S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.11.2021 um 10.30 UTC

Leicht unbeständig und langsam etwas kälter.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 25.11.2021

Am Sonntag wölbt sich über dem Atlantik ein blockierendes Hoch bis nach Island
und Grönland auf, an dessen Ostflanke ein Langwellentrog nach Süden vorankommt
und auf Deutschland übergreift. Allerdings tropft er dabei zur Biskaya ab, was
der Progression der vorgelagerten Kaltfront und deren Wetterwirksamkeit nicht
gerade gut tut. Sie wird verlangsamt und abgeschwächt, da sich die stärkste
Hebung auf das entstehende Höhentief konzentriert. Die Kaltfront erfasst im
Tagesverlauf Norddeutschland. In der Südhälfte hält sich wahrscheinlich
schwacher Hochdruckeinfluss mit Nebel und Hochnebel sowie Sonnenschein vor allem
im Bergland und ganz im Süden.
Am Montag zieht der Resttrog ab, gefolgt von einem Höhen- und Bodenkeil, die
sich zu uns hineinschieben. Der äußerste Norden könnte aber auch rasch wieder in
eine nordwestliche Strömung gelangen, der Süden befindet sich nahe einer
Tiefentwicklung südlich der Alpen. Ob diese, bzw. die Reste der Kaltfront dort
Niederschläge auslöst, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall liegt der große Rest
dazwischen unter Hochdruckeinfluss, wobei in der frischen, subpolaren Meeresluft
größere Auflockerungen möglich sind.
Am Dienstag hält sich der Schwerpunkt der hochreichenden Antizyklone knapp
westlich Irlands. An deren Ostseite setzt sich bei uns in der Höhe wieder eine
antizyklonale nordwestliche Strömung durch, wobei der Nordosten und Norden von
Tiefausläufern der Frontalzone über Nordeuropa gestreift werden, während die
Bodenhochdruckzone mehr zur Mitte und in die Südwesthälfte gedrängt wird.
Am Mittwoch schwenkt ein markanter und sich weiter kräftigender Trog von
Grönland aus nach Südosten und erreicht zum Tagesende die nördliche Nordsee. Das
blockierende Hoch zieht sich nach Westen zurück und liegt südlich von Grönland.
Bei uns kräftigt sich vor dem Trog der Hochdruckeinfluss sogar vorübergehend
wieder. Die eingeflossene Luftmasse ist Alterungsprozessen unterworfen, sie
kühlt etwas ab und die Nebelneigung nimmt zu.
Am Donnerstag kommt der erwähnte Trog zwar nach Südosten voran, wobei er aber
beginnt sich mehr nach Südwesten auszuweiten, was uns auf die Vorderseite des
Troges in eine südwestliche bis westliche Strömung bringt. Auf den Norden kann
derweil die Kaltfront eines Skandinavientiefs übergreifen, während der Süden ins
Umfeld eines Tiefs über Italien gelangt, dazwischen wäre dann kompensatorisches
Absinken mit eher ruhigem Wetter zu erwarten allenfalls leicht
unterdurchschnittlichen Temperaturen.
In der erweiterten Mittelfrist breitet sich der Langwellentrog über Europa
weiter aus und verschiebt die Frontalzone nach Südeuropa. Bei Zufuhr kalter
Meeresluft stünde dann wechselhaftes, in tiefen Lagen nasskaltes, im Bergland
winterliches Wetter an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die letzten Läufe simulieren die ersten Tage der Mittelfrist, etwa bis Montag,
Dienstag noch recht gut übereinstimmend. Die Abläufe haben sich in der aktuellen
Lösung zwar etwas beschleunigt, ansonsten finden sich die Strukturen wieder,
sodass die Konsistenz bis dahin als gut eingeschätzt werden kann. Danach wird
der Kaltluftvorstoß aber verzögert und eher nach Westen hin gerichtet simuliert,
was uns vorübergehend sogar wieder Zwischenhocheinfluss bis in den Norden
bescheren könnte, bevor zum Ende der Trog näherkommt. Die Entwicklung wird
spätestens ab Mittwoch sehr unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die betrachteten Modelle zeigen schon zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag
einige Unterschiede. So lässt GFS die Kaltfront rascher nach Süden vorankommen
und zeigt sie mittags schon über Süddeutschland. ICON liegt etwa auf Linie der
Europäer. Am Montag ähneln sich die Modelle dann wieder mehr, während zum
Dienstag die Hochdruckbrücke im ICON und GFS stabiler über Norddeutschland zu
finden ist, als beim IFS, dass sie nach Südwesten zurückweichen lässt.
Was die Austrogung zum Ende angeht, stellt IFS das Schlusslicht dar. Vor allem
GFS simuliert den Trog viel schneller bei uns mit der vorgelagerten Kaltfront
schon am Mittwoch über Norddeutschland. Die Vorhersage wird auch aus dieser
Sicht unsicher und im Verlauf der Mittelfrist ist, prognostisch gesehen, also
„Vorsicht die Mutter des Porzellanladens“.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Lösungen der Ensemblerechnungen stützen anhand der Rauchfahnen diverser
deutscher Städte die Aussagen der ungestörten Läufe. Vor allem die Kurvenschar
des Geopotentials verläuft eng gebündelt und fächert erst in der erweiterten
Mittelfrist deutlicher auf. Dabei zeigt sich gut ein Wellenmuster mit der
Passage des ersten Troges zum Wochenwechsel und dem stärkeren Geopotentialabfall
zum Ende, den das Gros der Ensembles also mitträgt. Das Temperaturniveau soll
sich in der unteren Troposphäre im Verlauf der Mittelfrist auf ca. -2 bis -8°C
einpendeln, auch wenn hier ein deutlicherer Spread gegeben ist.
In der Clusterung werden im ersten Zeitschritt (bis +96h) 3 Cluster, dann (bis
+168h) 4 Cluster und in der erweiterten Mittelfrist 5 Cluster gebildet.
Auffällig ist der immer vorhandene blockierende Höhenrücken über dem
Nordatlantik. Ebenso fällt aber auch auf, dass die Lage östlich davon, also im
Bereich des Troges sehr unterschiedlich beurteilt wird.
Tendenziell weitet sich dieser zwar nach Süden aus und drängt das Hoch nach
Westen zurück, wie genau und in welchem Tempo das abläuft, ist unklar.
Zum Ende sehen uns die meisten Lösungen aber unter einem Trog, dessen Geometrie
und Lage aber nach wie vor reichlich Platz für Spekulationen lassen. Auf jeden
Fall wird es sukzessive wechselhafter und im Bergland im Laufe der nächsten
Woche vielleicht auch Winter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikante Wettererscheinungen sind mittelfristig eher Mangelware. Lediglich
an den Küsten frischt der meist westliche Wind zeitweise auf, mehr als steife
Böen, zum Ende hin exponiert auch stürmische Böen springen nicht heraus. Signale
auf markante Entwicklungen sind nirgends zu finden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), Mos

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner