S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.11.2021 um 10.30 UTC

Leicht unbeständig mit Wind vor allem an den Küsten und auf den Bergen.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 24.11.2021

Am Samstag liegt Deutschland nach Süden hin unter Hochdruckeinfluss, der von
einem Höhenkeil, ausgehend vom Mittelmeer bis nach Süddeutschland, gestützt
wird. Die Nordhälfte findet sich im Randbereich der leicht mäandrierenden
Frontalzone über Nordeuropa wieder, wobei im Tagesverlauf der Warmsektor eines
über den Skagerrak nach Osten ziehenden Wellentiefs übergreift. Bei guter
Durchmischung werden in milder Meeresluft dort mehr als 10 Grad erwartet,
während über Süddeutschland bodennah die Luft etwas abkühlt und die 10°C meist
nicht erreicht werden. Dazu weht im Norden mäßiger bis frischer Westwind, an den
Küsten bei recht ordentlichem Gradienten teilweise mit stürmischen Böen, auf dem
Brocken mit Sturmböen.
Am Sonntag zieht das Tief zum Baltikum, die zugehörige Kaltfront greift aber nur
langsam auf Norddeutschland über, da der nachfolgende Trog sich stark
amplifiziert und über die Britischen Inseln zur Biskaya hin abtropft. Die leicht
antizyklonale Höhenströmung dreht über Mitteleuropa nach West bis Südwest
zurück, was der Progression alles andere als gut tut.
Die Kaltfront schwächt sich derweil auch ab, da kräftiger Druckanstieg vom
Nordatlantik rasch wieder einen Hochkeil nach Nordeuropa vorstoßen lässt. Die
Temperaturen sinken in der einströmenden subpolaren Meeresluft in 850 hPa im
Norden auf etwas unter 0°C, während tags zuvor im Südwesten noch fast 10°C in
diesem Niveau erreicht wurden.
Am Montag entfernt sich das aus dem Trog hervorgegangene Höhentief etwas nach
Südwesten, während über die Nordsee ein Höhenkeil zu uns vordringt. Dieser
stützt die weitgehend zonale Bodenhochdruckzone, die sich nach Norddeutschland
hinein ausweitet. Die Reste der Kaltfront über Süddeutschland lösen sich auf.
Kräftiges Absinken ermöglicht in der frischen Meereskaltluft vor allem über der
Nordhälfte etwas größere Sonnenanteile. Werte zwischen 0 und -6°C in 850 hPa
lassen landesweit nur einstellige Maxima zu.
Am Dienstag schwächt sich die Hochdruckzone über Norddeutschland schon wieder
deutlich. Schuld daran sind die von Norden her südwärts ausgreifende Frontalzone
und das Höhentief über Südwesteuropa, das den Bodenluftdruck auch von Frankreich
her wieder fallen lässt. Über den Alpen könnte es leicht föhnig werden,
ansonsten passiert wettertechnisch nicht viel. Im Norden ist die Frontalzone
noch zu weit weg, um an den Küsten eine merkliche Windzunahme auszulösen.
Am Mittwoch kommt es innerhalb der Frontalzone zu einer neuerlichen Austrogung
über Nordeuropa, in deren Zusammenhang eine nächste Kaltfront den Norden
erfassen könnte, während ganz im Süden ein Mittelmeertief seine Kreise zieht.
Dazwischen stützt kompensatorisches Absinken die Reste der Hochdruckzone.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist über das Wochenende hinaus recht
gut. Leichte Unterschiede betreffen die kurzen Wellen und halten sich im
mittelfristtypischen Rahmen. Ab etwa Dienstag laufen die letzten Lösungen
stärker auseinander. Im gestrigen 00z Lauf wurde ein Trogvorstoß nach Osteuropa
gerechnet, der mit einem Streifschuss eine Kaltfront nach Deutschland hinein
befördern sollte. Das passiert nun zeitlich verzögert und weiter westlich,
weshalb die Kaltfront erst am Mittwoch über die Nordsee naht.
Für die erweiterte Mittelfrist kann von Konsistenz nicht mehr die Rede sein. Von
einer (nass)kalten Troglage über eine Westlage bis hin zu einer milden
Südströmung hatten die letzten Läufe alles in petto; belastbare Aussagen sind
zumindest aus dieser Warte kaum möglich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Schon ab Sonntag zeigt der Modellvergleich erkennbare Unterschiede. Während ICON
noch einigermaßen auf IFS Linie liegt, zeigt GFS einen kräftigeren Höhentrog von
Nordwesten her und eine dynamischere, wetteraktive Kaltfrontpassage. Danach
verstärkt sich der Hochdruckeinfluss in allen Modellen wieder, die Lage und
Geometrie der Strömung sieht aber jeweils anders aus. Die Lage zum Ende der
Mittelfrist wird aus Sicht des Modellvergleichs sehr unsicher. ICON simuliert
eine milde Trogvorderseite über Mitteleuropa, während GFS einen Hochkeil über
uns positioniert mit erheblichem Temperaturgradienten über Deutschland in 850
hPa und einer Milderung von Südwesten her.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles
weitgehend die Aussagen der beiden ungestörten Läufe. Der Spread im
Geopotentialverlauf ist bis Mitte der nächsten Woche recht gering, für die
Temperatur in 850 hPa zwar etwas größer, aber immer noch überschaubar. Dabei
gehen die Geopotentialwerte und die Temperaturen in der unteren Troposphäre ab
nächsten Dienstag kontinuierlich zurück.
Die Niederschlagssignale passen in etwa zu dem schon beschriebenen Ablauf.
Erst zum Ende deuten die Ensembles ein rascheres Ende des Hochdruckeinflusses
an, in dem sie schon am Mittwoch auch über den mittleren Landesteilen
Niederschläge aufkommen lassen.

Für die beiden Zeiträume bis +168h werden jeweils 3 Cluster gebildet, mit dem
Hauptlauf in Cluster 1. Alle Cluster zeigen den Höhenrücken über dem
Nordatlantik und einen Trog über Nord- und Nordosteuropa. Davor zeigt sich bis
Mittwoch sogar ein schwacher Keil zu uns hin, der dann jeweils anders aussieht.
Das bietet zumindest das Potential für einen Kaltluftausbruch nach Süden hin,
der dann in der erweiterten Mittelfrist auch simuliert wird. Die 4 Cluster
behalten das Muster „atlantischer Rücken“ im Wesentlichen bei und lassen den
östlichen Trog nach Südwesten bis Süden ausweiten. Allerdings in erheblich
abweichender Stärke und in verschiedener Konfiguration der Strömung, sodass
neben nasskaltem Wetter und Berglandwinter deutlich mildere Lösungen nicht vom
Tisch sind und die Entwicklung aus dieser Sicht unsicher bleibt.

Die Ensembles des GFS stützen übrigens den entsprechenden Hauptlauf kaum und
tendieren eher zum Verhalten der europäischen Ensembles.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

An signifikantem Wetter steht mittelfristig vor allem der Wind an der See und im
höheren Bergland auf der Karte, der aber auch dort nicht wirklich „Bäume
ausreißt“. Auf eine markante Sturmlage sind weder in den Ensembles noch im EFI
Hinweise vorhanden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), Mos

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner