch ist der Trogvorstoß nach West- und Mitteleuropa als
wahrscheinlich anzusehen. C1 simuliert diesen etwas stärker als C2.
+192 … +240h: Die Clusteranzahl erweitert sich auf drei. Überwiegend ist
weiterhin Atlantic Ridge, bei C2 und C3 teils auch negative NAO. Haupt- und
Kontrolllauf sind in C1 mit 22 Membern. Bei diesem ist der Aufbau des
nachfolgenden Rückens über dem Ostatlantik etwas progressiver als bei C2. C3
setzt auf eine zyklonale Nordwestlage für Mitteleuropa. Das Wetter zu Beginn der
nächsten Woche wird daher deutlich durch den Langwellentrog betont sein.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Dienstag im höheren Schwarzwald einzelne stürmische Böen aus Nordost.
Am Freitag und Samstag in den Hochlagen der Alpen einzelne stürmische Böen aus
Süd.

Sonst wahrscheinlich keine signifikanten Wettererscheinungen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS und MOSMix

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri